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Was für eine Neugierde treibt Sie, mein Freund, meine Urtheile über des Descartes Schrift von der Methode zu wissen? Unser ganzer Brief= wechsel wird verdorben werden, wenn Sie noch mehr dergleichen ernsthafte Fragen an mich thun. Werden Sie wohl das Herz haben in's Künftige mehr eine Zeile von meiner Hand Ihre Schäferinnen lesen zu Lassen, werden Sie ihre Spöttereien beantworten und mir zumuthen können, daß ich Ihnen so oft als sonst schreiben soll? Diese Schwierig= keiten sind wichtig genug, und ich zweifle nicht, daß Sie selbige selbst einsehn werden. Ist Ihnen nichts an den Empfindungen der Freundschaft,

der Jugend, der Freude, des Wißes mehr gelegen, die wir zu Grundsäßen unseres Umganges und unserer Sittenlehre gemacht haben? Glau= ben Sie mir, ich habe diesen Brief, ich weiß nicht mit was für einer Ernsthaftigkeit und gelehrten Schwermuth angefangen, die Sie gewiß anstecken wird. Ich, mein Freund, der ich sonst den Grosset oder den Gellert um mich gehabt habe, wenn ich an Sie schrieb, muß jetzt den Descartes vor mich legen. Es ist mir dabei zu Muthe, als wenn ich eine Leichenrede oder eine Sathre auf Sie machen sollte. Sie sehen, daß ich mich auf Ihre Verantwortung zu dieser Arbeit fertig gemacht. Den> ken Sie an unsern lieben Freund * * * der so gut gewesen ist, mir seine grüne Brille dazu zu leihen; ich verspreche mir gute Dienste von ihr.

Ohngeachtet Descartes das Schicksal mit seiner Weltweisheit hat, das Gellert uns in seiner Erzählung vom Hute lehrt; so ist man doch so gerecht, diesen Franzosen zu den größten Geistern in dieser Wissen= schaft zu zählen. Er verdient die Ehre, als ein Großvater der neuern Philosophie angesehen zu werden. Seine Abhandlung von der Lehrart ist angenehm zu lesen und vielleicht die scharfsinnigste unter seinen Schriften. Sie ist gleichsam eine Geschichte seiner Vernunft; wiewohl er seinen klügsten Lesern erlaubt hat, sie als einen Roman derselben anzusehn.

Er hat darin mit vieler Kunst und Scharfsinnigkeit eine Schußschrift für seine Philosophie anzulegen gewußt; eine gewisse bescheidene und aufrichtige Denkungsart, deren er sich geschickt zu bedienen weiß, thut ihm zu seinen Absichten die besten Dienste. Die Beschreibung, die er von sich macht, sieht so einfältig und einem wahren Weltweisen so ähnlich aus, daß man durch einen Beifall des Herzens bestimmt wird, ihn zu seinem Anführer zu erwählen. Ein Mann, der von sich bekennt, daß er schon in seiner Schule ein Zeugniß eines fähigen Kopfes von seinen Lehrern erhalten hat, der in den Büchern der neuern Zeit und des Alterthums, der in allen Hauptwissenschaften bewandert ist,') der mit einer Liebe der Wahrheit geboren zu sein scheint, dem diese Nei= gung an allen seinen Einsichten ein Mißtrauen und eine Unzufriedenheit damit einflößt, der endlich durch Lesen, Nachdenken, Reisen und Forschen ohne Vorurtheil dieselbe gesucht, und den Weg dazu gefunden zu haben vorgiebt; ich sage, ein Mann, der unserer Eitelkeit zum Besten uns die Schwierigkeiten verständlich erzählt und endlich die einfältigsten Gründe

1) Cum autem nihil aliud promittam quam historiae, vel si malitis, fabulae narrationem. ect. (Hamann.)

entdeckt und sich hierbei auf die innern Empfindungen und natürlichen Begriffe unserer Seele beruft, verdient, von dem ganzen menschlichen Geschlechte gehört zu werden. Wenn sich Descartes in diesem Gemälde von sich selbst nicht geschmeichelt hat, so glaube ich, daß man niemand in der Geschichte finden wird, der zur Weltweisheit geschickter und einem wahren Weltweisen ähnlicher gewesen ist. Was soll man also mit dieser Wissen= schaft, von der uns alle Welt so viel vorspricht, und die so wandelbar ist, daß sie mehr in der Mode als in der Vernunft ihren Grund zu haben scheint? Haben wir für das Lehrgebäude, das jest herrscht, nicht eben so viel zu fürchten, das täglich geflickt, täglich gestüßt, von den meisten Gelehrten vertheidigt, von einigen verachtet, von andern verlacht und von wenigen unpartheiisch untersucht worden? Der Descartes fängt seine Methode mit vielen scharfsinnigen Betrachtungen an, die einem Erfinder einer ganz neuen Weltweisheit und ihm insbesondere zu statten kommen; die wichtigste ist aus einer Beobachtung derjenigen Werke her= geleitet, an denen viele Köpfe und Hände gearbeitet haben, er erläutert die= felbe ziemlich weitläuftig aus der Geschichte und gebraucht die Vorsicht, die Anwendung, die man davon auf ihn machen soll, seinen Lesern auf der schwächsten Seite zu zeigen. Er scheint vielmehr selbige zu einer bloßen Erläuterung desjenigen Weges, den er seine Vernunft zur Wahr= heit gehn gelehrt hat, (zu benußen). Sie werden die Wahrheit der Philosophen, mein Herr, so gut als das Gewissen der Theologen zu erklären verstehn. Damit Ihnen die Zeit über dieser Untersuchung nicht gar zu lang wird, so will ich Ihnen noch etwas von dem Wege sagen, den Descartes zu seiner Philosophie gefunden hat. Von seinen Bemühungen habe ich geredet, die er sich gab, der Wahrheit zur Ehre und die alle vergeblich waren; er wurde darüber zum vernünftigen Zweifler, der sich ganze Tage verschloß, nachzuforschen. Er kam auf den Einfall, seine Seele von allen Begriffen bloß zu machen, weil er fie für ungewiß und falsch hielt, und sie ihm zur innern deutlichen Erkenntniß hinderlich zu sein schienen. Sie müssen ihn nicht dem Knaben mit dem Fernglas in einer gewissen Fabel vergleichen, sondern vielmehr diesen Anschlag für eine Wirkung einer philosophischen Verzweiflung ansehn, deren Ausführung vielen verdächtig vorkommen möchte. Dieser Franzose giebt selbst etwas Heldenmäßiges und Außerordentliches hierin zu, wenn es nicht jedermann glücken würde gleich als ihm. Descartes hätte vielleicht eine gleiche Vorsicht bei seiner Neigung nöthig gehabt, und er hatte ohne Zweifel Unrecht, bloß gegen seine falschen Begriffe so mißtrauisch zu sein.

Diese Anmerkung bringt mich auf ein Geheimniß seiner Methode, welches ihm gleichwohl nicht so wichtig geschienen, dasselbe unter die Hülfsmittel seiner neuern Vernunftlehre zu seßen, weil er solches nämlich mit mehreren Philosophen gemein hat. Ich will es Ihnen, mein Herr, weil uns an demselben viel gelegen ist, zu erklären suchen. Bei der Ungewißheit oder Unwissenheit, die sich dieser Weltweise über die herrschenden Lehren seiner Zeit hatte merken lassen, gab er ohne seine Schuld, wie er sagt, zu den Muthmaßungen bei vielen Leuten Anlaß, daß sie bei ihm eigne Grundfäße und andere Begriffe zum Voraus seß= ten. Er hielt es daher für seine Pflicht, diese gute Meinung, die man von ihm hatte, wahr zu machen, und diese Triebe können zu dem glücklichen Erfolge seiner Erfindung mehr Antheil gehabt haben als seine Methode.

Anlage C. zu Seite 202.

Mein Herr!

Da die Druckerei in Mainz und zugleich der Bücherhandel in Frankfurt am Main beträchtlich wurde, hat der Erzbischof Berthold, ein ge= borner Graf von Henneberg Ascher Hartenburg oder Reinhold im Jahre 1486 meines Wissens die erste Verordnung wegen Bücher-Censur ge= macht und vermöge derselben in Mainz vier Professores aus den vier Facultäten zu Cenforen ernannt; in Frankfurt am Main aber einem Geistlichen diese Verrichtung aufgetragen und den Stadtmagistrat daselbst erinnert, ihm einige Doctores der Rechte zur Gesellschaft zu geben.

Sobald die Päpste den Vortheil einsahen, den sie durch diesen Weg erhalten konnten, haben sie die ganze Direction der Büchercensur an fich zu ziehen getrachtet. Daher sie in verschiedenen Concilien darauf gedrungen, daß man überall, wo Druckereien wären, Büchercenfores sezen möchte.

Alexander VI. hat im Anfange des sechszehnten Jahrhunderts, um die Einigkeit des Glaubens zu erhalten, den Buchdruckereien bei Strafe des Bannes verboten, Bücher ohne Prüfung der Bischöfe zu drucken.

In dem fünften Lateranensischen Concilio, welches im Jahre 1515 gehalten worden, hat Leo X. die Aufsicht über alle zu druckenden Bücher in Rom seinem Statthalter oder Oberceremonienmeister, in andern Städten aber den Bischöfen oder dem, dem der Bischof solches anver= trauen würde, aufgetragen und die Uebertreter dieser Verordnung mit großen Strafen belegt.

In dem Tridentinischen Concilio ist dieses Gebot nochmals wiederholt und bestätigt worden. Sixtus V. hat einem besondern Collegio, so den Namen führt Congregatio S. officii oder Congregatio sancta indicis librorum das Urtheil über Bücher in Rom aufgetragen, in den übrigen Städten es auf dem alten Fuß gelassen.

Auf solche Weise ist die ganze Büchercensur in die Hände der Geistlichkeit gerathen, und diese hat ihre Sorgfalt nicht nur über die Bücher, so ge= druckt werden sollten, sondern auch über die bereits gedruckten, und zwar oftmals mit der größten Unbilligkeit erstreckt, indem sie alles, was der Hoheit des päpstlichen Stuhles und den Vorzügen der Clerisei geschmei= chelt, wenn es gleich von Seiten der Moral noch so tadelnswürdig ge= wesen, hat durchgehen lassen, hingegen alles, was ihrem einmal an= genommenen Lehrgebäude zuwider geschrieben wurde, mit einer ziemlichen Härte verdammt hat. Mehr Absicht auf das erste und weniger Partheilichkeit in Ansehung des leßten würde das Ansehn eines Censors ehrwürdiger gemacht haben. Allein so sind Bücher, worin die unfläthigsten Zoten enthalten, als Sanchez de S. matrimonii sacramento und wodurch das theure Leben der Landesherren verruchten Bösewichtern Preis gegeben wurde, als Mariana de institutione Regis, Rossaeus') de justa Republicae christianae in Reges impios et haereticos auctoritate u. a. m. der Strenge der Censur entgangen; wiederum ganz unschuldige Schriften entweder dem Scheiterhaufen übergeben oder in das Verzeichniß verbotener Bücher gesezt und an den Ort der Vaticanischen Bibliothek, welcher Infernus heißt, verwiesen oder verstümmelt gedruckt worden.

Ein solch wunderliches Schicksal haben Hugo Grotius de jure belli et pacis, Balduini Constantinus M., Rittershusii differentiae Juris civilis et canonici, Ejusdem Novellarum methodica expositio, Schneiderini Commentarius in Institutiones, Zasii opera, Hellegeni Dorillus enucleatus, Novizani Silva nuptialis

1) Wilhelm Gifford.

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