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plastischer Formen, sondern ein Vater feuriger Geister zeigt sich im ganzen Werk." Ueber das Verhältniß beider Offenbarungen zu einander spricht sich Hamann so aus: „Das Buch der Schöpfung enthält Exempel allgemeiner Begriffe, die Gott der Kreatur durch die Kreatur; die Bücher des Bundes enthalten Exempel geheimer Artikel, die Gott durch Menschen den Menschen hat offenbaren wollen." Durch die stumme Sprache der Natur antwortet sie gleichsam den Bittenden: Rede, daß ich dich sehe!) Denn dieser Wunsch wurde durch die Schöpfung erfüllt, die eine Rede an die Kreatur durch die Kreatur ist; denn ein Tag sagt's dem andern und eine Nacht thut's kund der andern. Ihre Losung läuft über jedes Klima bis an der Welt Ende, und in jeder Mundart hört man ihre Stimme."

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„In der Bibel, sagt Hamann, finden wir eben die regelmäßige Unordnung, die wir in der Natur entdecken." Daher bieten beide den Forschern analoge Schwierigkeiten, die nur dem erleuchteten Auge schwinden wie die Nebel vor der Sonne. Nothing this world unriddles but the next. (Young n. th.)

"Beide Offenbarungen, bemerkt er, müssen auf eine gleiche Art in unzähligen Fällen gegen die größten Einwürfe gerettet werden, beide Offenbarungen erklären, unterstüßen sich einander und können sich nicht widersprechen, so sehr es auch die Auslegungen thun mögen, die unsere Vernunft darüber macht. Es ist vielmehr der größte Widerspruch und Mißbrauch derselben, wenn sie selbst offenbaren will. Ein Philosoph, welcher der Vernunft zu gefallen das göttliche Wort aus den Augen seßt, ist in dem Fall der Juden, die desto hartnäckiger das neue Testament verwerfen, je fester sie an dem alten zu hangen scheinen. An diesen wird die Prophezeihung erfüllt, daß dasjenige ein Aergerniß und eine Thorheit in ihren Augen ist, was zur Bestätigung und zur Erfüllung ihrer übrigen Einsich

1) Bekanntlich ein Wort des Socrates.

ten dienen sollte. Die Naturkunde und Geschichte sind die zwei Pfeiler, auf welchen die wahre Religion beruht. Der Unglaube und der Aberglaube gründen sich auf eine seichte Physik und und seichte Historie. Die Natur ist so wenig einem blinden Ungefähr oder ewigen Geseßen unterworfen als sich alle Begebenheiten durch Charactere und Staatsgründe aufschließen lassen. Ein Newton wird als Naturkundiger von der weisen Allmacht Gottes, ein Geschichtschreiber von der weisen Regierung Gottes gleich stark gerührt werden.“ „Die Natur ist herrlich; wer kann sie übersehen? wer versteht ihre Sprache? Sie ist stumm, fie ist leblos für den natürlichen Menschen. Die Schrift, Gottes Wort, ist herrlicher, ist vollkommner, ist die Amme, die uns die erste Speise giebt und uns stark macht, allmählich auf unsern eignen Füßen zu gehn.“

Gott hat sich durch Menschen den Menschen offenbart. Diese Offenbarung aber beschränkt sich so wie auch die Offenbarung durch die Natur nicht auf Juden und Christen, denen das Wort Gottes anvertraut wurde. Er ist auch der Heiden Gott und hat auch unter ihnen von Zeit zu Zeit Männer erweckt, die ihnen wenn auch nicht das volle Licht der Wahrheit anzündeten, doch einen Schimmer davon, so weit sie denselben fassen konnten, mittheilten. Es hat auch unter den Heiden göttliche Menschen gegeben, die eine ähnliche Mission für diese hatten, wie die Propheten für die Juden. Hamann sagt sogar: „Die Heiden find große Propheten." Giebt doch auch selbst der große Apostel der Heiden einem ihrer Dichter diesen Ehrentitel. Die Wolke dieser Zeugen sollen wir daher nicht verachten, wenn wir uns auch vor Ueberschäßung derselben in Acht nehmen müssen. „Denn was waren die weisesten Heiden besser als Menschen, die rückwärts gingen?" sagt Hamann. „Ihre Gesichter waren abgekehrt, daß sie die Blöße ihres Vaters nicht sehen konnten. Sie hatten keine Erkenntniß von der Größe der Schande, von der Tiefe des Elends, worin die menschliche Natur verfallen war."

An dem glänzendsten Beispiele, dem weisesten unter den

Weisen Griechenlands, sucht Hamann in seinen Sokratischen Denkwürdigkeiten diesen göttlichen Beruf nachzuweisen: Mit großem Scharfblick weiß er uns in feinen, charakteristischen Zügen das Bild der Zeit- und Landesgenossen des großen Philosophen vor die Seele zu führen. Er weist dabei auf ein Gemälde des Parrhasius hin, wo dieser die Absicht hatte, auf finnreiche Weise das Volk der Athener zu zeichnen. Er wollte es nämlich in seiner Veränderlichkeit, seinem Jähzorn, seiner Ungerechtigkeit, Unbeständigkeit, und wiederum als erbittlich, gütig, mitleidig, hochmüthig, ruhmredig, niederträchtig, tollkühn, furchtsam und als alles dieses zugleich zeigen. Zur Vervollständigung dieses Bildes fügt Hamann noch mehrere Charakterzüge hinzu und bemerkt: „Ein solches Gemälde des Jahrhunderts und der Republik, worin Socrates lebte, würde uns zeigen, wie künstlich seine Unwissenheit für den Zustand seines Volkes und seiner Zeit und zu dem Geschäfte seines Lebens ausgerechnet war." Es ist ein großer Genuß, in diesem Blick diese Schrift, welche Hamann als den Anfang seiner Autorschaft betrachtet haben will, zu lesen und sich an der treffenden Charakteristik des Socrates, den er gleichsam von den Todten erstehen läßt, der tiefsinnigen Durchführung seiner Idee und an seinen Herz und Geist erhebenden Bemerkungen zu erquicken und zu erfreuen. Hamann hatte bekanntlich, als er die Socratischen Denkwürdigkeiten schrieb, den Plato noch nicht gelesen. Um so mehr muß man sein prophetisches Genie bewundern, wodurch er gleichsam vorahnend des Socrates Eigenthümlichkeit in ihrem tiefsten Grunde zu erfassen vermochte.

Man kann sich seine Freude lebhaft denken, als er beim spätern Lesen des Plato, der ihn im Innersten erregte und hinriß, dies zuerst entdeckte. Seine reichen Citate aus dem Plato beweisen dies auch uns, indem sie an so manche Stellen der Denkwürdigkeiten auf das Lebhafteste erinnern.1) Um die Grund

1) Eben der Wichtigkeit dieser Citate wegen, die von Hamann oft sehr unbestimmt angegeben sind, lassen wir eine Uebersicht sämmtlicher Anführungen Hamann's mit genauer Angabe, wo sie zu finden sind, im Anhange unter Anlage A. folgen.

tendenz dieser Schrift kurz anzudeuten, bedienen wir uns Hamann's eigner Worte: „Kurz, Socrates lockte seine Mitbürger aus dem Labyrinthe ihrer gelehrten Sophisten zu einer Wahrheit, die im Verborgenen liegt, zu einer heimlichen Weisheit,1) und von den Gößenaltären ihrer andächtigen, staatsklugen Priester zum Dienst eines unbekannten Gottes.2) Plato sagte es den Athenern in's Gesicht, daß Socrates ihnen von den Göttern gegeben wäre, sie von ihren Thorheiten zu überzeugen und zu seiner Nachfolge in der Tugend aufzumuntern. Wer den Socrates unter den Propheten nicht leiden will, den muß man fragen: Wer der Propheten Vater sei? und ob sich unser Gott nicht ein Gott der Heiden genannt und erwiesen?3)

„Plato macht die freiwillige Armuth des Socrates zu einem Zeichen seiner göttlichen Sendung. Ein größeres ist seine Gemeinschaft an dem legten Schicksale der Propheten und Gerechten."4)

Hier mag noch eine Stelle folgen, woraus hervorgeht, wie groß sich Hamann die Aehnlichkeit zwischen den Zeugen der göttlichen Offenbarung mit den Sendboten Gottes an die Heiden dachte. Er schreibt: „Könnte man nicht von Socrates, wenn er sich auf seinen Schußgeist bezog, eben das sagen, was von Petrus steht: er wußte nicht, was er sagte3) oder von Caiphas, der prophezeihte und göttliche Wahrheiten verkündigte,®) ohne daß er, noch seine Zuhörer das Geringste von dem wahrnahmen, was Gottes Geist durch ihn redete?"

Einige merkwürdige Aussprüche Hamann's in Bezug auf die Offenbarung durch die Natur und die Erweisungen Gottes

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3) Röm. 3, 29. Wir können es nicht unterlassen, hier auf eine Schrift Menkens „Blicke in das Leben des Apostel Paulus“ (Schr. Bd. 3.) hinzuwei= fen, weil sie, in verwandtem Geiste mit Hamann, Verhältnisse berührt, die mit den angegebenen ein gleichartiges Interesse erwecken.

4) Matth. 23, 20. (Hamann.)

5) Marc. 9, 6. 6) Joh. 12, 50.

an die Heiden durch göttliche Gesandte mögen diesen Abschnitt schließen:

Natur und Geschichte sind die zwei großen Commentarii des Göttlichen Wortes, und dieses hingegen der einzige Schlüßsel, uns eine Erkenntniß in beiden zu eröffnen. Was will der Unterschied zwischen natürlicher und geoffenbarter Religion sagen? Wenn ich ihn recht verstehe, so ist zwischen beiden nicht mehr als der Unterschied zwischen dem Auge eines Menschen, der ein Gemälde sieht ohne das Geringste von der Malerei und Zeichnung oder der Geschichte, die vorgestellt wird, zu verstehen, und dem Auge eines Malers; zwischen dem natürlichen Gehör und dem musikalischen Ohr.“

Gottes Absicht ist gewesen, keinem andern, als Gläubigen, als wahren Christen, durch sein Wort zu gefallen. Der Ungläubige geht ihn nichts an, er mag so einfältig oder so gelehrt sein, als er will, er ist versiegelt für ihn; der Gläubige allein ist sein Vertrauter; er läßt sich schmecken von dem einfältigsten und dem tiefsinnigsten Verstande mit gleicher Wollust, mit gleichem Maße, mit gleichem Reichthum himmlischer Wahrheit und übernatürlicher Gnade.

Der kleine Buchstabe H redet zu den kleinen Propheten zu Böhmisch Breda, den Berliner Nicolaiten: „Der unsichtbare und folglich euch unbekannte Gott ist freilich der Vater der Vernunft und Religion, die aber Geist und Wahrheit, euren Sinnen daher eben so verborgen sind als der unsichtbare und folglich euch unbekannte GOTT.“

„Ihr rühmt euch, Gott zu kennen; wie seid ihr zu dieser rühmlichen Erkenntniß gekommen? Durch Betrachtung seiner Werke. Woher wißt ihr, daß diese Werke ihn besser kennen als ihr selbst, und sind sie nicht weit unfähiger als ihr selbst dieser hohen Offenbarung und euch solche mitzutheilen ?"

Blinde Heiden haben die Unsichtbarkeit erkannt, die der Mensch mit Gott gemein hat. Die verhüllte Figur des

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