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Leibes, das Antliß des Hauptes und das Aeußerste der Arme find das sichtbare Schema, in dem wir einhergehn, doch eigentlich nichts als ein Zeigefinger des verborgenen Menschen in uns;

Exemplum DEI quisque est in imagine parva.1)

Der Heide, der Philosoph erkennt die Allmacht, die Ho heit, die Heiligkeit, die Güte Gottes; aber von der Demuth seiner Menschenliebe weiß er nichts. Als ein schöner Stier, als ein Adler, Schwan und güldener Regen theilte sich Jupiter seinen Buhlerinnen mit.

Cum dio et die fehrt sich alles um: was jezt hell ist, wird Nacht, und das Schwarze der Dämmerung steigt zum vollen Mittage, der alles erleuchtet.

Doch schließen wir diesen Abschnitt mit dem höchsten Glanzpunkte der göttlichen Offenbarung :

„Nachdem Gott durch Natur und Schrift, durch Geschöpfe und Seher, durch Gründe und Figuren, durch Poeten und Propheten sich erschöpft und aus dem Othem geredet hatte, so hat er am Abend der Tage zu uns geredet durch Seinen Sohn gestern und heute! bis die Verheißung seiner Zukunft nicht mehr in Knechtsgestalt auch erfüllt sein wird."

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b) Schöpfung. Schöpfung des Schauplages und Schöpfung des Menschen. Gottes unsichtbares Wesen. Vorsehung. Ursprung des Bösen. Der Mensch und der Menschensohn.

Die Geschichte der Schöpfung ist für Hamann ein Gegenstand vielfachen Nachdenkens gewesen, dennoch sind alle dies Thema speciell behandelnden Auffäße nur Fragmente geblieben und auch diese nicht auf uns gekommen. Origines schreibt er an Herder, war ein kleiner Versuch, den ich nach den Socratischen

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1) Manilius Astron. Lib. IV. (Hamann.)

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Denkwürdigkeiten schreiben wollte. Ich weiß aber nichts mehr davon. Der Muth, daran zu schreiben, ist mir ganz entfallen, aber die Idee liegt mir noch immer im Gemüth." Deshalb nahm er auch hernach an Herder's Aelteste Urkunde des Menschengeschlechts" so lebhaften Antheil, wie seine Prolegomena 1) beweisen. Wenn nun auch Hamann diesem Gegenstande keine besondere Schrift gewidmet hat, so spricht er sich doch an verschiedenen Stellen bestimmt genug darüber aus. Auch die Schöpfung ist nach ihm ein Werk der höchsten Demuth Gottes. Gott schuf Stoff und Form, schreibt er, das Dasein und die Bestimmung desselben, daß Nichts Etwas wird und dieses Et= was alles, was er will. Wie könnten wir das in Worten ausdrücken, was wir nicht im Stande sind, uns im Geringsten vorzustellen? Wir müssen uns hier als solche ansehn, denen der Sinn des Gehörs in der Geburt versagt ist, und die man mit vieler Mühe gewisse Wörter aussprechen lehrt, deren Eindruck sie selbst nicht vernehmen.“ „So sehr er sich heruntergelassen, uns das wenige, was uns davon zu verstehen möglich, nöthig und nüßlich ist, zu offenbaren, so übersteigt es gleichwohl unsere Denkungskräfte."

„Ich wundere mich, schreibt er an Kant, wie es dem weisen Baumeister der Welt hat einfallen können, uns von seiner Arbeit bei dem großen Werk der Schöpfung gleichsam Rechenschaft abzulegen, da kein kluger Mensch sich leicht die Mühe nimmt, Kinder und Narren über den Mechanismus seiner Handlungen flug zu machen. Nichts als Liebe gegen uns Säuglinge der Schöpfung hat ihn zu dieser Schwachheit bewegen können.

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„Wie würde es ein großer Geist anfangen, der einem Kinde, das noch in die Schule ginge, oder einer einfältigen Magd von seinen Systemen und Projecten ein Licht geben zu wollen? Daß es aber Gott möglich gewesen, uns zwei Worte über den

1) Schr. IV. 181.

Ursprung der Dinge vernehmen zu lassen, ist unbegreiflich; und die wirkliche Offenbarung darüber ein eben so schönes Argument seiner Weisheit als ihre scheinende Unmöglichkeit ein Beweis unsers Blödsinns."

„Ein Weltweiser lieset aber die drei Kapitel des Anfangs mit eben solchen Augen wie jener gekrönte Sterngucker. 1) Es ist daher natürlich, daß lauter excentrische Begriffe und Anomalien ihm darin vorkommen, er meistert also lieber den Heiligen in Israel, ehe er an seinen Schulgrillen und systematischem Geist zweifeln sollte."

Auch mit den Schriften der bedeutendsten Naturforscher über die Schöpfung und namentlich Buffon's machte Hamann sich bekannt; allein sie befriedigten ihn nicht. Ueber Buffon's Abhandlung schreibt er an Lindner: „Seine Theorie, von deren Beweisen ich die Hälfte schon gelesen, hat mich gestern bald rasend gemacht. Trifft ihn aber nicht eben der Tadel, den er über die Sündflutherklärer ausstreut? Ist die Schöpfung ein weniger Wunder als diese? Was wird aus dem Werde, das Gott sprach? Warum leidet die Schöpfung der Erde eine Theorie, wenn die Sündfluth keine leiden soll?" Später erfreut er sich noch an desselben Verfassers Epoques de la nature, wie er denn fast alle dessen naturhistorische Schriften mit großem Interesse las. Dennoch ist er der Meinung: „Zu einer Geschichte der Schöpfung gehört unstreitig Offenbarung; mit einer Geschichte der Gesellschaft wird ein Os grajum immer fertig." Diese Offenbarung ist indeß für ihn und seine Ueberzeugung von der höchsten Wichtigkeit; denn er schreibt an Jacobi: „Gott schuf ohne diesen Beweis giebt es keinen andern vom Dasein Gottes.“ Doch halte er dafür, daß den allein weisen Gott in der Natur bloß bewundern, vielleicht eine ähnliche Beleidigung sei mit dem Schimpf, den man einem vernünftigen Mann erweist, dessen Werth nach seinem Rock der Pöbel schäßt."

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1) Alphons X., König von Castilien, welcher das ptolomäische System mit der Ordnung des Weltbaues verwechselte.

Die Schöpfung zerfällt aber nach Hamann in zwei wichtige, von einander genau zu unterscheidende Acte, in die Schöpfung des Schauplages und in die Schöpfung des Menschen. Die erstere scheint ihm im Vergleich zu der leßtern ein opus tumultuarium zu sein. „Die Schöpfung des Menschen giebt in Moses Erzählung eine weit geheimnißvollere und feierlichere Handlung ab als sein bloßes Wort. Ein Rathschluß Gottes wird vorher eingeführt. Gott nimmt sich die Mühe, den Staub der Erde zu bilden."

"Die Schöpfung des Schauplaßes, heißt es in der Aesthetica in nuce, verhält sich zur Schöpfung des Menschen wie die epische zur dramatischen Dichtkunst. Jene geschah durch's Wort; die leßte durch Handlung Herz! sei wie ein stilles Hör den Rath: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen! Sieh die That: Und Gott der Herr machte den

Meer!

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Menschen aus einem Erdenklos

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Vergleiche Rath und That; bete den kräftigen Sprecher mit dem Psalmisten 1); den vermeinten Gärtner 2) mit der Evangelistin der Jünger; und den freien Töpfer 3) mit dem Apostel hellenistischer Weltweisen und talmudischer Schriftgelehrten an!"

„Dieser Rathschluß des Urhebers löst die verwickeltsten Knoten der menschlichen Natur und ihrer Bestimmung.“

Mit begeisterten Worten spricht Hamann über unsere ersten Voreltern, über den Stand der Unschuld, über das ahnungsvolle Erwachen ihres Geisteslebens und Wahrnehmung ihrer hohen Bestimmung: "Ihre Blöße war ohne Scham,*) ihr Nabel ein runder Becher, 5) dem nimmer Getränk mangelt, und die Stimme eines um die kühle Abendzeit im Garten wandelnden Gottes,®) die vernünftige, lautre Milch) für diese jungen Kindlein der Schöpfung, zum Wachsthum ihrer politischen

1) Pf. 33, 9. (Hamann).
3) Röm. 9, 21. (Hamann).
6) 1. Mos. 3, 8.

Hamann, Leben IV.

2) Joh. 20, 15. 17. (Hamann).

4) 1. Mos. 2, 25.

7) 1. Petr. 2, 2.

5) Hohel. 7, 2.

4

Bestimmung, die Erde zu bevölkern1) und zu beherrschen durch's Wort des Mundes2)

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1ll

Adam war Gottes; 3) und Gott selbst führte den Erstgebornen und Aeltesten unsers Geschlechtes ein als den Lehnsträger und Erben der durch das Wort seines Mundes1) fertigen Welt. Engel, lüstern, sein himmlisches Antliß zu schauen, waren des ersten Monarchen Minister und Höflinge. Zum Chor der Morgensterne jauchzeten alle Kinder Gottes, 5) Alles schmeckte und sah®) aus erster Hand und auf frischer That die Freundlichkeit des Werkmeisters, der auf seinem Erdboden spielte7) und seine Lust hatte an den Menschenkindern. Noch war keine Creatur wider ihren Willen) der Eitelkeit und Knechtschaft des vergänglichen Systems unterworfen, worunter sie gegenwärtig gähnt, seufzet und verstummt gleich dem delphischen Dreifuß und der antimacchiavellschen Beredtsamkeit des Demosthenes an der Silberbräune;9) oder höchstens in der wasfersüchtigen Brust eines Tacitus keucht, röchelt und zuletzt ersticht."

Wie soll man sich den geistigen und körperlichen Zustand dieser aus Gottes Hand unmittelbar hervorgegangenen, gewiß mit den reichsten Anlagen ausgestatteten Geschöpfe, diese Menschheit in nuce denken? Hamann giebt uns in geistvollen Andeutungen eine Ahnung davon:

„Poesie ist die Muttersprache des menschlichen Geschlechtes; wie der Gartenbau älter als der Ader: Malerei als Schrift: Gesang als Declamation: Gleichnisse als Handel. Ein tieferer Schlaf war die Ruhe unserer Urahnen; und ihre Bewegung

als Schlüsse:10) Tausch

1) 1. Mos. 1, 28.
4) 1. Mose 1, 3. 31.
7) Spr. 8, 31.

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9) Vergl. Hamann's Leben und Schriften II. 63.

10)

Baco (Samann).

ut hieroglypha literis, sic parabolae argumentis antiquiores

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