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sehr politische Heiligkeit im Redegebrauch 1) zu empfehlen und zu unterscheiden. Die alte punische Kriegslist, durch ein hölzernes Pferd der Toleranz die enge Pforte zu erweitern, um das leßte Palladium der menschlichen Natur zu holen, sucht Hamann aufzudecken, indem er, ein anderer aber glücklicherer Laocoon, den wohlgezielten Speer seiner Satyre ihm in die Weichen schleudert. Eine gewisse Art der Toleranz ist nach Hamann die Wirkung eines eben so dunklen als partheiischen Geschmacks an gewissen Gößenbildern und Stedenpferden, welche nach dem Redegebrauch desjenigen, dem sie eigen sind, Grundwahrheiten oder moralische Gesinnungen heißen und mit den Abgründen der göttlichen Vorsehung gleich unabsehbar tief in uns verwickelt liegen. Obgleich Hamann so entschieden gegen die Berliner auftrat, war er doch weit entfernt, es mit dem Katholicismus und Papstthum zu halten. Er sah darin vielmehr einen sehr gefährlichen Feind des Protestantismus. Er meinte, auch hier müsse das Christenthum wieder mit einem Play entre deux larons vorlieb nehmen.

Noch ist Hamann's Geschmack an unserer Kirchenpoesie zu erwähnen, auf die wir vor allen Völkern stolz zu sein, die größte Ursache haben. Die häufige Anführung schöner Verse aus solchen Liedern sowohl, als auch seine ausführlichen Commentare zu denselben verrathen seinen Gefallen daran. Luther und Paul Gerhard scheinen ihm die Palme errungen zu haben. Sein Klagegedicht über die Kirchenmusik ist voll tiefer Blicke und Anschauungen über diesen Gegenstand. Lindner, der langjährige Freund Hamann's, welcher ihn auch zu Buchholz begleitete, erzählt: „Das verbesserte Gesangbuch u. s. w. waren ihm ein Gräuel, und auch darin hatte er eine ganz eigne Kunst, die alten in mancher Rücksicht anstößigen Lieder mit einer Bes geisterung, einem Spiel der Declamation und Mimik zu fingen,

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daß man mit ihm fast gleich empfand.“ Es läßt sich denken, daß gerade durch solche mit tiefer, wahrer Empfindung vorgetragene Lieder in Lindner's Seele Anklänge aus besserer Zeit geweckt werden konnten. Auch Hamann erzählt uns zu verschiedenen Malen, daß er sich durch solche Lieder erbaut habe. So schreibt er an Jacobi über die Rückkehr von einer Ausfahrt: „Ich sang vor Freude unterwegs einige Lieder vor, mit denen ich gewöhnlich den Sabbath jeder Woche zu weihen gewohnt bin, so heiser wie ein Rabe."

Seine Bewunderung und Hochschäzung der Lutherischen Bibelübersehung spricht er wiederholt aus. Dennoch hatte er einmal die Absicht, das Neue Testament selbst zu übersehen.

Wenn hier der Raum dazu gewesen wäre, so würde eine Darlegung der verschiedenen theologischen Richtungen seiner Zeit, welche Hamann bekämpfte, und der Proteuskünfte des Unglaubens und Aberglaubens, welche er aufdeckte und zu Schanden machte, nicht ohne Interesse gewesen sein; allein darauf mußten wir verzichten. Es wären auch noch manche Gegenstände zu berühren, über die Hamann seine theologische Ansicht in merkwürdiger Weise ausgesprochen hat, z. B. das Predigtamt, die Ehe u. a.; doch das würde uns zu weit führen, und die Leser, welche sich mit dem Vorstehenden bekannt gemacht haben und dadurch zum Studium der Hamann'schen Schriften selbst veranlaßt sind, werden die Lücken schon auszufüllen wissen. Nur auf Eins möchten wir noch aufmerksam machen. Hamann lebte ganz in der geistigen Atmosphäre des Kirchenjahres. Alle seine Briefe tragen das Datum dieser Zeitbestimmung an sich. Es möge daher folgende Stelle diesen Abschnitt über Hamann, den Theologen, beschließen:

„Unser ganzes Kirchenjahr ist darnach eingerichtet, das Volk in dramatisch symbolischen Vorstellungen und Feierlichkeiten mit dem bekannt zu machen, was die heilige Geschichte des vom Himmel auf die Erde herab und von der Erde in den

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Himmel hinaufgefahrenen Helden, ewigen Baters 1) und Friedefürsten - zu Seinem Gedächtnisse und zu einem Zeichen 2) desjenigen Widerspruchs3), den Er selbst wider Sich erduldet, damit wir nicht in dem Muth und den Thaten Seiner Nachfolge matt werden und ablassen - in einigen Körben von Fragmenten *) aufbehalten hat, gleich jenen Schaubroten 5) in dem Vordertheil der Hütte, jener güldnen Gelte, die hinter dem Vorhange das Himmelbrot hatte. Als Wahrzeichen des Gedächtnisses und Widerspruchs aber wird der Eckstein unsers evangelischen und apostolischen, historischen und dogmatischen Systems, statt eines lebendigen Brots und Stabes), ein Stein des Anstoßes ) und ein Fels der Aergerniß; der Fisch zu einer Schlange ); und das Ei zum Scorpion 9)."

1) Jef. 9, 6.
3) Hebr. 12, 3.

5) Hebr. 9, 2 ff.
7) Jef. 8, 14.

9) Luc. 11, 12.

2) Luc 2, 34.

4) Matth. 14, 20.

6) Joh. 6, 51. Hebr. 9, 4.
8) Matth. 7, 10.

C. Hamann als Philosoph.

Πάντα θεῖα καὶ ἀνθρώπινα πάντα.

Hippocrates.

Vom Himmel muß unsere Philosophie anfangen und nicht vom Theatro anatomico und der Section eines Cadavers.

Hamann.

a) Hamann's frühestes Studium der Philosophie. Hume. Baco. Descartes. Spinoza. Hamann als Zuschauer der olympischen Spiele. Wolf'sche Philosophie. Abstractionen. Dichtkunst und Philosophie.

Der heiße Wissensdrang und der rege Forschungstrieb, welche Hamann beseelten, hatten schon früh die Neigung zum Studium der Philosophie in ihm erweckt. Wahrscheinlich hat sie ihn während seiner Universitäts-Zeit bereits lebhaft beschäftigt. Sein Verlangen nach universellem Wissen verleidete ihm jedes Fachstudium, welches ihm, seine geistigen Fühlhörner nach allen Seiten auszustrecken, unmöglich machte. Sein Lieblingsspruch homo sum et ni humania me alienum puto mußte auch in dieser Bezie hung seinem ganzen Umfange nach in Erfüllung gehen. „Ach, Sie wissen nicht, schreibt er einmal an Herder, was in diesen Worten für eine Welt von Ergo's nach meinem Geschmacke liegt." Schon in Liefland studirt er neben den Encyclopädisten, womit er den Hume und Baco, die Quellen derselben, verband, den Spinoza und diesen leztern, wie er später bemerkt, mit

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Nußen. Auch Descartes 1) scheint er frühzeitig gelesen zu haben. In einem wahrscheinlich aus seinen Jünglingsjahren herrührenden Notiz-Buche findet sich das Concept eines Briefes über denselben. Hamann urtheilt über ihn nicht sehr günstig: „Cartes vergaß und läugnete alles, schreibt er an Lindner, und hielt nichts für Wahrheit außer dem schlauen Kunstgriff, einen Catechismum und sein eigen Selbst als zwei wichtige Wahrheiten zum Grunde zu legen. Cartes hat die Wahrheit nicht gefunden, niemals geliebt, auch niemals erkennen können. Diese Methode, wie er sie nennt, ist gut zu einem Project und Wirbelsystem." Dennoch spricht er ihm seine Verdienste um den heutigen Weg, zu philosophiren nicht ab. Gleichwohl bemerkt er: „ich für meinen Theil habe mich an Cartesii Epistel de methodo in meinen Schuljahren zum halben Sir Hudibras gelacht. Später, als Hamann sich wegen des zwischen Jacobi und Mendelssohn über den Spinocismus ausgebrochenen Streits näher mit Spinoza beschäftigte, nahm er den Descartes wieder vor, weil er in ihm und Hobbes die Quelle des Spinoza vermuthete. Er schreibt 1784 an Jacobi: „Ich besige weder Spinoza noch Hobbes, die ich vor 20 Jahren mit wahrer Andacht gelesen und ihnen mehr zu danken habe als Shaftesbury und Leibniz, dessen posthuma ich auch nicht alle kenne und nichts als seine Theodicee selbst besize." Mit Leibniz und Wolf hatte er sich auch fleißig beschäftigt; indessen stieß ihn die Philosophie des leztern mit ihrem trocknen Formalismus entschieden ab, und Leibniz stand in seiner Achtung bedeutend höher. Zwar hatte er dessen Theodicee sich nie überwinden können, zu Ende zu lesen; aber seiner harmonia praestabilita fonnte er als einer sinnreichen Hypothese wenigstens seine Achtung nicht versagen; er gab ihr vor der Theorie des influxus physicus entschieden den Vorzug. 2) Man urtheilte damals über Leibniß,

1) Siehe Anlage B.

2) Vergl. Schr. I. 417. II. 121.

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