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er sei nicht systematisch und zu eclectisch; mit Wolf verhalte es sich gerade umgekehrt. Hamann meint dagegen, daß Prüfung die Urtheile des Augenscheins nur gar zu oft umkehre, wie das namentlich mit den beiden genannten Philosophen der Fall sei. Mendelssohn's treue Anhänglichkeit am Wolfianismus, die ihm den Ehrentitel des lezten Wolfianers verschaffte, gab Hamann Gelegenheit zu manchem Scherz. Er erzählt an Jacobi, daß er die principia contradictionis und rationis sufficientis von seiner academischen Jugend an nicht habe ausstehen können. Hamann fand in Galiani ein principium coincidentiae oppositorum erwähnt, und zwar aus dem Buche des Jordanus Brunus della causa, principio ed uno, welches er, ohne zu wissen warum, liebte und den vorgenannten beiden Principien meinte, entgegen seßen zu können; denn er hatte ohne Manichäismus allenthalben Widersprüche in den Elementen der materiellen und intellectuellen Welt gefunden. So wenig er auch in gewisser Hinsicht mit Hume sympathisirte, so war ihm dessen Philosophie doch in anderer Hinsicht höchst wichtig, weil Hume das Princip des Glaubens in sein System aufgenommen hatte. Er schreibt an Jacobi über ihn: „Ich war von Hume voll, als ich die socratischen Denkwürdigkeiten schrieb, und darauf bezieht sich die Stelle meines Büchleins: Unser eigen Dasein und die Existenz aller Dinge außer uns muß geglaubt und kann auf keine andere Art ausgemacht werden. Kennst Du des Hume Treatise of human nature, sein erstes Werk? Crispus (Kraus) dankt mir immer dafür, wenn er daran denkt, daß er das Buch zuerst durch mich hat kennen lernen. Da erscheint Hume in so roher Natur, ihrer Blöße und Stärke." Er war Hamann auch später darum wichtig, weil er eine große Verwandtschaft in den Ideen zwischen ihm und Kant entdeckte, weshalb er den leztern mitunter den Preußischen Hume nannte. Eben dadurch wurde er auch veranlaßt, Hume's Dialogen über die natürliche Religion zu überseßen. Auch Jacobi's Schrift über ihn, welche wohl durch Hamann's Aeußerungen hervorgerufen war, aber nicht

dessen Billigung fand, gab ihm vielfältige Veranlassung, sich über Hume auszusprechen.

Obwohl Hamann sich sehr selbstständige Ansichten über alle Theile der Philosophie gebildet hatte, so wollte er doch nicht für einen Philosophen ex professo gelten. Er verglich sich vielmehr einem Zuschauer der olympischen Spiele, der, ohne selbst dabei betheiligt zu sein, ein um so unparteiischeres Urtheil über die philosophischen Wettkämpfe zu fällen, im Stande sei, und er meint: „Der wie Pythagoras dem olympischen Spiele zusieht, hat so wenig Lust als Geschmack, mit zu laufen." Die meisten Philosophen, wie er sie theils aus eigner Anschauung, theils aus ihren Schriften kannte, mochten eben nicht den Wunsch in ihm erwecken, ihrer Schaar beigezählt zu werden. Er war der Meinung, daß unsere Philosophie eine andere Gestalt nothwendig haben müßte, wenn man die Schicksale dieses Namens oder Wortes: „Philosophie“ nach den Schattirungen der Zeiten, Köpfe, Geschlechter und Völker, nicht wie ein Gelehrter oder Weltweiser selbst, sondern als ein müssiger 1) Zuschauer ihrer olympischen Spiele studirt hätte oder zu studiren wüßte.“ Daher genügte ihm die in Deutschland, England und Frankreich herausgekommene Geschichte der Philosophie von Brucker, Stanly und Deslandes keineswegs. Die beiden erstern, meint er, hätten uns Kolosse geliefert, die eben so sonderbar und unvollendet sind als jenes Bild der Schönheit, das ein Grieche aus den Reizen aller Schönen, deren Eindruck ihm Absicht und Zufall verschaffen konnten, zusammenseßte. Sie hatten beide die Langeweile des Publicums zu ihrem Nußen vertrieben.

Vergegenwärtigen wir uns den Zustand der Philosophie, wie er in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts und noch später in Deutschland vorherrschend war, wo man mit Waffen des Lichtes das Reich der Finsterniß und Barbarei ausbreitete,“ so finden wir die Verachtung, womit Hamann und andere be

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1) Ein Mensch ohne Geschäfte heißt auf Griechisch Argus. (Hamann.)

deutende Geister darauf herabblickten, vollkommen gerechtfertigt. Ein trockner Formalismus, der hauptsächlich der Wolf'schen Philosophie seinen Ursprung verdankte, und der sogenannte gesunde Menschenverstand, welcher alles verachtete, das einer höhern Sphäre als dem Bereiche des platten, hausbackenen, mechanischen Verstandes angehörte, führte in Deutschland das Scepter. Während in den andern Ländern, namentlich in Frankreich und England, eine gleiche Frivolität an's Licht trat und das große Wort führte, zeigte sich dies Bestreben hier doch mit mehr Geist und Leben verknüpft, wodurch es freilich um so gefährlicher wurde. Doch auch das vermag eine höhere Hand zum Guten zu wenden. Der Schöpfer der schönen Natur, heißt es in den Socratischen Denkwürdigkeiten, scheint die größten Köpfe Frankreichs, wie Jupiter ehemals die Riesen, zur Schmiede der Strahlen und Schwärmer verdammt zu haben, die er zu tauben Wetterleuchten und ätherischen Feuerwerken nöthig hat." Hamann hat diese Verhältnisse in vielen seiner Schriften, namentlich aber in dem französischen Project einer nüzlichen Einpfropfung und in der Lettre néologique et provinciale sur l'inoculation du Bons Sens mit einschneidendem Wiße und erhabenem Pathos beleuchtet. In §. 5 dieser leztern Schrift heißt es: Une vuë d'aigle réduit la Carte de l'Europe à trois Climats, qui éclipsent l'aube ou le crépuscule des amples bordures. Le Génie et la liberté voûtent l'horizon de la Grande-Bretagne; le Goût et le luxe celui de la France, mais le Bon Sens celui de l'Allemagne. A la bonne heure je Vous garantirai, que le Bon Sens des philosophes allemans aspire à la monarchie universelle par la rigidité de leurs ressorts trempés et par la conséquence du mécanisme systématique."

So macht Hamann in einer Recension von Robinet's Buch de la Nature die ironische Bemerkung: „Die Bescheidenheit des Verfassers, sich nichts von dem Gott der Christen verlauten zu lassen, gehört zum hohen Geschmack des erleuchteten Jahrhun

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derts, wo die Verläugnung des christlichen Namen eine Bedingung ist, ohne die man zu dem Titel eines Weltweisen keine Ansprüche wagen darf." An einer andern Stelle ruft Hamann aus: „Todter und unfruchtbarer Wohlstand scheinheiliger Pharisäer unsers Jahrhunderts! Deine moralischen und bürgerlichen Vorurtheile und der hohe Geschmack oder Tand ihrer Verdienste ist nichts als Caviar des Leviathans, der hoch in den Wolken des Luftkreises herrscht und die Schamröthe eurer Jungfrauschaft, ihr schönen Geister! ist gallicanische Schminke, Kreide und Insectendotter; aber kein adelig angeborner Purpur eines gesunden, vom Himmel geschenkten und belebten Fleisches und Blutes."

„Ihr Männer dieses Aeons, mahnt er seine Zeitgenossen, seid keine alte Weiber; sondern werdet wie die Kinder. Durch diese Wiedergeburt der reinen Vernunft sind Gesetz und Propheten erfüllt."

Dabei perfiflirt Hamann die Affectation der damaligen Philosophen, die ihre Unwissenheit da zur Schau tragen, wo sie sich des Lichtes rühmen könnten. Er sagt: „Obschon die Unwissenheit des (Griechischen) Aeons unserm Jahrhundert weder anpassend noch anständig ist, so affectiren doch die kleinen Füchse und Meister griechischer Weisheit die reine Blöße und Liebhaberei heidnischer Unwissenheit mit solcher Naivität des Geschmacks, daß sie, wie der Prophet sagt, „„weder ihren HERRN noch die Krippe ihres Herrn kennen.““

Hamann findet die Ursache des Verfalls der Philosophie in der Abweichung von der Natur. „Die Natur wirkt durch Sinne und Leidenschaften. Wer ihre Werkzeuge verstümmelt, wie mag der empfinden? Sind auch gelähmte Sennadern zur Bewegung aufgelegt?

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Eure mordlügnerische Philosophie hat die Natur aus dem Wege geräumt, und warum fordert ihr, daß wir selbige nachahmen sollen? Damit ihr das Vergnügen erneuern

könnt, an den Schülern der Natur auch Mörder zu wer

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„Fragt ihr nicht auch: Wodurch ihr die Natur aus dem Wege geräumt? Bacon beschuldigt euch, daß ihr sie durch eure Abstractionen schindet. Zeugt Bacon die Wahrheit, wohlan! so werft mit Steinen und sprengt mit Erdklößen oder Schneebällen nach seinem Schatten."

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, eine Muse wie das Feuer eines Goldschmieds und wie die Seife der Wäscher!) Sie wird es wagen, den natürlichen Gebrauch der Sinne von dem unnatürlichen Gebrauch der Abstractionen zu läutern, wodurch unsere Begriffe von den Dingen eben so sehr verstümmelt werden, als der Name des Schöpfers unterdrückt und gelästert wird."

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Seht die große und kleine Masore der Weltweisheit hat den Text der Natur, gleich einer Sündfluth, überschwemmt. Mußten nicht alle ihre Schönheiten und Reichthümer zu Wasser werden ?"

"Ihr macht die Natur blind, damit sie nämlich eure Wegweiserin sein soll! oder ihr habt euch selbst vielmehr durch den Epicurismum die Augen ausgestochen, damit man euch ja für Propheten halten möge, welche Eingebung und Auslegung aus ihren fünf Fingern saugen.“

„Wenn die Leidenschaften Glieder der Unehre sind, hören sie deswegen auf, Waffen der Mannheit zu sein? Leidenschaft allein giebt Abstractionen sowohl als Hypothesen Hände, Füße und Flügel; Bildern und Zeichen Geist, Leben und Zunge. Wo find schnellere Schlüffe? Wo wird der rollende Donner der Beredtsamkeit erzeugt und sein Geselle der einsylbige Blitz?"

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Hamann behauptet die gegenseitige Abhängigkeit der Dichtkunst, Geschichte und Philosophie von einander und will ein

1) Maleachi 3, 2.

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