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Was zunächst die Wirkung der Reizapplikation als solcher betrifft, so scheint sich aus denjenigen Fällen, wo einige Sekunden nach der Applikation verstrichen, ehe das Gefühl hervortrat, zu ergeben, daß sie meistens in einer Beschleunigung des Pulsschlages besteht. Siehe Versuche 1, 2, 3, 8, 9, 10. Nur einmal verringerte sich die Frequenz (Vers. 6). Daß der Ausdruck des Gefühls im allgemeinen durch jene Tendenz zur Beschleunigung entstellt sein sollte, ist schon deswegen nicht anzunehmen, weil in allen diesen Versuchen die Pulsfrequenz in den ersten 10′′ während bestehender Unlust noch weiter zunimmt. Dieses stärkere Anwachsen der Frequenz mit dem Auftreten des Gefühls zeigt, eine wie charakteristische Begleiterscheinung der Unlust die Pulsbeschleunigung ist. Der Grad der Beschleunigung ist in den zwei Fällen, wo die durch den Geschmack hervorgerufene Unlust ausdrücklich als schwach bezeichnet wurde (Vers. 11 und 12), ein geringerer als in den Fällen, wo die Unlust eine intensivere war. Die intensive Unlust in den Versuchen 1, 3, 4, 5, 7 ist von einer besonders hohen Frequenzzunahme (zum mindesten in den ersten Fraktionen) begleitet, und der Zu- und Abnahme der Pulsfrequenz entspricht meistens ein An- und Abschwellen der Unlust hier zeigt also der Puls ein entgegengesetztes Verhalten wie bei der Lust.

Wir beschreiben die Versuche im einzelnen:

Versuch 1. Wenn hier zur Zeit der Reizapplikation eine beträchtliche Frequenzzunahme im Pulse zu verzeichnen ist, so zeigt sie sich noch verstärkt, nachdem das Signal für das Hervortreten einer reinen, intensiven Unlust gegeben worden war. Schon am Ende der ersten Fraktion fängt sie wieder an zu sinken, und unmittelbar darauf wird eine Abschwächung des Gefühls signalisiert. Die Verlangsamung des Pulses nimmt dann stetig zu, ihr geht ein Abklingen des Gefühls parallel, wie es die Signale der Vp. angeben. Schließlich sinkt die Pulsfrequenz sogar unter die Norm.

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Versuch 2. Das Unlustgefühl ist ein ziemlich intensives, also schwächer als in Versuch 1, dem entspricht hier eine geringere Frequenzzunahme im Pulse. Ein Vergleich der Intensitätsgrade des Gefühls wird dadurch möglich, daß die Versuche unmittelbar nacheinander vorgenommen worden waren. Wiederum entspricht einer Abnahme der Gefühlsintensität eine ständig zunehmende Pulsverlangsamung, und zwar verstärkt sie sich jedes

mal merklich, bevor eine deutliche Abschwächung des Gefühls gemeldet wird. Zum Schluß zeigt sich wieder ein Sinken der Pulsfrequenz unter die Norm.

Versuch 3 ergibt genau dieselben Resultate: anfangs eine starke Frequenzzunahme entsprechend der intensiven Unlust, dann Verlangsamung und Sinken unter die Norm als Begleitvorgang des abklingenden Gefühls.

Versuch 4. Dieser Versuch ist insofern nicht ganz rein, als Vp. zu Beginn desselben nicht indifferent war. Immerhin ist die durch den Reiz bewirkte intensive Unlust von einer starken Pulsbeschleunigung begleitet. Die Unlust tritt anfangs schwach auf, nach 3" wird ein Signal für eine Verstärkung derselben gegeben, und nach 4" wieder eins für ein besonders starkes Hervortreten des Gefühls. In diesen beiden Momenten, namentlich aber beim zweiten Signal, sind die Pulslängen besonders klein. Die Abschwächung des Gefühls ist auch hier zuerst von einer Verlangsamung begleitet, weiterhin nimmt die Pulsfrequenz wieder etwas zu, ohne daß eine erneute Intensitätszunahme der Unlust gemeldet wird; doch blieb das Gefühl, laut Aussage, bis zum Schluß des Versuches bestehen.

Versuch 5 ist dadurch interessant, daß mit dem Wiedereintritt eines höheren Intensitätsgrades der Unlust, nach vorangegangener Abschwächung, eine erneute Steigerung der Frequenzzunahme zu verzeichnen ist. Es wurden von der Vp. drei Signale für ein besonders deutliches Hervortreten der Unlust gegeben. Leider fehlt der größte Teil der Strecke zwischen dem zweiten und dritten Signal. Da die Trommel vollgeschrieben war, wurde sie gerade an dieser Stelle gesenkt, um den Versuch weiter fortführen zu können. Man ersieht aber aus der Tabelle, daß die Pulsfrequenz in der vierten Fraktion, die beim dritten Signal beginnt, wieder angewachsen ist; die Kurve zeigt, daß die Pulse, gerade als das Signal gegeben wurde, stark verkürzt waren. Die endgültige Abschwächung des Gefühls wird dann nach merklicher Frequenzabnahme durch ein viertes Signal auf der Trommel markiert.

Versuch 6. Die Unlust tritt hier nicht gleich maximal auf, sie wächst erst allmählich an, dementsprechend steigert sich auch die Pulsverkürzung allmählich. Am Schluß der zweiten Fraktion macht sich aber schon wieder eine Verlangsamung geltend in vollkommener Übereinstimmung mit der Angabe einer Abschwächung des Gefühls.

Da Vp. in Versuch 7 keine Signale gibt, ist hier nur die starke Frequenzzunahme im Pulse als Begleiterscheinung einer intensiven

Unlust hervorzuheben.

Interessanter ist der folgende Versuch:

Versuch 8. Die Unlust ist dieses Mal keine sehr intensive. Wir sehen auch, daß die Pulsfrequenz beim Auftreten der Unlust nur wenig größer ist als zur Zeit der Reizapplikation. Es wird ausgesagt, daß das Gefühl rasch abgeklungen sei. Am Schlusse der zweiten Fraktion wurde aber ein erneutes, stärkeres Hervortreten desselben signalisiert. Auch in diesem Versuche ist deutlich zu erkennen, daß der Puls, nachdem er sich entsprechend dem Abklingen des Gefühls verlangsamt hatte, sich kurz vor dem Signal wieder zu beschleunigen beginnt. Die Tabelle zeigt, daß die Pulsfrequenz in der dritten Fraktion größer ist als in der zweiten. Versuch 9 zeigt nur das Bemerkenswerte, daß einem raschen Abklingen des Gefühls ein rapides Fallen der Pulsfrequenz entspricht. Versuch 10 ist dadurch interessant, daß Vp. angab, zerstreut gewesen zu sein, infolgedessen habe sich die Unlust nicht recht entwickeln können. In Übereinstimmung hiermit ist die Frequenzzunahme eine verhältnismäßig sehr geringe. Innerhalb der zweiten Fraktion ist wieder mehrere Sekunden vor dem Signal für ein deutlicheres Hervortreten der Unlust eine stärkere Pulsverkürzung zu verzeichnen, die wegen der ihr vorangehenden Frequenzabnahme in dem verzeichneten Zahlenwerte nicht zum Ausdruck kommt. Der Abschwächung des Gefühls entspricht dann wieder eine Abnahme der Pulsfrequenz.

Versuch 11 zeigt, daß ein fast vollständiges Verschwinden des Gefühls innerhalb der zweiten Fraktion von einer starken Pulsverlangsamung begleitet ist, deren Eintritt hier mit dem sie ankündigenden Signal zeitlich zusammenfällt. Wie aus der Tabelle ersichtlich, ist der Puls in der nächsten, dritten Fraktion stark beschleunigt hierfür ist aus den Aussagen der Vp. kein Grund zu ersehen.

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Versuch 12 ist wiederum ein Beispiel dafür, daß eine durch einen schwächeren Reiz bedingte schwächere Unlust von einer geringeren Pulsbeschleunigung begleitet ist.

Aus diesen Einzeldarstellungen ist der enge Zusammenhang zwischen den Modifikationen der Pulsfrequenz und denjenigen des Gefühls deutlich zu ersehen. Wir können uns wenigstens die

zutage tretende Parallelität der Intensitätsänderungen nicht anders erklären. Wie oben angedeutet, konnten wir auch bei diesen Unlustversuchen konstatieren, daß die Modifikationen des Pulses früher eintreten als diejenigen des Gefühls: in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle ließ sich der Beginn einer Beschleunigung und Verlangsamung eher feststellen, als die Vp. das Signal für ein entsprechendes An- und Abschwellen des Gefühls gab. Dieses kann unserer Meinung nach nicht etwa durch die Vorgänge der Selbstbeobachtung, der Erwartung des Moments für eine Signalisierung usw. bedingt sein. Bei der Konstanz des Resultates eines früheren Eintretens der körperlichen Reaktionen als der psychischen müßte man annehmen, daß der Bewußtseinszustand der Vp. unmittelbar vor der Signalisierung stets der gleiche war, vielleicht derjenige der Erwartung. Dann ist es aber nicht recht verständlich, warum, wiederum ganz konstant, bei einer Zunahme der Unlust eine Steigerung, bei ihrer Abnahme eine Verringerung der Pulsfrequenz, und bei der wachsenden Lust umgekehrt eine Pulsverlangsamung vor dem Signal eintritt. Daß die Signalisierung einer Änderung der Gefühlsintensität dem Auftreten derselben nachfolgt und demgemäß die Zeitpunkte des Beginnes der Modifikationen des Pulses und derjenigen des Gefühlszustandes in Wirklichkeit näher aneinander liegen, als die Kurven es anzeigen, ist selbstverständlich, doch ist die in den Kurven verzeichnete Zeitdifferenz (etwa 2") eine zu große, als daß man ihr zeitliches Zusammenfallen oder gar ein Vorangehen des psychischen Moments ohne weiteres annehmen könnte.

Die hier mitgeteilten Befunde veranlassen uns, noch einmal auf die Lehmannschen Resultate zurückzukommen, da sie mit den unsrigen im direkten Widerspruch zu stehen scheinen. Lehmann gibt ausdrücklich an, daß die körperlichen Reaktionen später eintreten, als der Gemütszustand, für den sie kennzeichnend sind. Die von ihm als besonders charakteristisch herangezogenen Versuche beweisen aber dieses nicht: wir hatten schon oben (S. 9) Gelegenheit, zu erwähnen, daß in denjenigen Lehmannschen Kurven, welche die Begleiterscheinungen des Schrecks in ausgeprägter Weise zur Darstellung bringen (z. B. die Tafeln XVIII D und XIX A), gleichzeitig mit der Reizung starke Modifikationen der Herztätigkeit verzeichnet sind. Dasselbe fanden wir auch in einer Reihe anderer, hierher gehöriger Kurven, aus welchen aber hervor

124 Mathilde Kelchner, Die Abhängigkeit der Atem- und Pulsveränderung usw.

zugehen scheint, daß die Volumsenkung gegen die Reizapplikation verspätet z. B. Tab. XVIII A. In andern Versuchen L.s, wo der Zeitpunkt des Auftretens eines durch Chinin hervorgerufenen Unlustgefühls markiert ist (Tab. XXXI B und C), sieht man sogar, daß der Puls sich kurz vor diesem Signal erniedrigt und beschleunigt, wenn auch hier wiederum die Volumveränderungen erst nach demselben in ausgeprägter Form eintreten. Wo hier der Zeitpunkt ihres Beginns liegt, läßt sich nicht mit Sicherheit entscheiden.

Bei Meumann und Zoneff1), die auch auf das zeitliche Moment achteten, finden wir folgende Bemerkung: »Die Anzeige einer Gefühlsreaktion durch den Reagenten fiel meist mit der charakteristischen physiologischen Reaktion genau zusammen, niemals ging sie dieser voraus, höchstens verspätete sie sich gegenüber dem physischen Gefühlssymptom<<.

Letztere Beobachtung möchten wir besonders hervorheben. Eine Erweiterung unserer Ergebnisse wäre gewiß wünschenswert und um so wichtiger, als eine endgültige Feststellung der zeitlichen Beziehungen zwischen dem psychischen Vorgang und dem Ausdruck desselben in seiner ganzen Mannigfaltigkeit gerade den theoretischen Wert der Ausdrucksmethode in hohem Grade steigern würde.

Der kritiklosen Berufung auf Organempfindungen bei der Lösung schwerwiegender psychologischer Probleme, über die Lipps2) klagt und die gewiß auch zu beklagen ist, wäre durch die Weiterentwicklung der Methode ein Ziel gesetzt, ebenso wie der einseitigen Berücksichtigung dessen, was reine Selbstbeobachtung lehrt. Nur die Vervollständigung des Gesamtbildes des psychophysischen Phänomens, das wir als Gefühl bezeichnen, wird uns zur Kenntnis seines Wesens führen. Mögen die vorstehenden Untersuchungen ein Schritt auf diesem Wege sein.

Beim Zustandekommen dieser Arbeit habe ich die bereitwillige Unterstützung des Herrn Prof. Dr. Meumann und die Zeit einer ganzen Reihe von Versuchspersonen, meistens Studierender der Psychologie, in Anspruch genommen. Ihnen allen sei auch an dieser Stelle herzlicher Dank gesagt.

1) Meumann und Zoneff, a. a. O., S. 58.

2) Lipps, Das Selbstbewußtsein: Empfindung und Gefühl. Grenzfragen des Nerven- und Seelenlebens, herausgegeben von Loewenfeld und Kurella. Wiesbaden 1901. S. 24.

(Eingegangen am 27. Februar 1904.)

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