ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

der Verdünnung und Verdichtung hier die Frage nach der auflösenden Wirkung des Hasses und der aufbauenden der Liebe tritt, davon in einem späteren Abschnitt.

b.

Psychologisch so außerordentlich bemerkenswert und für die ganze Entwicklung der griechischen Philosophie maßgebend sind nun bei Diogenes von Apollonia folgende schon kurz erwähnte Thatsachen:

Die Stofflehre der alten Ionier ist für ihn bereits ein geschichtliches Faktum geworden. Diogenes vermag ihr deshalb eine Art von dogmatischem, ja auch von autoritativ-lehrhaftem Charakter beizulegen. Er tut dies. Man mag dies als zu konservativ, als rückschrittlich bezeichnen, wie es für gewöhnlich geschieht.

Wenn nun aber Diogenes diese alte Lehre als etwas durchaus Zuverlässiges betrachtet, so daß er mit ihr auch an das mittlerweile in anderer als altmythologischer Fassung aufgetauchte Problem des Geistes herantritt, wenn er geradezu in der alten Behandlung des Stoffproblems eine sichere und einzige Gewähr für eine Lösung desselben erblickt und darum zuversichtlich eine Beantwortung dieser neuen Frage gleicherweise für möglich hält, dann vollzieht sich, was Buddho tat und somit Buddhos eigentliche Philosophie schloß: er verfällt für seine Person der Macht, auf Grund analoger Faktoren Assoziationen zu bilden, die nun aber wegen ihrer scheinbar wurzelechten Beweiskraft ganze Generationen von Denkern in den Bann schlagen. Sie alle betrachten die Stoffproblembehandlung axiomatisch.

Gewiß geht man nicht zu weit, wenn man gerade dieser energischen Art des Diogenes, Stoff- und Geist<-Problem nicht getrennt zu behandeln, einen erklärenden Hinweis auf die Vorgeschichte der Ideenlehre entnimmt.

Erstens: Der Zusammenhang aller Dinge (Thales, Anaximander, Anaximenes), geistiger wie körperlicher (Diogenes von Apollonia), macht es augenscheinlich, daß alles an allem teilhat, und zwar besteht hier

Zweitens eine Stufenfolge dieser voneinander verschiedenen, aber ähnlichen Dinge je nach dem Grade von Geist (Seele, stofflicher Lebenskraft), den sie ihr eigen nennen und durch den sie leben, sehen und hören und sich auch sonst geistig betätigen.

246 Hans Hielscher, Völker- u. individualpsycholog. Untersuch. usw.

Drittens: Eine Stufenfolge, wie sie für die Wesen auf der Erde ersichtlich ist, wird auch innerhalb der Weltordnung erkennbar. Dort ernährt sich, ebenso wie der Mensch durch das Atemholen in Verbindung mit dem Weltgeiste bleibt und wie er durch Nachdenken die Ordnung begreift, welche die Geisteskraft1) (von der er einen Teil besitzt, um denken zu können) geordnet hat, ein Weltkörper durch einen andern (so wie ein Stoff durch den andern. Das noch flüssige dickste Blut wird von den festen, fleischigen Teilen aufgesogen.

Mag Diogenes immer als Epigone hingestellt worden sein, die Konsequenz seines Systems hat etwas Gewaltiges und, wie gesagt, zweifellos seinen Nachfolgern im manchem wichtigen Punkte den Stempel ein für allemal aufgeprägt.

Eigentlich darf dies wenig verwundern bei einem Weisen, der auf eine unumstößliche Gewißheit sein System baut und es einfach und würdig entwickeln will 2).

C.

[ocr errors]

An Diogenes interessierten uns endlich außer der Aufnahme und Verteidigung alter philosophischer Errungenschaften, wie des Prädikates >unendlich, das er wie Anaximander dem Urstoff beilegt, wie der Luft oder des Verdünnungs- und Verdichtungsprozesses, das er mit Anaxime nes gemein hat, und des wie von den Pythagoreern freilich noch ohne bestimmte Ordnung gedachten Hervorgehens von > Artunterschieden aus der Bewegung dieses Verdünnungs- und Verdichtungsprozesses, die Anlagen zu völlig neuen Keimen. Wenn es bei ihm im Sinne des Anaxagoras heißt: wenn die Luft alles durchdringt, so leitet und ordnet sie auch alles, oder wenn es weiter heißt, weil sie Grundstoff ist, so ist ihr auch alles bekannt; weil sie der feinste Stoff ist, so ist sie als beweglichster auch der Grund aller Bewegung, so sind damit hier am Ausgange der ionischen Philosophie Probleme in Angriff genommen, die uns noch in der Blütezeit der Philosophie begegnen werden. Dort dann vergeistigt, aber warum sie dereinst so gefaßt worden sind, bleibt aus diesen alten Denkern ersichtlich!

1) πολλα εἶδός.

[ocr errors]

2) ἀρχὴν ἀναμφιβήτητον, — τὴν δὲ ἑρμηνείαν ἁπλῆν καὶ σεμνήν.

(Eingegangen am 10. Januar 1905.)

Der zweite internationale Kongreß für Philosophie.

Der erste internationale Kongreß für Philosophie hatte in Paris im Jahre 1900 stattgefunden; der zweite trat 1904 vom 4.-8. September in Genf zusammen. Er stand unter dem Ehrenpräsidium

des ehrwürdigen Genfer Philosophen Ernest Naville; als Effektivpräsident leitete Prof. Gourd (Genf) den Kongreß. Über 400 Teilnehmer hatten sich aus allen Ländern eingefunden, und zwar waren die einzelnen Nationalitäten der Zahl nach folgendermaßen vertreten: 236 Schweizer, 71 Franzosen, 28 Reichsdeutsche und Österreicher, 18 Italiener, 20 Russen, Polen und Finnen, 6 Belgier, 3 Amerikaner; auch von Norwegen, Schweden, Griechenland, Rumänien, Bulgarien usw. sah man Vertreter.

Die Arbeiten wurden auf 7 Vorträge in Plenarsitzungen und auf insgesamt 71 Referate in Sektionen verteilt. Diese letzteren befaßten sich mit folgenden Spezialgebieten: Geschichte der Philosophie, allgemeine Philosophie und Psychologie, angewandte Philosophie (Ethik, (Ethik, Ästhetik usw.), Logik, Philosophie der Wissenschaften und Geschichte der Wissenschaften. Wegen der großen Zahl der Arbeiten in den Sektionen und der Diskussionen, die überdies teilweise zu gleicher Zeit geleistet wurden, wird es nicht möglich sein, über jede Sektion besonders zu berichten.

Wenn wir uns die Frage nach dem Ergebnis des ganzen Kongresses vorlegen, so gelangen wir zu einer Beantwortung, die wohl etwas von der herrschenden abweichen wird. Wir möchten z. B. bezweifeln, daß Diskussionen wirklich so viel zur Lösung von Problem en beitragen, wie man es oft behaupten hört. Dies ist keineswegs ein Vorwurf, der etwa dem Kongreß von Genf im besonderen gelten soll. Jeder, der an einem Kongreß teilgenommen man sich z. B. infolge der zugemessenen

hat, weiß ja, wie sehr

Zeit gebunden fühlt. Bei der Fülle der Erörterungen kann man nicht recht an eine gründliche, dem Gegenstand entsprechende Behandlung der Probleme glauben. Andererseits stellen wir nicht in Abrede, daß die Gelegenheit, sich persönlich und näher kennen zu lernen, gewiß von großem Nutzen ist, schon wegen der internationalen Annäherung und Verständigung, die möglicherweise damit verbunden ist. Als eigentlicher Gewinn für die Wissenschaft will uns indes nur der Umstand erscheinen, daß man sich am Schlusse des Kongresses über die allgemeinen internationalen Richtungen, die augenblicklich in der betreffenden Wissenschaft herrschen und dort eben offen und deutlich zutage getreten sind, Rechenschaft ablegen kann. Von diesem Gesichtspunkt aus ist auch das folgende Referat gehalten, den genauen Wortlaut aller Arbeiten wird ja »der offizielle Bericht über den Kongreß« bringen; d. h. wir wollen aus den Hauptvorträgen nur die Äußerungen hervorheben, die besonders charakteristisch für den heutigen Stand unserer Wissenschaft sind.

Schon die Eröffnungsreden der beiden Präsidenten sind in dieser Hinsicht bedeutsam.

Gourd erinnert zunächst an die Tätigkeit des ersten Kongresses in Paris. Die Philosophie, so führt er dann weiter aus, werde sich ihrer eigenen Stellung, ihrer eigenen Aufgaben bewußt, sowohl gegenüber den andern Wissenschaften, als im besonderen gegenüber der Psychologie, die sich machtvoll entfalte und dies auf Kongressen (Paris, London, München) auch nach außen hin gezeigt habe. Ja, die Psychologen, die sich laut und offen von der > Philosophie losgesagt hätten, seien irrtümlich schon der Meinung gewesen, der Philosophie die letzte, ihr noch verbliebene Domäne entrissen und damit den Todesstoß gegeben zu haben. Daß das Gegenteil der Fall sei, daß die Philosophie neu erstarke, dafür sei dieser zweite ihr gewidmete Kongreß ein lebendiger Zeuge.

Ernest Naville sieht in der christlichen Lehre von der Schöpfung den vollkommenen Ausdruck für die Einheit und Harmonie des spekulativen und praktischen Lebens; diese harmonische Einheit im Leben herbeizuführen, darin bestehe die Aufgabe der Philosophie. N. verkennt aber nicht, daß seine Auffassung, zu diesem Ziele zu gelangen, vielleicht rein persönlich ist, und daher zeigt er einen andern, möglicherweise allgemeineren

Weg, diese Einheit zu gewinnen. Man müsse nämlich trotz der weitgehenden Arbeitsteilung, die ja bei dem gegenwärtigen Stande der Kultur durchaus notwendig sei, den Blick für den inneren Zusammenhang alles geistigen Schaffens erhalten und entwickeln, ihn für die Einheit und Harmonie alles Seins offen behalten. Als Bedingung für die Erteilung höherer Diplome an Hochschulen fordert er daher eine gewisse philosophische Bildung, ohne Rücksicht darauf, welcher Fakultät der Akademiker angehöre. Damit wäre eine Garantie geboten, daß der Künstler, Historiker, Arzt, Jurist usw. den inneren Zusammenhang der Gesamtentwicklung des menschlichen Geistes nicht aus dem Auge verliere. - Die Philosophie, richtig verstanden, d. h. gegründet auf einem allgemeinen Überblick über die Resultate sämtlicher Wissenschaften, sei eines der Haupterfordernisse einer höheren Geisteskultur.

Wir wenden uns nunmehr den 7 Hauptvorträgen zu, die den Kern des Kongresses ausmachen.

Prof. Boutroux (Paris) fragt, ob ein Mensch, der sich mit Philosophie befasse, unbedingt auch der Geschichte der Philosophie einen Platz in seinen Studien einräumen müsse, und zwar außer vom pädagogischen Standpunkt auch noch zu einem allgemeineren Zwecke. Welches sei nun, im Falle der Bejahung der Frage, dieser Platz? B. erhebt zunächst energisch Einwand gegen eine Vermengung der Begriffe Geschichte der Philosophie und Philosophie. Ohne sich länger bei den älteren Einwendungen gegen die Beschäftigung mit der Geschichte der Philosophie aufzuhalten (wie der Gefahr, in den Skeptizismus zu geraten, oder der Entmutigung infolge der Entdeckung, daß sich die Systeme widersprechen und die Philosophen ewig vor neuen Rätseln stehen usw.), geht B. ausführlicher auf den Einwand der Entwicklungstheorie ein. Alles ändere sich, so sage man, und nichts kehre wieder. Daraus folgere man, daß die Probleme der Philosophie der Gegenwart nicht dieselben seien wie diejenigen der Vergangenheit; man solle sich aber mit den modernen Fragen, die für unser Leben von Bedeutung seien, befassen, und zwar unter Anwendung der modernen Methoden. Oder aber man sehe ein und gebe zu, daß man auf die Vergangenheit zurückgreifen müsse, um die Gegenwart zu begreifen und zu erklären. B. wendet sich gegen den Irrtum der Evolutionstheorie; sie sei eine Lehre, die verschiedene Interpretationen nebeneinander zulasse und noch nicht fest begründet

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »