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den Grenzen menschlicher Erkenntnis loslöst, nur eine Utopie ist«. Die Frage nach dem Wozu wird tatsächlich nicht mehr in den Naturwissenschaften, den am meisten fortgeschrittenen Wissenschaften, aufgeworfen. - Bei vielen Phänomenen in der organischen Welt können wir schon das Spiel der natürlichen Zuchtwahl fesstellen. Die Idee der natürlichen Zuchtwahl und der Anpassungsfähigkeit erledigt jedes Interesse für Fragen, wie etwa folgende: wozu dient das Auge, das Ohr usw.? Seitdem das Prinzip der Funktionsänderung in der Biologie Eingang gefunden hat, ist es unwissenschaftlich geworden, ein Organ durch seine Funktion zu definieren; wir haben auch keinen Grund mehr, die Anordnung und wunderbare Harmonie an dem Körper eines Lebewesens zu bewundern, wenn wir ihn von den physiko-chemischen Bedingungen loslösen, aus denen er resultiert. Dies hat Reinke in seiner Dominantentheorie behauptet. Giard bezweifelt, daß es Reinke gelingen wird, die Naturalisten zu überzeugen, die sich jeder Idee abhold zeigen, welche nicht rein wissenschaftlich ist. — Erblichkeit und Anpassungsfähigkeit genügen, uns die offenbaren Zweckursachen aller Stadien der Entwicklung zu erklären, die untereinander durch das Band der Kausalität verknüpft sind.

Obwohl wir, wie anfangs bemerkt, eigentlich die Aufmerksamkeit nur auf die Arbeiten von allgemeinem philosophischen Interesse richten wollten, trotzdem wir die Wichtigkeit der Arbeiten in den Sektionen nicht unterschätzen, so seien doch wenigstens einige Referate, welche sich auf die Psychologie beziehen, angeführt.

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Prof. Flournoy (Genf) ist der Ansicht, daß die Analyse eines prophetischen Traumes, der sich verwirklicht hat ausführlich ist sie im Archive de Psychologie Nr. 13 (Aug. 1904) veröffentlicht, die Wahl zwischen einem immerhin möglichen, hier aber sehr auffallenden Zufall und der Telepathie zuläßt; die Telepathie würde einige der in Frage kommenden Erscheinungen weit besser erklären, doch ist sie eben wissenschaftlich noch nicht zulässig. Dem Panpsychismus als Erklärung der Wechselbeziehungen zwischen Seele und Körper kann zwar, nach der Meinung von Flournoy, eine wichtige Rolle in metaphysischer Hinsicht zugesprochen werden, aber auf dem Gebiete der experimentellen Wissenschaft erklärt er die Beziehungen zwischen Seele und Körper nicht und hebt auch nicht den Dualismus auf, vielmehr verlegt er nur die Frage. Warum soll, wenn ein

aus ihrer Summe soll ja

Bewußtsein sich dem andern nähert ausschließlich das Universum bestehen, dies in der Form des materiellen Körpers, des Gehirns, des Raumes usw. vor sich gehen? Wenn es nur Seele gibt, woher kommt die Erscheinung der Materie?

Prof. Strong (New York) verteidigt in einigen Betrachtungen über den Panpsychismus« diese Auffassung. Man muß mit Kant die Phänomene und die Dinge an sich unterscheiden. Die letzteren sind von Natur psychisch, und man vermutet, daß ihre Anordnung und ihre Art zu wirken bis zu einem gewissen Grade der Anordnung und der Wirkungsart der Phänomene entsprechen. Er antwortet auf eine frühere Kritik von Stumpf, daß es die Perzeption sei, welche die Dinge verdoppele und den Glauben aufkommen lasse, daß es zwei Welten gebe; gegen Flournoy wendet er ein, daß das menschliche Bewußtsein nicht anschauender Natur sei, sondern vorstellender Natur, entweder exakt oder symbolisch. Aus diesem Grunde können wir nicht direkt die Gedanken und Empfindungen der andern erkennen. Übrigens gibt er zu, daß der Panpsychismus vielleicht niemals Einzelheiten der psychophysischen Wechselbeziehungen erklären wird.

Prof. Alexander (Budapest) sprach über die Einheit des Seelenlebens und seine verschiedenartigen Äußerungen«. Er kritisiert den intellektualistischen Standpunkt, der das Denken als die Hauptfunktion des Bewußtseins betrachtet. A. dagegen weist in diesem letzteren dem Fühlen und Wollen eine wichtigere Rolle zu.

Prof. E. Peillaube (Herausgeber der »Revue de Philosophie<<, Paris) führt in einer Determination der Bewußtseinselemente den Nachweis, daß nur zwei Elemente für das Bewußtsein in Betracht kommen, nämlich die Erkenntnis und das Begehren. Das Gefühl (Freude und Trauer) ist nur eine einfache Reaktion des Begehrens; und ebenso verhält es sich mit dem Willen. Die klassische Einteilung der Fähigkeiten hat der Entwicklung des psychischen Lebens nicht Rechnung getragen. Die richtige psychologische Methode ist die genetische. Die Erkenntnis nimmt niedere Formen an, welche die Formen des Empfindens sind, und höhere, nämlich die Verstandesformen. Vom Begehren werden die niederen Formen, die Sinne, geleitet, ebenso auch die höheren, der Verstand. Der Wille ist ein Begehren, das vom Verstande geleitet wird.

A. Leclère (Privatdozent in Bern) unterzieht in seiner Genesis des ästhetischen Gefühls« die metaphysische These vom

Schönen an sich einer Kritik; er glaubt, daß man dazu gelangen wird, das subjektive Element eines einzelnen Wohlgefallens zu erkennen. Dieses Element kann nicht ein Instinkt sein, sondern scheint auf einer zugleich intellektualistischen und emotionellen Ursache zu beruhen. Die ästhetische Freude muß uninteressiert bleiben, wie jede intellektuelle Freude, infolgedessen ist sie intellektualistisch.

Ed. Claparède (Privatdozent in Genf) fragt, ob die Psychologie eine erklärende Wissenschaft ist, und kommt dahin, daß man dieses Problem weder mit einem Ja noch mit einem Nein beantworten könne. Für manche Forscher ist ein Phänomen erklärt, wenn man seine Ursache gefunden hat; für andere ist die Ursache nicht zulänglich, man müsse durch einen Mechanismus anderer Natur die vorhergehenden Erscheinungen mit den daraus hervorgegangenen verknüpfen. Die Antwort wird also verschieden ausfallen, je nach dem intellektuellen Typus.

Prof. Duproix (Genf) zeigt in seinem Vortrage, der sich »Maine de Biran und das Problem der Erziehung betitelt, daß für diesen im Gegensatz zu den Pädagogen der modernen Schule die Aufgabe der Pädagogik nicht darin besteht, die psychophysiologischen Verrichtungen des Menschen durch Übung und Gewöhnung mechanisch festzusetzen, sondern vielmehr in der Entwicklung des Selbstbewußtseins, der Quelle des Willens und des psychischen Lebens überhaupt.

Prof. E. Blum (Montpellier) weist auf eine Methode und Einteilung der Pädologie« hin, nach der es möglich sein wird. das Kind nicht als reifen Menschen zu betrachten, sondern als ein Wesen, das eine Psychologie für sich besitzt; auf sie wird man bei der Erziehung Rücksicht nehmen müssen.

Hiermit schließen wir unsern Bericht; wir wollen noch erwähnen, daß Heidelberg als Sitz für den dritten Kongreß im Jahre 1908 in Aussicht genommen ist, und daß über einen Punkt wohl alle Teilnehmer des Kongresses einig sind, nämlich den guten Willen des Organisationskomitees und die gute Aufnahme bei den Genfern. V. Ghidionescu (Zürich).

Über den Erkenntniswert ästhetischer Urteile.

Ein Vergleich zwischen Sinnes- und Werturteilen.

Von

Edith Landmann-Kalischer (Basel).

Inhaltsübersicht.

Einleitung (Fragestellung, Thesen; Übersicht über den gegenwärtigen Stand

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Kapitel 3. Die subjektive Zuverlässigkeit der Werturteile.

Kapitel 4. Die objektive Zuverlässigkeit der Werturteile. Urteils

täuschungen.

Kapitel 5. Die Kriterien für die Richtigkeit der Sinnes- und Werturteile.

Kapitel 6. Die Qualitäten des ästhetischen Gefühls.

Einleitung.

Die Frage nach dem Erkenntniswert ästhetischer Urteile umschließt zwei Fragen, die getrennt zu behandeln sind:

1) die allgemeinere Frage, ob das ästhetische Urteil überhaupt ein Erkenntnisurteil (im Kantischen Sinne) sei,

2) die speziellere Frage, ob und inwieweit ästhetischen Urteilen übersubjektive Gültigkeit zukommen könne.

In Beantwortung dieser Fragen sollen durch den Versuch, die durchgängigen Analogien zwischen Sinnes- und Werturteilen aufzuzeigen, folgende drei Thesen bewiesen werden:

1) Die ästhetische Wertung vollzieht sich vermittelst eines Organs, dessen Funktion und Leistung der der Sinnesorgane gleich ist.

Archiv für Psychologie. V.

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2) Das ästhetische Urteil steht in bezug auf seine objektive. Gültigkeit den Sinnesurteilen gleich.

3) Schönheit ist in demselben Sinne als eine Eigenschaft der Dinge zu betrachten wie die sinnlichen Qualitäten.

Während die nächstliegende, heute einzig noch von Franz Brentano vertretene Auffassung vom Werte die ist, daß er eine Eigenschaft der Dinge sei, ist die jetzt wissenschaftlich allgemeine Ansicht über den Wert durchgängig die von der subjektiven Bedingtheit der Werte. Da diese Lehre heute jedermann geläufig ist, so bedürfte sie keiner näheren Darlegung, wenn sie nicht stets in verhängnisvoller Verquickung mit einem andern Standpunkte aufträte. Die Vertreter der subjektivistischen Wertlehre behaupten nämlich nicht nur diejenige Subjektivität des Wertes, welche er mit allen übrigen Eigenschaften der Objekte teilen würde, sondern sie wollen, durch Hervorhebung seiner subjektiven Bedingtheit, den Wert von den übrigen Eigenschaften der Objekte gerade trennen und ihm diesen gegenüber eine isolierte und eigenartige Stellung geben. Auf Grund und zugleich mit der selbstverständlichen subjektiven Bedingtheit, welche der Wert mit allen Objekten teilt, behaupten sie auch eine eigene Stellung der Werte zum Sein der Dinge. Werturteile sind für sie keine Erkenntnisurteile.

Am energischsten wohl betont diesen Standpunkt Simmel. > Daß Gegenstände, Gedanken, Geschehnisse wertvoll sind, das ist aus ihrem bloß natürlichen Dasein und Inhalt niemals abzulesen, und ihre Ordnung, den Werten gemäß vollzogen, weicht von der natürlichen aufs weiteste ab< 1). > Zu dem sozusagen fertigen, in seiner Wirklichkeit allseitig bestimmten, objektiven Sein tritt erst die Wertung hinzu, als Licht und Schatten, die nicht aus ihm selbst, sondern nur von anderswoher stammen können < 2). Die Wertung, als ein wirklicher psychologischer Vorgang ist ein Stück der natürlichen Welt. Das aber, was wir mit ihm meinen, sein begrifflicher Sinn, ist etwas dieser Welt unabhängig Gegenüberstehendes und so wenig ein Stück ihrer, daß es vielmehr die ganze Welt ist, von einem besondern Gesichtspunkt angesehen «3). Auch nach v. Ehrenfels kann der Wert nicht als eine Eigen

1) Simmel, Philos. des Geldes. 1900. S. 1.

2) Ebenda. S. 4.

3) Ebenda. S. 4.

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