ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Untersuchungen über das Wesen des Gefühls

mittels der Ausdrucksmethode.

Herausgegeben von E. Meumann.

II.

Die Abhängigkeit der Atem- und Pulsveränderung vom Reiz und vom Gefühl1).

Von

Mathilde Kelchner (Berlin).

Mit Kurven auf Tafel I-XV.

Einleitung.

Darstellung und Kritik von Lehmanns Untersuchung: »Die körperlichen Äußerungen psychischer Zustände«. I. Teil.

Wenn man die körperlichen Begleiterscheinungen psychischer Zustände, namentlich der Gefühle, untersuchen will, ist es vielleicht dringender als auf irgendeinem andern Gebiete der Psychologie geboten, die Ergebnisse früherer Arbeiten genau zu studieren. Die geringe Durcharbeitung, die die Gefühlspsychologie erfahren hat, läßt der Willkür breiten Raum, und so ist die Beurteilung von Puls und Atemkurven oft durch theoretische Vorurteile bestimmt. Soll nicht einfach experimentelles Material angehäuft und eine Behauptung der andern gegenübergestellt werden, so muß man versuchen, die Abweichungen in den Ergebnissen der verschiedenen Experimentatoren zu erklären. Das ist nur möglich, wenn diese ausgiebigen Einblick in ihr Material und ihre Methode gewähren. Bekanntlich hat Lehmann dies getan. Er veröffentlichte eine reiche Sammlung vorzüglich ausgeführter Reproduktionen seiner plethysmographischen, sphygmographischen und pneumographischen Aufzeichnungen. Wir können deshalb sein Werk zum Ausgangspunkt unserer Untersuchungen machen.

1) Der erste Artikel dieser Untersuchungen erschien in Wundts Philos. Studien, Bd. XVIII, 1, 1901, unter dem Titel: Zoneff und Meumann, Über Begleiterscheinungen psychischer Vorgänge in Atem und Puls.

Archiv für Psychologie. V.

1

Lehmann benutzte bei seinen Versuchen in erster Linie einen nach seinen Angaben hergestellten Plethysmographen 1) und beobachtete mit Hilfe dieses Apparates, neben den Volumschwankungen des Armes, Höhe und Länge der einzelnen Pulse. Gelegentlich verwendete er auch einen Sphygmographen, doch entnimmt er seine für uns hier in Betracht kommenden Ergebnisse ausschließlich den plethysmographischen Kurven. Bei der Registrierung der Atmung benutzte er eine ebenfalls nach seinen Angaben verfertigte Kapsel, die sich dem Marey schen Pneumographen gegentiber durch größere Empfindlichkeit auszeichnet. In technischer Hinsicht sind seine Versuche zweifellos den meisten auf diesem Gebiete angestellten überlegen. Wir wenden uns zur kritischen Betrachtung einerseits seiner Methode, andererseits seiner Resultate.

Methodologische Bedenken müssen zunächst gegen die Art der Pulsmessung erhoben werden. L. sagt, daß durch die Richtungsänderungen der plethysmographischen Kurve eine Zusammenfassung der einzelnen Pulsschläge in natürliche Gruppen gegeben sei. Eine Volumveränderung ist fast stets von einer Anderung der Pulslängen begleitet, innerhalb dieser Gruppen aber variiert dieselbe nur wenig. Letzterer Umstand soll es gestatten, aus der Division der Totallänge einer bestimmten Gruppe durch die Anzahl der innerhalb derselben ausgeführten Herzkontraktionen die Länge des einzelnen Pulsschlags ohne erheblichen Fehler zu bestimmen. L. verwendet also einen Durchschnittswert der Pulslänge innerhalb jener natürlichen Gruppen.

Dieser Überlegung gegenüber ist folgendes geltend zu machen: Die Gruppierung der Pulsschläge ist keine natürliche, sondern eine ziemlich willkürliche. Das Volumen des Armes und der Herzschlag stehen gewiß in einer Abhängigkeitsbeziehung, aber diese ist keine eindeutige. Das Volumen steigt in der Regel, wenn die Frequenz des Herzschlags zunimmt, und fällt mit verminderter Herzfrequenz, es tritt aber auch das entgegengesetzte Verhalten auf andere Faktoren greifen modifizierend ein. Volumen und Herzfrequenz sind demnach, innerhalb gewisser Grenzen, unabhängig voneinander variabel. Aus diesem Grunde muß es willkürlich erscheinen, für die Bestimmung der zeitlichen Varia

1) Die genaue Beschreibung der Apparate findet sich in seinem Werke S. 5-32.

tionen der einen Funktion die Modifikationen der andern in irgendeiner Weise zu verwenden. Eine derartige Gruppierung muß auch Nachteile mit sich bringen. Der gewonnene Mittelwert der Pulslängen soll der Länge des einzelnen Pulses » fast genau entsprechen hieraus schöpft ja L. die Berechtigung zu seinem Verfahren. Eine eingehendere Messung ergibt aber nicht unwesentliche Abweichungen von diesem Mittelwerte. Wir greifen ein beliebiges Beispiel heraus: Tab. XXXV C. Hier wird einfach ein Mittelwert für die Strecke von b bis c angegeben. Schon mit bloßem Auge sieht man, daß die Pulslänge innerhalb dieser Gruppe sehr bedeutend, und zwar in einer ganz bestimmten Richtung, variiert. Die Messung der Pulslängen ergibt, daß sie anfangs 5 mm überschritten, aber allmählich merklich unter diesen Wert sinken. Bei größeren Gruppen wird sich dieser Mißstand in noch stärkerem Maße geltend machen, und wir finden bei L. Gruppen, die einen Zeitraum von 20-30" umfassen. Die schlichte Angabe einer mittleren Pulslänge für so große Zeitstrecken muß manches Ergebnis verdecken: so ist es zweifellos von Wichtigkeit, die allgemeine Tendenz des Herzschlags zur Beschleunigung oder Verlangsamung festzustellen. Diese wird natürlich bei jeder Art von Gruppenbildung innerhalb derselben nicht zur Geltung kommen, es sei denn, daß man die einzelnen Pulslängen mißt; bei der L.schen Art der Ausmessung ist aber eine klare Übersicht über diese Verhältnisse so gut wie ausgeschlossen. Am zweckmäßigsten ist es, die Frequenz des Pulsschlags zu bestimmen, und zwar innerhalb eines konstanten Zeitmaßes. Man gewinnt hierdurch zweierlei: einen absoluten Wert für die Geschwindigkeit des Pulsschlags vor und nach der Applikation eines Reizes, und durch den Vergleich der einzelnen Fraktionen miteinander während des Bestehens eines gegebenen Gemütszustandes eine Bestimmung für die allgemeine Tendenz zur Beschleunigung oder Verlangsamung. Dabei ist es natürlich nicht ausgeschlossen, daß man außerdem in einzelnen Fällen, wo es darauf ankommt, den Moment des Eintritts einer Modifikation des Pulses genau zu bestimmen, die Länge der einzelnen Pulsschläge mißt. Die Wahl der Größe der Fraktionen ist von praktischen Erwägungen abhängig. Es kommt hier natürlich auch die Umdrehungsgeschwindigkeit der Kymographiontrommel in Betracht. Wird diese etwa so groß gewählt, daß etwa 1/2 cm in der Sekunde durchlaufen wird,

so können 10" als günstiger Wert für die Größenbestimmung der einzelnen Fraktionen angesehen werden. Ein kleinerer Maßstab, etwa ein solcher von 5", ist ungeeignet, wenn man gleichzeitig die Atemfrequenz bestimmen will; es fallen dann zu wenig Atemzüge in eine Fraktion. Unter solchen Umständen ist man zu sehr auf Schätzungen und Angaben in Bruchteilen eines Atemzugs angewiesen. Diese letzteren gewinnen naturgemäß bei kleineren Fraktionen eine größere Bedeutung; daraus ergibt sich eine Ungenauigkeit in den Angaben, die leicht zu Fehlern in den Resultaten führen kann. Auch werden die Zahlenwerte weniger übersichtlich. Weitere methodologische Bedenken müssen betreffs der Atemuntersuchung L.s geäußert werden. Betrachtet man die L.schen Tafeln, so fällt es auf, wie wenig ausdrucksvoll die Atemkurve im ganzen ist. Sie wird von L. auch mehr als Nebensache behandelt; genauere Messungen werden an ihr nicht vorge

nommen.

Ihre Modifikationen werden nur gelegentlich erwähnt, so bei der Feststellung der Symptome der Unlust und der willkürlichen Aufmerksamkeit; beim Erschrecken heißt es nur, daß dasselbe den Atem nicht beeinflusse (!), und bei den Lustzuständen wird er überhaupt nicht in Betracht gezogen. Letzterer Umstand scheint darauf hinzuweisen, daß L. in den Modifikationen der Atmung keine Gesetzmäßigkeit zu finden vermochte. Mehr als alles andere muß aber die Angabe wundernehmen, daß beim Erschrecken die Respirationstätigkeit nicht wesentlich verändert sein soll; dagegen scheinen doch schon die Erfahrungen des täglichen Lebens zu sprechen.

Eine Erklärung finden diese merkwürdigen Ergebnisse dadurch, daß L. bei der Registrierung der Atmung einen Fehler begangen hat: er arbeitete nur mit einem Pneumographen; ohne zu berücksichtigen, daß thorakale und abdominale Atmung vielleicht nicht in gleicher Weise auf Reize ansprechen, untersucht L. einfach bei männlichen Individuen die abdominale, bei weiblichen die thorakale Atmung, und zwar ohne einen sachlichen Grund dafür anzugeben. Ungefähr zwei Jahre nach dem Erscheinen des L.schen Werkes haben nun Meumann und Zoneff1) nachgewiesen, daß in den Zuständen der Lust, der Unlust und der Aufmerksamkeit

1) Meumann und Zoneff, Über Begleiterscheinungen psychischer Vorgänge in Atem und Puls. Phil. Stud. Bd. XVIII.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »