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Nun bedarf freilich jeder Gegenstand einer eigenen künstlerischen Behandlungsart. In jeder Kunst gibt es für die Behandlung eines Objekts von bestimmtem Gefühlston eine diesem entsprechende Form der Darstellung. Rosenkranz hat in dieser Beziehung den hohen oder strengen, den mittleren, und den leichten oder niedrigen Stil unterschieden. Wenn für einen Trauermarsch andere Rhythmen, Tempi, Tonarten und Akkordfolgen verwendet werden als für einen Tanz, wenn für die Tragödie ein anderer, höherer Grad von Wahrscheinlichkeit und ein anderer Aufbau der Handlung, eine andere Charakteristik der Personen erforderlich ist als für die Komödie was bei der Vernachlässigung der ästhetischen Behandlung der Komödie noch durchaus nicht gentigend entwickelt ist, so könnte man vielleicht in diesen je nach dem Gefühlstone des Gegenstandes typisch verschiedenen Formen verschiedene Grundqualitäten des ästhetischen Gefühls sehen. Betrachten wir aber diese Darstellungsformen und ihre Unterschiede bei verschiedenen Gegenständen näher, so finden wir ästhetische Elemente, welche durch Einfühlung verschiedene dem Gegenstand entsprechende Gefühle hervorrufen; der Prozeß der Einfühlung selbst bleibt der gleiche. Die verschiedenen Rhythmen, Klangfarben, Linien und Farben je nach der Verschiedenheit ihres Gefühlscharakters als so viel einfache ästhetische Qualitäten auffassen, hieße einen stofflichen Faktor zum Einteilungsprinzip ästhetischer Formen machen.

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Aus demselben Grunde werden wir auch weder auf die verschiedenen, dem Schönheitsgefühle zugrunde liegenden sinnlichen Eindrücke, noch auf die verschiedenen psychischen Prozesse, die sie auslösen, Qualitäten des ästhetischen Gefühls gründen dürfen. Man könnte, wenn man jene zugrunde legte, eine Einteilung der ästhetischen Gefühle nach akustischen oder optischen, gleichzeitigen oder ungleichzeitigen Eindrücken usw. versuchen; wählt man aber zum Einteilungsprinzip die Verschiedenheit der durch die Eindrücke ausgelösten Prozesse, so könnte man zwischen solchen ästhetischen Gefühlen unterscheiden, welche durch Anregung von Gefühlen (bzw. Vorstellungen von Gefühlen) oder deren allgemeinen Rhythmen, und solchen, welche durch Anregung von GegenstandsVorstellungen entstehen (musikalische und darstellende Kunstwirkungen). Alle diese Einteilungen mögen aus heuristischen Gründen empfehlenswert sein. Setzt man aber das Schöne in eine Relation, so kann man auf eine Verschiedenheit ihrer

Fundamente keinen Unterschied innerhalb der Relation selbst gründen.

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Auf qualitative Unterschiede zwischen den ästhetischen Wertgefühlen selbst sucht Lipps die Modifikationen des Schönen zu gründen 1). Für Lipps gibt es so viele Modifikationen des Schönen, als es Gefühle gibt, die einen Eigenwert des Objekts begründen und den Charakter des persönlich Wertvollen haben; Lust und Unlust sind ihm nur überall wiederkehrende Färbungen aller möglichen Gefühle (S. 508). Er unterscheidet Gefühle der Inanspruchnahme Quantitätsgefühle -, Gefühle der Langsamkeit und Raschheit, der Masse und des Gegenteils, der Einfachheit und Differenziertheit, der Tiefe und Weite. Zweifellos sind hiermit tatsächliche Unterschiede der ästhetischen Eindrücke angegeben, aber ob wir in diesen komplizierten psychischen Gebilden überhaupt noch Gefühle, ob wir in ihnen ästhetische, rein ästhetische Gefühle und Grundqualitäten derselben im Sinne der Grundfarben zu sehen haben, dies zu entscheiden, würde noch eingehender Analyse bedürfen.

Wenn wir einfache Qualitäten des ästhetischen Gefühls finden wollen, so dürfen wir sie nur in Unterschieden des ästhetischen Prozesses selbst suchen. Ein solcher unzweideutiger Unterschied ist der zwischen dem glatten und dem gehemmten Verlauf des Prozesses. Überall, wo der Vorgang der ästhetischen Kontemplation gehemmt wird, entsteht Unlust und der Eindruck des Häßlichen 2). Als Grundqualitäten des ästhetischen Sinnes hätten wir also jedenfalls das Schöne und das Häßliche anzusehen. Sofern beides Grade zuläßt, könnte man versucht sein, sie als Intensitäten aufzufassen; es verhält sich hier aber nicht anders als mit der Temperaturempfindung; obgleich Grade und Übergänge stattfinden, sind doch schön und häßlich als Qualitäten ebenso geschieden wie kalt und warm, schwarz und weiß, hohe und tiefe Töne. Die letzte Analogie dürfte am zutreffendsten sein; denn obgleich in allen

1) Lipps, Grundlegung der Ästhetik. 1903. S. 506 ff.

2) Daß das Häßliche in der Hemmung des ästhetischen Prozesses bestehe, gibt auch Lipps zu. Der ästhetische Widerstreit, sagt er, entsteht, wenn die Mannigfaltigkeit zur Einheitsapperzeption auffordert und doch wiederum sie verbietet. So bei ganz nahe aneinanderliegenden Farben, Tönen, Rhythmen. Wenn er aber weiterhin das Häßliche in das objektivierte Gefühl von der Negation des Lebens setzt (a. a. O., S. 140, so fällt er in die stoffliche Erklärung zurück.

diesen Gebieten der Indifferenzpunkt von den beiden Qualitäten am weitesten entfernt ist, so kann er doch objektiv für die schwarz-weiß und die warm-kalt-Skala aus diesen beiden Qualitäten durch Mischung hergestellt werden, während ein mittlerer Ton aus hohen und tiefen Tönen so wenig hergestellt werden kann, wie ein indifferenter Gegenstand aus schönen und häßlichen Eigenschaften.

Die Unterscheidung weiterer Qualitäten muß einer Einzeluntersuchung vorbehalten bleiben.

Indem wir im vorhergehenden die Analogie zwischen den Sinnesempfindungen und den ästhetischen Gefühlen durchzuführen und speziell durch den Vergleich zwischen den Sinnesurteilen und den ästhetischen Urteilen in bezug auf ihre Gültigkeit und ihre Täuschungsquellen zu erhärten versucht haben, glaubten wir erkenntnistheoretisch zu dem Schlusse berechtigt zu sein, daß Schönheit in demselben Sinne als eine Eigenschaft der Dinge aufzufassen sei, wie die sinnlichen Qualitäten. Wir kommen damit in einem seltsamen Zirkel auf die Lehre zurück, die noch bis zum Ende des 18. Jahrh. in bezug auf das Verhältnis von Gefühl und Empfindung herrschend war. Bevor man damals dazu gelangte, zwischen Empfindung und Gefühl in unserem Sinne zu unterscheiden, wurden die sinnlichen Qualitäten auf der einen, und das Vollkommene und Unvollkommene, das Schöne und Häßliche, das Gute und Böse auf der andern Seite in gleicher Weise entweder als Eigenschaften den Dingen zugeschrieben, oder in gleicher Weise ihnen abgesprochen und als Produkt der Einbildungskraft von der wahren Erkenntnis der Dinge ausgeschlossen 1). Aber die Beweisführung

1) Die Vermischung und Gleichsetzung von Gefühlen und Empfindungen tritt deutlich auch bei Spinoza hervor (a. a. O. II. S. 74. Ethik, I. Teil, Anhang), wenn er sagt: ... et rei alicuius naturam bonam, vel malam, sanam vel putridam et corruptam dicunt, prout ab eadem afficiuntur. Ex. gr. sc. motus, quem nervi ab objectis, per oculis repraesentatis, accipiunt, valetudini conducat, objecta, a quibus causatur, pulchra dicuntur, quae autem contraria cient, deformia. Quae deinde per naves sensum movent, odorifera, vel foetida vocant, quae per linguam, dulcia, aut amara, sapida aut insipida etc. Quae autem per tactum dura, aut mollia; aspera aut laevia etc. Et quae denique aures movent, strepitum, sonum, vel harmoniam edere dicuntur etc.

Archiv für Psychologie. V.

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328 Edith Landmann-Kalischer, Über den Erkenntniswert ästhet. Urteile.

hat heute den umgekehrten Weg zu gehen. Während damals die Subjektivität der Sinnesempfindungen dadurch bewiesen wurde, daß man zeigte, daß sie sich von den Gefühlen nicht unterschieden (s. Locke, Essay on human understanding, II, Kap. 4, §§ 17, 18), so gilt es heute, die Objektivität der durch das Gefühl erfaßten Eigenschaften der Dinge dadurch nachzuweisen, daß man sie mit den sinnlichen Qualitäten in eine Reihe stellt.

Wollte man nun einwenden, die durchgeführten Analogien seien viel zu allgemein, um die Gleichsetzung gerade des ästhetischen Gefühls mit den Sinnesorganen zu beweisen denn wenn das ästhetische Gefühl in einzelnen Punkten mit dem Verhalten der Sinnesorgane übereinstimme, so folge es doch hierin nur den allgemeinen Gesetzen, welche das Seelenleben, speziell das Gefühlsleben überhaupt, beherrschten —, wollte man dies einwenden, so hätte ich nichts dawider. Ich habe auf das gleiche Verhalten des elementaren ethischen Gefallens mehrfach hingewiesen. Ich zweifle nicht daran, daß auch alle andern Gefühle in ihren Elementen mit derselben Gesetzmäßigkeit auftreten wie die Sinnesempfindungen und daher, wie diese, berechtigter Objektivierung fähig sind. Die allgemeinere Gültigkeit meiner These dürfte die Beweisführung für den speziellen Fall nicht erschüttern.

(Eingegangen am 8. Januar 1905.)

Die ersten Anfänge des sprachlichen Ausdrucks

für das Selbstbewußtsein bei Kindern.

Von

Prof. Dr. I. A. Gheorgov (Sofia).

I.

Es war früher eine nicht seltene Annahme, die auch in der Wissenschaft Vertreter gefunden hat, daß das Selbstbewußtsein des Kindes in dem Moment zum Durchbruch kommt, wo das Kind anfängt, zur Bezeichnung seiner eigenen Person nicht mehr seinen Eigennamen (dessen es sich in der ersten Zeit unter dem Einflusse seiner Umgebung, die es so benennt, gewöhnlich bedient), sondern das Personalpronomen der ersten Person anzuwenden. So hat Romanes behauptet, daß die Änderung in der Phraseologie des Kindes, welches aufhört, von sich als von einem Objekt zu sprechen, um von sich als von einem Subjekt zu reden, sehr selten vor dem dritten Jahre eintritt. Wenn diese Änderung erfolgt ist, haben wir den bestimmten Beweis von einem wirklichen, wenn auch noch rudimentären Selbstbewußtsein. Es ist sogar zweifelhaft, daß diese Änderung zu einem so frühen Zeitpunkt eintreten würde, wenn sie nicht von der, sozialen Umgebung begünstigt würde, da, wie Sully bemerkt, die, Beziehung des Ich und des Nicht-Ich, welche jene in sich begreift, die zwischen dem >ich und dem ihr existiert, unaufhörlich der Aufmerksamkeit des Kindes durch die Sprache der Umgebung aufgenötigt wird'. . . Ohne Zweifel wird allseits zugegeben werden, daß wenigstens bis zu dem Zeitpunkt, wo ein Kind zu sprechen beginnt, es noch keine Spur (beginning) von einem wirklichen oder introspektiven Selbstbewußtsein hat« 1).

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1) G. J. Romanes, Mental evolution in man. London 1888. S. 201-202.

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