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I. Teil.

Die Abhängigkeit des Gefühls und seines Ausdrucks
vom einfachen, sinnlichen Reiz.

Bei der Untersuchung einfacher, sinnlicher Lust und Unlust benutzten wir Geschmacks-, Farben- und Schallreize.

Als Geschmacksreize dienten: Tinctura chinae composita, eine Quassiaextraktlösung, verdünnte Zitronensäure, Himbeersaft und Saccharin. Es wurden immer nur einige Tropfen dieser Stoffe mittels einer Pipette auf die Zunge der Versuchsperson gebracht. Eine Beherrschung des Gefühls durch den Experimentator bei Anwendung dieser Reize war nur innerhalb gewisser Grenzen möglich. Was die Qualität des Gefühls betrifft, so bewahrheitete sich öfter als erwünscht der Satz, daß der Geschmack verschieden ist: einige Versuchspersonen fanden z. B. schwächere Chinin- und Quassialösungen ganz angenehm. Im ganzen konnte man aber doch darauf rechnen, daß die Süßempfindung lust- und die Bitterempfindung unlustbetont war.

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Bezüglich der Intensität der Gefühle waren den Absichten des Experimentators engere Grenzen gesteckt. Wir verfolgten den Plan, eine Reihe von Versuchen durchzuführen, in denen Lust und Unlust in verschiedener Stärke zur Geltung kommen sollten. Im wesentlichen handelte es sich für uns nur um zwei Intensitätsgrade: um möglichst starke und möglichst schwache Gefühle, denn alle andern Aussagen der Vp. sind für einen Vergleich der einzelnen Versuche untereinander doch zu unsicher. Die verschiedenen Stärkegrade der Gefühle suchten wir durch verschiedene Konzentrationsgrade der Lösungen hervorzurufen. Es gelang nur teilweise. Wie erwähnt, konnten unter Umständen schwache Chininund Quassialösungen, mittels derer schwache Unlust bewirkt werden sollte, Lust erzeugen; andererseits entstand unter Anwendung von Himbeersaft, Saccharinlösungen oder einer Kombination von Himbeersaft und Zitronensäure nie ein Lustgefühl von höherer Intensität. Bei einer Vp., einem starken Raucher, vermochten wir überhaupt keine intensiveren Gefühle mittels Geschmacksreizen hervorzurufen, schließlich machte sich bei allen Vp. der jeweilige Zustand des perzipierenden Organs in einer Weise geltend, daß ein planmäßiges Vorgehen ausgeschlossen erschien und wir uns im wesentlichen mit gelegentlichen Aussagen über intensive und schwache Gefühle

begnügen mußten. Im allgemeinen konnten wir natürlich darauf rechnen, daß ein höherer Konzentrationsgrad von Quassia oder Chinin auch ein intensiveres Unlustgefühl hervorrief als ein schwächerer.

Als Farbenreize dienten Gelatine- und glanzlose Pigmentblätter. Erstere wurden so vor die Augen der Vp. gehalten, daß sie durch dieselben auf die Mattglasscheiben des gegenüberliegenden Fensters blickte; die glanzlosen Pigmentblätter wurden in einiger Entfernung von der Vp. auf einem Stuhl ausgebreitet, so daß das Licht voll auffiel, oder sie wurden um einen Bogen fester Pappe geschlagen und der Vp. in angemessener Entfernung vor Augen gehalten. Auf diese Weise wurde jegliches Geräusch vermieden.

Von einer wirklichen Beherrschung des Gefühls in seiner Intensität und Qualität konnte hier natürlich nicht die Rede sein, dieses verbietet ja schon die komplexe Gefühlswirkung der Farbe. Um beim Experimentieren einigermaßen sicher zu gehen, hatten wir schließlich von einigen Vp. eine Reihe von Farbenblättern auswählen lassen, die ausgesprochene Gefühle hervorzurufen vermochten, diese verwendeten wir dann je nach Bedarf.

Schallreize wurden meistens mit Hilfe zweier Stimmgabeln erzeugt, die, mit Laufgewichten versehen, nach Belieben abgestimmt werden konnten. Wenn Unlust erzeugt werden sollte, wurden die Laufgewichte so eingestellt, daß Schwebungen entstanden, gelegentich wurde zu demselben Zweck ein Geräusch in der Weise erzeugt, daß angefeuchteter Kork auf einer Glasscheibe gerieben wurde.

Im ganzen stimmte bei Schallreizen die Gefühlswirkung mit den Absichten des Experimentators überein, es sei denn, daß die Stimmgabeln gelegentlich nicht sorgfältig genug abgestimmt waren, so daß bei musikalischen Vp., statt der beabsichtigten Lust, Unlust entstand. Wir wenden uns nunmehr zu der Betrachtung unserer experimentellen Ergebnisse.

Lust durch einfache Sinnesreize.

Wir wollen zunächst alle diejenigen Versuche, in denen Lust von der Vp. zu Protokoll gegeben wurde, in einer Tabelle 1) zusammenstellen. Die Ordnung der Tabelle erfolgt einerseits nach den Vp., andererseits nach dem Reiz, so daß man aus der Tabelle ersehen kann, welche Art von Reizen bei jeder Vp. in Anwendung kam. Es sei bemerkt, daß wir sämtliche Geschmacksversuche, 1) Seite 38.

in denen Lust ausgesagt worden war, gemeinsam behandeln konnten. Bei den einzelnen Versuchen war der Reiz natürlich stets notiert worden. Ferner finden sich in der Tabelle drei Versuche verzeichnet, bei denen keine einfachen Sinnesreize, sondern Bilder als Reiz dienten. Wir trugen diese Versuche als Ergänzung in die Tabelle ein, da die Lust in diesen Fällen eine ausgesprochene war und sich in ihrem Ausdruck von der durch einfache Sinnesreize erzeugten durchaus nicht unterschied.

Als Ausdruck des Gefühls ist in der Tabelle verzeichnet: das Verhalten der Pulsfrequenz1) sowohl in der ersten Fraktion 2) nach Applikation des Reizes, als auch während der ganzen Zeit des Bestehens des Gefühls. Im ersteren Fall diente als Norm zum Vergleich die letzte Fraktion des Indifferenzzustandes, im letzteren Falle wurde ein Mittelwert aus sämtlichen Fraktionen gewonnen und mit einem auf gleiche Art gewonnenen Wert des Indifferenzzustandes verglichen. Das Verhalten der Atem frequenz 3) wurde in derselben Weise in der Tabelle vermerkt. Außerdem wurden die Abweichungen der mittleren Atemtiefe von der Norm während des Bestehens des Gefühls verzeichnet, und zwar in den letzten beiden Rubriken die Modifikation des Mittelwertes der summierten thorakalen und abdominalen Ordinaten, wogegen in den ersten Rubriken das Verhalten der mittleren Tiefe der beiden Atemkurven getrennt vermerkt ist, weil man auf diese Weise im allgemeinen ersehen kann, welchen Anteil die thorokale und abdominale Kurve an der Vertiefung oder Verflachung der gesamten Atmung nehmen.

Aus der Tabelle läßt sich folgendes entnehmen:

Betrachtet man zunächst das Verhalten des Pulses während der Lust, so ist aus dem zu unterst verzeichneten Gesamtergebnis kein bestimmtes Resultat zu ersehen: in 46 Fällen war der Puls, bei Berücksichtigung der Mittelwerte, 23 mal beschleunigt, 21 mal verlangsamt, und 2mal blieb er unverändert. Nimmt man aber die Tabelle genauer in Augenschein, so bemerkt man gleich, wodurch diese scheinbare Resultatlosigkeit bedingt ist: es besteht ein Unterschied im Verhalten des Pulses, je nachdem die Lust durch Geschmacksreize oder Reize

1) Sphygmograph nach Marey.

2) Vgl. S. 3 f.

3) Pneumograph nach Marey.

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anderer Art hervorgerufen wurde. Stellt man die Geschmacksversuche denjenigen gegenüber, bei denen andere Reize in Anwendung kamen, so ergibt sich folgende Tabelle:

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Bei 18 Geschmacksversuchen was also der Puls im Mittel 17 mal beschleunigt und bei 28 Versuchen mit andern Reizen 20 mal verlangsamt. Demnach kann man sagen:

Bei Lust ist der Puls beschleunigt, wenn sie durch Geschmacksreize hervorgerufen wird), und verlangsamt, wenn Töne und Farben als Reize dienen.

Wie aus der Tabelle ersichtlich, tritt bei den Geschmacksversuchen die Beschleunigung schon in der ersten Fraktion nach Applikation des Reizes hervor, bei den andern Versuchen macht sich die Verlangsamung in den meisten Fällen auch schon in der ersten Fraktion geltend, zeigt sich aber im Mittelwert deutlicher. Die Tabelle gibt an, daß hier die Pulsfrequenz in der ersten Fraktion öfters unverändert blieb.

Da wir mittels der angewandten Reize wirklich intensive Lust nicht hervorzurufen vermochten, so konnten wir im allgemeinen nicht konstatieren, ob größere Unterschiede in der Intensität des Gefühls sich auch im Pulse kenntlich machen. Bei den Geschmacksversuchen wurde von den Vp. gelegentlich bemerkt, daß die Lust etwas stärker oder schwächer gewesen sei. Namentlich waren die Aussagen der Vp. Frl. Sak. in dieser Beziehung besonders zuverlässig. Wir fanden nun bei ibr, daß die größere Zunahme der Pulsfrequenz nicht dann stattfand, wenn die durch den Geschmack hervorgerufene Lust intensiver war, sondern im Gegenteil, gerade bei schwacher Lust. Hier scheint demnach ein sehr merkwürdiges Abhängigkeitsverhältnis 1) Vgl. S. 26.

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