zwischen dem Reiz, dem Gefühl und seinem Ausdruck zu bestehen. Die Pulsbeschleunigung ist offenbar durch die Art des Reizes bedingt, denn sie findet sich nicht bei den andern lusterregenden Reizen; die Intensität des Gefühls geht aber nicht dem Grad der Pulsbeschleunigung parallel, die Reizwirkung scheint im Gegenteil durch den natürlichen Ausdruck der Lust, die Puls verlängerung, bekämpft zu werden. Wir werden später auf diese Versuche zurückzukommen haben, ebenso auf die ihnen entsprechenden bei der Unlust1). Bezüglich der Änderungen des Atems ergibt sich aus der Tabelle, daß derselbe in 78 % der Fälle beschleunigt und in 76 % der Fälle verflacht ist. Eine Abhängigkeit von der Art des Reizes besteht nicht. Die Abweichungen von den Mehrheitsfällen scheinen durch ganz andere Faktoren bedingt zu sein. Bei eingehenderer Betrachtung der Tabelle ersieht man aus ihr, daß die Modifikationen des Atems bei Lust individuelle Differenzen aufweisen: Bei der Vp. Herrn Lob. ist fast ausnahmslos eine Beschleunigung des Atems zu konstatieren, gleichzeitig nimmt der Atem an Tiefe zu, und zwar zeigt sich sowohl die thorakale als die abdominale Atmung in der Mehrzahl der Fälle vertieft. Bei Vp. Frl. Sak. findet sich ebenfalls in den meisten Fällen eine Zunahme der Atemfrequenz, jedoch findet gleichzeitig eine Verkürzung der thorakalen und abdominalen Ordinate, also eine Verflachung des Atems statt. Bei Vp. Eb. ist der Atem bei Lust auch beschleunigt und im ganzen verflacht, der Anteil aber, den die thorakale und abdominale Kurve an seiner Modifikation nehmen, ist verschieden, die Tiefenänderung erfolgt hier und dort nicht im gleichen Sinn. Thorakal tritt ganz regelmäßig eine Verflachung ein, abdominal dagegen finden wir in 7 von 11 Fällen eine Vertiefung. Trotzdem ist der Atem in seiner Gesamtheit immer verflacht, die Verflachung der thorakalen Kurve muß also so stark sein, daß sie die in der Mehrzahl der Fälle auftretende Vertiefung in der abdominalen Kurve überkompensiert. Die Tabelle zeigt ferner, daß bei den Vp. Frl. Ble. und Herrn Mag. ziemlich konstant eine Beschleunigung und 1) Die ausführlichen Tabellen der Versuche mit Vp. Frl. Sak., bei denen Geschmacksreize zur Anwendung kamen, finden sich S. 115, 116, 118 und 119. Verflachung der Atmung bei Lust eintritt, und zwar findet sich Bei Vp. Herrn Na. sind die Ergebnisse zweifelhafter, es Um einen genaueren Einblick in die hier bestehenden Verhältnisse zu ermöglichen, geben wir von jeder der wichtigeren Versuchspersonen einige Versuche im Detail wieder. In den folgenden Spezialtabellen ist außer der Atemfrequenz innerhalb der Fraktionen zu 10" die mittlere Atemtiefe in Zentimetern angegeben. Vp. Herr Lob. ca. 20" Farbe weggenommen Indifferent 31/3-Verlangsamung 219/20 0,78 2,33,08 31/3 0,82 2,49 3,31 Indifferent 3-3 3 1,48 3,37 4,85 Der Gang der Versuche ist aus der Tabelle leicht zu ersehen: Das Versuchsergebnis ist immer das gleiche. Mit Eintritt der Norm, und zwar zeigt sich sowohl die thorakale als die abdomi- Diese Modifikationen des Atems bei Lust sind für Vp. Lob. durchaus charakteristisch. Aus der Gesamttabelle ist ja eine große Konstanz in den Ergebnissen der mit ihm vorgenommenen Experimente zu ersehen. Schon diese Konstanz läßt einen durch irgendwelche Versuchsumstände bedingten Fehler ausgeschlossen erscheinen. Die Versuchsbedingungen waren auch gerade bei Vp. Lob. sehr günstig. Wir arbeiteten nur wenige Wochen miteinander, dafür aber täglich und fast immer zur gleichen Stunde. Wenn Vp. Lob. im Laboratorium zum Versuch erschien, gab er meistens an, sich in indifferenter Gemütsverfassung zu befinden; die Atemkurven zeigten dementsprechend bei Aufnahme des Indifferenzzustandes vor dem Versuche, sowohl beztiglich der Form, als auch der Frequenz, an den einzelnen Versuchstagen keine sehr erheblichen Abweichungen voneinander, ebenso war die mittlere Pulsfrequenz stets annähernd die gleiche. Auch das Temperament der Vp. war ein ruhiges, wenn nicht sogar phlegmatisches, ihre Ausdrucksbewegungen und ihr Mienenspiel waren ruhig und gemessen. Vp. Frl. Sak. 20" 31/2 2,67 0,3 2,97 - Indifferent 41/4-4-33/4 14 5 1,86 0,2 2,06 2,65 0,54 3,19 Indifferent 41/4-4 41/8 Mittlere Tiefe ON Da bei diesen Versuchen Geschmacksreize zur Verwendung kamen, war die Atemkurve während der Reizapplikation gestört. Wir ließen deshalb einige Sekunden verstreichen, ehe wir Frequenz und Tiefe der Atmung zu bestimmen suchten. Die Zeitverhältnisse sind in der Tabelle genau angegeben. Wie aus der Tabelle ersichtlich, ist die Beschleunigung des Atems nur in Versuch 4 beträchtlich. Die Verflachung ist dagegen in allen drei Versuchen deutlich zu erkennen, nur in Versuch 7 ist die abdominale Ordinate minimal verlängert, doch wird diese Vertiefung durch die beträchtliche Verflachung in der thorakalen Atmung aufgewogen. Wir können demnach sagen, daß bei Vp. Sak. der Atem bei Lust etwas beschleunigt und verflacht ist. Die Verflachung findet sich meistens sowohl thorakal als abdominal, die Tabellen zeigen aber, daß die thorakale Atmung ausgesprochenere Veränderungen erleidet, die abdominale Atmung ist überhaupt bei dieser Vp. naturgemäß eine sehr schwache. Vp. Herr Eb. Als für Vp. Eb. typische Fälle geben wir folgende vier Versuche wieder. 14. Mai 46" Rotes Pigment Lust 11/5-11/5-11/5-1-12/5 11/53,9 6,33 10,23 20" Indifferent 1/3-11/3 11/33,1 4,53 7,63 18. Juli 23. Juli 28. Mai Das in der Gesamttabelle vermerkte Resultat tritt in allen 4 Fällen deutlich zutage. Da Vp. Eb. außerordentlich langsam und tief atmete, ist die Beschleunigung des Atems im Zahlenwerte nicht so deutlich zu erkennen, wie in der Kurve selbst. Immerhin ist nicht zu bezweifeln, daß sich der Atem der Vp. Eb. bei Lust beschleunigt. Das Auftreten einer Verflachung der Gesamtatmung ist ebenfalls nicht zu verkennen. Interessant ist die außerordentlich starke Verflachung in der thorakalen Kurve, in den Versuchen 5, 6 und 7 verkürzt sich die thorakale Ordinate um mehr als 1 cm. Die Vertiefung der abdominalen Atmung, die in allen diesen vier Versuchen zur Geltung kommt, ist zuweilen nicht unbeträchtlich, so z. B. in den Versuchen 5 und 6, aber, wie gesagt, vermag sie die Verflachung der thorakalen Atmung nicht aufzuwägen. Unlust durch einfache Sinnesreize. Auch hier wollen wir damit beginnen, eine allgemeine Übersicht zu geben über sämtliche Versuche, bei denen, unter Anwendung einfacher Sinnesreize, Unlust entstand. Die Ordnung der Tabelle ist genau dieselbe wie bei der Lust. Die Analyse derselben ergibt für den Puls in der Mehrzahl der Fälle eine Beschleunigung: in 41 Versuchen ist der Puls 30mal beschleunigt. Die Fälle, in denen der Puls verlangsamt wurde oder unverändert blieb, sind nicht bestimmten Reizen zugeordnet. Bezüglich der Stärke der Pulsbeschleunigung läßt sich sagen, daß sie meistens mit der Intensität der Unlust zunimmt1). Was das Verhalten des Atems betrifft, so ergibt sich aus der Tabelle keine Übereinstimmung in den Resultaten. Wie bei der Lust treten auch hier individuelle Differenzen zutage. Betrachtet man das Verhalten des Atems in bezug auf seine Frequenz, so findet man, daß bei den Vp. Lob., Eb. und Mag. stets eine Beschleunigung eintritt, bei Vp. Na. besteht dagegen eine Tendenz zur Verlang samung. Genau dasselbe fanden wir bei diesen Vp. bei der Lust. Bei Vp. Sak. sind die Ergebnisse nicht eindeutig. Bezüglich der Tiefenänderungen des Atems findet man 1) Seite 120. |