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thorakale und abdominale Atmung in ganz verschiedener Weise modifiziert werden können. M. und Z. fanden, daß im allgemeinen die thorakale Kurve die viel ausdrucksvollere war. Bezüglich der Gefühlsreaktionen sagen M. und Z., daß sich die abdominale Atmung hier überhaupt nur in geringem Maße verändert. Wenn sich z. B. die thorakale Atmung infolge von Unlust um das Doppelte vertieft, so zeigt sich die abdominale hierbei nur wenig modifiziert, und ebenso ergibt es sich, daß die Verflachung bei Lust meistens nur in der thorakalen Kurve zu konstatieren ist. Zuweilen sind allerdings die Ordinaten der abdominalen Atmung auch ein wenig verkürzt, oft bleiben sie aber unverändert, wenn sie nicht sogar vertieft werden 1). Den vorstehenden Ergebnissen muß demnach zweierlei entnommen werden: Die L.schen Atemkurven sind nicht miteinander vergleichbar, da nicht ausdrücklich vermerkt ist, welche von einer männlichen und welche von einer weiblichen Vp. stammen; bei jenen wurde ja die abdominale, bei diesen die thorakale Atmung registriert. Wenn L. das Unterscheidende dieser Kurven nicht berücksichtigt hat, so kann sich auch keine Gesetzmäßigkeit ergeben. Und ferner erklärt sich die Ausdruckslosigkeit so vieler Kurven offenbar dadurch, daß sie gerade die weniger modifizierbare abdominale Atmung wiedergeben.

Gegen die Versuchsanordnung L.s läßt sich im allgemeinen durchaus nichts einwenden, nur auf einen Punkt muß hingewiesen werden, der gewiß nicht ganz vernachlässigt, aber doch nicht genügend berücksichtigt wurde: dies ist die Zeitregistrierung. Sowohl der Zeitpunkt der Reizapplikation, als auch der des Aufhörens der Reizung ist natürlich stets angegeben, und in der Beschreibung der Versuchsanordnung findet sich die Bemerkung, daß die Vp. mittels einer pneumatischen Verbindung das Vorhandensein gewisser psychischer Momente auf der Kymographiontrommel zu signalisieren vermochte. Betrachtet man aber die Tafeln, so scheint aus ihnen hervorzugehen, daß von dieser Möglichkeit sehr selten

1) Von ganz andern Gesichtspunkten aus hat Gutzmann ebenfalls die große Bedeutung der gleichzeitigen Messung des thorakalen und abdominalen Atems und die relativ selbständige Veränderung beider Atmungsvorgänge nachgewiesen. Gutzmann, Zur Frage der gegenseitigen Beziehungen zwischen Bauch- und Brustatmung. Verhandl. des XX. Kongresses f. innere Medizin. 1902. S. 508 ff.

Gebrauch gemacht worden ist. Und dies ist zu bedauern. Es ist durchaus wünschenswert, daß die Modifikationen eines bestehenden Gefühls, etwa sein An- und Abschwellen, von den Vp. markiert werden. Aus dem Vergleich solcher subjektiver Beobachtungen mit dem gleichzeitigen objektiven Befunde muß sich feststellen lassen, bis zu welchem Grade eine Parallelität zwischen Gefühl und Ausdrucksvorgang besteht; namentlich müssen sich aus der zeitlichen Beziehung gewisser markanter Momente im psychischen Geschehen zu den Modifikationen des körperlichen Ausdrucks theoretisch wichtige Schlüsse ziehen lassen. Auch eventuelle Abstumpfung während der Reizeinwirkung und das Fortbestehen von Gefühlszuständen z. B. nach Wegnahme des Reizes müssen von der Vp. signalisiert werden; denn nur dann vermeidet man es, die von dem Experimentator beabsichtigten Wirkungen ohne weiteres aus den Kurven herauslesen zu wollen. Obgleich L. die Wichtigkeit der Selbstbeobachtung betont, hat es öfters den Anschein, daß er den Bewußtseinszustand der Vp. aus den Kurven diagnostiziert. Dies gilt namentlich von den Versuchen, die die Aufmerksamkeitszustände behandeln. In einzelnen Fällen hält L. ein derartiges Verfahren für berechtigt. Wir werden später hierauf zurückzukommen haben.

Der leitende Gesichtspunkt der L.schen Arbeit liegt in dem Problem, ob und in welcher Weise die körperlichen Äußerungen eines Gemütszustandes sein Vorhandensein voraussetzen. Im wesentlichen läßt sich dies Problem für die experimentelle Behandlung in drei Fragen zerlegen:

1) Besteht eine Abhängigkeitsbeziehung zwischen Art und Stärke des Reizes und der körperlichen Reaktion, so daß man annehmen müßte, daß diese rein reflektorisch ausgelöst wird?

2) Wenn dieses nicht der Fall ist, läßt es sich dann direkt nachweisen, daß das Vorhandensein des betreffenden Gemütszustandes Bedingung ist für das Auftreten der Reaktion?

3) Läßt es sich nachweisen, daß die körperlichen Reaktionen später eintreten als der Gemütszustand, für den sie charakteristisch sind?

Die Entscheidung dieser Fragen ist zweifellos für die Gefühlspsychologie von fundamentaler Bedeutung. L. beantwortet sie bekanntlich dahin, daß nicht die Art und Stärke des Reizes die

körperliche Reaktion bestimmen, sondern vielmehr der durch den Reiz erzeugte Gemütszustand: sein Vorhandensein ist Bedingung für die Auslösung der Reaktion, diese tritt auch merklich später ein als das Gefühl. Das Gefühl kann demnach nicht ein Ergebnis der körperlichen Veränderungen sein, wenn es selbst existieren muß, damit die für dasselbe charakteristischen Reaktionen überhaupt entstehen.

Gleichsam als Einleitung zu seinen die Kardinalfrage betreffenden Versuchen unterwirft L. die verschiedenen Aufmerksamkeitszustände und ihre Beziehungen zueinander einer experimentellen Untersuchung. Durch jeden Reiz wird ja die Aufmerksamkeit erregt, demnach müssen die Symptome dieses Zustandes zunächst festgestellt werden.

Den Zustand der willkürlichen Aufmerksamkeit erzeugt L. dadurch, daß er die Vp. 1) Rechenaufgaben lösen, Punkte zählen läßt usw. Seine körperlichen Begleiterscheinungen werden folgendermaßen beschrieben: der Puls ist in den ersten Schlägen während der Konzentration beschleunigt, und das Volumen zeigt eine Neigung zum Steigen, dann sinkt das Volumen, und die Länge der nächsten 4-8 Pulse wird größer, endlich steigt das Volumen wieder bei beschleunigtem Puls. Im ganzen ist der Puls während dieser drei Phasen geschwinder als in der Norm. Die Atmung ist unregelmäßig, bei länger dauernder psychischer Arbeit ist sie beschleunigt und verflacht.

Leider gibt L. in den Tafeln hauptsächlich Versuche wieder, in welchen Rechenaufgaben zur Anwendung kamen. Zum Teil waren dieselben nicht ganz leicht, und die psychische Arbeit währte daher zuweilen 30". Die relativ lange Dauer der Tätigkeit, namentlich aber die Schwierigkeit der Arbeit lassen diese Versuche zur Feststellung der Symptome der willkürlichen Aufmerksamkeit nicht ganz geeignet erscheinen. Durch eine relativ lange Dauer ist es bedingt, daß rein physiologische Faktoren in die typische Reaktion modifizierend eingreifen, und bei der Bewältigung nicht ganz leichter Rechenaufgaben wird das Entstehen eines affektiven Erregungszustandes nicht zu vermeiden sein. Auf letztere Fehlerquelle macht L. selbst aufmerksam; es ist aber

1) Wir kürzen die Mehrzahl, Versuchspersonen, wie die Einzahl durch Vp. ab.

fraglich, ob es ihm wirklich gelungen ist, Unlust oder sonstige Erregungszustände von seinen Vp. fernzuhalten, besonders da dieselben nach seinen Angaben im Kopfrechnen ungeübt waren. L. erwähnt selbst merkbare Unterschiede in den Kurven, welche sich geltend machen, je nachdem psychische Arbeit von größerer oder geringerer Dauer geleistet wurde. Diese Unterschiede sind vielleicht durch die beiden erwähnten Faktoren bedingt. Es steht jedenfalls fest, daß die starke Pulsbeschleunigung sich nie am Anfang einer Kurve findet. Bei kurzer und wenig anstrengender Tätigkeit, wie z. B. beim Punktezählen, kommt die Beschleunigung überhaupt nicht zur Geltung, so z. B. in Tab. XVA und B, sowie in Tab. XVII A und D, wo ganz besonders leichte Rechenaufgaben gegeben wurden (11 × 14 und 7× 27). Um dieses zu konstatieren, braucht man nur die Zahl der Pulsschläge innerhalb derjenigen Strecke zu bestimmen, während welcher die Aufmerksamkeit der Vp. in Anspruch genommen war, und zum Vergleich die Pulse innerhalb einer gleich großen Strecke unmittelbar vor Beginn des Experimentes zu zählen. Uns will es scheinen, daß gerade die gehemmte Herzfrequenz, die sich, in allen Kurven übereinstimmend, unmittelbar nach dem Signal für den Beginn des Versuchs, oder sehr bald nachher, geltend macht, für den Aufmerksamkeitszustand charakteristisch ist. Es erscheint uns miẞlich, das Verhalten der Pulsfrequenz während der nächsten Gruppe, die sich meistens den andern gegenüber durch eine ganz beträchtliche Größe auszeichnet, mit demjenigen während der ersten Phasen zusammenzufassen und den Puls im ganzen für beschleunigt zu erklären. Nach unserer Auffassung kommt in der Beschleunigung nicht mehr der reine Aufmerksamkeitszustand zum Ausdruck. Wir wissen uns wenigstens auf keine andere Weise die Abweichungen der L.schen Resultate von den unsrigen zu erklären, die in Übereinstimmung mit denjenigen von Zone ff und Meumann in den meisten Fällen einen verlangsamten Puls als Symptom der willkürlichen Aufmerksamkeit erkennen ließen.

Um die Symptome der unwillkürlichen Aufmerksamkeit festzustellen, sucht L. seine Vp. mittels starker Geräusche zu erschrecken. Hierbei kommen öfters recht drastische Reize zur Anwendung: so wird z. B. durch ein herabfallendes Gewicht eine Flasche in einem Blecheimer zerschmettert, ein Schuß abgefeuert usw. Folgende körperliche Veränderungen sollen nun die

unwillkürliche Aufmerksamkeit charakterisieren: »Das Armvolumen zeigt gewöhnlich erst eine geringe Neigung zum Steigen, darauf Senkung und dann Steigung bis zur Norm. Während die ersten Pulse nach der Reizung meistens verkürzt sind, wird der Zustand sonst als Gesamtheit durch Pulsverlängerung charakterisiert, diese tritt in den Volumsenkungen indes entschiedener hervor als in den Steigungen. Auf die Tatsache der Pulsverlängerung macht L. noch besonders aufmerksam, da wir hier den ungewöhnlichen Fall vor uns haben, daß ein Unlustaffekt eine Verlangsamung des Pulses bewirkt.

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L. faßt demnach den Schreck einerseits als einen allerdings extremen Fall der unwillkürlichen Aufmerksamkeit auf und andererseits als einen unlustbetonten Affekt. Diese Auffassung ist natürlich insofern richtig, als im Schreck zweifellos sowohl eine gewaltsame Richtungsänderung der Aufmerksamkeit, als auch ein starkes Unlustgefühl gegeben ist, welch letzteres in Verbin- . dung mit andern Vorgängen den affektiven Charakter des Erschreckens ausmacht. Es muß aber Verwunderung erregen, daß Kurven, die einen so komplexen Zustand zur Darstellung bringen, ohne weiteres die Symptome der unwillkürlichen Aufmerksamkeit entnommen werden. L. sagt zwar - und daraus schöpft er offenbar die Berechtigung zu seinem Verfahren, daß das Unlustgefühl nur ein momentanes sei, wenn es sich um ein Erschrecken handelt, das im Laboratorium zwecks eines Experimentes hervorgerufen wird, denn die Vp. vermag in den meisten Fällen die Situation sofort zu überblicken. Wenn es sich aber so verhält, so ist nicht einzusehen, warum L. es so merkwürdig findet, daß eine Pulsverlängerung zu verzeichnen ist: die Unlust ist ja gar nicht mehr vorhanden, wenn diese eintritt; die ersten Pulse sind aber gerade bei heftigem Erschrecken stark verkürzt, wie z. B. in Tab. XIX A und Tab. XVIII D. Betrachtet man die hierher gehörigen L.schen Kurven, so ergibt sich aus ihnen deutlich, daß das Erschrecken in den einzelnen Fällen sehr verschieden stark war. Einige Kurven sehen fast so aus, als wäre es gar nicht zum richtigen Erschrecken gekommen, so z. B. Tab. XX A. Sehr charakteristisch für das Erschrecken sind dagegen offenbar die eben erwähnten Tabellen XVIII D und XIX A. Wir sehen hier gleichzeitig mit der Reizung eine außerordentlich starke Modifikation der Herztätigkeit eintreten: die Rhythmik des Herzschlags ist vollständig

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