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Symmetrie für alle Wellenlängen, da z. B. die Wellenlänge Grüngelb des reinen äußeren Gelbprozesses (s. o.) nur einen gelben und grünen Reizwert besitzt. Wegen der Zugehörigkeit des Grün zum Paare Rot-Grün würde jedoch die Einseitigkeit der Nebenvalenz des Gelb auch bei chromatischen Umstimmungen nur in Rot-Grün eine Erklärung dafür nicht ausschließen, daß sich die Umstimmung auf das gesamte Farbensystem ziemlich gleichmäßig erstreckt, wenn Müller nicht den chromatischen Umstimmungen der negativen Nachbilder eine periphere Lokalisation zuschreiben würde. Für die äußeren Netzhautprozesse würde aber z. B. eine Ermüdung mit einer Wellenlänge der reinen Gelbvalenz immer nur eine solche Umstimmung erzeugen können, die ausschließlich nach Maßgabe einer reagierenden äußeren Gelb- bzw. Blauvalenz in Betracht kommt, also an dem reinen Grünpunkt und im äußersten Rot überhaupt nicht. Nun ist freilich Müller dadurch theoretisch in keiner Weise beengt, weil die viel einfachere Hypothese eines normalen Restsubstrates u. dgl. zur Erklärung der Umstimmung zur Verfügung steht. Nur müssen eben dann die negativen Nachbilder nicht etwa als bloß quantitative Veränderungen der normalen äußeren Erregbarkeiten, sondern gewissermaßen als vorübergehende Alterationserscheinungen< derselben gefaßt werden.

Neben dieser teilweisen Analogie des Endeffektes der Zuordnung mehrfacher innerer Reizwerte zu den äußeren Reizen darf jedoch keineswegs der prinzipielle Unterschied zwischen der eben genannten Hering schen und der Müllerschen Form dieser Zuordnung übersehen werden. Bei Hering sind die antagonistisch aufgehobenen Nebenvalenzen, welche z. B. ein urgrün aussehender Reiz in Gelb-Blau besitzt, gewissermaßen symmetrische Ausstrahlungen der Wirksamkeit eines Reizes, der im wesentlichen doch denjenigen Grundprozeß erregt, der auch in der Empfindung allein selbständig zur Geltung kommt. Es hängt dies unmittelbar damit zusammen, daß diese Mehrheit der Reizwerte bei Hering innerhalb einer einzigen den Reizen gegenüberstehenden Region innerer Erregungen erreicht werden soll, gleichgültig, wo diese Region lokalisiert wird. Darauf beruht bei ihm natürlich auch zugleich die Schwierigkeit den mannigfaltigen Anomalien gegenüber. Um dessentwillen ist aber die Heringsche Theorie auch trotzdem im wesentlichen eine Vierfarbentheorie geblieben, wenn auch der Versuch einer weiteren Zurückführung dieser Hilfshypothese bei ihr schon ebenfalls ein Hinausgehen zu mehr Elementarfaktoren nahelegt, wie ich seinerzeit ausführte1). Die Müllersche Farbentheorie ist jedoch nach der Einschiebung der äußeren chromatischen Netzhaut valenzen, die nicht etwa drei symmetrisch angeordnete innere Reizwerte, sondern nur zwei unter sich koordinierte ohne jede innere Kompensation besitzen, bereits in ihrem eigenen Bestande in Wirklichkeit keine Vierfarbentheorie mehr, sondern eine Achtfarbentheorie. Nur scheinbar bleibt die Vierzahl der qualitativen Richtung der physiologischen Grundprozesse erhalten, indem Müller die äußeren Netzhautprozesse mit den gleichen Namen belegt, wie die inneren am unmittelbarsten den Empfindungen zugeordneten Reizwerte Rot, Gelb, Grün, Blau, für die zunächst die Berechtigung dieser Namen auch am unmittelbarsten abzuleiten ist.

1) Wundt, Phil. Stud. XVIII. 1903. S. 654 ff.

Würde man die qualitative Charakterisierung der äußeren Netzhautprozesse von diesen Empfindungen aus konsequent festhalten, so müßte man sie aber natürlich als Orange-, Gelbgrün-, Grünblau- und Purpur prozeß bezeichnen. Denn die qualitative Grundrichtung des Prozesses liegt gewissermaßen in der Mitte zwischen den inneren Prozessen Rot, Gelb, Blau, Grün, so daß nur von dieser aus die beiderseitige symmetrische Ausbreitung des Reizwertes auf zwei innere Erregbarkeiten verständlich bleibt. Bei der Einwirkung einer gemäß ihres Empfindungseffektes als Orange<, >Grüngelb usw. bezeichneten Wellenlänge des äußeren Lichtreizes >sehen wir die Qualität eines äußeren Prozesses so unvermischt, als es eben überhaupt vermöge unseres Wahrnehmungsvermögens möglich ist. Müller hat also die größere Leistungsfähigkeit seiner Gegenfarbentheorie gegenüber den Anomalien des Farbensehens nur dadurch erreicht, daß er sich auf Grund einer eingehenden Prüfung des Tatsachenmaterials der Hauptthese der Wundtschen Farben theorie angeschlossen hat, nämlich der Notwendigkeit einer Vermehrung der Qualitäten der möglichen physiologischen Grundprozesse durch 'Annahme von Zwischenstufen zwischen vier innerhalb des Farbenkreises maximal distanten Qualitäten. Auch hier kam der Grundgedanke zur Geltung, daß die hohe chemische Komplikation aller Teile des Nervensystems eine genügende Mannigfaltigkeit in sich berge, um vielgestaltigere Prozesse möglich zu machen, die auf Grund ihrer inneren Verwandtschaft Übergangsstufen zwischen gewissen Extremen darstellen und wechselseitig übereinander greifen können. Dies zeigt sich vor allem sehr schön in Müllers anschaulicher Konkretisierung dieses Übergreifens der Wirkung eines Rotreizes usw. in die Gelb - Blau-Faktoren, das nur durch die noch elementareren, dafür aber auch noch zahlreicheren Grundfaktoren a, b, c usw. möglich wird, wobei in seinem Schema speziell ein gemeinsames c als vermittelndes Glied zwischen Rot-Grün und Blau-Gelb verwendet wird1). Wegen der vom Rot-Reiz ausgelösten Gruppierung a, b, c, welche in dieser Einheitlichkeit zu dem äußeren Netzhautprozeß als integrierender Bestandteil hinzugehört und ihm erst seinen doppelseitigen inneren Reizwert verleiht, darf aber eben dieser ganze Prozeß überhaupt nicht mehr einfach als Rotprozeß bezeichnet werden, weil man sonst die prinzipielle Übereinstimmung mit den Voraussetzungen der Stufentheorie verdeckt. (Was die weitere Differenzierbarkeit der zunächst als einheitliche Prozesse hingenommenen Grundlagen des Farbensehens anlangt, so hat v. Kries die Anerkennung dieses Prinzips innerhalb der Vierfarbentheorie selbst bei Chr. Ladd Franklin rühmend hervorgehohen, welcher sogar Rot und Grün erst als weitere Abspaltungen aus dem Gelb hervorgehen läßt (vgl. 48, S. 277)). Daß Müller (zugleich auch noch aus andern Gründen, z. B. zur Erklärung der Erregung bei galvanischer Reizung usw.) diese mannigfaltigen qualitativen Grundrichtungen auf zwei verschiedene Regionen verteilt, ist für das Prinzip dieses Zugeständnisses an die Wundtsche Farbentheorie nur von sekundärer Bedeutung. Auf Grund dieses Prinzips wäre eine ganz entsprechende Entwicklung der mehrfachen inneren Reizwerte auch innerhalb einer einzigen Region denkbar. Vor allem hat aber

1) a. a. O. Bd. 14. S. 180 f.

von diesem Standpunkt aus die Abtrennung der Begriffe der Alteration
und des Ausfalles an und für sich an Bedeutung wesentlich verloren.
Die Alteration wird vielleicht fernerhin als der umfassendere Begriff zur
Geltung kommen, so daß bei voller Würdigung der Fähigkeit des Organs
zu Umgestaltungen und Neuanpassungen auf Grund seiner chemischen
Komplikation eine Anomalie nach keiner Seite hin ausschließlich
auf die Form eines bloßen Ausfalles eingeschränkt werden
darf. Erst dann wären sämtliche Versuchungen beseitigt, die physio-
logischen Prozesse auf Grund von Postulaten, die noch niemals unmittelbar
physiologisch-anatomisch unterstützt wurden, für einfacher zu halten, als uns
die psychologische Analyse sie anzunehmen erlaubt. Jedenfalls wird die
durch Müllers Vortrag in weitere Kreise hineingetragene Entwicklung der
Farbentheorie als eine der interessantesten Erscheinungen auf dem Gebiete
der optischen Psychophysik überhaupt zu betrachten sein, welche dem in
ihr anerkannten Grundprinzip der Wundtschen Stufentheorie vielleicht
doch endlich zu einer allgemeineren Würdigung verhelfen wird.

Namenregister.

Abelsdorff, G. 121 f., 175.
Abney 30.

Aubert 12, 110 f., 119, 122.
Baumann, C. 121.
Bell, Ch. 169.
Bellarminoff 107.
Bentley, J. M. 17.

Benussi, V. 31 f., 40, 113.
Bezold 37 ff.

Bidwell 91 f.

Birch-Hirschfeld, A. 169.
Bleckwenn 168.

Bloch 84, 118.

Boas 99.

Boll 174.

Borschke, A. 154.

Braunstein, E. P. 107 ff.
Brücke 30, 37 ff., 174 f.
Brückner, A. 30 f.
Bühler 152 ff., 156.

Charpentier 84, 86 ff., 91 ff., 99,
110 f., 116 ff.
Czellitzer 169.
Dieterici 38, 41.
Dobrowolsky 174.

Dürr, E. 85, 88 ff., 95, 103 f., 106.
Engelmann 167.

Exner, F. 17, 38 ff., 41.

Exner, S. 37, 86 ff., 91, 94 f., 99,
107, 115, 121.

Fechner 118 f., 151, 174 f.
Feilchenfeld, H. 122.

Fick 32, 99, 103 f., 111, 198.
Filehne 171.

Fritsch 197.

Fuchs 174.

Greef 169.

Grunert, K. 196 f.

Guttmann, A. 189 f., 193.
de Haas 166 ff.

Hellpach, W. 34 ff.

Helmholtz 8, 10 ff., 38, 40, 151,

164, 172, 177, 183.

Hering, E. 18, 21, 23 ff., 29 ff., 38,
119, 151, 153, 157 ff., 186 Anm.,
192, 197 f., 204 f.

Herzog 177.

Hess, C. 10, 13, 32 f., 91 ff., 95,
113, 169, 176, 195 f.

Heymans, G. 21, 154 f., 184 f.
Hillebrand 29.

Himstedt 166, 169.
Hyslop, J. H. 163.
Jodl 26.

Johannson 149 ff.
Just, W. 104.
Klein, Fr. 163 ff.

Köhler, J. 178 ff., 185, 189, 194.
König, A. 38, 41, 107, 170, 172,

198 f.

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0.6

Die Psychologie in Rußland 1904.

Von Alexander Nets chajeff (St. Petersburg).

Als hervorragende Erscheinung in der Entwicklung russischer Psychologie im Jahre 1904 ist die Eröffnung der pädologischen Kurse in Petersburg zu nennen. Diese Kurse wurden infolge einer Privatinitiative angestellt. Sie finden an dem Pädagogischen Museum für Militärschulen statt, wo schon vor drei Jahren ein Laboratorium für experimentelle pädagogische Psychologie eröffnet worden ist.

Alle Vorlesungen, welche dort gehalten werden, sind in allgemeine und spezielle Kurse einzuteilen. Erstens gibt man dort einen allgemeinen Überblick über Wissenschaften, die für Kinderforscher von Wichtigkeit sind, und zweitens eine ausführlichere Behandlung mehrerer Spezialfragen. Als allgemeine Kurse sind folgende Vorlesungen anzusehen: von Fürst Tarchanoff (Physiologie in ihrer Beziehung zur Hygiene), von Prof. Gundobin (Hygiene im Kindesalter), von Nets chajeff (Psychologie in ihrer Beziehung zur Geschichte der Philosophie und Pädagogik) und von Dr. Drill (Über die Erziehung als Gegenstand wissenschaftlicher Forschungen und schwer erziehbare Kinder). Zu den spezielleren Kursen, die in diesem Jahre eröffnet worden sind, gehören: die Vorlesungen von Dr. Krogius (Psychophysiologie der Sinnesorgane), von Prof. Wartan off (Physiologie der Blutzirkulation), von Dr. Lazursky (Charakterologie), von Prof. Jarozky (Grundsätze der Statistik), von Netschajeff (Technik des psychologischen Experiments), von Prof. Blumenau (Nervenkrankheiten im Kindesalter mit anatomischphysiologischer Einleitung) und von Dr. Gribojedoff (Erziehung geistig abnormer Kinder).

Im Augenblick zählen diese Kurse 60 Zuhörer (13 Herren und 47 Damen); 35 von ihnen haben die höheren Schulen durchgemacht, und 25 haben eine Universität oder spezielle pädadgogische Institute absolviert. Darunter sind 21 Lehrer und Lehrerinnen zu erwähnen. Viele von den Zuhörern sind aus entfernten Provinzen (aus dem Kaukasus, aus Wjatka, Archangelsk, Jekaterinoslaw usf.) nach Petersburg gekommen, speziell um an den pädologischen Kursen teilzunehmen. Außer diesen Zuhörern gibt es noch 20 freie Zuhörer, welche nur einzelnen Kursen beiwohnen, ohne das Recht zu haben, an praktischen Übungen teilzunehmen.

Wir wollen hoffen, daß die gemeinsame Arbeit so vieler Psychologen, Ärzte und Lehrer in Rußland einen fruchtbaren Boden für die Verbreitung psychologischer Kenntnisse schaffen und für die experimentelle Psychologie neue Bewunderer und Arbeiter gewinnen wird.

Unter den Erscheinungen der psychologischen Literatur für das letzte Jahr wollen wir fürs erste die experimentellen Untersuchungen von Dr. A. L. Stschegloff, »Über die geistige Fähigkeit verbrecherischer Kinder<, von

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