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Dr. A. K. Schirmann, Gedächtnisprozesse bei Gesichts-, Gehörs- und Bewegungswahrnehmungen, und Versuche systematischer Untersuchungen komplizierter nervöser, (psychischer) Erscheinungen bei dem Hunde< von Dr. Babkin nennen.

Dr. Stschegloff gibt in seinem großen Werke eine historische Skizze der Frage über die Psychologie der Verbrecher und teilt die Ergebnisse seiner eigenen Versuche über verbrecherische Kinder (in der Abteilung für jugendliche Verbrecher im Gefängnis zu Petersburg) und parallele Untersuchungen normaler Kinder desselben Alters und gleicher Herkunft (in Volks- und Gewerbeschulen) mit.

Der Verf. untersuchte die Reaktionsdauer (einfache und komplizierte, die geistige Ermüdung (nach der Methode von Kraepelin), Gedächtnistreue für Worte verschiedener Bedeutung und Aufmerksamkeitsschwankungen (nach der Methode von Netschajeff, Päd. psych. Studien, 1902. Nr. 2).

Die Untersuchungen der psychophysischen Reaktion bei jugendlichen Verbrechern führen zu dem Schluß, daß die Dauer einfacher und komplizierter Reaktionen bei ihnen größer als bei normalen Kindern gleichen Alters und gleicher Herkunft ist. Ebenso sind bei ihnen die durchschnittlichen Schwankungen der einfachen und komplizierten Reaktion größer.

Die Ergebnisse der Arbeit weisen auf eine gewisse Langsamkeit der geistigen Vorgänge bei verbrecherischen Knaben im Vergleich mit normalen und auf eine verhältnismäßig weniger beständige Aufmerksamkeit.

Die Geschwindigkeit geistiger Vorgänge, durch die Anzahl in einer Minute gelöster Aufgaben bestimmt, ist bei verbrecherischen Knaben ebenfalls geringer als bei normalen. Dabei haben mehrere Tage nacheinander wiederholte Versuche dieser Art gezeigt, daß bei jugendlichen Verbrechern die Übung einen bedeutend größeren Einfluß nachweist. Bei Schülern aus der Volks- und Gewerbeschule war das Zunehmen der Geschwindigkeit geistiger Vorgänge im Laufe mehrmals wiederholter Versuche ein geringeres als bei Verbrechern. Diese Tatsache erscheint uns als ein Beweis der geringeren Willenskraft und geringeren Konzentrationsfähigkeit der Aufmerksamkeit. Die Fähigkeit, die maximale geistige Kraft in verhältnismäßig kurzem Zeit- · raume zu entfalten, ist bei verbrecherischen Kindern weniger entwickelt als bei normalen Knaben.

Die Untersuchung durchschnittlicher Arbeitsfähigkeitsschwankungen zeigt, daß die Aufmerksamkeit jugendlicher Verbrecher im Vergleich mit der der normalen Kinder eine unbeständigere ist; außerdem ermüden die jugendlichen Verbrecher schneller als die gewöhnlichen Kinder, und das Wachstum des Ermüdungsgefühls, das an der Zunahme durchschnittlicher Arbeitsschwankungen gemessen wurde, ist bei Verbrechern ein bedeutenderes.

Die Größe der Ermüdung wurde durch Verschlechterung am Ende der Arbeit bestimmt. Im Vergleich mit der Ermüdung normaler Kinder war die Ermüdung jugendlicher Verbrecher beständig eine größere.

Die Reproduktions- und Behaltungsfähigkeit ist bei Verbrechern bedeutend kleiner als bei gewöhnlichen Knaben. Dazu hat die Untersuchung der Aufmerksamkeitsschwankungen und also auch der Ermüdung bei mit Reproduktion wörtlicher Eindrücke verbundener geistiger Arbeit gezeigt, daß die Aufmerksamkeit verbrecherischer Kinder weniger beständig als die normaler Knaben sei. Erwähnte Eigentümlichkeiten des Gedächtnisses und der Aufmerksamkeit der Verbrecher stellten sich erstens an der geringeren Zahl

reproduzierter Eindrücke, und zweitens an der bedeutenderen Änderung der Aufmerksamkeitsrichtung heraus, namentlich an der vorzugsweisen Konzentration der Aufmerksamkeit auf die letzten, lebhaftesten und deutlichsten Eindrücke.

Dr. Schirmann stellte im psychologischen Laboratorium an der medizinischen Akademie und in einigen Schulen Versuche mit 30 erwachsenen Personen und 260 Kindern an. Diese Versuche bestanden im Behalten zweisilbiger Wörter (jede Reihe betrug zehn Wörter), welche von den Versuchspersonen optisch, akustisch und motorisch wahrgenommen wurden. Die Versuche führten zu folgenden Ergebnissen:

1) Die größte Zahl reproduzierter Wörter findet man bei sinnlich-motorischer Wahrnehmung.

2) Bei dem größten Teile der Versuchspersonen, welche im Laboratorium untersucht worden sind, erwies sich die akustische Wahrnehmungsform als die bessere im Vergleich mit der optischen; in einigen Fällen aber, besonders bei jüngeren Versuchspersonen, führte die optische Form zu günstigeren Resultaten.

3) Die Versuche mit Kindern zeigen im ganzen, daß hier die optische Wahrnehmungsform eine größere Zahl behaltener Wörter aufweist als die akustische.

4) Die ersten und letzten Wörter, d. h. am Anfang und am Ende der Versuchsreihe, wurden besser und öfter behalten als die andern.

Dr. Babkin hat eine Reihe aufs sorgfältigste geprüfter Veruche an operierten Hunden gemacht. Diese Versuche fanden in dem Institut für experimentelle Medizin statt und wurden nach der Methode von Prof. J. P. Pawloff (veröffentlicht auf dem internationalen Kongreß zu Madrid) ausgeführt.

Der Verfasser hat die Reaktion der Speicheldrüsen beim Hunde für Geschmacks-, Tast-, Geruchs- und Gesichtsreize untersucht. Er kommt dabei zu Resultaten, die nicht nur einen physiologischen, sondern auch einen psychologischen Wert haben:

1) Der bedingte Reflex, d. h. ein solcher Reflex, der von der Tätigkeit des großen Gehirns abhängt, verschwindet bei Wiederholung.

2) Für das Verschwinden des bedingten Reflexes muß die ihn herbeiführende Gesamtzahl zufälliger Merkmale des Gegenstandes im Laufe des Versuches stets unveränderlich bleiben.

3) Die Geschwindigkeit des Erlöschens des Reflexes bei Wiederholung steht im umgekehrten Verhältnis zum Zwischenraume der einzelnen Reize. 4) Die selbständige Wiederherstellung des erloschenen Reflexes vollzieht sich sehr langsam.

5) Starke äußere Reize, welche vorzugsweise eine motorische Reaktion beim Tiere herbeiführen, wirken deprimierend auf die bedingten Reflexe der Speicheldrüse.

Von den Werken, welche allgemeinen Fragen der Psychologie gewidmet sind, ist das umfangreiche Buch von Prof. Tschelpanoff, Das Problem der Raumwahrnehmung in seiner Beziehung zu der Lehre über die Apriorität und Angeborenheit, und das illustrierte Werk von Prof. Sikorsky, Allgemeine Psychologie in Verbindung mit Physiognomik< zu erwähnen.

Die kritisch-historische Untersuchung Tschelpanoffs trägt einen vorherrschend erkenntnistheoretischen Charakter. Der Verfasser sucht die gegenseitige Beziehung zwischen Erkenntnistheorie und Psychologie zu erklären und stellt überall den Grundsatz auf, daß die Psychologie das Entstehen gewisser Begriffe zu ergründen, die Erkenntnistheorie dagegen ihren objektiven Wert zu bestimmen hat. Der Autor neigt augenscheinlich zum Apriorismus im Sinne Kants.

>Die allgemeine Psychologie von Sikorsky ist für ein großes Publikum bestimmt. Dieses Werk stellt zum größten Teil eine Sammlung früherer Werke Sikorskys dar. Das Programm ist sehr umfangreich: allgemeine Psychologie; Rassenpsychologie; Kinderseele; Tierseele; Physiognomik. Man kann aber nicht behaupten, daß es auch überall mit genügendem tatsächlichen Material durchgeführt worden ist. Die Schlüsse über die Physiognomik beruhen zuweilen auf einer etwas zu subjektiven Analyse von Bildern großer Künstler.

Zum Schluß muß man noch das Erscheinen der Werke von Prof. Bechtereff Grundzüge der Lehren über Gehirnfunktionen (Grundriß der modernen Lehren über die Frage mit Nachweisung umfangreicher Literatur) und »Psychik und Leben (zweite Auflage) erwähnen. Im letzten Buche hat der Verf. in Rücksicht auf einige kritische Analysen der ersten Auflage mehrere Ergänzungen hinzugefügt, die seine Abneigung gegen den Neuvitalismus deutlicher hervorheben.

Außer diesen Werken sind noch in verschiedenen Spezialzeitschriften (Zeitschrift für die Psychiatrie, Zeitschrift für Psychologie, Kriminalanthropologie und Hypnotismus u. dgl.) einzelne weniger bedeutende psychologische Artikel erschienen.

Einzelbesprechungen.

1) Theodor Lipps, Grundlegung der Ästhetik. Ästhetik. Psychologie des Schönen und der Kunst. Erster Teil. 601 S. gr. 8°. Hamburg

und Leipzig, Verlag von Leopold Voss, 1903. M. 10.—; in Leinen geb. M. 12.-.

Der vorliegende Band vereinigt, was bisher in zahlreichen Einzelschriften von Lipps zerstreut war. Damit soll nicht gesagt sein, daß hier nichts als eine Sammlung oder Zusammenstellung vorläge. Denn obgleich fast jeder einzelne der hier erörterten Gegenstände von Lipps schon früher, und ebenso oder ähnlich, behandelt worden ist, so bildet die Grundlegung als Ganzes doch ein durchaus Neues. Ihre Bedeutung liegt wesentlich in dem Zusammenhange ihrer Teile. Um des Zusammenhangs willen soll daher im folgenden ohne ausdrückliche Unterscheidung des bereits Bekannten und des neu Gebotenen eine Übersicht über den Hauptinhalt der einzelnen Abschnitte gegeben, sodann kurz eine Würdigung der Grundideen, wie sie erst durch die in der >Ästhetik< vorliegende zusammenhängende Darstellung möglich wird, versucht werden.

Das Buch zerfällt in sechs Abschnitte, von denen der erste die allgemeinen ästhetischen Formprinzipien, der zweite den Menschen und die Naturdinge (die Einfühlung), der dritte die Raumästhetik, der vierte den Rhythmus, der fünfte Farbe, Ton und Wort und der sechste die Modifikationen des Schönen behandelt.

Im ersten Abschnitt formuliert Lipps zunächst ein allgemeines Lustgesetz, das sich im wesentlichen als Erweiterung und psychologische Formulierung des Kantischen Grundgedankens von der subjektiven Zweckmäßigkeit darstellt. Ein Grund zur Lust ist in dem Maße gegeben, als psychische Vorgänge der Seele natürlich, als sie Selbstbetätigungen der Seele sind. Genauer: Lust entsteht in dem Maße, als ein psychischer Vorgang mit den in der Seele gegebenen Bedingungen der Apperzeption einstimmig ist. Aus diesem Gesetz wird die alte Schönheitsformel der Einheit in der Mannigfaltigkeit psychologisch begründet. Was der Tendenz der Seele, das Mannigfaltige, das ihr zumal gegeben ist, zusammenzufassen, entgegenkommt, was zur Zusammenfassung auffordert, läßt ein Lustgefühl entstehen. Diese Aufforderung oder Nötigung ist bei empirischer sowohl wie bei qualitativer Einheitlichkeit gegeben. Erstere erregt intellektuelle, letztere ästhetische Lust. Mannigfaltigkeit ist nach dem Gesetz der Absorption der Elemente eines Ganzen im Ganzen ein positiver Faktor der Einheit. Denn qualitative Einheitlichkeit schließt eine Herabminderung der Fähigkeit, die Aufmerksamkeit in Anspruch zu nehmen, und damit eine Verringerung der psychischen Größe in sich. Die Seele ist zugleich Einheit und Mehrheit und will als beides sich betätigen. Die Seele ist eine gegliederte, in ihrem Tun sich Archiv für Psychologie. V. Literatur. 15

differenzierende Einheit. Die ästhetische Einheit im Mannigfaltigen besteht demnach in der inneren Einstimmigkeit des zugleich sich besondernden Mannigfaltigen, in dem Einklang im Auseinandergehen. Die Beziehung, die zwischen dem Mannigfaltigen und dem Gemeinsamen in der ästhetischen Einheit in der Mannigfaltigkeit besteht, ist die der Unterordnung des Mannigfaltigen unter das Gemeinsame. Auch die quantitative Kontrastwirkung ist nichts anderes, als eine Unterordnungstatsache. Ferner kommt es z. B. nicht darauf an, daß zwei Töne etwas Gemeinsames an sich haben, wenn sie einen ästhetischen Einklang geben sollen, sondern daß sie als verschiedenartige Differenzierungen dieses Gemeinsamen erscheinen. Gegen die Konsonanztheorie wendet Lipps daher ein, daß es für die ästhetische Zusammengehörigkeit zweier Klänge die gleichgültigste Sache von der Welt sei, daß sie einen Ton oder einen nervösen Prozeß gemein haben. Denn, so exemplifiziert er, Möbel, die nicht zueinander passen, würden auch nicht dadurch passend gemacht, daß man an ihnen allen das gleiche Wappen anbrächte. (Indessen, dieses Beispiel wäre doch nur dann überzeugend, wenn das darauf angebrachte Wappen sich zu dem Möbelstück ebenso verhielte, wie der Ton zum Klang, was offenbar nicht der Fall ist). Mit großem Scharfsinn werden nun die möglichen Formen der ästhetischen Einheit in der Mannigfaltigkeit im einzelnen erörtert. Zunächst stellt Lipps für die Art, in der das Mannigfaltige dem Gemeinsamen untergeordnet sein kann, mehrere Prinzipien auf. Er unterscheidet das Prinzip des Gleichgewichtes in der differenzierenden Unterordnung, das der stufenweise differenzierenden Unterordnung, das der immanenten und das der sukzessiven Differenzierung. Ein Beispiel der immanenten Differenzierung ist das Quadrat. >Es sind im Quadrat geschieden, und zwar absolut geschieden, die beiden Grundrichtungen. Sie sind es, ohne doch auseinander- oder nebeneinanderzutreten. Sie bleiben in der Fläche des Quadrates trotz ihrer Geschiedenheit ineinander. Dies eben ist der Sinn der immanenten Differenzierung (S. 51). Dagegen besteht sukzessive Differenzierung oder Differenzierung im Nebeneinander in der geraden Linie oder der Punktreihe. Außer der Tendenz der Seele zur Zusammenfassung des Mannigfaltigen zur Einheit ist in ihr noch die Tendenz zur Zusammenfassung desselben in einem Punkte, zur Unterordnung nicht unter das dem Mannigfaltigen Gemeinsame, sondern unter ein Element des Mannigfaltigen. In der Erfüllung dieser Tendenz ergibt sich die monarchische Unterordnung. Die monarchische Unterordnung ist ebenfalls immanente Unterordnung oder Unterordnung im Nebeneinander. In einem Rechteck, in dem die horizontale Ausdehnung geringer ist als die vertikale, ordnet sich jene dieser immanent unter. Dagegen findet bei der Unterordnung der Seitenflügel eines Baues unter den Mittelbau, der begleitenden Stimmen unter die führende Melodie monarchische Unterordnung im Nebeneinander statt. Von seiten des Objektes wird die Seele zu der monarchischen Unterordnung aufgefordert, wenn innerhalb der qualitativen Einheitlichkeit ein Teil oder Element besonders ausgezeichnet oder betont< ist. Dieser Teil wird zum apperzeptiven Schwerpunkt. Es gibt aber auch in jedem Ganzen natürliche apperzeptive Schwerpunkte. Derer unterscheidet Lipps awei Arten. Sie finden sich einmal da, wo die innigste Einheit des Ganzen, sodann da, wo sein größter Kontrast zur Umgebung ist, im Kreis z. B. in der Mitte und am Rande, in einem rhythmischen Ganzen am Anfang und am Ende: Initial- und Finalbetonung. Auch hier gibt es ein relatives Gleich

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