ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

am besten umschrieben wird, gleichsam reine Bewegungs- und Lageempfindungen.

Schließlich kann die Lösung der Frage dadurch gefördert werden, daß man nach Analogien zwischen der fraglichen und solchen Empfindungen forscht, deren Empfindungs charakter sicher feststeht. Diesen Weg hat Mach betreten. So hat er berechnet, daß die bei der Reizung des Labyrinths geleistete Arbeit wahrscheinlich ihrem Betrage nach viel größer ist als das mechanische Äquivalent jener vom Lichte geleisteten Arbeit, die eben noch eine Empfindung auslöst. Er hat ferner auf die Nachempfindung und ihre Analogien in andern Sinnesgebieten hingewiesen. Auch Intensitäts abstufungen weisen die Bewegungsempfindungen wie die Empfindungen anderer Sinne auf, sie fehlen aber jedenfalls der postulierten Lageempfindung. Überhaupt sind bei letzterer der Analogien nicht zu viele. Versteht man unter ihr, wie ausgeführt, die unmittelbare Empfindung unserer Lage zur Richtung der resultierenden Massenbeschleunigung, so ist es z. B. nicht möglich, experimentell eine Reizschwelle zu bestimmen. Es scheint mir sogar fraglich, ob die Anwendung dieses Begriffes hier überhaupt noch Sinn hat. Wir können uns ferner jeden Augenblick Rechenschaft über die Richtung der Vertikalen geben. Beruht dies auf einer Dauerreizung des Sinnesorgans, die nur dann bewußt wird, wenn wir ihr die Aufmerksamkeit zuwenden, oder bestimmen wir dann diese Richtung auf Grund anderer Sinnesqualitäten? Die Konstanz der Reizung erklärt die Breuersche Theorie durch die Konstanz des Schweredruckes der Otolithen, warum sinkt aber gerade diese Empfindung um so viel schneller unter die Aufmerksamkeitsschwelle? Vielleicht wäre es psychologisch richtiger, von einer Empfindung des Abweichens von der Richtung der resultierenden Massenbeschleunigung zu sprechen, wie wir die Abweichungen von einer gewissen indifferenten Temperatur als Wärme und Kälte empfinden.

Ein zweiter dunkler Punkt der Frage scheint mir folgender zu sein: Sowohl die Mach-Breuersche als andere Theorien nehmen an, daß es außer den Bewegungs- und Lageempfindungen, deren Organ im Vestibularapparat zu suchen ist, noch andere von andern Apparaten aus ausgelöst gibt. Gibt es Analogien dafür, daß durch so differente Sinnesorgane, wie es die Bogengänge einerseits, Muskeln, Bänder und Gelenke andererseits sind, qualitativ gleiche Empfindungen ausgelöst werden? Die spezifischen Sinnesenergien könnten die Tatsachen zwar zur Not erklären, nur müßten sie hierzu in einer präzisen Formulierung verwendet werden, die nun einmal nicht bewiesen ist. Nehmen wir mit Wundt an, daß es sich in beiden Fällen um innere Tastempfindungen handelt, dann wäre die Schwierigkeit freilich beseitigt. Eine andere, radikalere Lösung der Frage enthält die neue Anschauung, die sich Mach (76) über die Bewegungsempfindungen gebildet hat, die er aber nur als mögliche, nicht als wirkliche Lösung bezeichnet. Danach würde der Vestibularapparat nicht als Sinnesorgan, sondern als Apparat aufzufassen sein, der lediglich reflektorisch Innervationen auslöst. Die Empfindung der Innervation bildet den eigentlichen Inhalt dessen, was wir Bewegungsempfindung nennen. Und zwar bei aktiver Bewegung die direkte Innervation derselben, bei passiver diejenige Innervation, die die unwillkürlich ausgelöste Kompensation der Bewegung hemmt. Auch die Lageempfindung läßt sich vielleicht so erklären. Doch auch

-

dann, wenn man die hypothetische Innervationsempfindung nicht akzeptieren. will, ließe sich das Prinzip dieser Erklärung zur Behebung der genannten Schwierigkeit verwenden. Würde man den Vestibularapparat nicht als Sinnesorgan, sondern nur als Tonuslabyrinth im Sinne Ewalds fassen, so müßte man auch annehmen, daß die Reizung dieses Organs Schwankungen im Muskeltonus hervorrufe, wie sie wohl auch bei aktiver Muskelkontraktion auftreten. Die Tonusveränderungen müßten dann als physiologisches Substrat der Bewegungsempfindung betrachtet werden.

Referate.

C

Fortschritte auf dem Gebiete der Psychophysik der Lichtund Farbenempfindung.

Zweites Referat

von Wilhelm Wirth.

(Fortsetzung.)

6) Neben der Untersuchung der relativ dauernden Verhältnisse, also der psychologischen Analyse des Empfindungskontinuums, der Mischungserscheinungen und der lokalen Differenzen, denen sich am Schlusse vor allem noch die neueren Arbeiten über die Farbenblindheit anreihen werden, sind inzwischen auch die Beobachtungen über den zeitlichen Verlauf der Empfindungen und seine Nachwirkungen in den dispositionellen Veränderungen der sog. Adaptationen eifrig fortgesetzt worden. Eines besonderen Interesses erfreut sich noch immer der neulich an erster Stelle behandelte Ablauf der Empfindung bei kurzdauernder Reizung. Neben dem vielleicht noch relativ zurücktretenden Interesse für das Studium des Vorganges als solchen, zugleich zum Zwecke der wohl mehr und mehr anzuerkennenden Verwertbarkeit in allgemeineren psychologischen Untersuchungen, und neben der Hoffnung auf eine mühelose Zerlegung des physiologischen Organismus in seine letzten, relativ selbständig arbeitenden Erregungssubstrate infolge einer möglichen zeitlichen Differenzierung ihrer eigentümlichen Funktionen herrscht in den Fragestellungen der einzelnen Beobachter vor allem die Absicht, aus der Betrachtung des Empfindungsverlaufes eines einzelnen kurzdauernden Reizes dem Verständnis der Verschmelzung der Wirkung intermittierender Reize und ihres nach dem Talbotschen Gesetz resultierenden Wertes näher zu kommen, wobei ein Teil der Diskussion bereits auf die Aufrechterhaltung dieser Erklärungsmethode überhaupt gerichtet wird.

6) a. Zunächst hat die neulich vorangestellte Abhandlung von Martius » Über die Dauer der Lichtempfindungen< 1), welche jene zuletzt genannte Erklärungsmethode anzuwenden versucht, eine längere Polemik zwischen ihm und Marbe in Pflügers Archiv hervorgerufen, die um der rein sachlichen Bedeutung willen nicht übergangen werden darf. Sie entstand durch Marbes Angriffe in

1) Beiträge zur Psychologie und Philosophie. I, 3. S. 275 ff. Archiv für Psychologie. V. Literatur.

6

seiner Abhandlung Tatsachen und Theorien des Talbotschen Gesetzes < (36), an die sich eine zweimalige Entgegnung von beiden Seiten anschloß. In seiner ersten Erwiderung (39, S. 95 ff.) nimmt Martius zugleich auf die Auslegung seiner Beobachtungen in meinem Referat Bezug. Diejenigen Punkte, in denen Marbes Kritik dem Grundgedanken nach mit meinen früheren Ausführungen übereinstimmte, sollen aber erst an zweiter Stelle erwähnt werden, wobei zugleich eine kleine Erweiterung des Referates über Martius' frühere Arbeit hinzutritt. Dann sollen die neueren Arbeiten über den Verlauf der isolierten kurzdauernden Erregung und die Phasen der Nacherregungen betrachtet werden, um erst von hier aus wieder zu den übrigen, nicht direkt auf Martius' Theorie bezüglichen Teilen jener Marbeschen Monographie und der andern speziell auf das Talbotsche Gesetz und die Verschmelzung sukzessiver Reize bezüglichen Beobachtungen zurückzukehren. Für jeden Leser, der aus dem Marbeschen Referat über Martius' Arbeit orientiert wurde, ist jedoch vor allem die Beseitigung eines prinzipiellen Mißverständisses in der Darstellung Marbes unerläßlich, dessen einfache Anerkennung an dieser Stelle notwendig wurde, weil Marbe auch in der späteren Erwiderung, einschließlich des Schlußwortes, den Martiusschen Versuchen, ihn von diesem Mißverständnis seiner früheren Schrift zurückzubringen, nur die Behauptung entgegengestellt hat, daß Martius die kritischen Punkte jetzt anders als früher darstelle (37, S. 488 ff. und S. 493 f.). Das hier zur Diskussion stehende allgemeinste Resultat der Martius schen Beobachtungen, gewissermaßen die Martiussche Gleichung, war auf S. 338 seiner Schrift) in einem besonderen Absatze herausgehoben: »Die Intensität des beobachteten Eindruckes war im Augenblick, wo das Flimmern aufhörte, gleich dem ununterbrochenen Eindruck oder der einmaligen Reizwirkung (1. Ref., S. 28). Das gesamte Material hierzu war in Tab. XXI, S. 340, zusammengefaßt und in Fig. 13, S. 341, graphisch zu überblicken. Die Dauer der einzelnen Reizglieder der Verschmelzungsreihe ist hierbei entweder untermaximal, maximal oder übermaximal, wobei der Begriff der Mazimalzeit im Zusammenhang mit Martius' Theorie der gesamten Erregungskurve (Ausschluß eines Herabsinkens der Erregung [negativen Nachbildes u. ä.] aus dem normalen‹ Empfindungsverlauf bei übermaximaler Reizzeit) so bestimmt ist, daß die Zeit zur Erlangung der Helligkeit des kontinuierlich dargebotenen Reizes eben ausreicht. Alle einmaligen untermaximalen Reize erzeugen eine entsprechend geringere Helligkeit, wie sie aus seiner Erregungskurve (vgl. 1. Ref., S. 26 f.) zu ersehen waren. Die Absicht, die Dauer von Lichtempfindungen zu ermitteln, wäre nun nach seinen Vorüberlegungen (s. 1. Ref. a. a. O.) am einfachsten für die maximalen (bzw. übermaximalen) Reizzeiten zu ermitteln gewesen, weil dann neben der eben verschmelzenden Intermission einfach der nämliche objektive Reiz dauernd hätte dargeboten werden können. Die Beobachtungen führten ihn aber dann über diese Spezialisierung zu jenem allgemeinsten Resultat hinaus, weshalb auch schon in den einleitenden Betrachtungen die untermaximalen Zeiten der Einzelglieder mit einbezogen wurden, doch auch hier schon unter der Beifügung, daß deren Helligkeit bei eben erreichter Verschmelzung niemals über die dieser Dauer eigenen (a. a. O. S. 338) Maße hinausführt. Dies wird noch deutlicher durch die Einbeziehung ihrer Auf

1) Beiträge zur Psychologie und Philosophie. I, 3. S. 275 ff.

hellung, also der wirklichen größeren Annäherung an den Effekt des kontinuierlichen Reizes bzw. der Maximalzeit, bei noch weiterer Verkürzung der dunkeln Intermissionszeiten über die eben erreichte Verschmelzung hinaus. Auch ist dann beim Übergang zur Ableitung des Talbotschen Gesetzes aus jener Gleichung jenes besondere Ergebnis der untermaximalen Reizdauer der Einzelglieder (bei eben erreichter Verschmelzung) nochmals ausdrücklich hervorgehoben (S. 349). Es besteht also ein klarer, in sich völlig widerspruchsfreier Zusammenhang. Auch blieb derselbe in allen späteren Erwiderungen von Martius unverändert aufrechterhalten. Eine von Martius ausdrücklich als solche hervorgehobene Modifikation seiner früheren Anschauungen, auf die ich unten zurückkomme, hat an der hier in Frage stehenden Gleichung nichts geändert.

In einer Rekapitulation nach Darlegung des Zahlenmaterials folgte nun seinerzeit bei Martius eine nochmalige Betonung, daß die Verschmelzung der Reihe wirklich eine gute war (wobei Martius offenbar an die bekannten Schwierigkeiten der Helligkeitsschätzung auch noch an der Grenze des Flimmerns dachte), und er setzte hinzu: >und unterscheidet sich gar nicht von dem dauernden Eindruck. Er hat später zugegeben, daß er hier zur allgemeinen qualitativen Charakterisierung der Verschmelzungsreinheit überhaupt lieber von einem dauernden Eindruck hätte sagen sollen. Denn Marbe begegnete nun offenbar vor allem auf Grund dieser Stelle das verhängnisvolle Mißverständnis, Martius habe gemeint, daß auch die eben verschmolzene Reihe untermaximaler Reizglieder so aussehe, wie ein gleich intensiver Reiz bei dauernder Einwirkung. Alles erscheint nun Marbe natürlich im ungünstigsten Lichte, ja er vermutet schließlich, daß jene Gleichung überhaupt nicht mehr auf Beobachtung beruhe, und stellt schließlich selbst zur Widerlegung Beobachtungen über teilsweise selbstverständliche Dinge an, die von Martius niemals bestritten worden waren. So findet sich bei Marbe z. B. 36, S. 369 der Satz: >Wenn die M.sche Ansicht zutreffend wäre, so wäre es für die Empfindung völlig belanglos, ob vor der einen Öffnung (von zwei objektiv gleich hellen) ein Episkotister rotiert oder nicht. Es ist hier allerdings sogleich hinzuzufügen, daß die Martiusschen Werte der Maximalzeiten, von denen an wirklich nach Martius auch der einmalige Reiz dem dauernden im Effekt gleicht, auch für bestimmte noch durch den Episkotister leicht erreichbare Reiz- und Intermissionszeiten eine subjektive Gleichheit mit dem Reize bei längerer Einwirkung voraussetzen lassen, worauf auch Marbe in seiner Antikritik (37, S. 490) hinweist. Indessen lag Marbes Nachdruck zunächst doch eben auf den untermaximalen Reizzeiten, wie sie bei beliebiger Einstellung der Rotationsgeschwindigkeit vor allem benützt zu werden pflegen, ja er stellte sogar unter Beiziehung anderer Beobachter sorgfältige Untersuchungen darüber an, ob ein Episkotister auch bei möglichst exakt einsetzenden absolut dunkeln Intermittenzen auf diese legt freilich Martius ganz besonderen Wert wirklich eine Verdunkelung im Vergleich zur ungestörten Darbietung des nämlichen Lichtes hervorbringe und somit auf seinen Namen noch berechtigten Anspruch besitze.

[ocr errors]

Martius hat nun in seiner ersten Erwiderung den Hinweis auf dieses Mißverständnis seitens Marbes keineswegs in den Vordergrund gestellt. Trotz der sofortigen Äußerung der gegnerischen Auffassung in dem genannten Passus: bei längerer Einwirkung auf Marbes erster Seite (s. 36) scheint

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »