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Ergreifende Seelenlaute des gepeinigten, die Hände nach dem Thron des Lichtes ausstreckenden Menschen berühren uns:

,,Wir sehnen uns nach dir

Wie nach erlösendem Feuer,

Das uns frei macht von allen Schlacken

Und jauchzend unser Bestes zum Himmel trägt."

(Übers. v. Eberhardt.) Alles, was die gramdurchwühlte Erde entweiht: in der Gottheit hat es keine Stätte. Sie ist Güte und Friede, die Reinheit und die leuchtende Klarheit, der Seelenfreund, die Vollkommenheit und Ewigkeit. Und der Mensch, der sich ihr hingibt, demütig auf den Stufen des Gebetes hinschreitet zu ihrer Höhe: er wird verwandelt. Der Sturm des Herzens legt sich, die Unruhe weicht dem Frieden und der Festigkeit; die quälenden Zweifel fallen ab: denn hier, im Reiche des Ewigen, ist der Dämon der Finsternis, der die Seele mit Zweifeln erfüllt, verbannt; alle marternden Fragen haben hier keinen Sinn mehr, die Klarheit ist ausgegossen, und in ihrem Lichtreich steht der Fromme verklärt als ein Vollendeter, den das wilde Wellenspiel eines von rohen Gewalten des Aufruhrs durchtobten Lebens nicht mehr berührt. Die Reinheit des Gesegneten umwallt ihn, und wenn er auch am liebsten verstummen möchte: seine Stimme mischt sich ein in den Chor der Himmelsmelodien, die die Herrlichkeit und Majestät des Ewigen, des Geistes, dessen Wesen Vollendung ist, preisen.

Zarathushtra als der gegen die Gebrechen der Welt zu Felde ziehende Streiter seines Gottes, als der von Zweifeln Hin- und Hergerissene steht auf schwankendem Boden. So ist zu verstehen, daß er, der in Unwettern hineingerissene Flüchtling, machtvoll die Segnung der Stille, die erlösende, beseligende Wirkung schweigender Anbetung des Ewigen als der in sich selbst ruhenden Lebensmacht empfindet. Eine starke Spannung herrscht in dieser Seele. Gegenüber dem aufschreckenden Eindruck des wirbelnden Chaos der Welt, in die eten auch Zarathushtra hineingezogen ist als der Leidende und Ringende, regt sich der Drang, sich einem Höchsten hinzugeben, das entrückt ist dem Treiben fesselloser Mächte; einem Höchsten, in dessen Reich es kein Werden gibt, das alle sonst in ihrer Besonderheit sich aufreckenden Dinge in ihre vollkommene Einheit einbezieht.

,,Was war, und was ist, und was sein wird,

Alles ist zeitlos in ihm beschlossen.

Schon jetzt wartet Ewigkeit,

Beglückend den Guten,

Vernichtend den Bösen.

Denn Gott ist die Stille

Im tobenden Sturm."

Wer sich liebenden Herzens diesem hohen, selig in seiner eigenen Fülle ruhenden Wesen hingibt, der ringt den Dämon der Finsternis nieder, daß er von ihm weicht immerdar. In dieser Zeitlichkeit hat er schon Anteil an der Ewigkeit, und ruft ihn der Tod hinweg, so geht er ein in ein Leben, das dahinströmt im Glanze des ewigen, von keiner Finsternis mehr befleckten Lichtes.

Dieses Glück des Frommen, dem Zarathushtra in bald schmelzenden, bald jubelnden Weisen zu huldigen weiß, ist einmal die Frucht eines Schauens, einer gefühlsdurchströmten Hingabe an die Gottheit, die in die Öde des Einsamen wie eine alles verklärende Wundererscheinung hineinleuchtet. Aber man beachte, wie gemäß dem Wechselspiel der Systole und Diastole auch wieder männliche Energien den Frommen durchrauschen, daß er sich wappnet, um unter die Menschen zu treten, ihnen die Macht seines himmlischen Herrn zu offenbaren.

,,Ja, mein Leben sei mein Lied

Und meine Taten sein Klang."

Die Herrlichkeit der Gottheit wird nicht allein empfunden als Seligkeit des Schauens, sie offenbart sich vor allem auch in guten Werken und führt so den Frommen hinein in das Getriebe der Welt, auf daß er hier wirke als ein Abgesandter des Lichts. Gott selbst ist die Güte, und wer sich ihm weiht, der wird gegürtet mit dem Schwert der Güte, und sein Leben wird zu einem Triumphgesang der Liebe inmitten einer Welt voll Selbstsucht und Teufelei. Der Machtwille gattet sich also mit der Kraft der Hingabe, als schenkende Tugend strömt er ein in die Welt, um in ihrem Chaos Raum zu schaffen, auf daß der Born der Gottheit, der heilbringende Bronnen aufsprudeln kann.

,,Laßt uns nicht müde werden

In gutem Denken, Reden und Tun!

Ein Hauch des Ewigen und Wahrhaftigen

Weht darin,

Und wir spüren Gottes Atem."

,,O, du mein Gott,

Wie kann ich so ganz in dir sein,

Nicht nur in Sehnsucht ein Leben,

In dir geborgen

Und in Güte getragen

Durch diese Welt!"

In immer neuen Wendungen preist Zarathushtra ein der guten Tat gewidmetes Leben als Einbruch göttlicher Macht in diese aufgewirbelte Welt der Zeitlichkeit, und bald läßt er die gute Tat entspringen der Seligkeit des Frommen in Gott, bald feiert er die Seligkeit als den Gewinn der selbstlosen Tat.

„Weil du gütig bist,
Darum nur bist du ewig
Und immer voll Seligkeit,
Und nur, wenn wir gut sind,
Dann gehn wir deine Straße,
Dann bist du uns nahe."
,,Sehnsucht im Herzen

Und Andacht auf den Lippen,

So laßt uns klopfen an seine Pforten,

Dann wird die Wahrheit uns öffnen....

O, daß wir uns erhielten

In dieser Seligkeit!

Was dann auch komme,

Alles wird Segen.

Ein freudiges Wirken

Breitet sich aus

Von uns hin über Menschen und Tiere.

Alles Gute ist Freude

Und niemals ein Zwang."

Es ergibt sich, wie die Angst, das Grauen vor dem unheimlichen Reigen, in dem das Leben dahinfegt, Zarathushtra erbeben läßt, verlangend nach einer Heimat, wo kein Sturm das Vaterhaus umtobt, von der aber auch der Begnadete, vom Licht der Gottheit Umglänzte wieder in die Niederungen steigt, um hier das Dickicht zu lichten, auf daß die göttliche Macht eindringe in die Reiche der Menschen, um hier das Wunder eines neuen Lebens zu wirken. Das Grauen vor dem Dasein und dann eine leidenschaftliche Liebe zum Leben liegen in diesem Frommen miteinander im Streit, und wenn auch die segnenden, bald vom Sturm des Jubels, bald vom Hauch der Seligkeit durchwehten Weisen überwiegen: man überhöre nicht die Schmerzensschreie des Gepeinigten, übersehe nicht das Dunkel, das er ausbreitet, jenes Dunkel, das allein verständlich macht, daß er in Hochgefühlen aufglüht, wenn die lichtübergossene Herrlichkeit seines Gottes sich ihm darbietet. Auch Zarathushtra zeigt, daß die Auf

fassung, die erlauchten Frommen atmeten beständig im Weiheschein der Gottheit, eine Fabel ist. Nein, gerade sie, diese Menschen einer tiefen Innerlichkeit, empfinden das Unfertige, die Schrecken des Daseins mit ungeheurer Schwere, und wenn sie überströmen in Freude und im Preise der Seligkeit, die ihnen zuteil wird als den Getreuen ihres Gottes, so ist ihr Jubel.der Triumphgesang des Gemarterten, vor dessen Augen sich ein paradiesisches Land eröffnet.

Zarathushtra, mag er auch aus seiner Bedrängnis heraus sich hinflüchten zur Ewigkeit, voll Verlangen, in ihr zu versinken, auf daß er für immer von der Qual des Daseins erlöst werde: machtvoll bricht bei ihm immer wieder seine Liebe zum Leben durch. Und mag er auch schaudern im Anblick der Schandtaten, die die Menschen begehen und so die Erde entweihen: mitnichten ist ihm diese Welt lediglich eine Stätte des Grauens, ein Wüten rasender Kräfte. Nicht nur ist er, wie wir noch weiter sehen werden, von der Hoffnung beschwingt, daß es gelingen werde, den Wall der Finsternis niederzureißen, auf daß ein neues, von Frieden und Glück überhauchtes Menschengeschlecht erstehe: es gibt ein Reich, wo der Dämon der Finsternis keine Herrscherrechte hat und Gottes Güte dem Menschen solche Wunder bereitet, daß er, betritt er diesen Boden, wie ein Erlöster aufatmet: das Reich der Natur. Der erhabene Weltenraum mit seinen Sternen, die still auf ihrer Bahn dahinwandeln; die sicher ruhende Erde und die Wolken, die hoch in den Lüften dahinschweben; die rollenden Donner, die rasenden Stürme, die Pracht der Blumen: alles dies bereitet Zarathushtra Staunen: Botschaften sind ihm diese Erscheinungen der Wundermacht seines Gottes, die den Menschen, gibt er sich ihnen hin, herausheben aus der Erbärmlichkeit seiner Not und mit Hochgedanken bewegen, daß seine Seele sich ausweitet zu einem von Erlösungsjubel durchrauschten Tempel. Als eine Gnade empfindet er es, daß er alle diese Offenbarungen schauen darf, daß die zeugenden Kräfte der Sonne zur Wohlfahrt der Menschen dienen, die Erde grünt zu ihrem Heil.

Man darf Zarathushtras Frömmigkeit als Weltfrömmigkeit bezeichnen, wie es denn überhaupt keine Religion gibt, sieht man vielleicht vom Buddhismus ab, die nicht irgendwie auch dem Dasein unter der Sonne den Wert einer göttlichen Lebensmacht abgewinnt. „Als ich mich beugte zum Leibe der blühenden Erde," ruft Zarathushtra aus, „da war sie das Kind mir des ewigen Vaters." Allerdings, er hört aus der Natur vor allem den Einklang heraus; daß auch hier Unheilsmächte walten, ein

furchtbarer Kampf ums Dasein tobt, übersieht er, und von dieser so von göttlichen Wundern überquellenden Natur, vor der er sich anbetend neigt, hebt sich wie ein brodelnder Abgrund ab die Welt der Menschen. Doch er ist durchglüht vom frohen Glauben an den Sieg des Lichtes: einmal wird die Zeit kommen, wo die Dämonen der Unterwelt sich ohnmächtig zurückziehen, auf daß Alleinherrscher sei die Güte, der Geist der Gerechtigkeit, der ihn bald mit Flammenmacht durchloht, bald durchweht im sanften Säuseln der Seligkeit. Seine erhabene Aufgabe ist es, den Triumph des Guten zu verkünden, damit die Menschen erlöst werden von dem Fluch des Bösen, das so gräßliches Unheil verschuldet. Als Herold tritt er unter die Menschen, ihnen zu künden die frohe Botschaft: daß die Gottheit als ein Erlöserkönig in den Himmeln thront, und daß sie herabsteigen werde zur Erde, sie in ein Reich ewiger Segnung zu verwandeln, wenn die Menschen sich ihrer Führung hingeben, der bösen Tat entsagen und mit der Pflugschar des Guten den Acker bearbeiten. In herrlichen Visionen hat der Prophet, der erdfrohe, dieses Reich der Gerechtigkeit und Glückseligkeit, der Freiheit und lichtübergossenen Harmonie hingezeichnet. Seine Gebete sind voll von der Inbrunst der Sehnsucht nach dieser verklärten Welt, wo die Arbeit nicht mehr ein Fluch sondern ein ewig quellender Born der Freude ist.

„Du allein, Gott, kannst alles wirken!

Gib der Erde ein freudiges Blühen
Und uns ein dankbar Genießen....

Hört wie die Erde spricht:

,Herr Gott, mach' mich blühen.'

Wann wird die Zeit kommen,

Wo wir uns frei und klar

Ins Auge sehen?

Wo wir wandeln leuchtenden Blickes,

Gehalten in deiner Macht,

Durch die lachenden Fluren der Erde?

Wann naht das Geschlecht,

Milde in seiner Kraft

Und Frieden in seiner Stärke?

Wo seid ihr, ihr Helden?"

Damit ist ein erhabener Gedanke gewonnen, der auch in Babylon, in Juda, dann im Abendland machtvoll immer wieder die Geister bewegt: der Gedanke, daß der Lärm der Welt der Lärm des Kampfes des Lichtes mit der Finsternis ist, und daß, mögen auch immer wieder die Mächte

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