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„Wer ihn fein, überfein in dem Gemenge,

Als Weltenschöpfer vielfach sich gestaltend,

Den Einen, der das Weltall hält umschlossen,

Als Seligen weiß, geht ein zur Ruh für immer.“

„Gleichzeitig innerhalb und außerhalb,
Zu gleicher Zeit bewegt und unbewegt,
So fein, daß es sich nicht erkennen läßt,
Undenkbar fern und dennoch völlig nah,
Unteilbar haust es, gleich als teilt es sich,
In jedem Wesen als sein Ursprungsquell,
Ernährer und Verschlinger wird's erkannt."

(Übers. von Deussen.)

(Übers. von Springmann.)

Deutlich bemerken wir hier die Systole und Diastole des Lebens, und bewußt müssen wir uns bleiben, daß die Bewegung und Gegenbewegung sich stets vollzieht im Kampfe mit dem Chaos: der Wirrung der Welt, der Qual der unfertigen Seele. Doch dieser Kampf ist frei von den ungeheuren Erschütterungen, denen etwa die jüdische und abendländische Seele ausgesetzt ist: er hat nichts an sich von dem unheimlichen, Tod und Teufel herausfordernden Ringen der großen Gestalten Judas und auch des Abendlandes, die Spannung der Seele ist stark, aber es stehen keine Gewitterwolken über ihr, aus der todbringende Blitze zucken könnten. Nach dem Glück der Ruhe, des Friedens dürstet man vor allem, und wo Machtgelüste sich einstellen, da handelt es sich um Machtgefühle des Menschen, der sich aus dem Getöse der Menschenwelt herausgelöst und im Schauen vor allem, im Betrachten, in der Versenkung die Freiheit des Herrschers und Königs erlebt. Linder, lösender Herbsthauch streicht über die Gefilde der indischen Kultur, in der gewiß noch das Leben mit seinen Gegensätzen, seinen Leidenschaften, seiner Not quillt: aber schon tief ist die Sonne gesunken, und machtvoller wirkt die Lockung des Frieden verheißenden Abends als die im Kampfe mit unheimlichen Mächten ihre Werke wirkende Welt. Noch streift deren Brandung die Seele, aber nicht gelüstet es diese, sich in düsterer Entschlossenheit in das Wogengebrause zu mischen, trotzend den Stürmen, sich aufbäumend gegen die Unholde, um sie mit gepanzerter Brust niederzuringen. Es ist Abend geworden, die Schiffe kehren heim, der Hafen wartet, sie aufzunehmen. Und kündet auch einmal die Sonne einen neuen Tag, so vermag nichts den Pilger zu überreden, sich in die Wüste des Meeres hineinzuwagen; dem Strande allein vertraut er sein Fahrzeug an,

sich zurückziehend, wenn ein Sturm im Anzug ist, das Auge weidend an der Herrlichkeit der stillen Feier, die bald wieder über das Meer glänzt, voll Verlangen, einzugehen in die beseligende Stille der Nacht, wo ein göttliches Schweigen alle Fragen löst, alle Pein abnimmt.

Der Buddhismus

Der Buddhismus stellt nach unserer Auffassung eine Verflachung der Frömmigkeit dar, wie sie die Upanishads künden. Entwicklungsgeschichtlich betrachtet, nimmt er der Religion der großen indischen Denker gegenüber eine gleiche Stellung ein wie die jüdische Gesetzesreligion gegenüber der glutvollen, aus dem Abgrund einer tiefbewegten Seele emporwallenden Frömmigkeit der großen Propheten. Dort, bei den Philosophen, handelt es sich um ein glühendes, weltläuterndes Erleben, ein Leben, das, wenn es auch in den Hafen der Stille einmündet, doch durchwogt ist von den Strömen eines übervollen Herzens, während im Buddhismus die seelischen Quellen nur mehr spärlich fließen. Restlos läßt sich der Buddhismus aus der Philosophie der Upanishads ableiten, und als ein verdünnter, kaum mehr ergreifender Klang wirkt er auf den, dessen Ohr feine seelische Unterschiede zu erfassen vermag. In einer herbstlichen Landschaft gleichsam stehen die großen indischen Denker, und in den zarten, bunten Farben der feiernden, stille gewordenen Natur, in dem Säuseln der aus dem göttlichen Blau herabwehenden Lüfte verspüren sie den Atem des Weltgeistes, die Botschaft aus dem Reiche des Friedens und der Seligkeit. Die Landschaft Buddhas aber erinnert mehr an den Winter: eine oft eisige Kühle streift durch seine Seele. Da gibt es kein erschauerndes Versenken in die Wunder der Natur, kein göttlicher Tempel thront mehr auf den mystischen Säulen, die anbetender Sinn in das unendliche Reich der Stille hineinsieht: Buddha vermag sich nicht mehr weltsegnend, weltfeiernd auszuströmen, sein Innenleben entbehrt der überströmenden, gefühlsbewegten Fülle. Und selbst wo er auf dem Pfad mystischer Erlebnisse dahinschreitet, da weht uns etwas wie der Geruch der Öde an: keine Blumen umsäumen diesen Pfad, er führt durch eine mit Geröll übersäte Wüste, die höchstens durch die Urgewalt einer unendlichen Leere der Seele ein Erschauern einbringt.

Buddha und seine Nachfolger borgen der Sprache der großen Philosophen fast alle entscheidenden Begriffe ab. Auch sie nennen beispielsweise das Letzte und Höchste, das sie erstreben, die Stätte der Seligkeit und des erlösenden Friedens; aber wie kühl, wie abstrakt ist ihre Sprache

geworden, wie ist ihr ausgepreßt der Atem jener erhabenen Seele, der, blühendes Leben hervorlockend, uns immer wieder aus den Offenbarungen der Philosophen entgegenweht. Nicht zu verkennen ist der rationalistische Einschlag in der Lehre Buddhas, und wie auch sonst der Rationalismus sich hohen kulturellen Offenbarungen gegenüber stets zerstörend auswirkt, außerstande, ihre Tiefen zu ermessen, so hat auch Buddha dem erhabenen Geistesbau der indischen Philosophen das edelste Bildwerk geraubt, so daß nichts als kahle, frostige, geisterhafte Mauern übrigblieben.

Wie die jüdischen Priester, die die Herrschaft des Gesetzes aufrichteten, unfähig waren, dem hohen Fluge des Geistes der Propheten zu folgen, und wie sie so namentlich auch dem messianischen Ideal den erhabenen, edlen Schmuck raubten, so hat Buddha der Frömmigkeit der Philosophen gleichsam das Herz herausgerissen. Alles das, was den Philosophen der Inbegriff des höchsten Lebens ist, die Gottheit, die Seele, die Natur, überhaupt die durch den Geist der Gottheit zusammengehaltene Weltordnung wird abgewiesen, und übrig bleibt nichts als ein grauenhaftes Chaos, gegenüber dem es nur eines gibt: die Flucht. Hier hat die Weltmüdigkeit den denkbar höchsten Grad erreicht. Nicht mehr weilt das Auge liebend und entzückt auf den Wundererscheinungen der Natur, in denen der Geist der Gottheit waltet als die Melodie, die von Frieden und Seligkeit singt; kein Lobpreis des ewigen Wesens kommt aus dem Munde des Buddhisten, nicht steht er staunend vor dem Geheimnis der Seele, die hineinreicht in den Abgrund des ewigen Seins: er sieht sich umringt lediglich von einem schaurigen Wirrsal und sucht Erlösung in einem Etwas, das so unbestimmt, so leer ist, daß er es selbst nicht wagt, es anbetend, feiernd aus geschwelltem Herzen heraus, zu benennen.

Das seelische Erleben Buddhas ist im Vergleich zu dem der großen Philosophen höchst einfach, mag er es auch in ein verwickeltes Gewebe von Begriffen einspannen. Hier gibt es kein, wenn auch noch so verborgenes und geheimgehaltenes Ringen mit großen Weltproblemen; dieses Denken huscht über die Oberfläche der Dinge dahin, und wo es den Anschein erweckt, daß es in die Tiefe gräbt, da handelt es sich um eine Wiedergabe von falsch verstandenen Anschauungen der Philosophen.

Das tiefe Erleben der Philosophen weist auf einen ruhenden Pol in der Erscheinungen Flucht hin: auf die Gottheit und die ihr wesensverwandte Seele, die fest in sich gegründet sind als ein ewiges Sein, aber zugleich sich ausströmen und das, was sie durchdringen, zu einer nur

durch das Gefühl zu erfassenden Harmonie gestalten. So sind hier eine Fülle aufbauender Kräfte lebendig — wie es das Naturgefühl zeigt, dann der philosophische, die Einzelheiten des Geschehens zu einem ganzen verschmelzenden Blick, weiter die tiefe Frömmigkeit während die Seele des Buddhisten so frostig ist, daß sie sich nicht mehr liebend, schenkend und verklärend auszuströmen vermag. Sie gibt den Rest des ihr noch verbliebenen Lebens aus in der Abwehr des Chaos des Weltgeschehens. Und wo so etwas wie eine philosophische Besinnung waltet, da erschöpft sie sich in der Ausmalung eines grauenhaften Bildes des Weltgeschehens, in das der Mensch hineingerissen ist. Hier ist der auch dem Chaos gegenüber sich behauptende Drang zur Gestaltung, dem bei den Philosophen noch so Großes in der Weltausdeutung gelingt, völlig geschwunden: das Persönlichkeitsgefühl ist so geschwächt, daß das Weltgeschehen lediglich betäubend wirkt. Man vermag es nicht mehr, auch im Wechsel ein Beharrendes zu erkennen; dieser Wechsel macht vielmehr den Eindruck einer sinnlosen, rasenden Bewegung: ein wütendes, tobendes Meer ist das Dasein, ein Wirbel gespenstisch emporlodernder Flammen, und in dieses unheimliche Chaos ist der Mensch hineingebannt, der, von der Begierde, dem nie zu stillenden Willen zum Leben erfaßt, ohnmächtig dahintaumelt, von Leid zu Leid getrieben, das der Buddhismus in unheimlich wirkenden Schilderungen festhält. Buddha kennt nicht mehr wie die Philosophen den inmitten des wirbelnden Daseins sich behauptenden Menschen: den Menschen, dem aus der Tiefe seiner zur Gottheit führenden Seele eine Selbstsicherheit zuströmt, die ihm, umwogt von den Harmonien des Friedens, das Wohlgefühl einbringt, auf einem verklärten Boden zu stehen. Eine Seele und hier wird das in Auflösung sich befindende Persönlichkeitsgefühl des Buddhisten begrifflich festgehalten - im Sinne einer Einheit, eines Bleibenden, Dauernden inmitten alles Wechsels gibt es nicht; auch die Seele ist ein ewig Werdendes, ein in immer neuen Farben schillernder Tummelplatz der Vorstellungen, Empfindungen und Gefühle: ein sinnloses Wogen und Wallen von Vorgängen.

Buddha erstrebt wie die Philosophen die Erlösung, indem er sich einem nicht weiter zu bestimmenden Ureinen, einem letzten und höchsten Sein zuwendet, dessen frieden- und freudenbringende Segensmacht in den Schauern der Versenkung genossen wird. Aber während dieses höchste Wesen bei den Philosophen auch umspielt ist von den prangenden Farben der Welt, die sein sänftigender Hauch zusammenhält und belebt zu einem

Kosmos, ist es bei Buddha zu einem blassen Schemen geworden: ein gleichsam über die Unendlichkeit des Raumes hinausweisendes, nicht weiter zu bestimmendes Etwas ist es, dem der nach Erlösung Verlangende zustrebt, um in seinem Abgrund verwehend zu versinken. Stumm, wie gebeugt von der Gewalt eines Übermächtigen, gibt sich der Buddhist ihm hin, sein Wesen sinkt unter dem Anhauch dieses unendlichen Seins zusammen; kein preisendes und anbetendes Wort entschwebt seiner Brust; duldend gleichsam geht er in die ewige Stille ein, und lediglich Gefühle des Friedens, eines winterlichen Glückes verkünden, daß die Seele eine tiefe Wandlung erfahren.

Schroffer ist bei Buddha die Abkehr von der Welt als bei den Philosophen. Hier soll die Abkehr vor allem dazu dienen, die Seele in eine Stimmung zu versetzen, aus der heraus jene hohen Geistestaten vollbracht werden, die selbst wieder die Welt in den Glanz göttlicher Weihe und Vollkommenheit tauchen, während dort die Askese die Abwendung von allem' Geschehen bedeutet, weil es ein nächtiges, schauriges Wirrsal bildet, das Entsetzen erregt, indem man eben nicht mehr die Kraft aufbringt, es göttlich zu verklären. Und nur insofern zeigt sich eine Verwandtschaft mit den Philosophen, als eine solche Askese das Auge der Seele hinlenken soll zur Stätte des Friedens, wo der leidbringende Wille erlöscht und die Ruhe ihren dunkeln Himmel ausspannt.

So weit auch die indische Philosophie und deren Nachklang, der Buddhismus, in seelischer Hinsicht auseinander liegen, eines ist ihnen doch gemeinsam: die Abwendung von allem geschichtlichen Geschehen und die Hinwendung zu einem zeitlosen Sein, in das der nach Erlösung von der Gier des Willens lechzende Mensch eingeht als in das Reich des ewigen Friedens. Wie aber, setzen denn die sittlichen Gebote, die Gebote der Milde, der Liebe, des Duldens, des Verzeihens nicht die soziale Welt wieder in ihre Rechte ein? Nun, das sittliche Handeln sowohl im Sinne der Philosophen als auch des Buddhismus steht im Dienste allein des nach Heiligung strebenden Menschen: eine Läuterung und Reinigung seines Wesens von allen Leidenschaften und Trieben, die es beflecken könnten, soll es anbahnen, auf daß jene Stimmung erreicht werde, ohne die es nicht zu seinem höchsten und letzten Ziel, dem Einswerden mit dem ewigen Sein, gelangen kann. Nicht die Förderung der Lebensordnung, in die die Menschen eingezogen sind, soll bezweckt werden, indem diese Ordnung in den Augen des Erwachten als eine Stätte der Leidenschaften und des Leides erscheint, in deren Bereich

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