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nicht verkümmern und im Kampfe mit stets wachsender Not sich aufreiben, neue Gebiete aufzusuchen. Große Wanderungen müssen unternommen werden, um zu frischen, ergiebigen Weidegründen zu gelangen, und bei diesen Wanderungen bleiben Zusammenstöße nicht aus mit Stämmen, die, selbst auf der Nahrungssuche, der Gefahr ausgesetzt sind, von dem heranrückenden Zug vertrieben zu werden.

So leben diese Nomaden in einer immer wieder vom Kriegsgeschrei durchhallten Welt: brechen sie auf, so ziehen sie in die Ferne wie ein kampfgerüstetes Heer, und da die glühende Wüste nur karge Ausbeute bietet, so locken die Gebiete höherer Kultur die armselig dahinlebenden Nomaden mit allem Reiz einer märchenhaften Fülle an: die Ackerbaugebiete namentlich mit ihren aufgestapelten Schätzen, die dem Wüstensohn versagt sind.

Mit wahrem Ungestüm bricht man in die angrenzenden ägyptischen und babylonischen Gebiete ein, plündernd und mordend, und stürmt, wenn das unheimliche Werk vollbracht, wieder in die Öde der Wüste zurück, vom Heldenstolz des Kriegers geschwellt.

Gering ist der Erwerbssinn des Nomaden, und mit der ganzen Gewalt eines beständig anfeuernden Ideales richtet sich so das Auge auf das anlockende Ziel: die Ströme des Reichtums der Fruchtgefilde gesegneter Kulturgebiete in die armselige, geizende Wüste zu leiten. Wilde Krieger sind diese Nomaden, Menschen mit rauhen, stahlharten Seelen, denen alles, was nicht zum Stamm gehört, als Feind erscheint, den niederzuwerfen als erhabenes Gebot gilt. So sehr im Bereiche des Stammesgebietes sozialer Sinn herrscht, der Sinn für Gerechtigkeit, Opfermut dem Genossen gegenüber: so sehr brechen im Gefolge des Machtstrebens wilde Gelüste, Blutdurst, Rachgier, Haß, Verschlagenheit, Tücke, List hervor, und noch heute dringen aus einem Lied, das das alte Testament aufbewahrt, etwas wie die grimmigen Laute, die heißen Atemstöße einer von Rachedurst aufgepeitschten Heldenseele auf uns ein. Lamech, der Recke, sprach zu seinen Weibern:

,,Ada und Zilla, hört mein Lied,

Ihr Weiber Lamechs vernehmt meinen Spruch!
Einen Mann erschlug ich für meine Wunde,

Einen Jüngling für meine Strieme.

Wo siebenfältig Kain gerächt,

So Lamech sieben und siebzig mal."

Hier können wir sehen, wie ein verwegener Held sich kühn hinwegsetzt über das, was sonst Stammessitte ist: er fühlt sich von einem Stolz durchglüht, der es nicht zuläßt, daß er sich mit der gewöhnlichen Art der Rache zufrieden gibt; als ein Auserwählter dünkt er sich, dessen gekränkte Ehre eine besondere Sühne verlangt. So sind die Heldengestalten dieses Zeitalters, so spärlich auch die Quellen fließen, immerhin noch einigermaßen zu fassen. Wir haben sie uns vorzustellen als die Häupter der Gemeinschaft, die durch körperliche Tüchtigkeit Ausgezeichneten, die sieghaft den Anstrengungen und Gefahren der beschwerlichen Wanderungen zu widerstehen vermögen; als Menschen tauchen sie vor uns auf mit drohenden, gebietenden Augen, die Unterordnung erzwingen, als die geschickten Leiter im Krieg und Frieden, als die Klugen und Weitblickenden, die Furchtlosen, die, wenn Nöte hereinbrechen und alles verzweifeln will, mit ungebrochener Stärke sich aufrichten und die geängstigten Gemüter durch das Beispiel verwegener Männlichkeit anzufeuern vermögen. Erzene Menschen sind es, beherrscht von dem Drang, sich hervorzutun und zu prunken mit den Taten der Grausamkeit. Und nicht allein die Führer, auch der Stamm als Ganzes ist durchrauscht von kriegerischen Herrengefühlen. Mag die Wüste zuweilen auch Gefühle des Grauens erwecken: sie ist nun einmal die Heimat des Nomaden, aus der nicht leicht ein Entrinnen möglich ist. Und durch die nie verstummenden Kämpfe wird mächtig der Stolz auf die Stammesart beflügelt, dem alles Fremde als verächtlich gilt.

Es betrachten diese Nomaden den Ackerbau geradezu als eine ihrer unwürdige Beschäftigung: der Landmann, eingezwängt wie er ist in ein enges Gebiet, kommt ihnen wie gefesselt vor. Denn ihre Heimat mit ihrer ungemessenen Ausdehnung, mit den Gefahren, die sie bietet, die Wüste, die sie in großen Wanderzügen durchschreiten, erweckt in ihnen den Stolz des Freien, der am liebsten in der rauhen Luft des Kampfes atmet, der gestählt ist, auch schwerer Not ins Antlitz zu blicken, der das Abenteuer liebt und sich abfindet mit einem Dasein voll tief einschneidender Schicksalswechsel. So besitzen diese Nomaden ein hohes Selbstbewußtsein.

Imperialistische Religion

Machtvoll kommt der kriegerische Herrschaftswille der Wüstenstämme zum Vorschein im Gottesglauben. Mögen die einzelnen Sippen betreut sein von Schutzgeistern, die das Schicksal anderer Gemeinschaften

unberührt läßt: ein gewaltiger Kriegsheld thront über dem Stamm als Ganzem, der wahre König des Volkes: Jahwe. Eine ganze Reihe von Stämmen schart sich um das Banner Jahwes, und in furchtbarerhabener Heldengröße flammt er vor ihnen auf: Grimm lodert aus seinen Augen und Rache schnaubt er: für die Feinde seiner Schützlinge hat er kein Erbarmen. Von der grausigen Pracht des Krieges ist er umstrahlt, der im Zornesfeuer lodernde Held, der Beschützer seiner Vasallen, der überlegene Führer in tobender Schlacht, der jeden, der sich dem Ansturm seiner Verehrer entgegenstellt, niedertritt wie Geschmeiß.

So ist der Gott dieser Stämme zwieschlächtig, und in dieser Besonderheit bildet er ein verklärtes Abbild dieser Heldenzeit: voll Wohlwollen ist er denen gegenüber, die seiner Hoheit unterstellt sind, voll Tücke und Grimm gegen die, die als Feinde gelten. Es flimmert mithin das Geistesbild Jahwes im Scheine lichter und düsterer Farben. Milde, Wohlwollen kann sich über seine Augen legen, denn der Hilfreiche ist er ja als der Erretter in der Not. Aber wenn er auf seine Feinde einstürmt, da rauscht er wie aus Tiefen des Verderbens hervor, da fährt er unheilbringend daher, ein böser Geist denen, die seine Hammerhärte zu spüren bekommen. Das sind die dämonischen Züge Jahwes. Als grausiger Unhold zeigt er sich seinen Feinden gegenüber, inmitten tobender Naturgewalten zieht er in die Schlacht: wenn über den Streitern Donner rollen, da wähnt man die schaurige, Verderben sprühende Stimme des Gottes zu vernehmen.

Mit dem gewaltigen kriegerischen Grundwillen der Stämme hängt es wohl zusammen, daß sie nur einem einzigen Gotte ihre Huldigung darbringen, mit dem Willen zur Macht, hingerichtet auf das leidenschaftlich erfaßte, nie verrückende Ziel der Eroberung neuen Gebietes cder der Beraubung von Gebieten höherer Kultur. Wer sich vorzustellen vermag, mit welcher gebieterischen Stärke dieser Grundwille den ganzen Stainm durchpulst gleichsam bis in seine feinsten Aderngewebe hinein; wer weiß, wie vom glücklichen Gelingen der Kämpfe das Wohl des Stammes abhängt; wem es weiterhin klar ist, wie das furchtbare Gebot des Krieges sich allen eingräbt mit nie verlöschenden Zügen, so daß dadurch eine innige Lebensgemeinschaft auch in Zeiten des Friedens entsteht; wer sich vorstellen kann, wie im Kampfe die Herzen zusammenschlagen zur Lohe einer Begeisterung, die wie der berauschende Odem göttlicher Kraft die Streitenden durchdringt dem wird es wohl gelingen, den

Pulsschlag dieser Verbände zu erlauschen, der gleichsam vom Mittelpunkt eines alles beherrschenden Machtwillens aus seine Kraft empfängt. In der Tat, die heiligste Sache ist hier der Krieg, von seinem Verlauf hängt das Wohl und Wehe des Stammes ab, im Kampfe müssen, wenn die Grasflächen dem Vieh keine Nahrung mehr bieten, neue Weidegründe erobert werden. Zum Ausdruck aber gelangt diese alles überragende Wichtigkeit des Krieges im Glauben an einen einzigen Gott, der wie ein königlicher Gebieter den Sinn der Mannen lenkt, der majestätisch vor den streitenden Scharen einherzieht und sie in dem heftigen Kampf um das Dasein wie ein überlegener, mit unbezwinglicher Kraft gegürteter Held unterstützt.

Wenn man richtig als Grundeigenschaft der Juden einen erzenen Willen betrachtet hat, der auch dem Furchtbarsten gegenüber standhält, so zeigt sich dieser Wesenszug schon in der Wüstenzeit: in dem leidenschaftlichen, gewaltigen Siegeswillen des Wüstengottes Jahwe kommt diese seelische Eigenart zum Vorschein. Die schwersten Nöte können die Stämme heimsuchen, Seuchen und Dürre, Unglück auch in der Schlacht: aber immer wieder raffen sie sich auf und nehmen den Kampf mit den unheimlichen Mächten des Lebens auf, und in diesem durch schauerliche Abgründe führenden Ringen steht ihnen eben ihr Gott schützend und helfend zur Seite, der, mag auch einmal tief die Schale der Wage sich neigen, immer wieder mit seiner Siegergestalt aus dem Grauen triumphierend heraustritt. Die jüdische Kultur der folgenden Jahrhunderte, ja, die jüdische Geschichte bis herunter auf unsere Tage: ist sie nicht ein in immer neuen Farben sich darbietendes Abbild der seelischen Haltung, wie sie uns schon in der Wüstenzeit entgegentritt: ein ewiger Ansturm gegen die Not des Daseins im Vollgefühl eines Machtwillens, dem es immer wieder gelingt, sich im Gewoge des Daseins durchzusetzen?

Chaos

Werner Sombart hat in seinem Werke „Judentum und Kapitalismus“ nachzuweisen gesucht, daß der jüdische Rationalismus, der, wie wir sehen werden, Ausdruck einer sehr späten Zeit, nämlich der Zeit der Zivilisation ist, schon in der Wüste sich bekunde: daß nämlich die nomadische Wirtschaft, die Viehzucht, mit solcher Stärke Verstandeskräfte entbinde, daß dadurch der Sinn für das Gespenstische, Unheimliche, für alles Dämmernde, Dumpfe, das Mystische verkümmere. Wer die seelische

Entwicklung des jüdischen Volkes wirklich kennt, der weiß, daß solche Deutung einer strengen Prüfung nicht standhalten kann: weiß, wie unheimlich in der Frühzeit, aber auch damals noch, als man in Städten lebte, dämonische Gewalten aus einem schaurigen Reich hervorbrechen und die Seele in ihren Tiefen aufreißen können.

Und wenn man es der landschaftlichen Besonderheit der Wüste zuschreibt, daß sie den Verstand schärfe, daß sie sich dem Auge als ein gleißendes, in ewiger Reinheit strahlendes Sonnenmeer darbiete, wodurch leidenschaftliche Gefühlswallungen besänftigt werden sollen, so fragen wir: ist denn die Wüste beständig dieses Glanzreich einer mächtig flutenden Sonne, bietet sie denn immer das Schauspiel des kristallklaren Himmelsgewölbes dar mit seinen hellstrahlenden Sternen?

Bei der ungeheuren Ausdehnung der in die Weiten hinein flutenden Flächen kann die Wüste einmal alle Schauer erwecken, die die Urgewalt des Raumes auszulösen vermag, und wenn die gefahrvollen Wanderungen, die politische Organisation und das Wirtschaftsleben auch zweifellos Verstandeskräfte erfordern und auslösen, wie oft mag, wenn das Wanderziel immer und immer nicht sich zeigen will, die grauenvolle Einsamkeit der Wüste mit ihrer lähmenden Stille die Gemüter umringen mit schreckensvollen Martern, und wie muß der Nomade erschauern, wenn einmal der Schrei eines Tieres die Finsternis zu einem gähnenden Abgrund aufreißt, in den der entsetzte Sinn hilflos hineinstarrt? Und ist denn der Himmel immer offen, sendet er denn immer seine Lichtfluten herab, türmen sich denn in seinen Abgründen nicht auch schwarze Wolkenberge auf, von denen Blitze über die Häupter der Menschen zucken und Donnerschläge herabfahren, daß das Blut erstarrt? Und dann rauschen doch auch die Stürme mit wildem Flügelschlage über diese unermeßlichen Flächen, Wolken vor sich herjagend, den Sand aufwirbelnd, daß hilflos zusammensinkt der Mensch, von Gewalten umdrängt, die ihn erbeben lassen.

Wie erschauernd der Nomade solche Naturvorgänge erlebt, das verraten uns vor allem die Dämonen der Wüste, in die das ganze Entsetzen dieser Einöde hineingebannt ist.

Wir sind in der Lage, nachweisen zu können, wie sehr noch der Stammgott Jahwe in den schaurigen Niederungen des Dämonenglaubens wurzelt. Etwas Lichtes, Strahlendes haben die Götter des entfalteten Heldenzeitalters an sich, so sehr sich auch der majestätische

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