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Glanz, der von ihnen ausgeht, zeitweilig, wenn sie Unheil senden, verdunkeln kann. Der Gott unserer Zeit aber offenbart sich in einer grausigen Erscheinung. Er ist der Gott eines Vulkans, des Sinai, der an einer uns unbekannten Stelle Arabiens gelegen sein muß. Wird dieser Vulkan, in dessen Nähe die semitischen Stämme gezeltet haben, immer in Tätigkeit gewesen sein, oder mag einmal ein plötzlicher Ausbruch sie in Schrecken versetzt haben, so daß das grausige Schauspiel sich in die verängstigten Gemüter eingrub als das Werk eines unheimlichen Wesens, dem man nun religiöse Verehrung darbrachte? Wir wissen es nicht. Eines aber ist klar: nämlich, daß diese furchtbare, die Nacht mit ihrem Feuerschein gespenstig erleuchtende Macht mehr einem Dämon als einem Gott gleicht, was noch aus einem Bericht des zweiten Buches Mose klar zu ersehen ist. Im Feuer, heißt es, fuhr der Gott auf den Berg herab, Rauch umhüllte ihn, und die Grundfesten der Erde wankten. So galt wohl zu einer Zeit, wo ein Götterglaube noch nicht ausgebildet war, der Berg Sinai als Sitz eines tückischen Dämons. Denn immer sind doch die Götter Hilfe und Schutz verleihende Wesen, mithin mögen sie auch einmal grollen Lichtschein der Erhabenheit umwallte Wesen. Furcht, Entsetzen aber breitet ein Vulkan um sich, ein Feld des Todes ist das umliegende Land, kein Halm ist davor sicher, von den herabrinnenden Gluten nicht erstickt zu werden; in beständiger Sorge lebt der Mensch, von dem sengenden Feuerregen überschüttet zu werden, ein Wagnis ist es überhaupt, in der Nähe eines solchen Ungetümes sich niederzulassen. Man kann sich vorstellen, mit welch unheimlicher Flammenschrift der ursprünglich in lodernden Feuern sich äußernde Geist sich in die Gemüter eingeschrieben hat, wie sehr er einem dämonischen Wesen geglichen haben muß. In der Tat, mit Zügen ist er ausgestattet, die zukommen einem Dämon und zwar einem solchen der grausigsten Art. Einmal scheut er wie die Gespenster das Licht des Tages, eine Vorstellung, die sich herausgebildet haben mag im Hinblick darauf, daß gerade nachts der Feuerschein des Vulkans sich besonders stark aufdrängt; dann geht solcher Schrecken von ihm aus, daß man das Angesicht, kommt man in seine Nähe, abwendet, aus Furcht, er möchte den Menschen zermalmen. Beim Passahfest, wo Jahwe aus dem Abgrund der Nacht auftaucht, um das Opfer, das man ihm darbringt, entgegenzunehmen, darf kein menschliches Auge sich ihm zuwenden. Gerade dieses Fest, über das noch weiteres zu sagen sein

wird, zeigt, wie die Dämonenfurcht in einer geschichtlich noch zu fassenden Zeit in Veranstaltungen, die die Sitte vorschreibt, fortwirkt, es erinnert an die düstere Stimmung armseliger, beständig von Gefahren umlauerter afrikanischer Hirtenvölker. Denn nicht die Freude vergoldet dieses Hirtenfest, das im Frühling, wenn die Tiere ihre Erstlinge werfen, gefeiert wird, oder sagen wir besser, es muß einmal eine Zeit gegeben haben, wo das Passahfest aus bangem Sinne heraus veranstaltet worden als eine Zauberhandlung, indem man durch Opferung der jungen Tiere den rachgierigen, tückischen Dämon zu besänftigen suchte. Später, namentlich nach der Einwanderung in Kanaan, wo das Selbstvertrauen gestiegen war und der Dämonenglaube an Kraft eingebüßt hatte, war es selbstverständlich auf freudigere Klänge abgestimmt.

Doch nicht allein im Kult des Sinaidämons tritt uns Jahwe, der Lodernde, der Flatternde, der Flammende entgegen als eine noch vor allem vom Grausen umwallte Gestalt, auch sonst noch sind Spuren vorhanden, die gestatten, den Jahweglauben bis in das Urzeitalter hinein zu verfolgen. Einzelne Stämme waren dem Dämon des Sinai ergeben; Juda und Levi huldigten einem andern Jahwe: in einem brennenden Dornbusch haust er in der Oase Kades.

Auch hier nimmt sich Jahwe wieder ganz als schauriger Dämon aus; in eine beängstigende Naturerscheinung, in ein durch brennende Gase verursachtes Erdfeuer hat ihn wohl erschreckter Sinn hineingesehen, und wild ist er so, böse, den Menschen eine Gefahr wie die Flamme, deren feurigen Mantel er über seine unheimliche Gestalt geworfen.

Wird aber wohl dieser Dämon der einzige gewesen sein, der in dieser grauen Vergangenheit unheildrohend die Menschen ängstigte? Wohl fehlen uns die Belege, die uns eine ins einzelne gehende Darstellung des Dämonenglaubens dieser Frühzeit ermöglichen; daß aber ganze Scharen solcher Unholde ihre Tücke an den Menschen ausgelassen, läßt sich schon daraus erschließen, daß selbst noch in Kanaan, wie namentlich die Schriften der Propheten zeigen, solcher Geisterglaube weit verbreitet war. Es wäre ja seltsam, wenn nicht auch bei den Semiten der Frühzeit die blinden, tückischen, finsteren Gewalten, die immerdar ins Leben hineingreifen, zurückgeführt worden wären auf böse, dämonische Mächte, und wenn selbst in der uns noch zugänglichen Zeit Jahwe, der Gott des Stammes, solche Schauer zu erwecken vermochte, wie wir es gesehen, so ist damit erwiesen, daß die hohe

Geistigkeit, die man unseren Nomadenstämmen zugedacht, reine Erfindung, aber keine Wirklichkeit ist. Wohl mag der Aufenthalt in der Wüste im Verein mit den Wanderungen und den zahlreichen Kriegsfahrten zum Nährboden auch rationaler Fähigkeiten geworden sein. Aber hätte der Dämonenglaube untergraben werden sollen, so hätten diese Fähigkeiten in einer Stärke ausgebildet sein müssen, für die jeder Anhalt fehlt. Für uns steht fest, daß, selbst als Jahwe zum alles überragenden Stammgott, ja, zum Nationalgott geworden, der Geisterglaube namentlich auch bei den abhängigen unteren Schichten noch in vollem Schwang war. Zugegeben mag werden, daß nun, wo die Gottheit Gefühle des Vertrauens, des Geborgenseins bei den Gliedern des Stammes auslöste, die Dämonen zurückgedrängt wurden, aber als böse Mächte fristeten sie immer noch ihr Dasein.

Wird der Tod, der ein geliebtes Wesen wie eine zarte Pflanze knickt, der selbst die starken und furchtlosen Helden erbarmungslos niederstreckt, nicht auch den rauhen Sohn der Wüste vor einen schwarzen Abgrund der Trübsal gestellt haben? Nun, auch er wird solches Unheil zurückgeführt haben auf das Walten schauriger Dämonen, die den blühenden Körper durch tödliche Krankheit versengen. Und wird nicht auch er, wenn er in schaurige Stätten verschlagen wird, die Geister der Verstorbenen im Dunkel erspäht haben? Oder der Wahnsinn, wenn er plötzlich einen anscheinend Gesunden überfällt, muß nicht auch er so aufgefaßt worden sein, daß nun ein böser Geist den menschlichen Sinn verwirrt hat? Und werden nicht auch Seuchen auf ähnliche Weise erklärt worden sein, oder die rasenden Stürme, die den Sand zu atemraubenden Wolken aufwirbeln? Es ist sicher, daß der Glaube an Jahwe als Schützer des Stammes solchen aus der Urzeit kommenden Vorstellungen abhold ist: daß diese aber in der Wüstenzeit noch weit stärker verbreitet waren als nach der Eroberung Kanaans, ist nicht nur entwicklungsgeschichtlich einleuchtend, sondern kann auch aus dem religiösen Leben der Araber erschlossen werden. Mit solchem Dämonenglauben aber gehen Hand in Hand alle Arten der Zauberei, und noch gewähren uns in dieser Hinsicht die Quellen einigen Aufschluß.

Beim Passahfest nämlich, zu dem sich die Feiernden, wenn die Nacht hereinbricht, im Zelte versammeln, um das Opferlamm zu verzehren, sucht man sich durch eine Zauberhandlung zu sichern gegen den Grimm des rachgierigen Jahwe. Teile nämlich des Opfertieres läßt man außerhalb des Zeltes von lodernder Flamme verzehren, und dieses 12 Muckle, Jüdische Kultur

Feuer, so wähnt man, ist Jahwe selbst. „Als die Sonne untergegangen und dichte Finsternis eingetreten war, da war ein rauchender Ofen und eine Feuerfackel, die zwischen jenen Opferstücken durchging..." Eine bange Schwüle lastet über den Versammelten, denn, so glaubt man, ein Ende mit Schrecken nimmt, wer es wagt, den Blick auf Jahwe, den Geist, zu richten. Aber ist es denn nicht ein Frevel, einen solch tückischen Geist herbeizulocken, wo er doch, mächtig wie er ist, die von Furcht übermannten Menschen ins Verderben ziehen kann? Nun, es steht diesen ein Mittel zu Gebote, das das Unheil, welches sie umringt, at wendet: das Blut des geschlachteten Tieres gilt als Sitz dämonischer Kraft, und so färbt man mit ihm die Schwellen und Türpfosten, auf daß es den grausigen Gast durch Zauberkraft banne und günstig stimme: damit die Menschen verschont bleiben von den furchtbaren Plagen, mit denen er sie heimsuchen kann, von Pest, Krankheit aller Art, Unheil überhaupt.

Auch sonst noch sind Zauberhandlungen festzustellen. So die Beschneidung, die ja auch bei andern Völkern gebräuchlich war. Sie hat den Zweck, mit strömendem Blut tückische Geister zu besiegen. Die Seelenträger der Tiere, das Blut, die Eingeweide, Nieren und Fett, die verbrannt werden, aber auch das Blut des Menschen gelten als Zaubermittel, die die bösen Mächte beschwichtigen sollen.

Indem aber Jahwe selbst durch solche Zaubermittel bezwungen werden kann, so besitzt er ganz das Gepräge eines Dämons, während eine Gottheit mit nichten dem Machtgebot des Zaubers unterstellt ist, sondern wie ein mächtiger Held entscheidet nach eigenem Gutdünken. ,,Unterwegs," so lautet eine wichtige Überlieferung, „bei einer Nachtrast, stieß Jahwe auf ihn und wollte ihn töten. Da nahm Zippora einen scharfen Stein, schnitt damit die Vorhaut ihres Sohnes ab und berührte damit seine nämlich Jahwes Scham und sagte: ein Blutbräutigam

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bist du mir! Da ließ er von ihm ab."

Es ergibt sich mithin, daß Jahwe, der gewiß auch gefeiert wird als der erhabene, wie ein gewaltiger Held alles Irdische machtvoll überragende Gott, in unserer Zeit noch die Züge eines schaurigen Dämons besitzt. Und nie, oder doch erst sehr spät, ist es dem jüdischen Geist gelungen, ihn in die Höhe der lichten Erhabenheit eines vor allem Güte ausströmenden Wesens zu rücken: auch das Böse schickt Jahwe, die Abgründe des Lebens, in die der Mensch entsetzt hineinstarrt, reißt er auf, im Chaos tut er seine grausige Majestät kund. Jahwe kann

grollen und sich furchtbar rächen, wenn man, so legt es kindlicher Sinn aus, seine Hoheit verletzt, indem man etwa mit Opfern kargt oder sonstwie frevelt, vielleicht seinen heiligen Namen leichtfertig ausspricht und so entweiht. Und man kann sich vorstellen, wie die armen Seelen in der Wüste gezittert haben, wenn sein Zorn die Pest gesandt, um Menschen und Tiere zu würgen, oder wenn glühende Sonnenströme die Grasflächen ausdörrten, daß das Vieh einging; oder wenn er im Sturm daherfuhr und im Rollen des Donners seine schreckliche Herrlichkeit kundtat. Im Deborahlied (Richter 5), einer der ältesten Urkunden, die uns zu Gebote stehen, tritt uns Jahwe als ein im Aufruhr tobender Unhold deutlich entgegen, freilich fährt der Gottesschrecken hier nicht auf seine Getreuen, sondern auf seine Feinde herab.

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In dem Dämonenglauben enthüllt sich uns die Weltangst, von welcher die Nomaden immer wieder gequält wurden, und wir weisen mit Nachdruck auf diese Erscheinung hin, weil sie einen Wesenszug der jüdischen Kultur bildet. Mögen die Wüstensöhne auch mit verwegener Kühnheit auf ihre Feinde einstürmen und prunken mit ihrer Heldenstärke: es kommen Zeiten, wo auch sie das Grauen übermannt, so daß das Leben wie eine von unholden Geistern erfüllte Finsternis vor ihnen liegt. Und gerade auch die Wüste, die sie gewiß als ihre Heimat lieben, wenn ein glückliches Werk gelungen, kann ihnen Schrecken bringen, daß die Sinne sich verwirren.

Gewaltigen, gewiß erhebenden, aber auch zuweilen niederschmetternden Schicksalswechseln sind diese Stämme ausgesetzt. Denn die ewigen Wanderungen und die durch sie ausgelösten Kämpfe können zu schweren Niederlagen, ja zur Knechtschaft führen, und wir wissen es, daß die hebräischen Stämme lange unter ägyptischer Herrschaft standen: Jahrhunderte hindurch raste der Krieg zwischen Ägypten und den räuberischen Nomaden, bis es dann dem großen Reich gelang, die Stämme unter ein drückendes Joch zu beugen. Fast ein halbes Jahrtausend lang, von 1550 etwa an, gebot Ägypten über die Völker

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