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Palästinas, sie, wo sie sich zu erheben wagten, blutig niederwerfend, wo sie sich fügten, ausbeutend.

Jahwe, der Messias

Hält man sich diese schweren Nöte vor Augen, so kann man verstehen, wie die Seele aufwallt in Triumphgefühlen, wenn die Stämme aus ihrer Not herausbrechen, um sich im Kampfe das ihnen versagte Glück zu erobern. So lange das Elend den Sinn verdüstert, da hüllt sich auch Jahwe in Finsternis: als eine unholde Macht schreckt er die Gepeinigten. Aber wenn Kriegsgeschrei sich erhebt, da taucht Jahwe in erhabener Majestät auf als der tatengierige Held und göttliche Herzog, als der Erlöser in schwerer Bedrängnis: als Messias.

Das Leben dieser Nomaden nimmt sich aus als ewiges Streben nach einem Ideal: denn immer wieder gleitet ihnen das Glück aus den Händen, immer wieder müssen sie aufbrechen, um sich eine neue Heimat zu schaffen: beständig sind sie beherrscht vom Drang in die Weite und Ferne. Und so harren sie immer wieder der Stunde, wo ihr Gott daherbraust, um ihnen den Weg ins gelobte Land zu bahnen. Kommt nun diese Stunde wirklich herbei, dann bemächtigt sich ein Rausch dionysischer Verzückung der Vasallen des göttlichen Kriegshelden. Wenn man bedenkt, daß noch in Kanaan in Zeiten des Krieges nicht allein die unteren Schichten, sondern auch die selbstbewußten Heerführer von der Raserei heiliger Begeisterung ergriffen werden konnten, so dürfen wir annehmen, daß auch in der Wüste, wenn es galt, einen entscheidenden Schlag zu führen, die Heerscharen vom Anhauch ihres Gottes beflügelt wurden, daß sie, umglänzt von den Flammen der Ekstase, wähnten, göttlichen Boden zu betreten. Nicht allein bei anderen nomadischen Völkern war es so und ist es heute noch Sitte, daß, ähnlich wie beim Kult des Dionysos, in der Raserei Opfertiere zerrissen und deren Blut als Blut des Gottes genossen wird: auch in Kanaan blieb im Falle eines Krieges dieser unheimliche Gebrauch noch erhalten.

Nichts verhindert uns so, anzunehmen, daß es sich um eine alte, aus der Wüstenzeit stammende Sitte handelt, und so wäre zur Not erwiesen, was sich dem einfühlenden Sinn ohneweiteres ergibt: daß man, durchstürmt von des Gottes Kraft, ekstatischer Wonnen voll, in den Kampf stürzte und im unheimlichen Flammenglanz der lodernden Seele die messianische Herrlichkeit Jahwes auskostete.

Alle Not fällt in solchen Zeiten der kriegerischen Leidenschaft von der Seele ab, abgeschüttelt wird die Dämonenangst, die so oft den Menschen dieser Zeit martert; in göttlicher Verklärung liegt das Leben da: hoch aufgebaut, funkelnd in himmlischer Pracht ragt das Tor auf, durch das der Weg in das Reich der Vollendung führt.

So leuchtet Jahwe auf auch als der Gott der Harmonie, und an diesem lichten, in der Seele flammenden Bilde weidet sich immer wieder der Nomade, wenn Schrecken hereinbrechen: stark im Hoffen und Vertrauen, stark im „Glauben", daß, wenn auch das Unheil die Seele erdrücken will, der messianische König Erlösung bringen wird.

Jahwe wird gewiß auch verehrt als der gute Hirte, der, wenn die Feinde mit seiner Hilfe bezwungen, als ein Schutzgeist über seinem Volke wacht, gebietend, daß die Sitte geheiligt bleibt, der Geist der Eintracht nicht gestört wird. In Kanaan hat man, als schwere soziale Nöte hereinbrachen und man wähnte, von einem unheimlichen Fluch verfolgt zu sein, mit Sehnsuchtsblicken immer wieder auf die Zeit der Wüste hingeblickt, diese gewiß verklärend, aber doch auch witternd, daß hier eine soziale Festigkeit herrschte, der zufolge auch die unteren Schichten sich geborgen fühlten. In der Tat gelang es hier dem Genius der Stämme, trotz der nie ausbleibenden schweren Heimsuchungen, einen starken gesellschaftlichen Bau zu errichten.

Indem das Leben beständig von Gefahren bedroht war, indem im Falle einer kriegerischen Entscheidung die Stämme ins Verderben gerissen werden konnten, wenn nicht die größte Zucht und Opferfreudigkeit herrschte: so mußte die Eintracht, die Unterordnung unter das Ganze als höchstes Gebot gelten.

Von einer staatlichen Organisation ist keine Rede: von den Banden der Sippe sind die Menschen umschlungen, und gewiß gibt es gesellschaftliche Unterschiede: Sklaven werden beschäftigt, etwas höher als diese stehen die Schmiede, und die Herdenbesitzer nehmen je nach der Zahl der Tiere, über die sie verfügen, verschiedenen Rang ein. Überragt aber werden alle Volksglieder von den Führern, den Häuptlingen. Doch nur selten heben sich diese vom Volke ab in selbstherrlicher Stellung: erwählt hat man sie als die Weisesten, als Männer, die im Krieg sich durch besondere Fähigkeiten auszeichnen, und nicht als Könige, die sich auf große Macht stützen, gebieten sie über den Stamm: im Dienste des Gesamtwillens stehen sie, Hüter sind sie der Sitte, und jede Regung der Machtgier kann sie zu Fall bringen. Und

mögen auch zwischen den Führern und den Stammesgliedern oder im Bereiche dieser selbst Reibungen nicht ausbleiben: im Ganzen herrscht doch brüderlicher Geist. Die Standesunterschiede wachsen sich nicht aus zu Gegensätzen, die die soziale Gemeinschaft schwächen oder gar sprengen könnten, patriarchalischer Geist erfüllt die Besitzenden, der Geist williger Unterordnung die Schwachen.

Und diese gesellschaftliche Harmonie findet bannenden Ausdruck in der Religion. Jahwe als Schutzherr des Stammes wacht darüber, daß die Sitte nicht verletzt wird; ein Frevler ist, wer es wagt, die Bahn der Überlieferung zu verrücken. So überwölbt die Religion wie eine lichte Kuppel die soziale Lebensgemeinschaft, gleichgestimmt bringt diese und die Gottesverehrung den Willen des Volksgenius zum Ausdruck: das Streben nach sozialer Harmonie inmitten eines immer wieder vom Chaos bedrohten Daseins.

Man könnte die Kultur, die die semitischen Stämme in der Wüste aufgebaut haben, als ein Vorspiel bezeichnen zu dem gewaltigen Drama, welches die Entwicklung des jüdischen Volkes darbietet. Erschütterungen, zuweilen furchtbare Notstände stellen sich ein, es herrscht ein unbändiger Machtwille, aus dem die Flammen dionysischer Verzückung herausbrechen, ein Wille dann zur sozialen Harmonie, um gewappnet zu sein gegen den Anprall der Verderben bringenden Mächte des Lebens. Aber wie ferngerückt ist noch diese Vorzeit von der Höhe der Geistigkeit, auf welche sich Juda schwang, nachdem es im Ackergebiet Kanaan sich ein reiches kulturelles Erbe aneignete: in welchen erhabenen Offenbarungen hat doch das Volk Juda seine Not und sein Glück zu künden vermocht, zu welcher Größe stieg Jahwe, sein Gott, empor, den sich dieses Volk schuf nach dem Bilde seiner eigenen Seele! Diese Wandlungen von größter weltgeschichtlicher Bedeutung sollen nun verfolgt und in ihrem Wesen erfaßt werden.

DIE KULTUR IN KANAAN

Die neue Heimat

AS Land, in das die semitischen Stämme, angelockt von den Schätzen, die es als ein verhältnismäßig reiches Kulturgebiet barg, einbrachen - einzelne Stämme vielleicht 1400 v. Chr., Juda wohl zweihundert Jahre später - hebt sich von der Wüste ab wie eine überquellende Stätte des Glückes. Noch wird im fünften Buch Mose, Jahrhunderte nach der Einwanderung, der Wohltat gedacht, die Jahwe seinem Volk erwiesen, indem er es nach Kanaan geführt, „,in ein schönes und weites Land, in ein Land mit Wasserbächen, Quellen und Seen, die in den Tälern und auf den Bergen entspringen, in ein Land mit Weizen und Gerste, mit Weinstöcken, Feigen- und Granatbäumen, in ein Land mit Olivenbäumen und Honig, ein Land, in dem du dich nicht kümmerlich nähren, sondern in dem du an nichts Mangel haben wirst, ein Land, dessen Steine eisenhaltig sind und aus dessen Bergen du Erz graben kannst." Als eine Ruhmestat des göttlichen Helden hat man es später empfunden, daß er sein Volk erlöst hat von der schauerlichen Einöde der Wüste, in die es hineingestoßen war wie in eine feindliche Welt. Aber hat nicht wohl der Anblick der Wüste, die ja auch weite Flächen Kanaans bedeckt, die neue Heimat in einem Licht erscheinen lassen, das diese verklärend überfärbt? Nun, man darf sagen, daß aller Grund vorhanden war, stolz zu sein auf das errungene Land, das, wenn es auch alles andere war als ein Paradies, die Natur mit Reichtümern ausgestattet hatte, die alles, was die geizende Wüste bot, überstrahlten.

Das Gebiet, das zum Schauplatz der weltgeschichtlich so bedeutsamen Entwicklung des Volkes Israel geworden, zeigt eine große Verschiedenheit der klimatischen Verhältnisse. Da gibt es durch Feuchtigkeit befruchtete Gebiete, die eine glühende Sonne mit tropischer Uppigkeit beschenkt, da steigen aber auch Berge in die Höhe, deren Gipfel mit Schnee gekrönt sind. Es können die Sonnenströme mit furchtbarer Gewalt herabstürzen, daß Menschen und Tiere schlaff werden, während

nachts oft empfindliche Kälte eintritt. Aber auch wenn der Mensch unter solchen Unbilden des Klimas nicht wenig zu leiden hat, daß er klagt wie der Patriarch: „Bei Tage vergehe ich vor Hitze und des Nachts vor Frost", so wird er dafür wieder entschädigt durch Gaben der Natur, die das Leben mit Annehmlichkeiten beschenken, wie sie die Wüste niemals zu bieten vermag.

Da streckt sich gen Norden, in einiger Entfernung von der Küste und gleichlaufend mit ihr, Galiläa hin, von dem gerühmt wird, daß es heute, wo zweifellos die wirtschaftliche Entwicklung gegenüber der des Altertums im Rückstande ist, geradezu durch seine Fruchtbarkeit prangt. Durchzogen von Bergen, die durch ihre Schönheit anlocken, quillt der Segen überall hervor, nicht allein in den Niederungen, sondern auch auf den Höhen. Olivengärten ziehen an den Bergen hinauf, sie mit grünem Schmuck bekleidend, und Bergströme und Quellen bewässern den Boden. Namentlich die Ebenen bieten dem menschlichen Fleiß reichliche Ausbeute, und wenn der Regen sich einstellt, leben selbst die Öden, die dem Vieh zur Weide dienen, auf in bunter Pracht. Millionen von Blumen leuchten dann dem Beschauer entgegen, und reichliche Nahrung ist den Herden geboten. Freilich, sobald der Boden austrocknet, werden die schwellenden Gräser wieder versengt, und eine erstickende Armut breitet sich aus. Doch sind auch Niederungen von großer Ergiebigkeit vorhanden. Ein wahres Kleinod soll die Umgebung des nördlich gelegenen Sees von Tiberias sein. Nicht allein, daß der See durch Fischreichtum ausgezeichnet ist, daß er, auch wenn ihn einmal die Stürme aufwühlen, in herrlichem Blau strahlend, ein liebliches Bild darbietet die Landschaft, die ihn einschließt,

steht im Flor üppigen Wachstums.

Südwestlich vom See Tiberias, abgegrenzt vom Karmelgebirge, streckt sich die Ebene Jesreel hin. Auch hier dauert die Fruchtbarkeit an. Noch zeigen Überreste aus längst vergangener Zeit, welch reges Leben hier geherrscht, welcher Reichtum sich ausbreitete, und in der Tat, vorzüglich gedeiht hier das Getreide; eine Fülle von Wild, Gazellen, allerlei Vögel bieten reichlich Jagdgelegenheit. Da zieht weiter längs der Küste, südlich vom Karmelgebirge, die Ebene Saron hin, die schon früher ihrer günstigen Bodenbeschaffenheit wegen weithin bekannt war; da breitet sich am Fuße des Karmel, bedeckt von den nun immer niedriger werdenden Ausläufern des Gebirges, Samaria aus, durchzogen von ertragreichen, zuweilen zu ansehnlicher Breite sich aus

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