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weitenden Tälern. In einem dieser Täler ist Sichem eingebettet, das von den vordringenden Wüstenstämmen nach schweren Kämpfen erobert wurde, und das in alter Zeit, da es geschützt gegen die sengende Glut der Winde und gut bewässert war, sich vorzüglich zum Anbau geeignet erwiesen und menschliche Arbeit durch vielfachen Ertrag reich gelohnt hat. Weniger ergiebig ist das Ufergebiet des Jordan, abgesehen von den Oasen, die, spärlich vorhanden, die kargen Niederungen unterbrechen. Aber dafür bietet der Fluß dem Auge einen erquickenden Ersatz. Weithin zieht seinen Ufern entlang ein Dickicht, das die mit tropischer Glut brennende Sonne hervorlockt, und von dessen Pracht schon Jeremia spricht. „Feingefiederte Tamarisken, schlanke Euphratpappeln“, so lesen wir in einem neueren Bericht, „dornige Sidrbäume sowie Oleander, Schilf und Papyrusgebüsch in üppiger Fülle und von tropischer Vogelwelt belebt, begleiten mit ihrem mannigfach getönten Grün streckenweise die Flußufer." In diesem Dickicht hielt sich der Löwe auf, „aus dem Dickicht des Jordan", so heißt es bei Jeremia,,,steigt er hinauf zur immer prangenden Aue." Inmitten einer der erwähnten Oasen des Jordan, in der Nähe des Toten Meeres, liegt Jericho, heute wie ehedem ein Juwel unter den Städten Palästinas, ein Gebiet, das dank der Gunst seiner Lage und des Klimas, hohe Erträgnisse verbürgt.

Weniger von der Natur begünstigt ist das westlich am Toten Meer sich ausbreitende, im Süden in die Wüste hineinlaufende Gebiet Judas. Spärlich sind hier die entzückenden Landschaften gesät, an denen Palästina sonst so reich ist. Schaurige, öde, abgedachte Berge bedecken weite Gebiete, im Osten lagert das Ungetüm der Wüste, fast von allem Leben verlassen, eine grauenhafte Stätte der Erstarrung, von Felsen bedeckt, die zuweilen Höhlen bilden, einstens die Zuflucht derer, die aus dem gesellschaftlichen Verbande ausgestoßen waren. Auch der Norden Judas zählt wenig Stätten, die geeignet für menschliche Ansiedlung sind. Eine Fülle von Tälern sind zwar vorhanden, auch Quellen sprudeln hier, aber es fehlt, abgesehen von wenigen Plätzen, der lockere Boden; gewaltige Felsenmassen recken sich in die Höhe. Reicher von der Natur ausgestattet sind die in der Mitte Judas gelegenen Gebirgsgegenden, in die kleinere Flächengebiete eingelagert sind, welche den Anbau lohnen, zuweilen sogar reichlich lohnen, wie namentlich das mit Weinbergen übersäte Gebiet von Hebron. Im Nordosten von Hebron sind in die Gebirgsmassen Täler eingebettet, die, wenn der Regen in

genügender Menge fällt, im Schmucke des reichsten Segens leuchten, und namentlich Bethlehem strahlt als eine Stätte reichen Gedeihens hervor aus weiter Fläche, die in trostloser Öde daliegt, sich stundenlang fortziehend, ohne daß der Atem grünenden Lebens ein erquickendes Bild böte. Allmählich fällt das Gebirge gen Westen ab, große Flächen dehnen sich hier, in sanfter Abdachung dem Meere zustrebend, ́aus, und sie bilden sehr ergiebige Fruchtgefilde, namentlich das Getreide gedeiht hier in reichem Maße.

Zusammenfassend darf man sagen: daß Juda alles andere als ein von der Natur mit besonderer Gunst ausgestattetes Land ist: es überwiegt die Öde, zurücktritt gegenüber den Weiden das Ackerland. So waren denn seine Bewohner größtenteils Hirten; die meisten der ertragreichen Gelände stellen Oasen dar, kleine, zum regelmäßigen Anbau geeignete Gebiete, die umringt sind von der Steppe, von Einöden und der Wüste, die nur zu einem Teil zur Weide sich eignen.

Ähnlich wie das westlich vom Toten Meer und Jordan sich hinstreckende Land nimmt sich der Osten aus. In der Nähe des Flusses erheben sich hohe Berge. Die Täler vor allem oder auch Hochebenen gestatten den Anbau, weite Strecken jedoch nur die Viehweide.

,,Ich hatte gedacht, gleich Söhnen dich auszustatten und dir ein liebliches Land, den allerherrlichsten Erbbesitz unter allen Völkern, zu verleihen", heißt es bei Jeremia, und ermessen können wir aus solch überschwänglichem Lob, mit welchem Stolz der Anblick des neuen Landes die Söhne der Wüste schwellte. Freilich, wer etwa vom heutigen Deutschland kommt und den Boden Palästinas betritt, gar noch, wenn die glühend weiße Sonne wie sengendes Feuer ihre Strahlen herniedersendet, der erlebt, namentlich wenn ihm das gelobte Land in den herrlichen Farben der Verheißung vorschwebt, schwere Enttäuschungen. Zur folternden Qual wird ihm die Gluthitze, die wetteifernd Erde und Himmel aushauchen; die wüsten Stätten wirken auf das verwöhnte Auge des Europäers, sieht man von den landschaftlichen Reizen ab, wie erdrückende Bilder ewiger Armut; die bebauten Felder erscheinen dürftig neben den üppigen Äckern unseres Heimatgebiets. Doch darf nicht übersehen werden, daß im Altertum zweifellos, vielleicht auch infolge günstigeren Klimas, etwa infolge reichlicherer Regenfälle, die Fruchtbarkeit größer war als heute, und als Ganzes genommen, mußte Palästina, verglichen mit der Wüste, sich abheben wie ein blühender Fruchtgarten von öden Sandfeldern, so daß der Jude

seinen Gott dieses wertvollen Geschenkes wegen loben durfte mit dankbarem Blick. Denn während die Wüste neben Milch und Fleisch höchstens noch wildwachsende Früchte, Beeren und ähnliches bot, herrschte nun in Kanaan die Fülle. Besonders gediehen nun die Herden: zahllos seien sie in Kanaan, heißt es in einem aus dem Jahre 2000 v. Chr. stammenden Bericht, und wenn sie so in reichem Maße Fleisch und Milch lieferten, so gewährte der Boden Gaben, die der Wüstenbewohner höchstens durch Tausch oder Raub zu erwerben vermochte. Und nicht allein dem Ackerbauer, sondern auch dem Hirten boten sie Nahrung.

Denn dahin sind nun die Zeiten beständigen Umherschweifens. Wir müssen annehmen, daß die Hirten als Halbnomaden wohl in Zelten wohnten und ihre Herden über die Weidenflächen trieben, aber dabei doch niemals den Umkreis eines verhältnismäßig kleinen Gebiets überschritten. Baute man doch Getreide an, Weizen und Gerste. Verstand man es auch noch nicht, dem Boden reiche Erträgnisse abzuringen: ein Großes war doch angebahnt: der Halbnomade vermochte sich besser zu nähren und zu kleiden als der Sohn der Wüste, die neuen Wohnsitze verbürgten eine Festigkeit der Entwicklung hin zu Höhen einer neuen Kultur. In Juda vor allem waren solche Halbnomaden ansässig, und eine der größten Gestalten der jüdischen Geschichte, den Propheten Amos, haben wir uns als einen solchen ansässigen Herdenbesitzer vorzustellen. In ihm enthüllen sich gleichsam in einer überwältigenden Weise die neuen Kräfte, die seinem Stamm im Gefolge der Ansiedlung zugewachsen.

Wo man aber sich vor allem dem Ackerbau widmete, da wogte, wenn das Jahr ein gutes war, die Fülle um die beglückten Menschen: von hundertfachem Ertrag selbst spricht das erste Buch Mose. Vielleicht handelt es sich um eine Übertreibung, aber sicher war die Ergiebigkeit des Bodens viel größer als heute, wo der Acker im günstigen Fall den zwölffachen Ertrag der Aussaat trägt. Doch nicht allein Getreide lieferte das Land, auch die Baumzucht, ohne daß man ihr allerdings besondere Sorgfalt zugewandt hätte, lohnte sich reichlich. Es gedieh vorzüglich die Feige, der Ölbaum lieferte, ohne daß er viel Aufmerksamkeit beansprucht hätte, eine solche Menge von Früchten, daß man selbst das begehrte Olivenöl nach Tyrus und Ägypten ausführen konnte; die Dattelpalme war namentlich in der Umgebung von Jericho in Fülle vorhanden, köstliche Früchte bot der Granatbaum, es

gediehen Mandeln, Nüsse, Maulbeeren; ein Schmuck des Landes war wie es heute noch der Fall der Johannisbrotbaum, der auf kurzem Stamm eine gewaltige, dunkelgrüne Krone trägt, aus dichtestem Laub geflochten, das die Sonnenglut auffängt und dem erhitzten Wanderer als schattiges Dach Kühlung bringt.

Daß der Boden schon eindringliche Pflege fand, zeigen die spärlichen Angaben des Alten Testamentes über Gartenanlagen. Gemüse hat man gebaut, durch künstliche Bewässerung die Fruchtbarkeit der Gärten gehoben, und als ein besonderer Segen des huldvollen Gottes galten diese Anlagen. Die Großen und Könige haben in der Nähe ihrer Herrensitze Gärten angelegt, und zwar auch Prunkgärten zur Augenweide und als Stätten eines lieblichen Aufenthaltes, und in ihrer Mitte wurden Altäre errichtet, um fremden Göttern zu opfern. In ihrer Schattenkühle hat man der religiösen Festfreude gehuldigt, Stätten waren sie ausgelassenen Jubels.

Dabei hat zur Erhöhung der Stimmung beigetragen der Genuß von Wein, der in Strömen floß. Als das Wahrzeichen der neuen, der Wüste entrückten Kultur galt der Wein, doch er wurde von denen, die der neuen Kultur mit ihren schweren Mißständen gram waren, geradezu verschmäht, während er von den Reichen bei lärmenden Gelagen in solchem Übermaß genossen wurde, daß sich die Propheten mit Abscheu von diesem ausgelassenen Treiben abwandten.,,Wehe denen," so lesen wir bei Jesaja,,,die früh im Morgen dem Rauschtrank nachgehen, die in der Dämmerung verziehen, vom Wein erhitzt! Die Zither und Harfe, Pauke und Flöte und Wein zum Gelage vereinen.“ Doch auch Volksgetränk wird der Wein gewesen sein, denn die Weinberge, auf die man viel Mühe verwandte so daß Amos von köstlichen Weinbergen sprechen kann — gediehen vortrefflich, und häufiger waren sie wohl im Altertum als heute. Getreide und Wein hat man als die kostbarsten aller Güter, die auf dem Boden Kanaans wachsen, betrachtet, als Göttergabe erwähnt der Psalter das liebliche Getränk, das des Menschen Herz erfreut. Und als ein Glück wurde es gepriesen, wenn man beschaulich unter seinem Feigenbaum und Weinstock sitzen konnte. Erwähnen wir noch, daß im Altertum an vielen Stellen, wo heute die Öde lagert, Wälder rauschten und wer kennt sie nicht, die hochragenden Zedern des Libanons - daß die Bienenzucht Pflege fand, daß viele Gewässer von Fischen belebt waren, jagdbares Wild wie Antilopen, Tauben, Rebhühner in Rudeln umherschwärmten; daß

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der Boden Ton und Erze, das Tote Meer Asphalt, Schwefel und Salz barg; daß nicht allein einzelne Karawanenstraßen durch das Land zogen, sondern auch Pfade und Wege gebahnt waren, die dem Nahverkehr dienten; daß die Küste dagegen, indem es an natürlichen Häfen gebrach, dem Verkehr zur See fast überall unüberschreitbare Schranken setzte: so hätten wir mit flüchtigen Strichen das Bild des neuen Landes entworfen, das uns zwar nicht wie ein elysisches Gefilde anlächelt, aber das immerhin als ein ergiebiges Land bezeichnet werden kann.

Freilich, wenn die ewigen Gewalten des Himmels, von Jahwe, dem göttlichen Herrn, nicht so gelenkt wurden, daß sie das Werk des Menschen förderten; wenn der so sehnsüchtig erwartete Regen ausblieb, dann wurde das Wehgeschrei gemarterter Menschen laut, die nicht wußten, wie sie leten sollten. Segnende, die Erde geradezu verzaubernde Kraft kann die Sonne ausströmen, aber auch Verderben kann sie mit ihren stechenden Strahlen herabschleudern, so daß Mensch und Tier unter ihrer erbarmungslosen Gewaltherrschaft seufzen. Denn hat nicht reichlicher Regen den Boden getränkt, so ist er unfruchtbar wie Felsgestein, und wie oft sind im Altertum die Menschen heimgesucht worden von der fürchterlichsten aller Plagen, der Dürre, die sie sich nicht anders zu erklären wußten, als daß sie ein Strafgericht sei des zornentbrannten Gottes! Wohl vermag der Tau die Pflanzen etwas zu erquicken, doch rasch saugt ihn die flammende Sonne wieder auf, und wenn Monate hindurch, wie es vorkommt, ein wolkenloser Himmel in brennendem Blau sich über die Erde wölbt, dann lagert dort, wo sonst blühendes Leben seinen erquickenden Atem aushauchte, das spindeldürre, rissige Gespenst der Öde, das den Saft der Pflanzen aufsaugt, so daß diese verwelken, verdorren. Es sind Schreckenszeiten für den Hirten und Landmann. Der Grasteppich der Steppen verfilzt sich dann und liegt wie ein graues Leichentuch da, die Äcker, sonst von prangenden Saaten bedeckt, sehen aus, als ob sie nie die Hand des Menschen berührt hätte: zur Einöde werden sie, Disteln und Dornen schießen empor, als ob sie ihren Feind, den Menschen, höhnen wollten; der Boden wird rissig, und Baum und Sträucher magern ab zu dürren Gerippen, eingehüllt in erstickendem Staub.

Man kann sich vorstellen, wie die Menschen, wenn der Gluthauch der Sonne solch teuflisches Werk vollbrachte, erbetten vor der Zorngewalt ihres Gottes, hilflos niedersinkend, flehend um Erbarmen. Und wie

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