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werden sie gejubelt haben, wenn fern am Horizont in silbernem Glanz ein Wölkchen auftauchte, wenn der Wind wie ein Bote des wiederversöhnten Gottes auf sie fröhlich zusprang, von einem immer wachsenden Wolkenmeer gefolgt; wenn der Donner mit triumphierenden Schlägen das Nahen des Glückes ankündigte! Endlich, endlich, nach so langer Zeit des Harrens und Duldens rauschen die Wasserbäche wieder vom Himmel herab! Nun kann gesät werden, in kurzer Zeit legt sich ein Hauch frischen Grüns auf die Äcker, ja, selbst auf den Wüstenflächen sprießen dann die Gräser, als ob auch sie einstimmen wollten in den alles erfassenden Jubel. Stolz heben nun die Bäume ihre Kronen empor, im Frühling schmückt sich das Land mit unzähligen Blumen, mit Lilien, Narzissen, mit Krokus und vielen anderen. Und wie atmen die Menschen erleichtert auf, wenn der Spätregen ihre Arbeit segnet und die goldene Zeit der Ernte naht und mit ihr Festesfreude, in die alles mit Lob und Dank einstimmt! So wird man begreifen, daß Jahwe in Kanaan wie in der Wüste als Gott des Regens verehrt wurde, den Hiob dafür preist, daß er „,im Regen Kanäle gespalten und einen Weg im Wetterstrahl, um es regnen zu lassen auf menschenleeres Land, auf die Wüste, in der niemand wohnt, um Öde und Wildnis zu sättigen und frischen Graswuchs sprießen zu lassen."

Auch heiße, trockene Winde können wie flammende Glut die Pflanzen versengen, so daß die Arbeit des Jahres im Nu oft verwüstet wird. Und welche Not bringen die Heuschrecken, wenn sie wie dichte Wolken teuflischer Dämonen hereinbrechen! Der Prophet Joel hat sie anschaulich geschildert, die Greuel, die ein solcher schauriger Heereszug entfesselt, so daß wir heute noch ermessen können, wie die Menschen gezittert haben, wenn ihr Gott aus racherfüllter Seele sie mit dieser Plage überschüttet.,,Wacht auf, ihr Trunkenen, und wehklagt! Jammert, ihr Weinzecher alle, daß euch der Most vom Munde hinweggeschnappt ist. Denn ein Volk hat mein Land überzogen, das gewaltig und nicht zu zählen ist, seine Zähne sind Löwenzähne, und ein Gebiß hat es wie eine Löwin." Alles, was die Erde nährt, fällt dem verwüstenden Hunger dieser „Raubtiere" zum Opfer: Weizen und Gerste treten sie, ,,die wie Rosse aussehen und wie Reiter rennen", nieder, die Bäume werden ihres Blätterschmuckes beraubt und können keine Früchte mehr tragen, leer stehen die Getreidekammern: ein Bild trostloser Armut ausbreitend, wo sonst Segen aufgehäuft war. Das Vieh verkümmert und schreit nach Nahrung, die Tiere des Feldes wimmern, denn nun

sind die fetten Auen von räuberischen Banden zerfressen: traurig liegen die Felder da, Wehklage steigt aus ihnen empor, und jammernd irren die Menschen umher; denn nicht allein, daß der Hunger in ihren Eingeweiden brennt, sie können selbst ihrem Gott keine Opfer bringen, daß er gnädig sich wieder zu ihnen, den Schwergeprüften, herablasse. Als die semitischen Stämme in Kanaan eindrangen, hatte dieses Land schon eine beträchtliche Höhe der kulturellen Entwicklung erreicht, und das fünfte Buch Mose spricht es deutlich aus, als welch wertvolle Gottesgabe es von den rauhen, armselig dahinlebenden Söhnen der Wüste empfunden wurde. Ein Land hat Jahwe seinem Volk angewiesen, ,,mit großen und schönen Städten, die es nicht gebaut hat, mit Häusern, die ohne sein Zutun mit Gütern jeder Art angefüllt sind, mit ausgehauenen Zisternen, die es nicht ausgehauen hat, und mit Wein- und Olivengärten, die es nicht gepflanzt hat." Aber wie ist es möglich, daß es den kulturell noch recht tiefstehenden Wüstenstämmen gelingen konnte, eine schon hinter Burgen und Festen verschanzte Nation von Bauern einfach zu überwältigen, gewiß nicht mit einem Schlag, aber doch im Laufe einiger Jahrhunderte, so daß der Eindringling Herr des neuen Gebietes ward? Das Schauspiel, das uns in der Eroberung Kanaans entgegentritt, wiederholt sich unzähligemal im Völkerleben, und nicht wäre es geboten, dabei länger zu verweilen, hätte es nicht aufs tiefste die jüdische Kultur und damit die Menschheitsentwicklung befruchtet.

Wohl standen die Kanaanäer unter ägyptischer Oberherrschaft, aber die Vertreter der ägyptischen Hoheit nützten die Schwäche ihres Vaterlandes aus, um sich zu unabhängigen Königen zu krönen, und von gleichem Verlangen waren auch einzelne kanaanäische Fürsten beseelt. Auch sie versuchten angrenzende Landesteile an sich zu reißen, um ihre Macht zu stärken. Politisch zerrissen also war Kanaan, einen Schauplatz heftiger Fehden stellte es dar. Und in diesen Aufruhr wurden auch die anwohnenden Nomaden hineingezogen: ägyptische Berichte erzählen von Chabiri, d. h. Hebräern, die als Söldner in den Dienst der ägyptischen Statthalter traten, um ihnen beizustehen bei ihren Kämpfen. Zu diesen kriegstüchtigen Nomadenstämmen mögen auch Judäer gehört haben. Und zwar setzte sich Juda im Süden fest, während andere Stämme im Norden, den Jordan überquerend, nach Westen vordrängten, und noch lange Zeit nach der Einwanderung mag es zu einem engen Zusammenschluß nicht gekommen sein. Annehmen

aber dürfen wir, daß Wüstenstämme die Umwälzungen Kanaans, geschwächt wie durch die politische Zersplitterung die kriegerische Kraft des Landes wurde, ausnützten und mit kühnem Wagemut erobernd in die lockenden Gefilde einbrachen.

Daß die Nomaden sich nicht sofort zu Ackerbauern verwandelt hatten, dafür gibt eine alte ägyptische Quelle einen Fingerzeig, indem sie die Israeliten wandernde Nomaden nennt, und weitere Erwägungen bestärken die Richtigkeit dieser Angabe. Wenn der Nomade einen unbändigen Stolz besitzt, den Stolz des Menschen, dessen Heimat die weite, freie, großräumige Natur ist, die er liebt als ein selbsterobertes Reich mit der Leidenschaft eines ewig auf Wanderung, auf Kampf und Abenteuer eingestellten Sinnes: welche Überwindung würde es ihn kosten, plötzlich diesem Drang entsagen zu müssen, um sich gleichsam selbst an die Scholle zu fesseln? Müßten ihn denn nicht Gefühle überkommen der Trauer, der Trauer des Vogels, der, eben noch die blaue Luft in kühnem Schwung durchsegelnd, nun von grausamer Hand in den Käfig gezwängt wird? Der Nomade verachtet das Leben des Ackerbauers, und nur ganz allmählich gewinnt auch der Boden eine solche Macht über ihn, daß er sich mit unzerreißbaren Banden an ihn gekettet fühlt, ihn schätzen und lieben lernend als ein Quellgebiet von Annehmlichkeiten, die das Dasein mit reicherem Schmucke als die Wüste bekleiden. So ließen sich die Stämme nicht in den Städten nieder, vielmehr haben sie gewiß zuerst die alte Lebensweise fortgeführt, haben ihre Herden von Trift zu Trift geführt, nicht ohne daß kriegerische Zusammenstöße zu vermeiden gewesen wären, bis dann nach und nach, neben der Viehweide einhergehend, der Ackerbau sich einbürgerte. So wurden sie Halbnomaden; entfernt von den Städten, in den abgelegenen Tälern oder Hochebenen wurden nun fruchtbare Bodenflächen in Ackerland umgewandelt, aber noch baute man sich kein Haus aus Stein, dessen Mauern Kind und Kindeskind schützen sollten, sondern das rasch zu errichtende und leicht wieder abzubrechende Zelt des wandernden Beduinen diente zur Behausung. Man trug noch Beduinenkleidung, hielt Herden, aber eingedämmt war der Wandertrieb der alten Zeit. Man haftete mehr am Boden, baute etwas Getreide an, doch herrschte noch große Einfachheit. Unbekannt war aller Luxus, noch nicht übte der Wein seine Zaubermacht aus, es fehlten die leckeren Speisen, wie sie später durch den Gartenbau gewonnen wurden.

Wie es heute noch Halbnomaden in Palästina gibt, so haben sie auch im Altertum niemals gefehlt, aber ein Teil von ihnen verwuchs immer inniger mit dem Boden, warf die Sitte des Beduinen, die Gepflogenheit namentlich, bei den Herden zu zelten, ab, ließ sich in Dörfern oder Höfen nieder, die noch weitab lagen von den Städten und namentlich auch die Höhen krönten, so daß ihre Bewohner, wenn sie in die Niederungen hinunterstiegen, sich wie die verkörperte alte Zeit ausnahmen. Aber immer mehr schob man sich in das Kulturgebiet der Kanaanäer vor; nachdem man sich einmal an den Anbau gewöhnt und die Wohltaten des Ackerbaues empfunden wurden, wuchs der Drang nach weiteren Bequemlichkeiten, es erwachte der Neid im Anblick des Reichtums der Ureinwohner, und in heftigen, zuletzt siegbringenden Kämpfen riß man die inmitten fruchtbarer, wohlbebauter Gründe gelegenen kanaanischen Städte an sich.

Eine gewaltige Beute fiel dadurch dem Sieger zu, Reichtum umrauschte nun die bisher in größter Einfachheit dahinlebenden Dörfler; was sie ehedem in der Wüste aus weiter Ferne mit lockendem Glanz anblinkte, das umwogte sie nun in üppiger Fülle. Wohlgepflegte Ländereien und Gärten waren ihr Eigen, kostbare Luxusgegenstände, die der Handel ins Land gebracht, fielen ihnen zu, Silber und auch Gold. Aus dem Deborahlied ist deutlich zu sehen, wie man den Prunk liebte. Mit bunten, wertvollen Gewändern und Tüchern bekleidete man sich, auf Teppichen ruhte man, trank aus prächtigen Schalen, und Silber war in solchen Mengen vorhanden, daß die Feinde, die bedrängten Kanaanäer, lüstern darnach schielten. In Städten, die von Ringmauern umgeben waren, lebte man jetzt, sind doch Jericho und Jerusalem kanaanäischen Ursprungs, und geschützt war man so gegen vordringende Feinde. Hinter Zinnen kämpfte man bei einer Belagerung.

Die soziale Verfassung

Die Kultur, welche die Stämme nach der Eroberung Kanaans schufen, besitzt alle entscheidenden Züge einer mittelalterlichen Lebensordnung. Kriegerischer Geist durchwallt die nationale Gemeinschaft, keinen höheren Ruhm gibt es als den Ruhm des Helden der Schlacht. Ein unbändiger Lebens- und Machtwille durchrauscht namentlich die Führer des Volkes, die adeligen Gebieter, aber auch die Tausende des ,,gewöhnlichen" Volkes erheben sich, wenn die Lärmtrompete erschallt,

13 Muckle, Jüdische Kultur

in fortreißender Siegesstimmung, um beizutragen, die Ehre des Ganzen zu mehren.

Doch ist es vor allem der Adel, der den Geist dieser Kultur bestimmt. In Geschlechtsverbänden sind die Herren zusammengeschlossen, und durchaus verschieden ist die Macht, über welche die einzelnen Sippen verfügen. Es gibt Geschlechter, die weit über die übrigen adeligen Geschlechter hinausragen, so daß diese sich unter ihre Hoheit beugen müssen, es sei denn, daß sie versuchen, sich in Fehden aufzulehnen. In den Städten leben die gebietenden Geschlechter, und von hier aus herrschen sie über das Land, über die Hirten und Bauern. Mögen auch diese Schichten von den Banden der Geschlechterverfassung umschlungen sein, ihr politischer Einfluß ist gering. Im Heere stellen sie wohl in der vorköniglichen Zeit die Massen dar, ohne die kein Krieg zu führen war, aber auf beglänzter Höhe stehen die ritterlichen Befehlshaber, die stolzen, nach Schlachtenruhm lechzenden Helden.

Auch im Frieden leiten diese die Geschicke der Gemeinschaft. Die Geschlechter der Bauern und der Hirten sind in den Augen der Herrschenden mit einem Makel behaftet und üben so gut wie keinen politischen Einfluß aus, und so ist denn die Gefahr vorhanden, daß diese Volksgruppen in wirtschaftliche und soziale Abhängigkeit geraten: daß sie den Druck eines machtgierigen Adels zu spüren bekommen, der sie ausbeutet, ja, in die Knechtschaft stürzt. Doch hat diese unheilvolle, das Land mit schrecklichen Wirren überziehende Entwicklung erst zur Zeit Salomos eingesetzt.

Zu den Bauern und Hirten gesellen sich noch weitere Schichten, die jedes politischen Einflusses bar sind: es fehlen nicht die freien Taglöhner: Ausländer sind es meist, die aus irgend einem Grunde ihre Heimat verlassen hatten, etwa um einer Verfolgung zu entgehen. Doch bezeugt das fünfte Buch Mose, daß auch Judäer gegen Taglohn arbeiten.

Enger als die Taglöhner sind mit der Familiengemeinschaft die Sklaven verbunden. Verschieden waren die Umstände, die zur Sklaverei führten. Einmal wurden Kriegsgefangene in die Knechtschaft hinabgestoßen, und wenn es auch in diesen Zeiten Brauch war, die Feinde haẞerfüllten Sinnes erbarmungslos auszurotten nicht immer hat so fessellos die Rache gewütet. War doch die Möglichkeit gegeben, Sklaven ohne Entrichtung eines Kaufpreises zu erwerben, wenn der besiegte

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