ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

liegt auf der Heldengestalt eines solchen Herzogs, denn auf ihn vor allem hat Jahwe die Fülle seiner Gnade gehäuft, ihm vor allem, dem Führer im Kampfe, hat er Weisheit und Stärke verliehen, und von ihm ist, wie durch ein Wunder, die ihm von der Gottheit verliehene Kraft herabgeströmt auf die streitenden Scharen, die er zum Sieg geführt. So kam ihm das Vorrecht zu, dem Stammesgott die Opfer darzubringen. Im Rate der Vornehmen aber, die den Stamm vertreten, war er erster Gebieter, denn schwer wog seine Stimme, gefährlich war die Lockung, ihm Widerstand zu leisten. Zudem hatte seine Macht eine feste Stütze in seinen Reichtümern, denn ausgeraubt wie die geschlagenen Feinde wurden, fiel ihm der größte Teil der Beute zu. Als Kriegsfürst gelang es ihm zudem leicht, sein Eigen zu mehren durch Erwerb von Grundbesitz, und indem er angrenzenden Stämmen zum Schutzherrn ward, flossen ihm Tribute zu, die er von seinen Gefolgsherren, die wir als Vorgänger der königlichen Beamten zu betrachten haben, einziehen ließ.

Wie das Fundament der Stammesfürstentümer, so ist auch das des Königtums Sauls im wilden Gewoge des Krieges gelegt worden. Als einfachem Adeligen des kleinen Stammes Benjamin gelang ihm eine Ruhmestat. Der Wüstenstamm der Ammoniter, gegen den schon Jephta sich gewandt, hatte wieder einen Vorstoß gegen Westen unternommen und mit mörderischer Gier gehaust. In der furchtbaren Verwirrung, die noch im Bericht des Samuelisbuches nachzittert, erstand nun Saul als Retter. Er sammelte eine Anzahl streitbarer Männer aus den umliegenden Stämmen um sich, und als gottgeweihter Held drang er mit ihnen in das Lager der Feinde, die er, wenn auch nicht vernichtete, so doch in die Wüste zurücktrieb. So stieg er zu königlicher Würde empor, getragen vor allem von der Macht seiner Stammesgenossen, mit denen er gemeinsam das Heldenwerk verrichtete. Schon griff sein Herrschaftsgebiet über die Grenzen seines Stammes hinaus, als Schutzherr der umliegenden Stämme kam ihm eine gewisse Oberhoheit zu. Eine Sonderstellung nahm seitdem der Stamm Benjamin ein als Sitz der königlichen Gewalt. Und gestärkt ward letztere und mit dem Glanz neuer Ruhmestaten umwoben, indem Saul ein weiteres drückendes Joch, das den Stämmen tiefe Wunden bereitete, mit starker Hand zerbrach. Erobernd drangen die Philister im Norden in die fruchtbaren Landstrecken vor, und wollten die Stämme dieser Bezirke nicht einfach der Knechtschaft verfallen, so blieb nichts anderes übrig als das freilich nicht ungefährliche Wagnis, in offener Feldschlacht den kriegstüchtigen

Feinden entgegenzutreten. In dem erbitterten Ringen drang wiederum der Freudenklang religiöser Begeisterung aus geschwellten Herzen hervor, man trug die Lade Jahwes, die im Heiligtum Silos verwahrt wurde, ins Schlachtgetümmel, glaubend, daß nun der erhabene, furchtbare Gott die bisher wie starke Mauern standhaltenden Schlachtreihen der Feinde mit seinen Donnerkeilen in Trümmer legen werde. In schweren, nicht immer siegreichen Kämpfen schlug Saul die Philister zurück, auch war er vom Glück begünstigt bei seinem Heereszug gegen den Wüstenstamm der Amalekiter: der König Agaz wurde gefangen genommen und,,vor Jahwe im Gilgal in Stücke gehauen", sein Landi ausgeraubt. Freilich, nicht vermochte Saul sich auf den Höhen dieser Erfolge zu behaupten. Nicht allein, daß zuletzt der Aufruhr im eigenen Lande tobte, auch die kriegstüchtigen Philister erhoben sich wieder, und auf dem Schlachtfeld fand Saul mit seinen drei Söhnen den Tod.

So hat Sauls Herrschaft alles andere als den Ausbau eines kräftigen Staatswesens erreicht, das unerschütterlich dastand als das Bollwerk nun geeinigter Stämme. Immer noch war die Kraft der Philister nicht gebrochen, und große Aufgaben harrten so noch der Lösung, sollten die Stämme nicht der Knechtschaft verfallen. Aber mehr als ein flüch-tiges Ereignis war Sauls Herrschaft doch! Noch nie hatte das Königtum solch weite Gebiete umspannt wie zur Zeit Sauls, zusammengefaßt waren damals Benjamin, die Stütze der königlichen Macht, Teile Judas im Süden, Moab, Teile im Südosten des toten Meeres und noch weitere Stämme. Nach Norden erstreckte sich das Reich, ausgreifend wie niebisher, vielleicht bis über die Ebene Jesreel hinaus, und auch vom östlichen Jordangebiet sind Tribute dem König zugefallen. Schutzherr war Saul auch über die von Kanaanäern bewohnten Landesteilegeworden. Jedoch so Großes auch der König im Schlachtfeld leistete, ein hervorragender Staatsmann scheint er nicht gewesen zu sein. Der feurigen Heldenseele, die im Getöse der Schlachten bannend und mitreißend aufstrahlte, müssen jene Fähigkeiten abgegangen sein, denen es hätte gelingen können, die doch erst zusammengewürfelten Stammgebiete zusammenzuschmieden zu einem vor Erschütterungen bewahrten, festen Staatsgebilde. Noch schaltete Saul auf seinem Gute wie ein Grundherr, dem vor allem der Anbau seiner Felder am Herzen lag, er war wohl umgeben von dienstwilligen Anhängern, konnte sich wohl auf die kriegerische Kraft seiner Stammesgenossen verlassen: aber noch nicht durchdrang der königliche Wille machtvoll das seiner Hoheit

unterstellte Gebiet. Es waren erst die Anfänge eines Beamtentums vorhanden, und einem unerbittlichen Befehle gleichgekommen wäre das Königswort nur dann, wenn ein starkes, jedem Winke des Befehlshabers ergebenes Heer ihm zu Gebote gestanden wäre. Da dies aber nicht der Fall war, so war es möglich, daß das benjaminische Königtum rasch dem Verfall entgegenging. Aber nichtsdestoweniger, es hatte seelische Kräfte entbunden, die mächtig fortwirkten. Eine Flutwelle nationaler Begeisterung durchströmte Israel, und Jahwe, der göttliche Schirmherr, stieg empor in immer lichtere Höhen, so daß der Glanz seiner Hoheit Tausenden und aber Tausenden in die Augen fiel, für die er bisher noch im Dunkel lag. Wenn wirklich die Volksgunst sich von Saul in seinen letzten Jahren abwandte, so war dies möglich, weil man sich der Meinung hingeben konnte, daß Jahwe seinem Erkorenen, den er ursprünglich mit so großen Beweisen seiner Gnade überhäuft, zuletzt seine Huld versagt hätte, indem Saul seiner Schöpfung nicht das Siegel der Vollendung aufzudrücken vermochte.

So hat man denn David frohlockend begrüßt, der herrlich in Erfüllung brachte, was unter Saul die Vaterlandsfreunde erst zu träumen wagten. In Juda geboren, kommt der mit Heldenruhm bedeckte Mann an Sauls Hof, und gewiß hat seine glänzende ritterliche Erscheinung ihm den Zutritt erleichtert. Als die bezauberndste Heldengestalt, die auf dem Boden Palästinas erblüht, werden wir David kennen lernen, als einen jener erlauchten Menschen, in denen eine ganze Kultur prachtvoll sich darstellt. Und zu alledem noch: ihm hat das Glück aus seinem Füllhorn Blumen in solcher Fülle gestreut, daß sein Aufstieg zur Königswürde zu einem Triumph ohnegleichen ward, und in späteren Zeiten stand man wie geblendet vor dem Werk dieses Menschen, harrend, daß er wiederkomme als Gesandter der Gottheit, erhöht zum Bringer ewigen Heiles, zum Messias.

In den von Saul geführten Kämpfen gegen die Philister scheint David sich mit Auszeichnung hervorgetan zu haben: er wurde zum Obersten des Heeres ernannt. Aber der Kriegsruhm des jungen Judäers fiel verletzend in die Augen Sauls. Wenn, wie es denkbar ist, die Volksgunst sich von dem keineswegs mit Herrscherweisheit begnadeten König ab- und David zuwandte, ist es da nicht verständlich, wenn Saul in dem jungen Helden einen Nebenbuhler witterte, wenn finsterer Groll sein Gemüt verdüsterte, so daß er sich in leidenschaftlicher Wallung dazu hinreißen ließ, den Speer gegen den Gehaßten

zu schleudern? Nun, nachdem der Bruch vollzogen war, zeigte sich Davids Heldengröße erst in ihrem wahren Lichte. Ein brennender Ehrgeiz muß in ihm gewütet haben, Befehlshaber, unbeschränkter Gebieter wollte er sein; eine jener Eroberernaturen war er, die es vorziehen, lieber abgeschieden von der großen Welt ihrer Selbstherrlichkeit zu leben, denn sich als wenn auch noch so einflußreiche Diener einem Herrn zu unterstellen. So drängte ihn seine Leidenschaft selbst auf die Bahn des Verbrechens. Fern davon, nachdem ihn des Königs Haß verfolgt, sich in Sicherheit zu bringen, etwa indem er sich in seine Heimat begeben hätte, wagte er das Unerhörte. Als ein Verstoßener fühlte er sich, und so brachte er es über sich, was ihm ehedem, als er noch der Freund des Königs war, Entsetzen eingeflößt hätte: zu Verstoßenen gesellt er sich, zu den Elenden und Verlassenen, zu Aufrührern, für die der Aristokrat sonst nichts als Verachtung übrig hat. Und es scharten sich um ihn allerlei Bedrängte, so wie jeder, der einen Gläubiger hatte, und allerlei mißvergnügte Leute, und er wurde ihr Hauptmann. Bei vierhundert Mann schlossen sich ihm an."

[ocr errors]

So sehen wir, wie schon zu Davids Zeit die bäuerlich-proletarischen Schichten sich vom Gesellschaftskörper loslösen, und eine Ironie ist es, daß gerade der Begründer einer despotischen Monarchie, in der sich die sozialen Gegensätze verschärften, an der Spitze der Opfer einer Klassenherrschaft sich zu behaupten sucht und in der Tat sich behauptet hat. Aber wie sollte er in der Öde, in die er sich selbst verbannt, sein Dasein fristen? Daß sein waghalsiges Beginnen keineswegs Billigung fand, das ergibt sich daraus, daß er hinabsteigen mußte in die Tiefen sozialer Not, um einen Anhang zu gewinnen, und kämpfend also, wenn es sein mußte, kämpfend auch gegen die eigenen Volksgenossen, mußte er so versuchen, sich in einer ihm feindselig gesinnten Welt durchzuschlagen. So ging denn auch er, wie so viele vor und nach ihm, den Pfad des Verbrechens, auch seine Stirn war, bevor die Königskrone sie schmückte, mit dem Brandmal des Geächteten versehen.

Es führte David mit seiner Schar verwegener Gesellen ein wahres Räuberleben; eigenmächtig wandte er sich gegen die Philister, die die judäische Stadt Kegila überfallen, befreite die bedrängten Bewohner von dem Feind und raubte die Philister, in deren Gebiet er eingebrochen, wie der Häuptling eines Wüstenstammes aus. So tritt uns hier David als Freibeuter und Beschützer der Stammesgenossen zugleich entgegen, und hätte er auch gewiß sich am liebsten in der zweiten Rolle gefallen

die Not zwang ihn zuweilen selbst zur Ausplünderung derer, denen er sonst hilfreich zur Seite stand. Einem in der Wüste lebenden Halbnomaden hatte er Schutz verliehen gegen die auf seine Habe abzielenden Wüstenräuber, und als dieser sich weigerte, ihm einen angemessenen Lohn für den Dienst, den er ihm erwiesen, zu gewähren, machte David Miene, mit dem Schwert in der Hand seine Forderung durchzusetzen.

Solch eigenmächtigem Vorgehen gegenüber konnte denn ein schwer beleidigter König nicht mehr weiter untätig zusehen, und so rückte Saul dem Verräter entgegen, um seinem wahnwitzigen Treiben ein Ende zu bereiten. Aber da erscholl Kriegsruf von anderer Seite, die Philister fielen wieder in Sauls Lande ein, so daß er umkehren mußte, ohne den Bandenführer gedemütigt zu haben. Und nun ließ sich David, eingeschüchtert durch Sauls Drohung, zu einer weiteren Vermessenheit hinreißen. Er flüchtete hilfesuchend als Lehensfürst zu dem Erbfeind seines Volkes, den Philistern, und stellte sich unter dessen Hoheit. Aber mit welch feiner Berechnung suchte er nun das Schandmal, mit dem er sich durch solchen Schritt befleckt, wieder auszulöschen! Ohne Zweifel, mit furchtbarer Schuld hat er sich beladen, geschändet hat er die Ehre seines Volkes, ein Greuel ist er geworden denen, die dem Land ihrer Väter zugetan. Aber in diesem Wirbel furchtbarer Gewissenskämpfe, in dieser grausigen Lage bezeugt der Held die ganze Selbstsicherheit seines von einem dämonischen Herrscherwillen durchsättigten Wesens, und der Zufall, das Glück hat ihn vor einem schweren Verhängnis bewahrt. Erspart blieb es ihm, an der Seite der Philister gegen den königlichen Freund kämpfen zu müssen, denn es fürchteten die Fürsten der Philister, er möchte zum Verräter werden. Er versuchte nun mit aller Macht, seinen befleckten Namen durch neue Ruhmestaten von der Schmach zu befreien. Wiederum stieg seine Gestalt vor den Stammesgenossen auf im Lichtschein der alten Heldenhaftigkeit. Er, der Verräter, der den Boden seines Vaterlandes verlassen, führte wahre Vernichtungskriege gegen die Horden der Wüste, die die Gebiete seiner Heimat mit Schrecken überzogen, so gegen die Amalekiter, an denen er sich mit der ganzen Grausamkeit seiner Zeit rächte. Den ,,Bann" hat er an ihnen vollzogen, geraubt, was in seine Hände kam, getötet, was Menschenantlitz trug und gefaßt werden konnte. Und freigebig verteilte er die so gewonnene Beute. Auch die, die nicht mitgekämpft, sondern das Gepäck bewacht, wurden mit Beutestücken bedacht, vor allem aber die Vornehmen Judas,

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »