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gefügt und seinen Tribut entrichtet. Doch nach drei Jahren sagte er sich von Babylon los: unter dem Einfluß seiner Umgebung wagte er den gefährlichen Schritt. Zwar nicht mehr ihn, doch seinen Sohn Jojachin ereilte das Schicksal. Dieser wurde gefangen genommen, und schreckliche Rache hatte das Volk zu erdulden: ausgeraubt wurde Jerusalem, weggeführt die Blüte des Volkes, der Adel und alle wehrfähigen Männer, so daß nichts übrig blieb außer den geringen Leuten der Landbevölkerung.“

Man könnte meinen, daß nun die Kraft Judas erloschen wäre. Aber mitnichten war dies der Fall. Die Zurückgebliebenen, vom Glauben an Jahwes Wundermacht beschwingt, wagten den Abfall. Leidenschaftlich stellte sich der Prophet Jeremia ihrem Beginnen entgegen, doch sie waren nicht zu bändigen. Und nun brach das alles verschlingende Unheil herein. Nebukadnezar rückte im Jahre 597 mit einem starken Heere in Juda ein, doch stieß er auf heldenhaften Widerstand. Eineinhalb Jahre wußte man sich zu behaupten, und Gräßliches hatte man zu dulden: eine Hungersnot würgte Unzählige zu Tode. Die Rache des Babyloniers war maẞlos: Jerusalem mitsamt seinem Tempel und dem Königspalast ging in Flammen auf, alles, was Wert hatte, wurde geraubt, die Söhne des Königs Zidkijahus,,schlachtete man vor dessen Augen; der König selbst wurde geblendet und in Ketten gelegt. Der größte Teil der noch übriggebliebenen Bevölkerung mußte nach Babylon in die Knechtschaft ziehen;" in der Hauptsache blieb nur eine kleine Schar von Bauern und Hirten zurück.

Doch noch nicht genug des Unheiles! Der Statthalter Gedaljahu, den Nebukadnezar über die dem Unglück Entronnenen eingesetzt hatte, wurde ermordet. Alles erfaßte nun ein Zittern und Beben. Um der Rache der Babylonier zu entgehen, floh die kleine, angsterfüllte Schar nach Ägypten. Jeremia, der die Flucht widerriet, mußte mitziehen. Lästernd wandte man sich von Jahwe ab, dem unheimlichen Gott, der das Furchtbarste, was Menschensinn auszudenken vermag, geduldet, um sich flehend an Istar zu klammern. In Ägypten sind diese Judäer verschollen: keine Kunde von ihnen dringt an unser Ohr.

DIE LEVITEN

IE vom Hauche religiöser Begeisterung durchglühte Revolution hatte

hören wir von sozialen Reformen: das Elend dauerte an. Dagegen ver

suchten die levitischen Jahwepriester durch eine Änderung der sozialen Ordnung das Volk im Namen ihres Gottes aus der Schmach seiner Not herauszuführen, indem sie darnach strebten, den Adel aus seiner Herrschaftsstellung zu verdrängen. Diese Priester waren Überreste eines Stammes, der, ehedem im Süden zeltend, zersprengt worden war, und dessen vom Unheil verschont gebliebenen Gliedern es gelungen war, in Juda und im Nordreich als Schutzbefohlene Aufnahme zu finden. Lange bevor die Leviten zu den benachbarten Jahwestämmen gelangten, hat es natürlich hier schon Priester gegeben. Da finden sich einmal Priester an den verschiedenen Heiligtümern, wo Jahweopfer dargebracht wurden, zu denen man, namentlich wenn sie prunkvoll ausgestattet waren, in Scharen gepilgert sein wird. Daneben befindet sich aber auch in der Umgebung der Großen zuweilen ein Priester, dem es zufiel, ein zum Hause gehörendes Heiligtum zu bedienen, und wo solcher Priester fehlte, da verrichtete der Herr des Hauses die Opfer selbst. Und war nicht auch der Fürst von dem Schein priesterlicher Weihe umgeben, Saul und David und Salomo, brachten nicht auch sie Jahwe Opfer dar? Doch nicht allein die Vollziehung der Opferhandlungen war Aufgabe der Priester, eine Würde besonderer Art scheint ihnen dadurch verliehen worden zu sein, daß sie in die Geheimnisse des Loswerfens, des Orakelwesens eingeweiht waren, während die Opfer, einfach wie die Opferhandlung war, ruhig von jedem Freien vorgenommen werden konnten.

Diese Priester, die in ihren Reihen Söhne angesehener Familien, ja, selbst Fürstensöhne zählten, verschafften sich ihren Unterhalt, indem sie einen Teil der Gaben, die für Jahwe bestimmt waren, für sich behielten, und so war denn ihr Einkommen um so größer, ihre Lage um so günstiger, je mehr sie es verstanden, dem von ihnen verwalteten Heiligtum weithinleuchtendes Ansehen zu verschaffen. Welcher Mittel sie sich bedienten, um diesen Zweck zu erreichen, zeigt das noch weiterhin zu erörternde Verfahren der Leviten. Es versuchten diese Priester durch allerlei Beweisgründe, die hineinführten in die Wildnis der Sage, sich den Anschein besonderen göttlichen Wohlwollens zu geben; versuchten glaubhaft zu machen, daß gerade von der Stätte ihres Wirkens aus der Zugang zur Gottheit am leichtesten zu erreichen sei. So mag ein solches Werben um die Gunst der Opfernden zu einem wahren Kampf um die Macht geführt haben, und inmitten dieses Kampies finden wir auch die Leviten, die für ihre Zwecke nun die Not der unteren

Klassen ausnützten, und, durchbrechend den Kreis priesterlicher Aufgaben, wie er durch die Überlieferung vorgezeichnet war, mit unerhörten Forderungen hervortraten.

Man versteht diese die Bahn alles Herkommens kreuzende Erscheinung erst, wenn man vertraut ist mit den Schicksalen dieser Priestergruppe. Wahrscheinlich durch die Wucht eines Vorstoßes der Kanaanäer zermalmt, büßte der Stamm Levi seine wirtschaftliche und politische Selbständigkeit ein, aber während die große Masse der Stammesglieder in die Knechtschaft versunken sein mag, ist es einer Reihe von Priestern geglückt, bei einzelnen benachbarten Stämmen einen Unterschlupf zu finden. Schon diese Verpflanzung in einen fremden Boden, auf dem sie als Schutzbefohlene geduldet waren, lenkt uns hin auf eine Tatsache, die in sozial- und religionsgeschichtlicher Hinsicht zu gewaltiger Bedeutung führte. Es waren diese Priester von vornherein behaftet mit dem Makel, den der Fremde immer an sich trug, und da sie nicht bodenständig waren, nicht in verwandtschaftlichen Beziehungen zu den angesehenen Familien standen, und es für sie so gut wie ausgeschlossen war, in den Besitz von Reichtum zu gelangen, der die dunklen Flecken der Geringschätzung hätte austilgen können, so versteht man, daß dadurch ein Bündnis zwischen dieser Priestergruppe und den enterbten Bauern sich leicht entwickeln konnte. Wäre es den Leviten gelungen, etwa als Priester der großen, überragenden Heiligtümer ihre wirtschaftliche Macht und ihr Ansehen zu stärken, sie hätten dann nie gemeinsame Sache mit dem Volk gemacht, wären nie dessen, wenn auch keineswegs durch besondere Geistesmacht sich auszeichnende Wortführer geworden: sie hätten sich so gut wie die übrigen Priester eins gefühlt mit der Aristokratie, schützend durch religiöse Machtmittel deren Herrenstellung. Früh schon mögen es die Leviten verstanden haben, sich in ein günstiges Licht zu setzen, indem sie im Streben, sich möglichst viele Anhänger zu verschaffen die durch ihre Vermittlung zu erzielenden Gnadenerweisungen ihres Gottes gerühmt haben werden. Es sei ein alter Bericht angeführt, der ein deutliches Bild von der Stellung der Leviten entwirft. „,Nun war ein junger Mann zu Bethlehem in Juda, der war ein Levit und weilte dort als Fremder. Der Mann ging weg aus der Stadt Bethlehem in Juda, um als Fremder zu weilen, wo es sich träfe, und kam auf das Gebirge Ephraim zum Hause Michas, um dann seine Reise fortzusetzen. Micha fragte ihn: woher kommst du? Er antwortete ihm: ich bin ein Levit aus Bethlehem in Juda; ich bin

unterwegs, um mich niederzulassen, wo ich es treffe. Micha erwiderte ihm: bleibe bei mir und sei mein Priester, so will ich dir jährlich zehn Silbersekel geben und den Aufwand für Kleider und Unterhalt. So nötigte er den Leviten. Da willigte der Levit ein, bei dem Mann zu bleiben, und der junge Mann galt ihm wie einer seiner Söhne. So stellte Micha den Leviten an, und der junge Mann wurde sein Priester und blieb in Michas Hause. Da sprach Micha: nun weiß ich gewiß, daß mir Jahwe wohl tun wird, weil ich den Leviten zum Priester habe." So sieht man, welches Vertrauen die Leviten gewonnen hatten, wie die Überzeugung sich herausgebildet hatte, daß sie Auserwählte Jahwes seien, denen die Gottheit sich mit besonderer Huld zuneige.

Mit einem Schlag verwandelt sich dieses Bild der Harmonie, wenn wir uns in den Segen Mose vertiefen. Was war geschehen? Im Segen Mose heißt es:

,,Gib Levi deine Tummim

Und deine Urim, deinem Günstling,

Den du bei Massa versuchtest,

An den Wassern von Meriba bekämpftest.

Der von seinem Vater sprach: Ich kenne ihn nicht!
Seine Brüder nicht ansah, seine Kinder nicht kannte.

Denn sie hielten sich an dein Gebot

Und bewahrten dein Gesetz.

Sie lehren Jakob deine Rechte

Und Israel deine Weisung;

Sie bringen Opferduft in deine Nase

Und Ganzopfer auf deinen Altar.

Segne Jahwe, seinen Wohlstand,

Und laß dir das Tun seiner Hände gefallen!

Zerschmettere seinen Gegnern die Lenden

Und seinen Hassern, daß sie sie nicht mehr erheben!"

Dieser Erguẞ zeigt, daß die Leviten sich nicht mehr als jene eingeschüchterten Fremdlinge fühlen, die ihrem Herrn danken, wenn er ihnen die zum Leben nötigen Gaben verleiht. Sie rühmen sich vielmehr, daß sie vor allem an den göttlichen Weisungen festhalten, ja, sie verraten, daß sie lüstern sind nach Besitz, daß sie nach Macht streben. Bedrängt fühlen sie sich in ihrem Verlangen nach Herrschaft von ,,Gegnern und Hassern", und so stürmen sie auf diese mit einem Hasse ein, dessen Gluten erst die Vernichtung der Feinde löschen kann.

Wer aber mögen jene wohl sein, denen die Priester solche Feindseligkeit entgegenbrachten? Nun, ganz gewiß viele der Großen, die es unter

ihrer Würde fanden, sich mit diesen herbeigelaufenen Leviten einzulassen, jene, die sich so aufgeklärt dünkten, daß sie für den alten Hokuspokus des Orakelwesens, das die Priester für Erwerbszwecke ausnützen, nur noch ein überlegenes Lächeln übrig hatten. Mit Haß bedacht wurden jene, die sich entweder einen andern, nicht levitischen Priester hielten, oder in eigener Person die Opferhandlungen vornahmen.

So war und zwar bald nach Salomo das Verhältnis zwischen den Leviten und einem Teil der Aristokratie schon recht gespannt, und fern davon, sich in das Unabwendbare hineinzufinden, reckten sich diese verachteten Priester, wie jener Haßausbruch deutlich zeigt, in einem Trotz auf, der nicht zu verstehen wäre, wenn sie nicht einen starken Rückhalt gehabt hätten in der Masse der Bauern und Hirten, deren Vertrauen zu gewinnen ihnen frühe gelungen sein wird. Zudem wurde der Gegensatz zwischen den Leviten und den Herrschenden dadurch noch gefördert, daß diesen Priestern der Zutritt zu den großen, fürstlichen Heiligtümern verschlossen war. Die hier wirkenden Priester waren aus den Reihen der oberen Klassen selbst entnommen, ist doch von David bezeugt, daß er einzelne seiner Söhne in das Priesteramt eingesetzt hat.

So ist zu verstehen, daß sich die Leviten immer mehr hingezogen fühlten zu den unteren Kreisen. Wenn diese von einer habgierigen Aristokratie geknebelt wurden, daß ihnen fast der Atem ausging: nun, befanden sich die Leviten als Beisassen nicht auch im Zustand einer Demütigung, der seltsam in Widerspruch stand zu ihrer Überzeugung, daß gerade sie den wahren, von der göttlichen Gnade gesegneten Opferdienst verrichteten? Wenn jene immer mehr ihres Landes verlustig gingen, wurden sie dadurch nicht in einen Zustand hinabgestoßen, der dem der Leviten ähnlich war, die ja ebenfalls keinen Grund und Boden besaßen? Und wenn bei den Bauern ein grollender Haß aufglühte gegen die das Recht beugende Aristokratie konnte denn da nicht auch der Levit mit vollem Herzen mithassen? Und wenn gerade die Bauern es waren, die am fleißigsten die levitischen Heiligtümer besuchten, mußte denn da nicht noch weiter das Gefühl der Zusammengehörigkeit gestärkt werden? Und weiterhin: indem die Bauern den religiösen Neuerungen, die in den Kreisen der Herrschenden in üppiger Fülle aufblühten, wenn sie der Vielgötterei, namentlich dem Baalsdienst, mit tiefem Mißtrauen begegneten, so fanden sie sich wiederum mit den Leviten zusammen, die, je mehr sie zurückgedrängt waren in die

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