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Juda begünstigenden, Religionsfreiheit gewährenden Vertrag gebrochen ein Anzeichen dafür, daß nun bald der messianische König in seiner Majestät kommen werde, Juda mit den Gaben seiner Huld beglückend. Da ist die Schrift Tritosacharias erfüllt von der Sehnsucht nach dem Wunderland, das Jahwe seinem Volke bereiten wird, freilich fühlen wir uns wieder von den zum Teil bannenden Schilderungen abgestoßen durch das ungezügelte Rachegelüst, das sich dämonisch auf die Feinde Judas stürzt.

In allen diesen Schriften fiebert wieder etwas von der Glückserwartung der alten Propheten, aber auch von dem Hasse dieser gegen die Feinde Judas. Jedoch ist die dichterische Gestaltungskraft der Propheten nicht von ferne erreicht, und auch deren Weltanschauung hat man verwässert. Immerhin fehlen auch in der Makkabäerzeit, wo das Gesetz als erhabene Lebensmacht die Geister bannte, nicht Stimmen, die der Hauch jener innigen Frömmigkeit belebte, wie sie namentlich Jeremia eigen war. Wenn in den bisher betrachteten Schriften, sieht man von Habakuk ab, die Völker der Welt im Dunkel der Verachtung und des Hasses versinken, so weht uns aus dem Büchlein Ruth der Geist der Menschlichkeit entgegen. Abgewiesen wird der fanatische Haß gegen die Heiden, wie er im Gesetz Esra verankert ist, und am Beispiel der Ruth wird gezeigt, wie auch Ausländer voll Edelsinn sein können und würdig erscheinen, in die Gemeinde Jahwes aufgenommen zu werden. Und wie wird erst im Buch Jona gegen den maẞlosen Haß und Blutdurst der Eiferer angekämpft, die die Stunde nicht erwarten können, wo die Feinde Judas von Jahwes Zorngewalten getroffen werden. Hier hat Jahwe ganz die flammende Atmosphäre eines rachgierigen, rasenden Dämons abgeschüttelt: als ein gütiger Gott leuchtet er in zarter Glorie. Er ist nicht der Gott der Eiferer, der die Heiden ausgetilgt wissen möchte, als seien sie mit einem Fluch behaftet: in Liebe schlägt auch ihnen sein Herz entgegen.

Ist es uns nicht, als erwache wieder einer der alten Propheten zum Leben, lesen wir die der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts angehörende Apokalypse, die dem Buche Jesaja einverleibt ist '(Jesaja 24—27)? Ein furchtbares Weltgericht wird angekündigt: ein Fluch wird die Kraft der Erde verzehren, hinwelken werden die Höchsten, weil sie Jahwe gelästert durch das Blut, das sie, berauscht von Machtgier, vergossen haben. Aus ihren Angeln wird die Erde gerissen werden, daß sie taumelt wie ein Trunkener, Sturz und Zerstörung wird

sie heimsuchen, ein Ende nehmen wird die grausige, mordbefleckte Herrlichkeit der Raubvölker.

Aber wenn Jahwe die Erde von dem Sündenunrat, der sie bedeckt, gereinigt, dann wird die Lichtfülle des versöhnten Gottes das oft verheißene Wunder vollbringen. Auf dem Zion schlägt er seinen Herrscherthron auf, und eine solche Pracht wird in die Weiten der Völker hineinfluten, daß der Mond und die strahlende Sonne verblassen. Und nun überläßt sich der Verfasser, den das Elend, das die Welt heimsucht, tief erschüttert, seinem Mitleid, und voll Menschenliebe verheißt er allen Völkern den Segen der Eintracht und des Glückes, das von der Höhe kommt. Jahwes Königsherrlichkeit weiß auch er sich wie die vorexilischen Propheten nicht schöner auszudenken, als daß der erhabene Held alle Menschen an sein Vaterherz zieht, ihre Tränen trocknet, sie erlöst von den Banden der Gewalt und der Sünde.

DIE PSALMEN

So sieht man, wie in dieser Zeit der Tränen und Siege keineswegs

allein die rohen Kräfte der jüdischen Seele herausbrachen. Nicht allein daß diese auch geadelt wurden, indem es galt, das erhabenste Heiligtum, die Religion, zu retten; und nicht allein, daß religiöse Hochgefühle die in Kampfestrotz sich in das Schlachtgewoge stürzenden Helden dionysisch durchschauerten: auch die zarten Stimmen des jüdischen Herzens klingen an*), die Menschenliebe vor allem, die abwehrt die rohen Ausbrüche des Hasses und des nationalen Stolzes und erbarmend auch den Feinden zuströmt. Der hohe Gedanke meldet sich wieder, daß Jahwe, wie die großen Propheten gelehrt, aller Völker, aller Menschen hilfreicher König sei, und stellt sich dem zügellosen Machtgelüst entgegen.

Welchen Kreisen gehörten wohl diese Frommen an, in denen Jahwe lebendig war nicht als der flammende Gott der Heerscharen, sondern als milde Leuchte erbarmender Liebe? Nun, auch sie waren der Thora treu ergeben, und so ist es denkbar, daß sie sich zur Gemeinschaft der Pharisäer zählten, über die meist falsche Vorstellungen herrschen.

*) In diesem Zusammenhang wäre auch der Liebesleidenschaft zu gedenken, die das Hohelied atmet. Hier schlägt in einzelnen Gesängen die Liebe dem angebeteten Wesen mit einer Inbrunst entgegen, wie sie allein einem vollen Herzen entströmt.

Diese Pharisäer waren wohl die Hüter des Gesetzes, als der Priesteradel, überhaupt die oberen Schichten der griechischen Kultur sich zuwandten; und sie haben gewiß, und zwar vor allem als Schriftgelehrte, mächtig zur Ausbreitung des rationalistischen Geistes, den wir gekennzeichnet, beigetragen. Als die Frommen, die nach dem Buchstaben des Gesetzes Jahwe die Treue hielten, haben sie sich abgesondert von denen, die die Thora befleckt; sie haben größten Wert auf die rituellen Vorschriften gelegt, ja, haben sich, um die Besonderheit des jüdischen Wesens zu betonen, gleichsam tyrannisiert: haben jeden Schritt ihres Lebens bewußt gelenkt, jede Handlung sorgsam überdacht und bewacht, auf daß die göttlichen Gebote nicht verletzt werden. Die Heiligung des Lebens erstrebten sie, um vor dem Jahwe des Gesetzes bestehen zu können, und als Lehrer warben sie für ihr Ideal.

Aber man verwechsle den jüdischen Rationalismus nicht mit dem anderer Kulturen: etwa mit dem abendländischen Rationalismus unserer Zeit. Wenn dieser das religiöse Gefühl mit der Wurzel ausrottet: in Juda kann es immer noch die Seele durchschauern, so sehr diese in den Banden liegt des aller seelischen Ursprünglichkeit abholden Gesetzes. Mochte sich auch zwischen den Frommen und die Gottheit das Gestrüpp des Gesetzes schieben: Jahwe erwies sich immer wieder als eine gewaltige Lebensmacht, zudem durchschauerte der Dämonenglaube diese Pharisäer, ja, es scheint, daß in einzelnen ihrer Kreise mit der Zeit selbst mystische Gebräuche Eingang fanden. Wie dem auch sei: die Pharisäer waren ähnlich wie die französische Bourgeoisie des achtzehnten Jahrhunderts eine unterdrückte Schicht und konnten wie diese, die ebenfalls schon stark dem rationalistischen Geist verfallen war, auflodern in gefühlsmächtiger Wallung, namentlich wenn es zum Kampfe kam: heldenhaft, das Leben einsetzend, strit man dann für Jahwe, in glühender Sehnsucht erwartend das Kommen des messianischen Reiches: die Erlösung von allen Nöten. In solchen Zeiten sprengten gewissermaßen überschäumend herausbrechende religiöse Kräfte den ganzen starren Mechanismus des Gesetzes, der sonst die Seele einzwängte. Aus dem bedächtigen, peinlich sein Leben nach den Weisungen des Gesetzes regelnden Frommen ward dann der von Triumphgefühlen durchrauschte Gottesstreiter, den der feurige Atem Jahwes wie ein Sturmwind über sich selbst hinaushob.

So bereitete sich mit der Zeit innerhalb der pharisäischen Bewegung selbst eine gegen den Rationalismus gerichtete Strömung vor, und ver

ständlich ist es, daß, so gut als die nationale Leidenschaft und der Groll gegen die Feinde wie fortreißende Urkräfte die Kruste der Seele durchstießen, in den Kreisen der „Frommen" auch die Macht der Liebe im Sinne des Buches Jona und Ruth einmal die Brust bewegen konnte. Vertiefte man sich doch in die Schriften der Propheten, und wenn man auch nicht die Kraft aufbrachte, das kostbare Erbe ganz der Seele einzuverleiben: immer wieder wuchsen einzelnen unter dem Anhauch des Geistes der Propheten gleichsam neue Zweige und Blüten an.

Die Psalmen, die durchwegs den letzten Jahrhunderten vor Christi angehören, bezeugen es, daß trotz des Druckes des Gesetzes Herzensstimmen sich regten: bald klagende, bald trotzige und jubelnde Stimmen, und wir gehen gewiß nicht fehl, wenn wir annehmen, daß gerade auch die in den Evangelien so geschmähten Pharisäer in diesen Liederkranz manche feine Blüte eingebunden haben.

Es ist ein weit verbreitetes Vorurteil, daß die Psalmen zu den höchsten Offenbarungen des jüdischen Geistes gehören. Demgegenüber muß betont werden, daß es sich in der Hauptsache um religiöse Gedichte einer vor allem rationalistischen Zeit handelt, und nur ganz wenige Psalmen sind würdig, den Kleinodien der Poesie der Propheten beigesellt zu werden. Schon daß bei den meisten der im Psalter vereinigten Gedichte das Gesetz Esras den Inbegriff der Frömmigkeit bildet, zeigt, daß die Seelen der Dichter nicht mehr in der frischen Luft einer aus seelischer Fülle herausstrahlenden Kultur atmen. Aber trotz alledem: wenig ist zu spüren von jener Verknöcherung, der die in Spitzfindigkeiten sich ergehenden Schriftgelehrten verfallen waren, der Baum des Gesetzes treibt Knospen und Blüten, die, auch wenn sie nicht den feinen Duft wie viele der Gedichte der Propheten ausströmen, immerhin auch uns noch ein Labsal darbieten. Religiöse Laute werden zuweilen vernehmbar, die aus dem Abgrund eines noch nicht vom Schutt des Gesetzes verwüsteten Innern dringen, es wird wieder etwas lebendig vom Geist der Propheten, der ringenden, frei vor ihrem Gott stehenden, noch nicht durch die Mauern von Satzungen von Jahwe getrennten Geisteshelden Israels.

Es waren die Frömmsten unter den Frommen, die in die Psalmen das Leid und Glück ihrer Seele gossen, und so sind denn die besten dieser Gedichte, die uns allein angehen, bemerkenswerte und oft ergreifende Denkmale einer seelischen Haltung, die nichts verrät von dem Frost, der sonst das Geistesleben anfraß. Fast alle Regungen der

jüdischen Seele, die im Verlaufe der Kultur sich äußerten, klingen irgendwie an, und so zeigt denn gerade auch der Psalter, daß neben der Frömmigkeit des Gesetzes die Frommen ihr eigenes Leben führten, so tief sie auch von dieser berührt waren.

Mögen viele Psalmen auch nichts als in Verse gepreßte Prosa darstellen, in der wenig von der Kraft einer ursprünglichen Seele atmet: in anderen Psalmen offenbart sich die jüdische Seele in der ganzen Stufenleiter ihrer bald düsteren, grollenden, bald strahlenden und jubilierenden oder auch zarten, von Gottessehnsucht durchhauchten Töne.

Da begegnen uns Psalmen, in denen der Geist der Rache greulich tobt: das Verlangen nach einer Demütigung der Feinde, die Israel bedrängen; das Gelüst des Unterdrückten, für den es eine Lustbarkeit ist, zu sehen, wie die Könige, die ,,Edlen", ihre Schande erleben in Ketten, die ihnen Jahwe um die. Hände gelegt. Gerade der in der Makkabäerzeit erwachte Geist kriegerischen Heldentums findet in den Psalmen bannenden Ausdruck, der Geist einer Kraft, die nicht allein stark ist im Hoffen, sondern auch im Wagen. Und furchtbar wirkt das Bild des Gottesstreiters, der seinen Feinden das Schwert in die Seele bohrt, mit Blut kühlend den Feuerbrand seiner Rache.

Wie ist die ganze Gegensätzlichkeit, das Unharmonische, Zerrissene der jüdischen Seele in die Psalmen eingeschrieben: die Sündenangst des Sklaven sowohl, das gedrückte Wesen des Unfreien, der, einem unheimlichen Bann ausgesetzt, kaum wagt, das Auge zu erheben, als auch der Jubel dessen, der sich in der Sonnenherrlichkeit seines Gottes geborgen fühlt und überströmt in Preis und Dank. Und da strahlt er schauerlich erhaben auf, der furchtbare Gott, der auf dem ewigen Berge thront, der Kriegsheld, der die Recken zu Staub zermalmt und im Gericht die Tyrannen in die Tiefe wirft. Gefeiert wird er als die feste Burg, die nicht wankt, mag auch die Welt sich umkehren, das Weltmeer brüllen: Jahwe donnert darein und bewahrt Juda vor dem Verderben.

In immer neuen Wendungen wird Jahwe, der Volksgott, gepriesen, der Gott des Gerichtes, der Erlöser Israels, der im Himmel Thronende, vom Zion aus über die Völker Gebietende, der Prangende, neben dem alle Menschenherrlichkeit erbleicht wie die Sterne am Morgen. Die Pracht, die Deuterojesaja und Hiob auf Jahwe gehäuft, glüht immerhin noch in einzelnen Psalmen auf, wenn auch nicht mehr in der ursprünglichen Leuchtkraft. Und gerade der Lobpreis Jahwes als Herr der Natur

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