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pheten gekrönt. Wenn Jesus im Banne der segnenden Frömmigkeit, Stimmen des Grolles und der Rache versunken. Jesu Reich der Erfüllung höher gerückt als die derben Gelüsten entstammende messianische Idee der Entrechteten. Der Friede des Gottseligen auch schon in dieser Welt: damit neue Form des messianischen Gedankens gewonnen. Gerichtsgedanke von der liebeatmenden Seele sich abhebend wie ein Mißklang. Gottesreich nicht nur in die Zukunft verlegt, wurzelnd auch in der Tiefe des Herzens. Kein sichtbarer Herrscherthron vonnöten. Streben des gottdurchfluteten Menschen nach dem Reiche der Gnade: in solchen Höhen Qual des Sündengefühles überwunden, Erlösungsglanz auf allen Erscheinungen der Welt. Jesus dennoch kein Mystiker: Gottheit bleibt immer erhalten als selbständige Lebensmacht. In dieser Selbstbehauptung der Gottheit bei Jesus Zugehörigkeit zur jüdischen Kultur sich deutlich offenbarend. Keine messianische Zukunft, die den Bann des Fluches erst brechen muß: die erlösende Gottestat im Herzen sich vollziehend. Weltheiligung Jesu: in der Heldenzeit, bei Deuterojesaja und den Mystikern vorbereitet. Die Grunderlebnisse Jesu bald gesondert hervortretend, bald verbunden. Seine Persönlichkeit nicht so eindeutig wie die der früheren Propheten: Vertreter einer ganz späten Kultur

PAULUS

Auch in Paulus die Besonderheit des jüdischen Geisteshelden prachtvoll sichtbar. Seine Leidenschaft in der Verfolgung seiner Ideen. Jüdische Gesetzestreue zuweilen deutlich betont, hie und da leise der Geist des Schriftgelehrten zu bemerken, doch immer wieder von der Glut des Gefühles durchflammt. Paulus als echt jüdischer Prophet: das Ungestüme seiner Liebe und seines Grolles, der Sprecher der Armen und Entrechteten, der eherne Wille im Kampfe um sein Ideal trotz Krankheit, Leiden und Verfolgungen. Die gewaltige Spannung seiner Seele: der Geist der Liebe und doch die schauerlichen Visionen von Gericht und Hölle; seine Siegesgewißheit und doch Weltangst; der Preis der Schwäche und der stürmische Willensdrang voll der heißesten Sehnsucht nach Erlösung und Frieden in Gott. Haßgelüste nicht ganz überwunden. Vergangenheit und Gegenwart in die Wasser des Fluches getaucht. Wie Jesu Gott zuweilen auch der des Paulus racheschnaubender Dämon: „proletarischer" Einschlag der jüdischen Frömmigkeit gewahrt. Dann wieder Preis des liebenden, auferstandenen Christus, dessen Gnade er erfahren. Verklärung des am Kreuze gestorbenen Jesus zum mystischen Heiland und Messias: als Christus zum Sohne Gottes erhoben: vornehmlich des Paulus' Werk. Der Messias als schon gekommen gedacht, damit Sprengung der Gesetzesreligion. Paulus vermag sich auf der Höhe dieser Heilsgewißheit nicht immer zu halten: daher Gedanke des Gerichtes und der erst kommenden messianischen Herrlichkeit. Mystische Frömmigkeit neben weltumgestaltendem Tatendrang. Das Entscheidende der Frömmigkeit des Paulus: Leben in Christo, triumphierendes Glück des wiedergeborenen, erretteten Menschen; ihm Kraft leihend in allen Gefahren des Lebens. So der Gedanke entstehend, daß messianisches Reich schon da. Mystische Hingabe an Christus: ohne Christus keine Rettung. Immer wieder Rückfall in das jüdische Erbe: Hoffnung auf die Heilszeit als himmlisches Paradies: in Wahrheit Weltverklärung. Tradition des messianischen Ideals hier gewahrt. Doch Widerspruch zwischen der messianischen Zukunft und der Seligkeit des in Christo Lebenden zu überbrücken gesucht durch den Gedanken des Christus als Retter im Gericht. Sich noch mehr loslösend von den messianischen Hoffnungen des jüdischen Volkes als Jesus: Gedanke der Gnadenwahl. Von Christusgeist erfüllte Gemeinschaften als Pflanzstätten

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der neuen Kultur. Damit neues Lebensgefühl den Bann der Zivilisation auch in Form äußerer Ordnungen durchbrechend. Die Ausbreitung des Christentums ermöglicht durch die Krisenstimmung der versinkenden Antike: Erlösungsbedürfnis im Sinne der Jenseitshoffnung. Im Christentum alle Sehnsucht der Zeit zum Ausdruck gebracht: aristokratischer Geist des Erwählten, Lobpreis sittlichen Heldentums, Hinneigung zum Volke, Gedanke der Gleichheit der Menschen, Gemeinschaft der Frommen, Hoffnung auf endliche Erlösung von der Sündenpein, Sehnsucht nach Friede und Freiheit hienieden und im Jenseits. Die überragende Gestalt des Paulus gegenüber den ähnliches erstrebenden mystischen Bewegungen der Zeit. .

DIE JÜDISCHE KULTUR ALS GESAMTERSCHEINUNG Die jüdische Kultur als Auswirkung des Urphänomens. Fortbauend am Werke des babylonischen Geistes, nicht dessen Vielgestaltigkeit. Machtdrang sich vornehmlich entfaltend auf dem Gebiete der Religion. Das Titanische der großen Propheten: Machtwille erlebt als Kundgebung der Gottheit. Entfaltung heldenhaften Geistes in den Kämpfen gegen fremde Völker mit dem Ziel der Herrschaft des Volkes. später Gedanke der Weltherrschaft Judas verklärt im messianischen Ideal. Der bannende Machtwille der jüdischen Kirche: Weltreich des Geistes. Der mächtige Trieb des Juden in die Ferne: Missionsdrang. Machtwille nicht nur politisch und wirtschaftlich sich auswirkend: das Imperialistische in den Zeiten jüdischer Kultur vergeistigt im völkerumspannenden messianischen Ideal. Erzene Kräfte in der Dichtung, vornehmlich dem Erhabenen zugewandt, Verklärung ungeheurer, majestätischer Naturgewalten. Unter der Wucht des religiösen Erlebnisses philosophische Besinnung zurückgedrängt. Dem geschichtlichen Leben zugewandt: Versuch, ihm einen Sinn abzuringen. Messianisches Reich dem Werden nicht entrückt. Die Weihe des nach Weltbeherrschung lechzenden Geistes der Juden im Bilde Jahwes: der Gott der Natur. der Helfer im Waffenkampfe, der Schutzgeist der Revolutionen, der Gott der die Mächte des Aufruhrs bändigenden Gerechtigkeit, der Gott des die Sünder zerschmetternden Gerichtes: vornehmlich dionysisch-titanischer Gott. Jahwe als Symbol der jüdischen Seele. Die machtvolle Behauptung Judas im schicksalsvollen Gang seiner Geschichte: nie verzagend trotz der härtesten Schläge. Das jüdische Volk wohl das leidenschaftlichste der Weltgeschichte. — Das Chaotische der jüdischen Seele sich offenbarend in den Gerichtsvisionen. Idee der Fluchzeit. Schwäche und Angstgefühle selbst der kühnsten Geister. Die Spannung in der Seele der Propheten: scharfe Durchleuchtung der Wirklichkeit, dann wieder Wunderglaube; Weltangst und doch Heldentrotz; bald Seelenfriede, bald wilde Ausbrüche des Hasses. Ähnliche Spannung auch in der Zeit der Zivilisation. Auch die Entwicklung des Volkes als Ganzes voller Disharmonien. Das Labyrinthische der jüdischen Seele im Bilde Jahwes symbolisiert: Jahwe als Dämon, und doch auch als Friedensfürst. Furchtbares Chaos in den Gerichtsgemälden, Gefühl der Sünde und Schwäche als Folge seelischer Wirrung, Schilderung der grauenhaften Erhabenheit der Gottheit in der Natur. Diesem Chaos mächtiges Erlösungsstreben entgegengesetzt. Die Wunschbilder der Gepeinigten. Verlangen nach Harmonie in allen Sphären des Lebens. Das Schicksal der führenden jüdischen Geister voll düsterer Erschütterungen: um so mächtiger das Befreiende der Erlösung empfunden. Juda eine der stärksten Lebensmächte der Weltgeschichte

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DIE JÜDISCHE KULTUR UND DAS ABENDLAND

Der Rhythmus der jüdischen und abendländischen Seele miteinander verwandt, daher ihr großer Einfluß auf die letztere. Hineindrängen in die Gebiete des Werdens. Besonders machtvoll in der Seele der Deutschen sich entfaltend. Der Drang nach dem Unendlichen in der Religion, der Philosophie, Kunst, Politik und Wirtschaft. Der Machtwille als Triumph über das Chaos auch den Abendländer mit Hochgefühlen beseelend. Der Machtwille der Kirchen des Abendlandes; in der Philosophie im Sinne des Strebens, die Welterscheinungen einheitlich zu bemeistern. Die Kunst als machtvolle Bändigung und Verklärung des Lebens. Politische Machtkämpfe: Kriege, Revolutionen, Klassen- und Parteikämpfe. Drang nach Harmonie in der Religion als gnadenvolle Ruhe in Gott; in der Philosophie. Das Erlösungsstreben im sozialen Leben: das messianische Ideal in verschiedensten Formen zu allen Zeiten der abendländischen Entwicklung mächtig die Geister bannend. Die Kunst als Weg zur Erlösung. Reichere Entfaltung der abendländischen Seele als die des jüdischen Volkes: Hochtaten auch auf dem Gebiete der Musik, Malerei, Architektur, Philosophie, des Wirtschaftslebens und der Politik. Die hohe Bedeutung der jüdischen Kultur für die Entfaltung des Abendlandes

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EINLEITUNG

GESCHICHTSPHILOSOPHISCHE GRUNDSÄTZE

1.

DIE ungeheuren Schicksalswechsel, welche die Völker des Abend

landes in den letzten Jahren erschüttert, haben selbst denen, die dumpf in den Tag hineinlebten, die bange Frage aufgedrängt, welcher Sinn denn im geschichtlichen Dasein beschlossen ist. In die Finsternis. tobender Kräfte hineingerissen, wie ein Spielball von dämonischen Mächten hin- und hergeschleudert, lechzt der denkende Mensch danach, den Knäuel zu entwirren. Und da wird denn die Geschichte aufgerufen, um der düsteren Frage Antwort zu stehen: die Geschichte, die von ähnlichen Katastrophen berichtet, aber auch das Licht erstrahlen läßt, das aus den Finsternissen des Völkerlebens sich wieder heraus

gerungen.

Nicht erst in unserer Zeit haben sich bei dem grauenhaften Einbruch dämonischer Mächte die Blicke der Suchenden und Fragenden nach der Vergangenheit gewandt. Schon im vorchristlichen China und Juda, in Griechenland, in unserem Mittelalter vor allem auch, suchte man den Sinn des Lebens zu erschließen, indem man die geschichtliche Entwicklung durchleuchtet, und mit einem wahren Heißhunger stürzt sich der Mensch unserer Tage auf die geschichtlichen Erscheinungen, sie beschwörend, ihm die Not seiner Seele abzunehmen. An die Pforten aller Kulturen, deren Fülle nie erlahmender Forscherfleiß ausbreitet, wird gepocht, auf daß sie sich öffnen und dem Suchenden das Geheimnis offenbaren. Aber was ist das Ergebnis? Vorerst gewiß ein betäubendes Stimmengewirr aus allen Reichen des Völkerlebens, kein machtvoller Chor harmonisch ineinander tönender Klänge! Aus Bereichen urzeitlichen Lebens, aus dem alten China, Indien, Ägypten, Persien, Juda

und Griechenland,

aus den Bezirken der keltisch-germanischen Helden

zeit, unseres Mittelalters, dann der diesem folgenden Kulturen hallt es

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