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heftigen Feindschaft GOETHE'S gegen den geliebten Jugendfreund hätte führen können. Es wäre dies ein so häßlicher Zug, daß er gar nicht hätte wagen können, daraufhin LENZENS Verweisung zu beanspruchen. Im Uebrigen haben wir keine Spur, daß GOETHE den Waldbruders zu der Zeit von LENZENS Aufenthalt im Weimarischen schon gekannt habe; es scheint vielmehr, daß die Handschrift kurz vorher, ehe SCHILLER im Januar 1797 nach dem LENZISCHEN Nachla fragte, an GOETHE gelangt sei, der durch seinen Schwager diesen Nachlaß erhalten haben konnte. (Vergleiche BÖTTIGER, Literarische Zustände und Zeitgenossen I, 19.) Zu Belebung seiner Vermuthung, bedient sich FROITZHEIM eines Mittelchens, das er einem bekannten fruchtbaren Schriftsteller abgelernt haben mag: er ergänzt Geschehnisse, indem er etwas Unbekanntes erzählungsweise mit einem >wird << einführt, um dadurch immer wieder taschenspielermäßig das Matenial für seine Behauptungen zu vervollständigen. FROITZHEIM sagt S. 49: »Leicht wird es diesem [SCHILLER] nicht geworden sein, GOETHE'S Bedenken gegen die Veröffentlichung eines Werkes, in welchem dessen Liebesegoismus so sehr gegeißelt war, zu besiegen.« Nun hatte aber GOETHE auf SCHILLER'S Ansuchen um einen Horenbeitrag aus LENZENS Nachlaß den » Waldbruder« freiwillig übersandt und nur ausbedungen, daß keine Veröffentlichung erfolge, bevor er mit SCHILLER darüber gesprochen. Hätte er die Veröffentlichung nicht gewünscht, namentlich wenn sich peinliche Erinnerungen daran knüpften, so würde er diesen Roman gar nicht aus der Hand gegeben haben; es konnte sich demnach nur um Nebendinge handeln, die zu Aenderungen Anlaß zu geben geeignet waren. Durch das mit wird eingeleitete Zwischenglied kann daher FROITZHEIM nur beabsichtigt haben, dem flüchtigen Leser die angeblich schwer zu besiegenden Bedenklichkeiten GOETHE'S als Thatsache aufzudringen.

Hätte eine der uns bekannten Schriften LENZENS den Bruch mit GOETHE herbeigeführt, so könnte es das Trauerspielbruch

stück » Zum Weinen« gewesen sein, welches allerdings GOETHE aufs Tiefste zu entrüsten geeignet war; denn darin begeht der, durch Bezeichnung »Gth.« unzweideutig kenntlich gemachte Mann ein gemeines Verbrechen, und zwar durch Fälschung einer Anweisung, worauf er einen namhaften Geldbetrag bei einem Bankier erhebt. Ueber diese LENZ'sche Niederträchtigkeit hat FROITZHEIM kein unfreundliches Wort und findet es S. 15 nur gehässig von WEINHOLD, daß dieser die Niederschrift dieses Trauerspielentwurfs ins Jahr 1775, anstatt wie er 1772 setzt. So feinfühlig ist FROITZHEIM in Fällen, wo es nicht darauf ankommt, GOETHE zu verunglimpfen! Uebrigens liegen keine Anzeichen vor, daß GOETHE das Bruchstück » Zum Weinen« 1776 kennen gelernt habe.

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Um jedoch Lobenswerthes auch anzuerkennen, ist zu bemerken, daß FROITZHEIM die Zeitbestimmungen im » Waldbruder als mit der Wirklichkeit im Einklang stehend S. 50 f. sehr gut und sorgfältig nachgewiesen hat; für die Wahrheit aller aufgeführten persönlichen Verhältnisse beweist dies jedoch nichts.

In der GOETHE-Kunde sind die sich ungezwungen darbietenden Fragen gutentheils so vielfach bearbeitet, daß diejenigen, welche mit ihren Arbeiten Aufsehen erregen wollen, schon seit geraumer Zeit darauf verfallen sind, die wunderlichsten Behauptungen zu verfechten. Sich dabei nicht schweigend zu verhalten, ist Pflicht eines Jeden, der die GOETHE-Kunde nicht lediglich als Sport oder nur amtshalber betreibt, dem es vielmehr Ernst damit ist. Läßt man solche Entstellung oder die berechneten Verleumdungen culturfeindlicher Kreise durchgehen, so werden sie bald in Schul- und Handbüchern Aufnahme finden, dann aber ebenso im allgemeinen Wissen Wurzel fassen und es verunreinigen, wie dies durch leichtgläubige oder tendenziöse Geschichtsschreiber seit den ältesten bis in die neuesten Zeiten geschah und geschieht.

Um aber mit FROITZHEIM zu schließen, so sei ihm gegenüber mit seinen eigenen Worten (in: Beiträge zur Landesund Volkskunde von Elsaß-Lothringen, IV. Heft, S. 73) die Mahnung ausgesprochen: »Wenn doch die Erklärer vorsichtiger sein wollten!<<

5.

FRANZ LERSÉ IN WEIMAR.

ur Ostermesse 1799 erschien im Verlag von BECHTOLD zu Altona ein 92 Seiten enthaltendes Schriftchen, betitelt:

Briefe eines ehrlichen Mannes bey einem wiederholten Aufenthalt in Weimar. Deutschland. 1800.

In der Vorrede ist gesagt: Der Verfasser sei ein Mann, der durch Unglücksfälle mancherlei Art zum Reisen genöthigt gewesen sei, dem es an vollendeter Bildung gefehlt habe, und der in den wilden Revolutionsstürmen der letzten Zeit auf eine traurige Art sein Leben beschlossen habe; die Briefe seien bei seinem Neffen gefunden worden, von dem sie der Herausgeber erhalten habe. Der erste Brief ist unterzeichnet: >> Dein treuer Onkel und Freund Fr. G.' von xex X. « Die Briefe sind undatirt, doch geht aus dem Inhalt hervor, daß der erste Aufenthalt in Weimar ins Jahr 1797 fällt, da in diesem Jahre SCHLEGEL'S Seite 43 erwähnte Besprechung von HERDER'S » Terpsichore« in der allgemeinen LiteraturZeitung erschienen ist, auch diesem Jahre die Wirkungen der SCHILLER-GOETHI'schen Xenien angehören, von denen. in den Briefen die Rede ist. Der zweite Aufenthalt muß inbetracht des Erscheinens der Schrift vor 1799, also spätestens 1798 stattgefunden haben.

Ueber die Person des Briefstellers bietet seine Bemerkung Seite 14, daß er GOETHE in Straßburg kennen gelernt. habe, einen Anhalt. Von GOETHE'S Bekannten aus der Straßburger Zeit war in Weimar 1797 und 1798 FRANZ LERSÉ

so schrieb er selbst sich, wohl nach der amtlichen Schreibung seines Namens in seiner Heimath, dem französischen Elsaß; GOETHE war nach seinem Tagebuch am 16. April 1797 am Hofe mit LERSE zusammengetroffen und letzterer. hatte am 4. Mai GOETHE besucht. Das stimmt mit den Briefen, zufolge deren der ehrliche Mann bei seinem ersten Weimarer Aufenthalt zweimal mit GOETHE zusammengekommen ist. Im Jahre 1798 gedenkt zwar der ehrliche Mann eines Verkehrs mit GOETHE nicht, wohl aber GOETHE im Tagebuch der Anwesenheit LERSE'S. Dagegen erzählt dieser, daß er damals am Hofe von Weimar verkehrt, und daß er KARL AUGUST BÖTTIGER näher kennen gelernt habe; ersteres stimmt mit des Herzogs KARL AUGUST Briefen an GOETHE vom 29. und 30. November, letzteres mit BÖTTIGER'S Mittheilungen in Literarische Zustände und Zeitgenossen < (I, 20. 60 f.) überein. Die in der Unterschrift des ersten Briefes angegebenen Anfangsbuchstaben des Vornamens des Schreibers >Fr. entsprechen LERSE'S Vornamen Franz, sowie der, an der zweiten Stelle der Namenschiffre stehende »e« dem zweiten Buchstaben in LERSE'S Namen.

Dagegen widerspricht allerdings manches der Deutung des ungenannten Briefschreibers auf, LERSÉ. Zunächst besteht jene Namenschiffre aus vier Zeichen, der Name LERSÉ aber aus fünf Buchstaben. Dann läßt sich der Anfangsbuchstabe des zweiten Vornamens an der Unterschrift, G. mit LERSE'S zweiten Vornamen CHRISTIAN nicht vereinigen. Ferner hat LERSÉ nicht in den wilden Revolutionsstürmen sein Leben beschlossen, sondern ist erst 1801 in Wien gestorben. Endlich befremdet das für LERSÉ, sonst nicht bezeugte Adelsprädicat, namentlich ist ihm nach gefälliger Auskunft des Directors des K. u. K. Haus-, Hof- und Staats

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