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mit den Anfangsgründen historischer Kritik bekannt ist, kann. zu derartigem Schlusse gelangen, wer jedoch darin etwas vorgeschritten ist, wird sich's nicht so bequem zu machen wagen, vielmehr die Aufgabe tiefer fassen. Das ist allerdings GEIGER'S Sache nicht; er macht sie sich auf alle Weise leicht. Er nimmt es nicht ängstlich mit der Wahrheit und verschwendet seine Zeit nicht mit Studium der Quellen. Von diesen Schwachheiten will ich auf je ein Beispiel hinweisen.

GEIGER sucht mich vorweg zu discreditiren und als Sonderling hinzustellen, indem er S. 131 in der Anmerkung sagt, ich sei in Deutschland der einzige Verfechter der Echtheit von TALLEYRAND'S Bericht. Diese Behauptung durfte GEIGER so kurzhin nur aussprechen, nachdem er gründliche Umschau in der Literatur gehalten hatte. Das ist aber nicht geschehen; denn dabei würde er noch einen solchen deutschen Verfechter in Bailleu (SYBEL'S Historische Zeitschrift LXVIII. 58 ff.) gefunden haben. GEIGER wird schwerlich Anstand nehmen, diesem Schriftsteller den Vorzug in Bezug auf historische Kritik einzuräumen.

GEIGER'S mangelhafte Kenntniß der Goethe-Literatur erhellt aber daraus, daß er GOETHE'S Aufzeichnung seiner Unterredung mit NAPOLEON vor 1824 erfolgt sein läßt, während sie doch nach GOETHE'S Brief an Kanzler V. MUELLER vom 15. Februar 1824 erst am Tage vorher stattgefunden hat. Der Brief steht in einem sehr bekannten Buche: das Nachsuchen erspare ich ihm boshafterweise nicht, wenn ich ihn auch nicht beschuldige, die Aufzeichnung absichtlich zu früh angesetzt zu haben. GEIGER beruft sich zwar auf eine Angabe ECKERMANN'S; aber mit seiner historischen Kritik die ECKERMANN in diesem Punkte für glaubenswürdiger als GOETHE erklärt, wird er nicht durchdringen.

GEIGER'S Beweisführung über Unglaubwürdigkeit von TALLEYRAND'S Bericht ist aber im Wesentlichen die: GOETHE verdient mehr Glauben, als der Franzose« und da die, von GEIGER aus GOETHE'S Darstellung ausgezogenen fünf Momente

der Unterredung in TALLEYRAND'S Bericht fehlen, so ist dieser falsch. (S. 130—135.) Das ist doch schroffste Verdrehung der Streitfrage! GOETHE'S Glaubwürdigkeit hat ja niemand angezweifelt, auf die kommt es also bei Prüfung der Glaubwürdigkeit TALLEYRAND'S gar nicht an, sondern nur darauf, ob das, was dieser mehr berichtet, als auf Wahrheit beruhend anzusehen ist. Daß dieser Kernpunkt übersprungen wird, ist begreiflich: er ist nicht nach GEIGER'S Gewohnheit, obenhin zu behandeln. Historische Kritik muß früher einsetzen und zunächst erörtern: hat GOETHE das Gespräch vollständig aufgezeichnet und hat er das auch nur gewollt? Die Verneinung dieser Fragen habe ich ausführlich begründet. Für Leser, die ich im Auge habe, ist deren weiteres Breittreten nicht nöthig; für diejenigen, deren Urtheil in einen geschlossenen Kreis gebannt ist, hilft auch Wiederholung nichts. Nur darauf ist nochmals hinzuweisen, daß GOETHE mit seiner Aufzeichnung über fünfzehn Jahre lang gezögert hat, um keinen Anlaß zu Klatschereien zu geben. Deßhalb überging er, auch als er sein Schweigen brach, persönliche und politische Gesprächsrichtungen. Das trifft auch mit GEIGER'S guter und richtiger, von ihm nur nicht richtig benutzter Charakterisirung der beiden Gesprächsberichte überein, daß in dem Bericht von GOETHE literarische, in dem von TALLEYRAND politische und persönliche Angelegenheiten überwiegen. (S. 133.) Anderseitig ist wiederum auch zu begreifen, daß TALLEYRAND und den französischen Generälen, auf deren Zeugenschaft jener sich stützte, die im Gespräche berührten literarischen Angelegenheiten weder so geläufig waren, noch für so erheblich gehalten wurden, um sie aufzubewahren. Deßhalb hielten sie diese nicht fest. Die persönlichen und politischen aber auch nur nach ihrer ungenügenden Kenntniß des Sachverhaltes.

GEIGER'S Kritik gipfelt in der Behauptung: (S. 142.) was TALLEYRAND sage, sei ohneweiteres für unwahr zu erachten, weil er ein Lügner, Flunkerer und Fälscher gewesen sei,

und zwar nicht allein wegen eines dadurch zu erreichenden Zweckes, sondern aus Gewohnheit. Ja, mit diesem Kehraus legt mich GEIGER freilich lahm. Ich verzichte auf entsprechende Erwiderung und weitere Ausführung. Denen, die sich mit solchen kritischen Fragen, wie die über den Inhalt der Unterredung GOETHE'S und NAPOLEON'S, nicht befassen und auf dergleichen Kleinigkeiten keinen Werth legen, empfehle ich, der Bequemlichkeit halber GEIGER'S Darlegung zur Richtschnur zu nehmen, wonach TALLEYRAND'S Bericht, als rein aus der Luft gegriffen, nicht weiter zu beachten und dagegen GOETHE'S Darstellung für erschöpfend anzusehen ist. Wem dagegen die Sache des Schweißes der Edlen werth erscheint, für den habe ich in meinen früheren Aufsätzen genug gesagt. Im gegenwärtigen Schlußwort kennzeichnete. ich nur das Persönliche in der Beweisführung GEIGER'S. Und da ist ihm auch der Vorwurf der Unvorsichtigkeit nicht zu ersparen, wenn er so sicher in Behauptungen und Ausfällen. gegen Andersdenkende sich ergeht; denn sollte was nicht unmöglich -- noch eine Urkunde zu Tage kommen, welche die wesentlichen Angaben TALLEYRAND'S als zweifellos bestätigt, so hätte er sich unnöthig bloßgestellt - wieder einmal; denn solche unangenehme Erfahrung wäre nicht neu für GEIGER.

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und zwar nicht allein wegen eines dadurch zu erreichenden Zweckes, sondern aus Gewohnheit. Ja, mit diesem Kehraus legt mich GEIGER freilich lahm. Ich verzichte auf entsprechende Erwiderung und weitere Ausführung. Denen, die sich mit solchen kritischen Fragen, wie die über den Inhalt der Unterredung GOETHE'S und NAPOLEON'S, nicht befassen und auf dergleichen Kleinigkeiten keinen Werth legen, empfehle ich, der Bequemlichkeit halber GEIGER'S Darlegung zur Richtschnur zu nehmen, wonach TALLEYRAND'S Bericht, als rein aus der Luft gegriffen, nicht weiter zu beachten und dagegen GOETHE'S Darstellung für erschöpfend anzuschen ist. Wem dagegen die Sache des Schweißes der Edlen werth erscheint, für den habe ich in meinen früheren Aufsätzen genug gesagt. Im gegenwärtigen Schlußwort kennzeichnete ich nur das Persönliche in der Beweisführung GEIGER'S. Und da ist ihm auch der Vorwurf der Unvorsichtigkeit nicht zu ersparen, wenn er so sicher in Behauptungen und Ausfällen gegen Andersdenkende sich ergeht; denn sollte was nicht unmöglich - - noch eine Urkunde zu Tage kommen, welche die wesentlichen Angaben TALLEYRAND'S als zweifellos be stätigt, so hätte er sich unnöthig bloßgestellt wieder einmal; denn solche unangenehme Erfahrung wäre nicht neu für GEIGER.

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