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Und wenn der Sturm im Walde braust und knarrt,
Die Riesenfichte stürzend Nachbaräste

Und Nachbarstämme quetschend niederstreift
Und ihren Fall dumpf hohl der Hügel donnert,
Dann führst Du mich zur sichern Höhle, zeigst
Mich dann mir selbst, und meiner Brust

Geheime tiefe Wunden öffnen sich.

Das Erbetene, das Gott Fausten, wie dieser bekennt, hat zu theil werden lassen, ist eben die gewonnene Einsicht in das Getriebe der Natur. Er erwartete von vornherein: Wenn Natur dich unterweist,

Dann geht die Seelenkraft dir auf,

Wie spricht ein Geist zum andern Geist.

Nachdem er erkannt hat, daß er das Erstrebte durch Offenbarung, wie er sie vom Erdgeist begehrte, also durch ein ihm ohne Mühe zufallendes Himmelsgeschenk, nicht erlangen könne, daß er sie vielmehr im Kampfe des Lebens erringen müsse, weil er eben nicht den Göttern, den zwischen Mensch und Gott stehenden bevorzugten Wesen, gleicht, da hat er in Wald und Höhle sich zurückgezogen, im innigen Verkehr mit der Natur die Götterwonne erreicht, die er an dem Ostermorgen nach Lösung der Bande, die ihn an die Erde knüpften, ahnte, die Wonne, von der er endlich fand, daß sie ihn den Göttern nah und näher bringe. Er bezeichnete als schon Gedemüthigter diesen Zustand als sein Ziel mit den Worten:

Was der ganzen Menschheit zugetheilt ist,
Will ich in meinem innern Selbst genießen,

Mit meinem Geist das Höchst' und Tiefste greifen,
Ihr Wohl und Weh auf meinen Busen häufen
Und so mein eigen Selbst zu ihrem Selbst erweitern.
Bei richtigem Verstehen des Monologs ist nun in der
That auch die Ursache beseitigt, die zu der Fabel vom
Wechsel in GOETHE'S Plänen für den ersten Theil des » Faust «
geführt hat; die sonstigen unwesentlichen Widersprüche inner-

halb des abgeschlossenen Dramas erklären sich aus der Entlegenheit der Zeiten, in denen es allmählig zu Stande kam, wobei der Dichter jeweilig die gerade vorhabende Scene mehr vor Augen hatte, als die Erinnerung an jede Stelle früher gedichteter Scenen, sodaß geringfügige Unebenheiten durch Nichtübereinstimmendes sich einschleichen konnten; namentlich ist die Auffassung Mephisto's verschieden, indem er bald als biblischer Versucher, bald als Höllenfürst, bald als volksthümlicher Teufel, bald als menschlicher cynischer Humorist auftritt. GOETHE verfährt im Sinne des Volkes, das auch mit überlieferten Stoffen willkürlich umspringt. Da indessen der Glaube an die mehreren Faustpläne eine gewisse Selbständigkeit angenommen hat, so wollen wir, um allen Einwänden gerecht zu werden, noch die Geschichte der Entstehung des >>Faust an der Hand der Quellen ohne eingeschmuggelte Phantasien an uns vorübergehen lassen.

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Wir können hierbei noch hinter den, 1887 entdeckten Urfaust von 1775 zurückgreifen. Mit dem Neudruck des >> Faust in der im Auftrag der Großherzogin SOPHIE VON SACHSEN veranstalteten Ausgabe von GOETHE'S Werken sind nämlich mehrere von GOETHE für den Faust aufgezeichnete, aber nicht benutzte Stücke - Paralipomena - veröffentlicht. Ueber das mit 1 bezeichnete Paralipomenon hat in dem, 1896 ausgegebenen XVII. Bande des Goethe-Jahrbuchs EUGEN MANNING eine Abhandlung erscheinen lassen, worin er auseinandersetzt, daß in diesem Paralipomenon die erste Niederschrift GOETHE'S für seinen Faust vorliege.

Der erste Theil dieses Paralipomenons lautet: >> Ideales Streben nach Einwirken und Einsichten in die ganze Natur. Erscheinung des Geistes als Welt- und Thaten-Genius. Streit zwischen Form und Formlosem. Vorzug dem formlosen Gehalt vor der leeren Form. Gehalt bringt die Form mit. Form ist nie ohne Gehalt. Diese Widersprüche statt sie zu versöhnen, disparater zu machen. Helles kaltes wissenschaftliches Streben: WAGNER. Dumpfes warmes wissenschaftliches Streben: SCHÜLER.«

V. BIEDERMANN, Goetheforschungen III.

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Es mag überraschen, wenn MANNING GOETHEN zutraut, zuerst einen so dürftigen Umriß für seine Lebensdichtung, den Faust, hingeworfen zu haben, allein deshalb schlankweg abzuurteilen und MANNING'S Darlegung abzulehnen, würde sehr übereilt sein. Dergleichen Entwürfe aufzusetzen, war zeitlebens GOETHE'S Gewohnheit. Er erzählt im siebenten Buche von Dichtung und Wahrheit, daß er schon in frühester Zeit, vor dem Abgang zur Universität Leipzig, so verfahren sei, wobei er solche Entwürfe ausdrücklich von > bis zur Hälfte ausgeführten Vorsätzen unterscheidet, die er samt jenen verbrannt habe. Und von Leipzig berichtet er ebenda wieder, daß er mehrere Schauspiele entworfen und die Expositionen von den meisten geschrieben habe. Im dreizehnten Buche seiner Lebensgeschichte hebt er dagegen hervor, daß er Götz von Berlichingen, ohne daß er >einen Entwurf oder Plan vorher aufgesetzt hätte, ebenso Werther, ohne daß ein Schema des Ganzen oder die Behandlung eines Theils irgend vorher zu Papier gebracht gewesen wäre,» verfaßt habe. Er betrachtet es also als selbstverständlich, daß in der Regel für jede größere Dichtung eine Skizze aufgezeichnet werde und nennt letztgedachte Fälle als bemerkenswerthe Ausnahmen. Wenn demungeachtet keine dergleichen vor der zur Nausikaas von 1787 bekant ist, so ist das dadurch erklärlich, daß überhaupt von keinem Drama aus GOETHE'S Frühzeit irgend etwas andres erhalten ist, als die Handschriften einiger abgeschlossener Stücke. Wir wissen insbesondere, daß von » Elpenor, Tasso <, » Egmont ansehnliche Theile bereits geschrieben waren, die bei der schlüßlichen Ausführung verworfen wurden, aber auch sie sind vernichtet. Nur vom »Faust hatte GOETHE früheste vereinzelte, vorbereitende Aufzeichnungen aufbewahrt, weil er zu der Zeit, zu der er an die Schlußbearbeitung ging, schon ein so lebhaftes geschichtliches Interesse an seiner Dichtung hatte, daß er die Spuren des Wegs, den sie genommen, nicht zerstören mochte. Mit der Annahme, daß

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Paralipomenon I die erste Niederschrift für die Faustdichtung sei, steht aber auch die Aeußerung im Brief an SCHILLER vom 22. Juni 1797 in Einklang, daß der erste Plan des > Faust eigentlich nur eine Idee gewesen sei. Hierdurch ist die Skizze des Paralipomenons treffend bezeichnet, zumal in Berücksichtigung kommt, daß GOETHE inzwischen eine Reihe von Scenen für das Drama gedichtet und veröffentlicht hatte, die eben nur durch die allgemeine Idee über das in der Dichtung zu offenbarende, nach Idealen strebende Menschenthum, noch nicht aber durch einen allgemeinen Plan für das Ganze verbunden waren. Durchschlagend aber ist für MANNING'S Deutung, daß kein vernünftiger Grund erfindlich ist, der GOETHE zu Aufzeichnung jener Skizze bewogen haben könnte, dafern er bereits die ersten Monologe Faust's einschließlich der Erdgeisterscheinung, sowie der Scenen mit WAGNER und mit dem Schüler gedichtet hatte; er konnte auch schlechterdings nicht sagen, daß die Widersprüche bezüglich der Form und des Gehalts >> disparater zu machen seien, nachdem er sie in jenen Scenen bereits disparater gemacht hatte. Ferner ist nicht zu übersehen, daß Mephistopheles in der Skizze, trotzdem, daß darin schon der Schüler auftritt, sich nicht findet, obwohl schon im Urfaust beide zusammen auftreten. Sonach muß das Paralipomenon älter sein als dieser, und GOETHE zuerst wohl beabsichtigt haben, den Schüler durch Faust selbst ernsthafter, der Bedeutung der Scene entsprechender, bescheiden zu lassen, als es jetzt durch Mephistopheles geschieht.

Ist demnach MANNING'S Ansicht in Bezug auf die Stelle des Paralipomenons als wohlbegründet anzuerkennen, so hat GOETHE anfänglich nicht sowohl ein wirkliches Faustdrama verfassen, sondern nur sein eigenes ideales Streben nach Erkenntniß des Zusammenhangs der Natur, sowie der seelischen Schmerzen, bei der Beschränktheit des Menschen dieses geheimnißvolle Weltwesen nicht durchschauen zu können, zur Aussprache bringen wollen und hat nur in der, durch die

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