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bensgenossen mitzutheilen. So entstand die sogenannte Mischnah. *) Allein da in dieser Sammlung die verschiedenen Geseze und ihre Auslegung nur in möglichster Kürze enthalten waren, so hielten es die Gelehrten, welche nach dem Verfasser der Mischnah lebten, für nothwendig, durch Erweiterung der Erklärungen und durch eine bestimmte Angabe aller Ceremonien und Gebräuche zu verhindern, daß durch den harten Druck der Zeiten, durch das tägliche Beispiel und das Zusammenleben mit fremden Völkern, die Israeliten vom göttlichen Geseze abweichen möchten. Um dieses Uebel noch mehr abzuhalten, legten sie Schulen an, in denen talentvolle israelitische Jünglinge zu Lehrern des zerstreuten Volkes erzogen wurden. Das, was in diesen Anstalten gelehrt wurde, war hauptsächlich nur der Talmud, dessen Entstehung wir so eben erzählten, und die Schulen selbst nannte man deßhalb Talmud-Schulen. **) Erst in diesen Zeiten fing man auch an, die wichtigsten Geheimlehren in allegorischer Form, und andere Wahrheiten rein geistiger Art, wie z. B. Belohnungen und Strafen, in finnlichen Bildern darzustellen, damit auch das ungelehrte Volk sich einen, wenn gleich nicht durchaus richtigen Begriff von solchen Dingen sollte machen können.

In Betreff der Tradition sagt Maimonides in seinen Schriften an mehreren Stellen, daß jener, der an der Wahrheit der von Moses an durch alle Zeiten herab rein überlieferten Tradition auch nur zweifle, zu halten sey als einer, der den ganzen israelitischen Glauben verlaffen und abgeschworen habe. Bei dieser Wichtigkeit der Tradition möchte es auffallend scheinen, warum Moses die Erklärung der verschiedenen Geseße, da er sie ja, wie wir fahen, am beßten wußte

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*) Rabbi Juda, gewöhnlich bloß der heilige Rabbi genannt, veranstaltete zuerst die Sammlung etwa um das Jahr 150 n. Chr.; vollendet ward sie ungefähr im Jahr 230. R. Juda theilte sie nach ihrem Inhalte in sechs Theile ein. **) Das Wort „Talmud“ heißt selbst nichts anderes als lernen. Was man also unter dem Talmude versteht, ist nichts anderes als die zum Mischnah gegebenen Erklärungen, Gemara genannt. Uebrigens existirt ein doppelter Talmud, von denen aber nur der eine bei allen Juden in Ansehen steht, nämlich der babylonische; der andere hingegen, gewöhnlich der jerusalemitische genannt und von einem gewissen Rabbi Jochanan um das Jahr 230 n. Chr. verfaßt, war besonders von den Juden Palästina's angenommen und fand außer diesem Lande wenig Eingang.

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und wissen mußte, nicht eben so aufschrieb, wie die Geseye selbst, sondern warum er sie vielmehr mündlich den Aeltesten überlieferte und auf diese Weise die göttlichen Geseze gar leicht der Gefahr, verkannt, verdreht und mißdeutet zu werden, preisgab. Wäre die Gesammtheit des Volkes im Besize der vollen Lehre gewesen, gewiß hätte ein jeder Einzelne mit mehr Erfolg an seiner Vervollkommnung arbeiten können. Ja, hat sich nicht Moses dadurch eines großen Unrechtes schuldig gemacht, daß er dem auserwählten Volfe einen Theil der Lehre vorenthielt? Allein wir glauben, daß gerade auch hierin, daß Moses die Erklärung der Geseße einer bestimmten Classe des Volkes übertrug und durch diese erst dem gesammten Volke sie mittheilen ließ, ein Beweis seiner göttlichen Sendung, seiner mehr als irdischen Weisheit liege. Er verhinderte durch diese Maßregel zwei große, in ihren Folgen unberechenbare lebel und beraubte dabei die Nation keines einzigen Vortheiles. Denken wir uns ein Volk, in dem ein jeder Einzelne alle Religions- Wahrheiten in gleichem Maße besigt, auf gleiche Weise fie versteht, und so auch von dem höheren Lichte, das in diesem Falle auch Allen leuchten müßte, gezogen, das ganze Leben bloß der Betrachtung überirdischer und göttlicher Dinge widmen würde; wäre es wohl möglich, daß jenes Volk, bei dem dieses statt findet, sich durch sich selbst sollte erhalten können, müßte nicht nothwendiger Weise die Bevölkerung abnehmen und erlöschen? · Jener Stand, welcher im Talmud „das Volk der Erde", d. h. die Pflanzer, die Bebauer, Erhalter und Pfleger der Erde genannt wird, würde und könnte nicht existiren. Doch dieses ist noch das geringste der Uebel, welches aus der gleichmäßigen Mittheilung der ganzen Lehre an Alle hätte folgen können; wir sagen nicht müssen, denn bei der Verderbtheit der menschlichen Natur ist es wahrscheinlicher und die Geschichte weist es auch nach, daß weit eher ein anderes, viel größeres Uebel die Folge der verkehrten Ansicht ist, man dürfe Niemandem in der Lehre Etwas vorenthalten. Allgemeine Verwirrung der religiösen Begriffe und allmählige Auflösung aller gesellschaftlichen Bande ist dieses zweite Uebel. Entweder ist die gesammte Lehre, nämlich sowohl die Geseze und die Glaubensartikel, als auch ihre Erklärung aufgezeichnet und in den Händen eines Jeden; wozu waren dann Priester und Leviten nöthig; war nicht ein Jeder auf gleiche Weise berechtiget, denn Einer hatte ja vor dem Anderen Nichts voraus, sein eigener Priester und Lehrer zu seyn? Oder die Geseze waren allein

aufgezeichnet und die Tradition oder ihre Erklärung nicht, wie es denn wirklich so ist, -und einem Jeden ward gleich vom Anfang an das Verständniß der Lehre gegeben. Wäre dieses der Fall gewesen, so dürfen wir als gewiß annehmen, daß nach wenigen Jahrhunderten, und, vielleicht hätte es nicht so langer Zeit bedurft, die ursprüngliche Wahrheit in Lüge und die göttliche Weisheit in menschliche Thorheit verwandelt worden wäre. Ohne geistliche Obrigkeit, die das rechte Verständniß des Wortes Gottes zu bewahren befugt, oder eine falsche Auslegung zu verhindern im Stande gewesen wäre, hätte gar Mancher in jenen Fällen, wo das Gesetz dem Menschen so schroff entgegentritt und Manches als Sünde verbietet, was den menschlichen Sinnen so sehr schmeichelt, dasselbe so zu drehen und so zu modeln gewußt, daß es weniger den Leidenschaften beschwerlich zu fallen und weniger den menschlichen Stolz zu beleidigen vermocht hätte. Freilich könnte man einwenden, daß nur Wenige einen solchen Versuch zu machen gewagt hätten. Allein würden nicht auch diese Wenigen recht Vielen Beispiel und Veranlaffung gewesen seyn, das Nämliche zu thun? oder da es denn doch unmöglich gewesen wäre, daß Alle auch auf gleiche Weise sich bei der ursprünglichen Intelligenz und reinen Erkenntniß der Lehre hätten erhalten können, wären nicht Viele sogar aus Mangel einer bessern Ueberzeugung und einer Gelegenheit besseren Unterrichtes froh gewesen, die Reste belästigender Geseße von sich werfen zu können, und einem neuen, dem menschlichen Sinne mehr zusagenden Geseze folgen zu dürfen? So hätte im Laufe der Zeiten ein Gemisch von religiösen Meinungen entstehen, eine grenzenlofe Glaubens - Verwirrung eintreten müssen, die den Menschen, statt ihn der Gottheit näher zu bringen, nur immer weiter von diesem Ziele entfernt haben müßte. Alles dieses sah Moses vorher, und deßwegen übergab er einen wes fentlichen Theil der Lehre nur einer bestimmten Volks- Classe und seßte so diese als Lehrerin der Uebrigen und als Bewahrerin des göttlichen Wortes ein. Damit aber auch in dieser bevorzugten VolfsClasse die Einigkeit bewahrt und Zwiespalt und Irrthum vermieden würde, sezte er auch hier wieder Einen über die Andern. Daß Moses dieses nicht bloß in Berücksichtigung der menschlichen Natur that, die zu Aenderungen geneigt ist, sondern aus göttlichem Auftrage selbst, zeigt die Bibel an gar vielen Stellen und wir wollen bloß eine der

auffallendsten hieher seßen *): „Und sie versammelten sich wider Moses und Aaron, und sprachen zu ihnen: Ihr machet's zu viel. Denn die ganze Gemeinde ist überall heilig, und der Herr ist unter ihnen; warum erhebet ihr euch über die Gemeinde des Herrn? Und die Erde that ihren Mund auf und verschlang fie (jene nämlich, die Obiges gegen Moses und Aaron gesprochen hatten) mit ihren Häusern und allen Menschen, und fuhren hinunter Alle in die Hölle." — Diese Stelle zeugt so klar und bündig für die Nothwendigkeit geistlicher Oberen, die Gewalt haben über das Volk in Glaubenssachen, bei denen die rechte Auslegung der göttlichen Lehre hinterlegt ist, daß wir uns jedes weiteren Beweises in dieser Beziehung enthalten.

Gehen wir aber noch um einen Schritt weiter, so werden wir finden, daß Uneinigkeit und Verwirrung in religiösen Dingen das Nämliche auch in den bürgerlichen Verhältnissen zu Folge haben müssen. Da kann keine Einheit mehr, keine Ordnung, kein Gehorfam, keine Unterwerfung unter die weltliche Obrigkeit stattfinden, wo es keine geistliche gibt, wo Alle auf der nämlichen Stufe stehen. Wie in geistlichen Sachen Jeder sein eigener Herr ist und als solcher gilt, so wird er es auch in andern Dingen seyn wollen und wird es auch seyn. Und jene Nation, in der solche Grundsähe von Anfang herrschen oder herrschend geworden sind, kann nicht bestehen, sondern muß sich auflösen und ein Spiel fremder, auf besserem Fundamente erbauter Reiche werden. Obschon bei dem israelitischen Volke von Anfang an alle derartigen Elemente ausgeschlossen waren, und Jedem die göttliche Rache gedroht war, der an dem Grundgeseße des jüdischen Reiches zu ändern wagen würde, und obschon diese von Gott gesezte Einrichtung durch alle Zeiten bis zur Zerstreuung unter die Völker der Erde beibehalten ward: so finden wir dennoch, daß Abfall vom Geseze und in Folge dessen Uncinigkeit und, was als ein merkwürdiges und warnendes Factum in der Geschichte dasteht, in Folge dieser Uebel und dieser Verbrechen des Volkes auch allemal deffen Bestegung durch fremde, oft sehr kleine Völker und seine Un

*) IV. Mos. 16, 3–33. und V. Mos. 17, 12, wo es also heißt:,,Wo Jemand vermessen handeln würde, daß er dem Priester nicht ge̟ ́horchte, der daselbst in des Herrn, deines Gottes, Amt stehet, oder dem Richter; der soll sterben,

terjochung durch dieselben auf so lange eintrat, bis es sich wieder besserte und zur Einheit im Glauben und so auch in der bürgerlichen Ordnung wieder zurückkehrte.

Die biblischen Gefeße der Israeliten kann man eintheilen in Civilgefeße, in folche, die nur einzelne bestimmte Personen in besonderen Verhältnissen betreffen, wie fene in Betreff, der Richter, Priester 2c. und in Geseze, welche besondere religiöse Gebräuche, den Gottesdienst u. s. w. ordnen. Ueber die meisten Gefeße, welche in die dritte Classe fallen und die man auch mit den Namen Sacramente bezeichnen könnte, kann man keine oder wenigstens nicht eine zuverläßige Ursache angeben, warum Moses sie auf Gottes Befehl verordnete. Weder der Talmud noch andere israelitische Gelehrten haben bis jezt etwas Gewisses darüber sagen können, warum gerade eine rothe Kuh verbrannt und mit der Asche die Unreinen besprengt werden sollten, damit sie rein würden, oder warum es verboten sey, Kleider zu tragen, die aus zweierlei Stoffen, nämlich aus Lein und Wolle, verfertiget seyen, während man doch Kleider, die nur aus einem dieser beiden Stoffe bestehen, tragen darf. Salomon betrieb nach einer uralten Tradition das Studium der Geseße aufs Eifrigste, um ihre Ursachen und Bedeutung zu erforschen. Allein am Ende mußte auch er, der doch der weise Salomon heißt, gestehen, daß seine Weisheit nicht fähig sey, jene höhere, göttliche Weisheit völlig zu erreichen, die auch im scheinbar geringsten Geseße liege. Gerade aber deßhalb, weil so Vieles in den mosaischen Geseßen sich findet, was der gemeine Menschenverstand nicht begreifen kann, was nicht bloß dem Andersgläubigen, sondern selbst recht vielen Israeliten, besonders in dieser Zeit der modernen Aufklärung und Tagesweisheit, lächerlich und deßhalb - verwerflich scheint; gerade deßhalb werden solche geheimnißvolle Gebote in der Bibel selbst mit dem Namen „Gefeße“ bezeichnet, d. h. die göttliche Weisheit fand es für gut, dem auserwählten Volke solche Gebote aufzulegen und zwar als Geseze, über deren Erfüllung Niemand in Zweifel seyn kann und darf, auch wenn er sich die Ursachen, warum sie gegeben wurden, nicht zu erklären vermag.

Während die Uebertretung eines Civilgesezes eine vor dieser Uebertretung nicht da gewesene Sünde hervorruft, ist die NichterfülSacramente lung der meisten dieser geheimnißvollen Gebote eine Theilnahme an der schon von Anbeginn an vorhandenen Unrei

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