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beten, sondern um die Todten zu bitten, fie möchten ihr Flehen um die Gnade der Buße und um Barmherzigkeit mit dem der Lebenden vereinen. Im Talmud findet sich keine Stelle, die mit klaren oder dunkeln Worten die Anordnung dieser Sitte auch nur andeutete. Im Gegentheile wird im Talmud und in der Bibel an mehreren Stellen auf's klarste ausgesprochen, daß die Gestorbenen von dieser Welt gar nichts mehr wissen, und sich auch um die Ereignisse auf derselben nicht bekümmern. *) Ueberdieß leuchtet das Unstatthafte folcher Gebete, die überhaupt ohne Unterschied an die Todten gerichtet sind, von selbst ein, wenn man bedenkt, daß gar viele Sünder und ärgere als die Lebenden unter den Grabeshügeln liegen, auf denen der Ifraelit um Fürbitte fleht. Ja, nach dem deutlichen Ausspruche des Talmud ist selbst das Gebet zu den im Rufe der Heiligkeit Gestorbenen nicht allemal zulässig, da man als Mensch nicht zu urtheilen vermöge, ob dieser oder jener wirklich heilig gelebt und so auch gestorben sey. Talm. Trakt. B'rachoth Fol. 28 wird folgende Geschichte erzählt, welche in mancher Beziehung von Wichtigkeit ist, so daß wir sie nicht verschweigen zu dürfen glaubten. Ein gelehrter und frommer Rabbi, dem nach der Behauptung des Talmud nie ein Anderer ähnlich war, lag schwer an einer Krankheit danieder. Als ihn einmal seine Schüler besuchten, fanden sie ihn weinend, und auf ihre Frage, was doch ihn, einen über alles Irdische so erhabenen Mann, zu Thränen bewegen könne, antwortete er: In Bälde werde ich sterben und zwei Wege öffnen sich der Seele bei ihrem Scheiden vom Körper, einer, der zum Paradiese, und der andere, der zur Hölle führt, und ich weiß nicht, auf welchem ich wandeln werde. **)

*) Trakt. B'rachoth III. Abschn. Fol. 18; Hiob 14, 21; Prediger 9, 5. **) Maimonides I. Thl. 4. Abschn. 18. §. und Talm. Trakt. vom Fasten sagen, daß die Sitte, die Gräber der Todten zu besuchen und dort zu beten und zu weinen, schon in den ältesten Zeiten bestanden habe; ersterer Maimonides bemerkt aber hiezu, daß dieses nicht geschehen sey, entweder um Gott zu bitten, er möge den Dahingeschiedenen Ruhe verleihen, oder um diese selbst um ihre Fürbitte bei Gott für die Lebenden anzurufen; sondern einzig und allein bloß deßhalb, damit sich die Ifraeliten auf den Gräbern der Todten erinnern möchten, daß auch ihrer dereinst Tod und Verwesung warte, und damit sie durch die Betrachtung dieser ernsten Wahrheit zur Buße und Lebensbesserung geführt und so dem drohenden ewigen Tode entrissen werden möchten. Daß jedoch das Gebet um die Fürbitte der Heiligen nicht bloß nüßlich, sondern

Wenn man jedoch das Gebet, welches gewöhnlich auf den Gräbern verrichtet wird, näher in's Auge faßt, so möchte sich wenigstens die

sogar nothwendig sey, ist im Sohar an vielen Stellen oft auf die klarste Weise ausgesprochen. Wir wollen nur zwei aus diesen Stellen ausheben. Sohar II. Thl. Fol. 16 wird folgende Geschichte erzählt. Zwei fromme israelitische Gelehrte, die noch zur Mischnah gehörten, machten miteinander eine Reise. Eines Tages, da sie keinen bewohnten Ort mehr erreichen konnten, betraten sie eine Höhle, um daselbst zu übernachten. Als sie das Innere derselben näher betrachteten, fanden sie, daß einmal dortselbst Jemand begraben worden sey. Hierüber jedoch keineswegs be. unruhiget, trafen sie eben Anstalten, sich auf dem bloßen Boden zur Ruhe zu begeben, als sie von der Gegend des Grabes her ein Geräusch und sodann deutlich den Ton einer menschlichen Stimme vernahmen. Sie zweifelten nicht, daß dieses eine Offenbarung des Geistes sey, dessen Körper im Grabe ruhe, und fragten deßhalb, wer er sey. Die Antwort auf ihre Frage war: Ich bin ein Israelite und liege bereits zwölf Jahre in dieser Höhle begraben, ohne zur Ruhe kommen und vor Gott erscheinen zu können, da das Schicksal und die Schmerzen meines Sohnes mich Tag und Nacht quälen. Er wurde nämlich in seiner Jugend von Gößendienern geraubt, und nun suchen sie ihn mit List und Gewalt dazu zu bringen, daß er den falschen Göttern opfere und die Religion seiner Väter verlasse. Da fragten ihn die reisenden Gelehrten: Haben denn die Todten Kunde von den Geschicken der Lebenden, und fühlen sie ihren Schmerz und ihre Freude? Auf diese Frage schwur der Geist bei seinem Grabe und sprach: Wenn wir die Todten nicht für die Lebenden bei Gott bitten würden, so könnten sie nicht einen halben Tag lang leben. Die Gelehrten, welche wohl wußten, daß nur das Gebet der Frommen für die Lebenden Etwas zu wirken vermöchte und darüber erstaunt waren, daß auch der Geist, mit dem sie sprachen, sich in die Zahl jener mit einschloß, welche für die Lebendigen am Throne Gottes beständig bitten und flehen, fragten ihn, welchen Namen er auf die ser Welt einstens geführt. Seine Antwort war: Ich bin Lahma, Sohn des Lewai. Bekanntlich war dieses Geschlecht ausgezeichnet durch Gelehrsamkeit und alle Tugenden. An einer anderen Stelle im Sohar, nämlich III. Thl. Fol. 70 und 71, wird über diesen Gegenstand noch klarer gesprochen, so daß man über die Ansicht der Israeliten in Betreff der Fürbitte frommer und deßwegen seliger Geister für die Lebenden nicht in Zweifel seyn kann. Es heißt nämlich in der citirten Stelle ungefähr also: Wenn den Bewohnern der Welt irgend ein Unglück, welcher Art es seyn wolle, widerfährt, und sie flehen in ihrer Bedrängniß die Geister der Seligen um ihre Fürbitte bei Gott an, damit sie von dem sie betroffenen Unglücke möchten befreit werden, so schweben diese die seligen Geister nach Hebron zu den Patriarchen, und mit diesen vereiniget bitten und flehen sie so lange zu Gott, bis sein Zorn besänftiget ist und seine Barmherzigkeit die Strafe und das Uebel, das auf der Menschheit lastet, hinweggenommen hat. Fol. 71

Entstehungsweise dieser Sitte erklären lassen. Am Schlusse enthält dasselbe auch eine kurze Fürbitte für die Todten, Gott möge ihnen zum Paradiese verhelfen. Daraus sehen wir wenigstens, daß man nicht so unbedingt an die Seligkeit der dahingeschiedenen Israeliten und an die Kraft der Fürbitte von Seite der Todten glaubte. Und wenn man bedenkt, was der Talmud jenen befiehlt, die einen Todten verläumdet hätten, so möchte die Behauptung, daß die Bitte für die Todten das Ursprüngliche, die Anrufung der Todten aber, für die Lebenden zu bitten, erst später hinzugekommen sey, feineswegs zu gewagt seyn. Jene nämlich, welche von einem Todten Böses gesprochen hatten, mußten mit zehn Zeugen zum Grabe desselben gehen, und ihn um Verzeihung bitten. Nichts ist eher denkbar, als daß aus dieser Sitte allmählig der Glaube sich bildete, als kümmerten sich die Todten um die Lebenden, und eben deßhalb, weil sie sich um dieselben kümmerten, könnten sie ihnen in gewissen Fällen auch helfen.

II. Der Tag unmittelbar vor dem Neujahrsfeste ist nach der Einrichtung älterer Gelehrten ein leichter Fasttag. An diesem einzigen Tage wird nicht Schofar geblasen, obschon an allen übrigen Tagen des Monates Elul, wie wir sagten, dieses geschieht. Die Ursache hievon ist nach dem Talmud diese. Am Neujahrstage werden

am Ende sagt Sohar, der heilige Mann vermöge nach seinem Tode viel mehr, als bei seinem Leben, und zur Rechtfertigung dieser Ansicht wird Ifaias 37, 35 angeführt, wo es heißt: „Und schirmen werde ich diese Stadt Jerusalem, um sie zu retten, um meinetwillen, und um David, meines Knechtes willen.“ David war nämlich damals, als Isaias dieses aussprach, schon seit Jahrhunderten todt, und dennoch verspricht der Herr, er werde um David's willen die heilige Stadt retten.

Im Buche Midrasch wird in der Erklärung der Klagelieder des Jeremias erzählt, daß wenn er auf die Gräber der Patriarchen ging, um für die Israeliten zu beten, jene dann den Moses fragten: Wo hast du unsere Kinder gelassen? Moses aber habe ihnen geantwortet, er wisse nichts mehr von ihnen, seitdem er sie dem Josua übergeben habe ic. Aus diesem kann man sowohl auf das hohe Alter der Anrufung der Hei ligen schließen, als auch darauf, daß die Heiligen von den Angelegen. heiten der Menschen so lange nichts wissen, als bis der Mensch sie angerufen hat. In der Anschauung Gottes ihrer Seligkeit versunken, ist das Irdische ihren Augen entrückt, und erst wenn sie in Folge der immerwährenden Verbindung mit den auf der Welt lebenden Menschen den Ruf derselben vernommen haben, wird, so zu sagen, ihre Aufmerksamkeit auf die irdischen Dinge hingelenkt, und vereinigen sie ihre Bitten mit denen jener. Jerem. 31, 15. 16.

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alle intelligenten Wesen gerichtet, und der Satan freut sich schon in voraus auf die Menge jener Seelen, die ihm da zufallen würden. Wie daher die Tage vor dem Neujahrsfeste für die Israeliten Tage der Buße und Trauer find, so benüßt sie der Satan gleichsam dazu, sich zum nahen Gerichte vorzubereiten, um daselbst gegen die sündhaften Israeliten auftreten zu können, und das Blasen an den einzelnen Tagen erinnert ihn, daß der Tag des Gerichtes wiederum einen Schritt näher gerückt sey. Dadurch nun, daß man plöglich das Blasen unterbricht, soll er verwirrt werden, und in der Meinung, es sey nun der Neujahrstag schon vorüber, auch beim Gerichte, das am morgigen Tage stattfinden soll, nicht erscheinen.

Spätere hebräische Gelehrte ordneten an, man solle an diesem Fasttage, dem einzigen, der vor einen Festtag fällt, auch Etwas essen, damit es nicht scheine, als ob man die Sitte der Christen nachahme, welche gewöhnlich an den Tagen vor ihren hohen Feiertagen fasten.

III. Zwischen dem Neujahrs- und Versöhnungs-Tage sollten eigentlich zehn Fasttage seyn; da es aber im Ganzen, die beiden Neujahrstage und den Versöhnungstag hinzu gerechnet, nur zehn Tage sind und innerhalb dieser auch noch ein Sabbath fallen muß, so fangt man schon vier Tage vor dem Neujahrsfeste zu fasten an. Dieses ist jedoch ganz der Willkühr des Einzelnen überlassen. Wenn aber Jemand so ängstlichen Gewissens ist, daß er auch am Neujahrstage fasten will, so ist ihm dieses unter der Bedingung zu thun erlaubt, daß er später für die dadurch begangene Gesezesübertretung, da es bekanntlich verboten ist, an den Feiertagen zu fasten, noch einen eigenen Fasttag hält.

Die Tage, welche vom Neujahrsfeste bis zum Versöhnungstage in der Mitte liegen, werden die Tage der Buße genannt. Die Bedeutung derselben ist nämlich folgende: Obschon am Neujahrstage alle intelligenten Geschöpfe gerichtet werden, so ist doch für eine gewisse Klaffe von Seelen das Endurtheil, wenn wir so sagen dürfen, noch nicht gefällt; denn nur die ganz Guten werden beim Gerichte am Neujahrstage zum Leben eingeschrieben, und nur die ganz Bösen zum Tode. Jene aber, welche weder das Eine, noch das Andere in solchem Maße sind, daß sie sich völlig für die eine oder die andere Seite entschieden hätten, hängen in der Luft, und werden am Neujahrstage nicht gerichtet, sondern ihr Loos entscheidet sich erst am

Versöhnungstage, je nachdem sie an den vorhergehenden Tagen der Buße ihre Mängel abgebüßt und so sich für das Gute entschieden haben, oder im Gegentheile sich so sehr dem Bösen hingegeben haben, daß alle Hoffnung zur Rettung für sie verloren seyn muß. ~

IV. In den Monaten Jiar und Marheschwan haben die hebräis schen Gelehrten drei leichte Fasttage angeordnet, und zwar am Montage und Donnerstage in der ersten Woche eines jeden Monates und am Montage der zweiten Woche. Nach dem Talmud ist die Ursache diese, weil vielleicht manche Israeliten während der vorangehenden Feiertage (Oster- und Laubhütten- Fest) möchten des Guten zu viel gethan haben, weßhalb es billig wäre, daß sie diese Sünde durch Fasten abzubüßen suchten.

V. Am dreizehnten Tag des zwölften Monates - Adar - ist der Fasttag der Esther, die ihn angeordnet hat zur Erinnerung an das Unglück, welches durch Trennung im Volke entstehen muß.

VI. Die Talmudisten und Cabbalisten haben die Anordnung ge macht, daß man auch an den Tagen, welche unmittelbar vor den Neumonden der einzelnen Monate fallen, fasten solle, und nennen dieses die kleinen Versöhnungstage.

S. 4.

Fasttage für einzelne Israeliten bei besonderen
Ereignissen.

1. Am vierzehnten Tag des Monates Nisan müssen alle Erstgebornen fasten zum Andenken daran, daß Gott die ägyptische Erstgeburt aussterben ließ, die der Ifraeliten aber am Leben erhielt. Die Erstlinge der Aaroniten und Leviten sind jedoch von der Vers pflichtung, an diesem Tage zu fasten, befreit. *)

II. Derjenige, welcher seine Aeltern Vater oder Mutter durch Tod verloren hat, soll nach dem Buche Midrasch den Jah restag ihres Todes mit Fasten begehen, da dieses ein Unglückstag ist. Indeß sind nur jene zu fasten gehalten, welche im ersten Jahre nach der Aeltern Ableben an ihrem Todestage fasteten, weil sie dadurch gleichsam ein Gelübde gemacht haben, dieses alljährlich zu thun.

*) Nach andern Gelehrten sind auch diese verpflichtet, zu fasten.

Mayer, Judenthum.

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