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bis er dem bösen Rufe folgte, aus dieser abhängigen Stellung heraustrat und so gegen Gott sich empörte. Aus der nämlichen Ursache ist wohl auch der Mord, den er später an Abel beging, abzuleiten. Mit seiner eigenen Lostrennung von Gott ließ es aber Kain nicht bewenden. Denn weiter heißt es: „Kain brachte dem Herrn Opfer dar von den Früchten des Feldes", während von Abel gesagt wird: „Und Abel brachte auch von den Erstlingen seiner Heerde und von ihren Fetten" [Opfer dar]. *) Wir sehen hier zwar beide opfern, den Kain und den Abel, aber zwischen ihren Opfern und in der Art, wie die Bibel ihrer erwähnt, bemerken wir einen großen Unterschied. Aus dem, was von Kain erzählt wird, können wir schließen, daß die Feldfrüchte, die er zum Opfer brachte, keines wegs das Beßte seiner Aerndte, sondern vielmehr minder gut, vielleicht sogar schlecht waren, während Abel das von seinem Bruder verkannte und zerrissene Verhältniß zu Gott richtig begriff und so das Leßte und die Erstlinge seiner Heerde dem Herrn darbrachte. Merkwürdig ist auch hier und wird wohl Niemandem enfgangen feyn, der uns bisher mit einiger Aufmerksamkeit gefolgt ist, in welche Widersprüche der mit sich selbst entzweite Kain dadurch verfiel, daß er gewaltsam die Bande, die ihn an Gott fesselten, zerriß. Sein Stolz verbietet ihm, eine Abhängigkeit von Jemanden anzuerkennen, und auf der anderen Seite kann er sich doch nicht ganz des Gefühles ents ledigen, daß er dem Herrn ein Opfer schuldig sey, und so opfert er in der That, aber sein Opfer kann Gott nicht angenehm seyn, weil es aus getheiltem Herzen kam und nicht das Erstgeborne, nicht das Beßte seiner Erzeugnisse war. Dadurch ward auch ein Theil der Natur, wie ein Theil der Menschheit, dem Herrn entzogen, und das Mißverhältniß zwischen Gott und der Natur und dem Menschen, das mit der Sünde des Adam begonnen, ward noch größer und die Kluft zwischen beiden noch weiter und unheilbarer. Nach unserer Ansicht muß man diese Losreißung des Menschen von seinem Schöpfer und damit von der Wahrheit und dem Lichte als den Anfang der Nacht des Heidenthums bezeichnen. Erst seit diesem Ereignisse bekam allmählig ras böse Prinzip solche Gewalt auf Erden, daß es fast die gesammte Menschheit und die Natur fich dienstbar machte und beherrschte. **)

*) I. Mos. 4, 3 und 4.

**) Merkwürdig ist die Erscheinung, daß bis zur Zeit Davids die Erstgebornen,

Gehen wir um einen Schritt weiter, so finden wir, daß von den gesammten Kindern Seth's nur eines mit dem Namen angeführt wird, nämlich Enos, weil er der Erstgeborne war; in Betreff der übrigen heißt es schlechthin: Er zeugte Söhne und Töchter. Allein Enos war böse und diente nicht so dem Herrn, wie es dem Erstge bornen geziemte. Lamech zeugte den Noah, und sprach bei der Geburt dieses seines Sohnes: „Der wird uns trösten in unserer Mühe und Arbeit auf der Erde, die der Herr verflucht." *) An dieser Stelle ist wohl wiederum nichts anderes gesagt, als daß Noah von Lamech, seinem Vater, weil er der Erstgeborne war, als Vermittler und Versöhner der Menschheit mit Gott angesehen wurde. Daß Noah die durch die Geburt ihm angewiefene Stellung erfüllte, wiffen wir. Noah weihte wiederum seinen Erstgebornen, den Sem, dem Herrn als heiliges Eigenthum und als Priester. **) — Esau verkaufte dem Jakob seine Erstgeburt, nicht, weil dieser etwa dessen Erbe zu haben wünschte, denn wir finden ja, daß Jakob deßwegen später nicht mehr vom väterlichen Erbe erhielt, als dem nachgebornen Sohne gebührte, und daß eben so wenig Esau Etwas verlor, wenn er gleich sein Erstgeburts Recht an den Bruder abgetreten hatte; sondern dadurch

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deren die Bibel erwähnt, gleich Kain sich von ihrer Aufgabe lossagten. Noah's Erstgeborner war Cham, und wir wissen, daß er schlecht ́war. Abraham's erster Sohn war Jsmael, des Isaak's Esau, Jakob's Ruben, des Juda Her. Als die Thamar dem Juda gebar, waren es Zwillinge, und die Bibel erzählt uns, daß der Erstgeborne von dem Anderen noch im Mutterleibe überwältiget ward, so daß man den, der eigentlich der Zweitgeborne war, Perez, d. h. den Ueberwältiger nannte. Von diesem stammte David. Auch Jakob scheint I. Mos. 48, 14 dem Zweitgebornen Joseph's den Vorzug gegeben zu haben. Moses selbst war nicht der Erst, geborne, sondern sein Bruder Aaron. Des Moses Erstgeborner und seine Abkömmlinge trieben, wie die Tradition sagt, selbst Gößendienst. Die ersten Kinder Aaron's wurden verbrannt, und von David wissen wir, daß er der jüngste unter seinen Brüdern war, und daß auch sein Salc. mon nicht der Erstgeborne war.

*) I. Mos. 5, 29.

**) I. Mos. 9, 26. Von Mehreren wird zwar behauptet, nicht Sem, son. dern Cham sey der Erstgeborne Noah's gewesen; allein da die Bibel an allen Stellen, wo sie von den Söhnen des Noah spricht, den Sem vor den übrigen Brüdern nennt, so müssen wir ihn als den Erstgebornen betrachten, und annehmen, daß Cham sich irgendwie seines ErstgeburtRechtes unwürdig machte, Noah ihm dasselbe also nahm und dem Sem übertrug. Sohar I. Thl. Fol. 87.

wurde Esau veranlaßt, des Rechtes der Erstgeburt sich zu entäußern, daß, wie alte Commentare zu jener. Bibelstelle, wo dieses erzählt wird, erwähnen *), Jakob ihm vorstellte, welch ein heiliges, reines Leben jener führen müsse, der vermöge der Erstgeburt Gott geweiht fey, und wie jeder Versuch und eine jede That, welche dieses innige Verhältniß der Erstgeburt zu Gott lockern würde und vielleicht ganz aufzulösen drohete, zeitlichen Tod und ewiges Unglück jenem uziehen müßte, der als Erstgeborner solcher Vergehungen sich schuldig mache. Jakob's Erstling war Ruben; allein als dieser durch die Sünde, die er an seinem Vater beging **), sich entweiht hatte, und sohin der Priesterschaft des wahren Gottes unwürdig geworden war, ward das Recht der Erstgeburt, das Priesterthum, ihm abgenommen und dem Bruder Levi übergeben, den Principat aber in der Familie, der wie natürlich mit dem Erstgebornen bisher immer vereis niget war, erhielt der Bruder Juda ***), die Erstgeburt selbst der Bruder Joseph. †) Allein Juda's Erstgeborner, Her, handelte gegen seinen Beruf, und war böse vor dem Herrn, und deßwegen tödtete ihn Gott. ††) Joseph aber war erfüllt von der hohen Bedeutung und Wichtigkeit der Erstgeburt, was an mehreren Stellen die Schrift bezeugt. ttt)

So finden wir in allen Zeiten von den ersten Menschen an Einzelne, wenn auch nur ganz Wenige, welche die enge Verknüpfung der Erstlinge mit der Gottheit nicht bloß einsahen, sondern auch, wenn sie selbst Erstgeborne waren, sich vorzugsweise dem Dienste des

*) Das Buch Midrasch sagt dasselbe, bemerkt aber noch, daß Jakob ein, sah, fein Bruder Esau würde die Pflichten eines Priesters, was er gemäß seiner Geburt war, nicht erfüllen und so also den Zorn Gottes auf sich und sein Geschlecht herabrufen. Er selbst aber fühlte die Kraft in sich, daß er besser das Priesterthum verwalten könne, weßhalb er es für seine Pflicht hielt, selbst mit Gefahr des Lebens, das Recht der Erstgeburt, nicht um des zeitlichen Gewinnes, sondern um Gottes willen, an sich zu bringen.

**) I. Mos. 35, 22.

***) I. Mos. 49, 8. Daß Levi das Priesterthum erhielt, wird zwar nicht in der Bibel ausgesprochen; allein die Tradition, die dieses so überlieferte, muß dennoch als wahr angenommen werden, da die beständige Ordnung in diesem Stücke sie bestättiger.

f) Chronik 5, 1 und 2.

tt) Ebend. 38, 7.

†††) Ebend. 48, 14 und 18. V. Mof. 33, 17.

Herrn weihten. Zugleich aber ist uns auch nicht unbemerkt geblieben, daß, so oft der Eine oder der Andere der Erstgebornen seines hohen Berufes sich unwürdig zeigte, oder sich selbst aus eigenem Antriebe davon ausschloß, sogleich ein anderer an seiner Statt erwählt ward. Es frägt sich aber hier, ob denn der andere und bei weitem größere Theil der Menschheit des Gefühles seiner Abhängigkeit von Gott, der Erinnerung an den Urzustand des Menschen 2c. sich ganz ents äußert habe, ob bei ihm die im innersten Wesen des Menschen bes gründete Sitte und Pflicht, das Beßte, was auf dem Wege der Zeugung in der Natur entstanden, dem Urheber aller Geschöpfe zu weihen und zu opfern, vergessen worden sey, oder ob sich dieselbe auf irgend eine andere Weise geäußert habe. Auch diese Frage wird uns die Bibel beantworten. Abgesehen davon, daß wir wissen, daß es dem menschlichen Geiste eine unmögliche Sache ist, so sehr jede Spur einer Ahnung eines höheren Wesens und seines ursprünglichen Zustandes aus seinem Bewußtseyn zu vertilgen, daß er ab- und weggekehrt von Gott sich nicht neue Gottheiten in sich selbst oder außer sich in der Natur bei den Geschöpfen suchen sollte, zeigt uns auch die Schrift, und die Erfahrung aller Zeiten bestätiget es, daß, wenn auch nicht gerade immer, fast allemal im bezeichneten Falle die dem wahren Gotte gebührende, ihm aber entzogene Ehre und Anbetung einem oder mehreren Geschöpfen zugewandt wurde. Es darf uns daher nicht auffallend seyn, wenn, wie die folgenden Bibelstellen zeigen werden, die Erstgebornen statt Gott geweiht zu werden, den Gößen übergeben oder selbst auf die abscheulichste und fürchterlichste Weise geradezu dem Teufel geopfert werden. Und du sollst zu ihm (dem Könige Pharao) sagen: So spricht der Herr: Israel ist Mein erstgeborner Sohn." *) Der Einn dieser Worte ist gewiß kein anderer als: Ganz Israel ist durch die Weihung der Erstgeburt mir so ganz und gar in allen feinen Gliedern ein besonderes heiliges Eigenthum, daß jener, der wider sie ist, zugleich gegen mich sich empört. Und Ich gebiete dir, daß du Meinen Sohn ziehen lassest, daß er Mir diene. Wirst du dich dessen weigern, fiehe, so will Ich deinen erstgebornen Sohn erwürgen." Gott droht hier, die ägyptische Erstgeburt zu vernichten; natürlich, sie war nicht ihm, sondern den falschen Gößen geweiht. Denn Ich will in derselben Nacht

*) 11. Mos. 4, 22 u. f. w.

durch Aegyptenland gehen, und alle Erstgeburt schlagen in Aegyptenland, beide unter Menschen und Vieh. Und will Gerichte üben an allen Göttern der Aegypter."*) Es läßt sich nicht verkennen, daß diese Stelle die Meinung, daß auch die ägyptische Erstgeburt den Göttern geweiht wurde, über allen Zweifel erhebt. Denn wenn dies ses nicht, warum wird dann die Vernichtung der ägyptischen Erstgeburt mit dem Gerichte über die Götter des Aegypterlandes in so innige Verbindung gebracht? Durch die richtige Erfassung des Verhältnisses der Götter zu den ihnen geweihten Erstlingen ist auch diese Frage gelöst. In der Vernichtung der ihrer Obhut und ihrer Vorforge übergebenen Erftlinge ist die Ohnmacht der Beschüßer, nämlich der falschen ägyptischen Götter, gezeigt und so sie selbst vernichtet. Die Cananiten und Aegypter behielten fast durch alle Zeiten die Gewohnheit bei, ihre Kinder und vorzüglich die Erstgebornen, da in diesen gleichsam schon die ganze noch folgende Nachkommenschaft vorgebildet war, den Göttern und zumeist dem Moloch zu opfern. Bei der nahen örtlichen Verbindung, in der die Israeliten mit diesen Nationen lebten, konnte es nicht fehlen, daß sie durch das Beispiel derselben verleitet werden mochten, gleichfalls ihre Erstlinge nicht mehr dem wahren Gotte, sondern fremden Gößen zu opfern, und wir könnten in dieser Beziehung viele Stellen aus der Schrift anführen, wo dieses gesagt wird. Statt aller mögen hier nur folgende zwei stehen: „Und ließ fie unrein werden an ihren Opfern, daß fie alle Erstgeburt durch's Feuer verbrannten; damit Ich fie zerstörete, und sie lernen mußten, daß Ich der Herr sey."**) Und an einer anderen Stelle heißt es: Und verunreiniget euch an allen euern Gözen, welchen ihr euere Gaben opfert, und eure Kinder durch's Feuer verbrennet bis auf den heutigen Tag. ***)

Daß aber noch außer den Cananitern und Aegyptern auch andere heidnische Völker den Gößendienst Moloch's trieben und so ihre Kinder durch Verbrennung den höllischen Mächten übergaben, erhellt aus dem, was die Schrift von Sanherib, dem Könige von Affyrien, erzählt. „Und da er anbetete im Hause Nisroch, seines Gottes, schlugen ihn mit dem Schwerte Adramelech und Scharezer, seine

*) II. Mos. 12, 12. **) Ezechiel 20, 26. ***) Ebend. 20, 31.

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