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Weber die täglichen Verrichtungen und Gebete im Besonderen.

Verhalten eines Israeliten am Morgen.

Obschon der Talmud nach V. Mos. 6, 8 die Erklärung der israelitischen Gebräuche und Gebete mit denen des Abends beginnt, so werden wir doch hier in umgekehrter Ordnung zu Werke gehen und mit dem Verhalten eines Israeliten am Morgen anfangen, da wir glauben, es möchte so dem Leser leichter werden, sich in die Lage eines Juden zu versehen.

S. 6.

Vom Hände- Waschen.

Das erste Gesetz, welches ein Israelit, wenn er am Morgen aufgestanden ist, zu befolgen hat, ist das des Waschens der Hände und des Gesichtes. Nach der Ansicht der Talmudisten soll dieje Waschung erst unmittelbar vor den Gebeten am Morgen vorgenommen werden und nicht sogleich nach dem Aufstehen, deßwegen näms lich, weil man im Schlafe nicht selten die unreinen Theile des Körpers berührt, und mit diesen Händen es unschicklich und frevelhaft wäre, das Gebet zu verrichten. Wiewohl dieses Gesez an und für sich kein biblisches ist, so suchen es doch Talmud und Maimonides durch die Schrift zu begründen, und berufen sich deßhalb auf V. Mos. 17, 10 und 11, wo es also heißt: Was dich die Weisen lehren, das sollst du hören und davon nicht abweichen." Auch die Psalmen ents halten mehrere Stellen, die sich auf das Waschen der Hände beziehen.

Nach dem Werke Sohar und nach der Ansicht aller Cabbalisten ist das Waschen der Hände und des Gesichtes so strenge geboten, daß jener Israelite, der dieses Gesetz nicht erfüllt, sich des Todes schuldig macht, d. h. er tödtet durch Verunreinigung seine Seele. Vor der Waschung darf man nicht einmal das Gesicht und seine Kleider berühren mit den vérunreinigten Händen; deßgleichen ist es verboten, das zum Waschen bestimmte Wasser aus den Händen einer · Person zu empfangen, die sich noch nicht gewaschen hat. Dieses gilt

Mayer, Judenthum.

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jedoch nur dann, wenn der Darreichende ein Israelit ist; von einem Fremden darf man das Waschwasser empfangen. Die bösen Geister suchen nämlich nach der Meinung der Cabbalisten ihre Macht vorzüglich in heiligen Personen zu begründen und zu befestigen. Da aber Niemand heilig seyn kann, außer ein Israelit, so sind Fremde frei vom Einflusse böser Geister und so mag man auch aus ihren Händen das Waschwasser empfangen. Das Wasser, mit dem man sich gereiniget hat, muß an einem unreinen Orte ausgeschüttet werden, damit fein Mensch darauf treten möge, da sie dieses für äußerst gefährlich halten. Als Ursache des Gebotes, sich am Morgen Hände und Gesicht zu waschen, geben sie, abweichend von den Talmudisten, an, daß während der Nacht die unreinen Geister auf den Händen der Menschen ruheten. *)

Das Waschen muß in folgender Ordnung geschehen. Mit der rechten Hand empfängt man das Gefäß mit dem Wasser, und er greift es dann mit der linken. Mit dieser nun gießt man zuerst Waffer auf die rechte Hand, dann mit der rechten auf die linke, und so abwechselnd fort, bis im Ganzen sechsmal Waffer aufgegossen worden ist, nämlich dreimal auf die rechte Hand und eben so oft auf die linke. Nach der Meinung der Cabbalisten nämlich wird durch die rechte Hand die Liebe und Gnade, durch die linke die Strenge angedeutet. **) Dadurch aber, daß man zuerst mit der Rechten das Waffer empfängt, und damit auch die Waschung beendet, soll gleichfam der Sieg der Liebe über die Strenge dargestellt werden. ***) Auf die Beobachtung dieser Förmlichkeit sieht man daher so sorgfältig, daß, wenn Jemand in einem Flusse sich baden würde, dieses das Waschen der Hände und des Gesichtes nicht erseßt, da begreiflicher Weise die vorgeschriebene Formalität nicht eingehalten werden könnte, wiewohl nach den Talmudisten ein Bad die Stelle des einfachen Händewaschens vertreten kann. Wenn aber gar kein Wasser zu bekommen ist, soll man sich die Hände wenigstens mit Tüchern zu reinigen suchen, oder sie mit Sand, Gras 2c. abreiben. Nach dem Waschen muß folgendes Dankgebet verrichtet werden:

*) Man sehe über diesen Gegenstand Sohar I. Thl. Fol. 10, 53, 169, 184, 194. **) Diese Behauptung soll durch folgenden Vers im hohen Liede 2, 6 gerechtfertiget werden: Seine Linke (liegt) unter meinem Haupte, und seine

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Rechte herzet (umfaßt) mich.“'

***) Sohar L Thl. Fol. 198 und II. Thl. Fol. 194.

„Gelobt seyft Du, Jehova, unser Gott, König der Welt, der Du uns durch Deine Gebote geheiliget und uns befohlen hast, die Hände zu waschen. Gelobt seyst Du, Jehova, unser Gott, Du König der Welt, der Du den Menschen geschaffen haft mit Weisheit, und ihm viele Deffnungen und Höhlungen angeschaffen haft; vor dem Throne Deiner Herrlichkeit ist bekannt und offenbar, daß der Mensch unmöglich leben oder vor Dir bestehen könnte, wenn eine von diesen Höhlungen geöffnet, oder eine von diesen Oeffnungen verschlossen würde. Gelobt seyst Du, Jehova, Du Arzt alles Fleisches, der Du wunderbar wirkest."

Wie wir bereits bemerkten, enthält die Bibel keinen ausdrücklichen Befehl, sich am Morgen die Hände zu waschen; allein aus dem Umstande, daß dieses Gebot alle Israeliten ohne Ausnahme als ein göttliches anerkennen, darf man folgern, daß es sich auf eine uralte Sitte gründe, die bereits die Erzväter übten, und daß die Talmudisten nur eine bestimmte Norm festseßten, nach welcher die Waschung geschehen sollte. Faßt man die Sache von diesem Standpunkte auf, so fällt sowohl das Befremdende des im angeführten Gebete vorkommenden Ausdruckes der Du uns befohlen hast, die Hände zu waschen" weg, und auf der andern Seite wird auch die Meinung des Maimonides entkräftet, daß, weil die Israeliten insgesammt, nach der Lehre der Bibel, die Unterweisungen der Gelehrten hören und befolgen müssen, sie also auch das Gebot vom Händewaschen auf die Anordnung der Talmudisten hin allgemein angenommen und als ein göttliches betrachtet hätten.

Den Ausdruck „der Du den Menschen geschaffen haft mit Weisheit" erklären die alten Rabbinen dadurch, daß sie sagen, Gottes unendliche Weisheit habe bei der Schöpfung am meisten darin sich gezeigt, daß er den Menschen erst am sechsten Tage in's Leben gerufen habe, nachdem an den vorhergehenden fünf Tagen Alles geschaffen worden war, was er zur Erhaltung seines Daseyns bedurfte. Unter den Oeffnungen, von denen im Dankgebete die Rede ist, sind vorzüglich Mund, Nase, Ohren 2c. zu verstehen, und unter den Höhlungen Herz, Lungen 2c. Daß jene, welche dieses Gebet abfaßten, gerade auf diesen Umstand ein so großes Gewicht legten, werden wir erst verstehen, wenn wir wissen, womit der Talmud den Mens schen vergleicht. Die Talmudisten finden an einem gefüllten Wein

schlauche eine gewisse Aehnlichkeit mit dem Menschen. *) Wenn in den Schlauch nur eine kleine Deffnung gemacht wird, so entweicht fein Inhalt. Der Mensch lebt durch die Luft, und ohne dieselbe kann er nicht eristiren. Obschon nun der menschliche Körper so viele Deffnungen hat, entflieht doch sein Lebensprinzip, die Luft, nicht.

Das angeführte Dankgebet muß auch verrichtet werden bei Ents leerung natürlicher Bedürfnisse. Vor diesem Geschäfte aber, sagen die Talmudisten, muß der Israelite auch jedesmal die zwei Engel, welche ihn immer begleiten, um Verzeihung bitten und sie ersuchen, ihn an diesen Ort hin nicht zu begleiten, da er unrein ist. Da jedoch, nach ihrem eigenen Geständnisse, nur der ganz Fromme von Gott solcher Gnade gewürdiget wird, daß nämlich zwei Engel seine beständige Begleitung bilden, so ist es einem Jeden selbst überlassen, ob er an diese talmudistische Vorschrift halten will, oder nicht.

§. 7.
Die Zizith.

Erst wenn die Waschung in vorgeschriebener Weise vollendet ist, darf man sich ankleiden. In Betreff der Kleidung eines Ifraeliten werden wir bloß von der sogenannten Zizith sprechen, da ohnedieß in andern Stücken wenig Unterschied zwischen ihrer Art der Beklei dung und der anderer Völker ist. Ein jeder Israelite muß nämlich, mit Ausnahme der Weiber und Kinder, eine Art viereckigen Kleides anziehen Talith, an dessen Ecken je acht schafwollene Fäden befestiget find. IV. Mos. 15, 38. Nach dem Ausspruche der Bibel aber und der Erklärung des Talmud find nur jene verpflichtet, die Zizith zu tragen, die wirklich ein viereckiges Kleid, z. B. einen solchen Mantel, Rock 2. haben. **) Da man aber die Tragung der Zizith als etwas höchft Wohlthätiges betrachtete, so traf man allmählich die Einrichtung, daß ein Jeder ein Stück Tuch in viereckiger Form an seinem Leibe und an dessen Enden die Schaufäden tragen solle. Man durchlöchert nämlich die Spißen des Tuches, zieht durch

*) Commentar über Talm. Trakt. B'rachoth Fol. 60. Im großen Midrasch die Erklärung zu I. Mos. 1.

**) Talm. Trakt. Menachoth. Maimonides I. Thl. III. Abschn. §. 11 von der Zizith.

die rundausgeschnittenen Löcher an jedem Ecke vier Fäden, knüpft dann diese zusammen, und man hat so die acht Schaufäden. Die frommen Israeliten halten sich so fest an dieses Gesetz, daß sie, ob. schon sie bereits das beschriebene viereckige Tuch auf ihrem Leibe tragen, doch glauben, fie wären auch verpflichtet, an den vier Enden des Rockes die acht Fäden zu haben. Um aber von diesem Gewis fens - Scrupel sich zu befreien, knüpfen sie den Rock hinten zusammen, so daß er statt vier Epißen nur mehr zwei hat. Mit der Zizith angethan darf der Israelit sich an alle unreine Orte begeben, obschon es verboten ist, mit heiligen Dingen am Leibe solchen Orten sich zu nahen. Die Ursache dieser Befugniß liegt aber darin, daß die Zizich an und für sich kein heiliger Gegenstand ist, sondern nur etwas Heiliges, nämlich die Erregung frommer Gedanken bezwecken soll.

Bei der Bekleidung mit der Zizith ist Folgendes zu sprechen: „Gelobt seyft Du, Jehova, unser Goit, König der Welt, Du hast uns geheiliget durch deine Gebote, und uns befohlen, die Zizith zu tragen." Die Cabbalisten sprechen vor der Bekleidung mit dem vierzipfeligen Tuche folgendes Gebet: Wie ich meinen Körper einhülle in die Zi zith, so möge meine Seele und die 248 Glieder und 365 Adern eingehüllt werden in das Licht der Zizith, worin die Zahl 613 ents halten ist *), und so wie ich mich bedecke mit diesem Kleide (Talith) auf dieser Welt, so möge ich in der fünftigen bekleidet werden mit einem schönen Gewande **); und durch dieses Gebot möge Rettung erlangen mein Körper und meine Seele und mein Geist und mein Gebet vor den bösen Geistern, und möge es ausbreiten seine Ecken über sie und sie retten, wie ein Adler bewacht seinen Horst und schwebt über seinen Jungen." Amen.

Nach dem Einhüllen in den Gebetmantel- Talith wird Folgendes gesprochen: Wie köstlich ist Deine Huld, o Gott; und im Schatten Deiner Flügel sind die Menschenkinder gerettet. Denn bei

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die Zahl 605 und, wenn man die Fäden eines Zipfels der Zizith hinzu rechnet, so entsteht die Zahl 613. Alle vier Zipfel zusammen haben 32 Fäden, und diese bezeichnen die 32 Stufen der Weisheit.

**) Soh. III. Thl. Fol. 174 und 175.

Wer in dieses Kleid sich nicht auf

dieser Welt kleidet, dem wird in der künftigen ein schmugiges, unreines Gewand angezogen, und an diesem erkennen ihn die Engel, welche über die Hölle gesezt sind.

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