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Offenbarungen Gottes brachten. Niemals bedient sich daher einer der Propheten des Ausdruckes: 1, d. h. das hat Gott gespros chen, sondern nur immer des Wortes: 5, d. h. so hat Gott gesprochen. Aus dem Sinne dieses hebräischen Ausdruckes geht hervor, daß damit nichts anderes gesagt sey, als so ist der Wille Gottes." Die Worte aber, mit denen ihnen der Wille Gottes mitgetheilt worden war, konnten die Propheten nicht anführen, da sie dieselben nicht wußten; denn die Wahrheit, die ihnen mitgetheilt wurde, erschien ihnen, wie wir wissen, nur in Bildern, die ihr vom göttlichen Lichte erleuchteter Verstand auffassen und dem Volke versinnlichen sollte. Den ersten Strahl — die unmittelbare Mittheilung Gottes fahen sie nicht; diesen zu empfangen, d. h. mit Gott felbst, ohne Verzückung, zu sprechen, war nur Moses allein gewürdiget. Bei ihm ist daher Alles göttlich; nicht bloß der Sinn der gemachten Offenbarung, sondern auch ihre Form bis auf den geringsten Buchstaben. Warum ward aber nur Moses allein so großer Gnaden ge= würdiget? War er vielleicht heiliger als die übrigen Propheten? Wir wollen seine Heiligkeit nicht in Abrede stellen; allein nach den Thatsachen, wie sie in der Bibel enthalten sind, ist es unmöglich zu glauben, daß nur ein besonders heiliges Leben die Ursache dieser ausgezeichneten Begnadigung des Moses war. Überdieß findet sich auch in den fünf Büchern Mofis an mehreren Stellen der Ausdruck

, und neben diesem Umstande wissen wir, daß von dem Zeitpunkte an, da das Volk in der Wüste auszusterben begann, bis zum Ablaufe dieser Strafperiode des israelitischen Volkes Moses keine Offenbarung erhielt. War er aber so heilig, daß er deßhalb fähig war, mit Gott in unmittelbaren Verkehr zu treten, so mußte er dieses an allen Lagen und in jeder Stunde seyn, und eine Unterbrechung, die beinahe vierzig Jahre dauerte, konnte nicht eintreten.

Allein die Ursachen dieser Verhältnisse liegen in der Art der Offenbarungen, die Gott durch Moses dem Volke machen wollte. Die Offenbarungen betreffen entweder einzelne Personen, oder ganze Völker. Im leztern Falle können die Offenbarungen wiederum von zweierlei Art seyn; sie enthalten nämlich entweder bloß Ermahnungen, Drohungen von Strafen oder Verheißungen besonderen Lohnes 20., je nachdem die bereits gegebenen göttlichen Geseze befolgt oder nicht befolgt werden; oder Gott ertheilt in ihnen geradezu dem menschlichen Geschlechte oder einem gewissen Theile desselben bestimmte

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Gefeße, von denen nicht abgewichen und an denen nicht ein Strichlein geändert werden darf. Nach dem verschiedenen Inhalte einer Offens barung muß sich auch die Form verhalten, in der sie zum Menschen gelangen soll. Werden keine Geseze gegeben, sondern soll die zu machende Offenbarung nur Prophezeiungen, Ermahnungen 2c. ents halten, so ist durchaus nicht eine unmittelbare Mittheilung Gottes nöthig, d. h. der Prophet muß nicht gerade den ersten Strahl — Gott felber sehen; es genügt zur Sache, wenn ihm durch den zweiten Strahl oder durch einen noch späteren die Wahrheit mittelbar, durch Bilder 2c. vorgestellt wird. Das kann aber nicht statt finden, wenn allgemein verbindende Geseze gegeben werden sollen. Der Prophet, durch welchen Gott seine Geseße den Menschen mittheilen will, muß in diesem Falle die Offenbarung unmittelbar von Gott' selbst dem

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ersten Strahle empfangen. Bei Gefeßen können keine Visionen, keine Bilder gedacht werden, welche der Prophet dem Volke erst verfinnlichen und erklären soll; der göttliche Seher muß das zu gebende Gesetz in seinem tiefsten, eigenthümlichsten Verständnisse mit allen seinen Nebenbeziehungen und Anwendungen sehen, er muß davon ganz durchdrungen seyn. Deßwegen spricht Gott selber zu jenem, der an seiner Statt die Geseze verkündigen soll, und in dem Augenblicke, da er spricht, wird durch die Wirkung des Strahles der göttlichen Weisheit der menschliche Geist dieser Weisheit theilhaftig, und, von ihr beseelt und durchdrungen verkündet er genau so, wie er die Worte des Herrn vernahm, fie dem Volke.

Wo sich daher Moses des Ausdruckes bedient, ist nie von Gesezen die Rede, sondern nur von Befehlen und Drohungen ic. entweder an einzelne Personen, wie an Pharao 2c. oder an die ganze Nation. Sobald Moses aber irgend ein Gesez mitzutheilen hat, findet sich nur der bereits erwähnte Ausdruck 171 177, d. h. das hat Gott gesprochen. II. Mos. 11, 4, wo das Wort ♬ zum legten Male in den fünf Büchern Mosis sich findet, heißt es: „Ich will ungefähr um Mitternacht ausgehen." Gott hatte als der Allwissende und Unwandelbare nur sagen können: „Um Mitters nacht will ich ausgehen." Allein hier konnte Moses die Worte ändern, wenn nur der Inhalt derselbe blieb, da kein Geseß in denselben enthalten ist. Vom 12. Capitel desselben Buches an findet sich niemals mehr das Wort 7, da nun immer von Gesezen gehandelt wird.

Warum erhielt aber Moses während jener Zeit, da das sündige

Volf in der Wüste ausstarb, feine Offenbarung? Diese Frage ist leicht zu beantworten, wenn man bedenkt, daß Gott nichts ohne Ursache thun kann. Warum hätte er aber während jener Zeit dem Volke sich offenbaren sollen? Es mußte eine neue Generation zuvor da seyn, die empfänglicher wäre für das Wort des Herrn, als die alte, welche aussterben mußte. Das sah auch Moses ein und deß= halb bat er den Herrn um keine Offenbarung.

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Obschon Moses, wie wir bis jeßt sahen, der Gottheit näher stand als alle übrigen Propheten, so mußte doch auch er den Weg alles Fleisches wandeln, er starb, ohne das Land der Verheißung betreten zu haben. Nach dem aber, was wir von andern heiligen Männern wissen, von Elias *) und Henoch **), daß sie nämlich mit Leib und Seele zugleich in den Himmel aufgenommen wurden, möchte man meinen, dieses hätte um so mehr bei Moses der Fall seyn müfsen, und dennoch sagt die Bibel ***) ausdrücklich, daß er starb und begraben ward. Auch dieses geschah nur zum Beßten des israelitischen Volkes. Moses hatte an sich selbst soviel Wunderbares, — er war hundert und zwanzig Jahre alt, und seine Augen waren nicht dunkel geworden, und seine Kraft war nicht verfallen, hatte so große Wunder gewirkt, daß, wenn er am Ende auch noch bei lebendigem Körper in den Himmel wäre aufgenommen worden, die Ifraeliten leicht hätten zu dem Glauben verleitet werden können, er sey selbst ein höheres Wesen gewesen, vielleicht ein Engel, ja Gott selbst. Und was wäre auch verzeihlicher als dieser Glaube! Daß Gott dieses verhindern wollte, scheint auch daraus hervorzugehen, weil ausdrücklich bemerkt wird, daß Niemand sein Grab erfahren hat bis auf diesen Tag†). Hätten sie nämlich die Ruhestätte seiner irdischen Ueberreste gewußt, so würden sie ohne Zweifel denselben bes sondere Ehre erwiesen haben, und wie leicht hätte dieser Umstand ein so leichtsinniges und so schnell zu bethörendes Volk, wie die Israeliten sich immer zeigten, zur Abgötterei und zum Gögendienste verleiten können?

Moses sah, wie wir bemerkten, ein jedes Gesez in allen seinen

*) II. Kön. 2, 11. **) I. Mos. 5, 24.

***) V. Mos. 34, 5.

1) V. Mos. 34, 6.

Beziehungen, in seiner ganzen Bedeutung; deßhalb wußte er auch die Erklärung eines jeden. Eilf Monate vor seinem Tode schrieb er selbst noch alle Gescße auf, aber ihre Erklärung und die Ergänzungen übergab er (Tradition) mündlich den Aeltesten, d. h. den Weisen im Volke. Die Gesetzgebung war also vollendet, war ein durch und mit Moses abgeschlossenes Ganze, das unveränderlich bleiben sollte, bis Gott selbst nach Ablauf der Zeiten durch den Messias ein neues Gesez und eine neue Ordnung der Dinge würde verkünden lassen. *) Kein neuer Prophet sollte daher in Bezug auf neue Geseze gehört werden, denn ins Herz sind die Gebote einem Jeden geschrieben und der Mund der Weisen wird einen Jeden unterrichten in der heiligen Lehre“, nicht die Propheten, welches Wort in den berührten Stellen gar nicht vorkömmt. Einem Propheten also, der neue Geseze verkündet, durfte und darf nicht geglaubt werden, auch wenn er die größten Thaten wirken sollte. Die heiligen Bücher bemerken hierüber ausdrücklich, daß Gott das Auftreten solcher falscher Propheten nur deßhalb zulaffe, um des Volkes Standhaftigkeit und Ausdauer im Glauben an ihn zu prüfen. **) Ja, ein solcher Prophet sollte sogar mit dem Tode bestraft werden, wenn er das Volk zur Abläugnung des Glaubens und zur Betreibung des Gößendienstes zu verleis ten suchte. Versucht er aber in geringeren Dingen Aenderungen zu bewirken, z. B. in Geseßen, die die Feier des Sabbathes betreffen, so muß man darauf sehen, ob ein Gebot für immer außer Wirksamkeit treten, oder ob ein neues für alle Zukunft eingeführt werden, oder ob beides nur für eine bestimmte Zeit, durch den Drang der Umstände erfordert, gelten solle. Im ersten Falle darf durchaus nicht Folge geleistet werden, wenn nämlich ein Gesez für immer aufgehoben werden oder ein neues für alle Zeiten eingeführt werden soll; werden aber Aenderungen nur für einen gewissen Zeits punkt vorgenommen, nach dessen Ablauf sie wieder außer Wirksam keit treten, so muß der Verkündiger derselben der Prophet unter Androhung der Todesstrafe gehört werden. So opfert Elias auf dem Berge Carmel, und doch ist zu opfern außer dem Tempel zu Jerusalem strenge, nämlich mit der Strafe der Verschneidung der

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*) Man sehe hierüber folgende Stellen: V. Mos. 8-11. und V. Mos. 30, 11. u. f. w.

**) V. Mos. 13, 3 und 4.

Seele, verboten. *) Elisäus befiehlt gegen das ausdrückliche Verbot der Bibel **) den Israeliten, die Fruchtbäume der Midianiter auszureuten. ***) Aber auch dann muß der Prophet sogleich getödtet werden, wenn er zu Dingen räth, die der Verehrung und dem Dienste des wahren Gottes entgegen sind oder zum Gößendienste verleiten könnten, selbst wenn er sie bloß für einen kurzen Zeitraum eingeführt wissen wollte. Deßgleichen darf er dann nicht gehört werden, wenn er einem bereits bestehenden und durch die von Moses überlieferte Tradition hinlänglich erklärten Geseße eine andere Deutung unterschieben will.

Moses überlieferte, wie wir oben gesagt, die Erklärung dunkler Punkte in den von Gott dem Volke gegebenen Gesezen dem Jofua und den Aeltesten des Volkes, diese hinwiederum übergaben sie jenen, die nach ihnen kamen. So pflanzte die Tradition sich innerhalb einer gewiffen Menschenclasse in ihrer ursprünglichen Reinheit fort bis zur Zeit der großen Versammlung, d. h. bis zu jener Zeit, da die berühmten Weisen und Propheten lebten, wie Micha, Hesekiel 2c. Diese Gelehrten vereinigten sich, nicht um die Gefeße zu erklären, sondern um ein jedes gleichsam mit einem Zaune zu umgeben und so einerseits die Erfüllung derselben an gewisse äußere Förmlichkeiten zu binden, anderseits aber auch ihre Uebertretung zu erschweren. Allein gerade dieser Umstand gab damals bereits den Gelehrten Anlaß zu Streitigkeiten, die sich um so weiter verbreiteten, je mehr damals schon ein gewiffer Secten - Geist im Volke sich kundthat. Viel trug hiezu auch jene Sprachvermengung bei, welche durch die Gefangenschaft unter verschiedenen Völkern herbeigeführt ward, indem der eine syrisch, der andere chaldäisch und nur die Minderzahl die ursprüngliche alte hebräische Sprache verstand. Die Verwirrung hatte durch die Zerstreuung unter alle Völker nach der Zerstörung Jerusalems durch Titus und Vespasian den höchsten Grad erreicht. Diese Lage der Dinge bewog den gelehrten und frommen Rabbi Juda im zweiten Jahrhunderte der christlichen Zeitrechnung, die ganze Lehre, sowohl die von Moses überlieferte Tradition, als auch die Zusäße und Meinungen der verschiedenen Gelehrten, zu sammeln und seinen Glau

*) I. Könige 18. **) V. Mos. 20, 19. ***) II. Könige 3.

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