ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

bieterin gehabt hätte, würde er doch um Gottes willen ihre Befehle freudig erfüllt haben, nach der Vorschrift 1. Petri 12, 18: Ihr Knechte, seid unterthan mit aller Furcht den Herren, nicht allein den gütigen und gelinden, sondern auch den wunderlichen.“ „Die Vesper" in Str. 2, V. 2 bezeichnet, wie im Glockenlied (V. 272: „Ledig aller Pflicht, hört der Bursch die Vesper schlagen.") die Abendstunde, wo in katholischen Kirchen das Angelusläuten beginnt. Die Auslaffung des Pronomens am Anfange von V. 7 („Und meinte") ist ganz im Charakter der volksthümlichen Erzählung und kehrt im Gedichte mehrmals wieder. Den Ausdruck „seiner Pflicht zu fehlen“ hält Gözinger für entsprechend dem Luther'schen „des Weges fehlen“; ich glaube, daß Pflicht als Dativ aufzufassen und die Construction der französischen in manquer à son devoir nachgebildet ist, wie denn französirende Wendungen bei Schiller nicht selten sind. — In Str. 4 tft die Beziehung der abgekürzten Adjectivfäße „rasch zur That u. s. w. (V. 5 f.) auf den Dativ „Grafen“ mißfällig; auch stört es, daß „Rath" durch keine Flexionssylbe fich als Dativ kennzeichnet. Der Adverbialsaß in V. 7 („Alz einst vom Jagen heim sie kamen") hinkt allerdings etwas nach; aber solche kleine Nachlässigkeiten charakterisiren die Volkssprache. Ebenso verhält es sich mit dem Asyndeton des Schlußverses der Strophe. In Str. 6 ist vielleicht dem Dichter unbewußt eine schöne Alliteration der Lippenbuchstaben in V. 3 und 4 entstanden (werde, Weib, bau'n, beweglich, wie, Well), die das wellenartig Schwankende der Weibertugend darstellt. Ebenso ausdrucksvoll sind die sprachlichen Elemente in V. 5 (Leicht, locket, Schmeichlers, Mund). - In Str. 10 ist die Zusammenziehung der Säße in V. 2-4 mit dem Relativsak in V. 1 allerdings gegen die Regeln der Syntax, findet aber in dem volksthümlichen Ton der ganzen Sprache unsers Gedichts einige Entschuldigung. Göthe hat sich diese Verbindungsweise mehrfach

[ocr errors]

in Versen und in Prosa erlaubt. Befahren" (V. 8) kommt auch bei Logau, Opiz, Paul Flemming, Bodmer u. A. im Sinne von befürchten vor, auch noch an einer andern Stelle bei Schiller; s. Hoffmeister's Nachlese IV, S. 523: „Dasjenige in uns, was nicht Natur, was dem Naturgesek nicht unterworfen ist, hat von der Natur außer uns, als Macht betrachtet, nichts zu befahren. In Str. 14, V. 7 ist „schicken sich“ nach älterer Sprechweise für schicken sich an gebraucht; vgl. Luther (Richt. 20, 20): „Sie schickten sich zu streiten.“ Die Redeweise Der Herr, der spricht" in Str. 15, V. 5, die der volksthümlichen Ballade so geläufig und z. B. bei Uhland sehr gewöhnlich, wird sich bei Schiller kaum noch einmal nachweisen lassen. lassen. In Str. 17 ist der Ausdruck im Schlußverse wunderlich genug. Des Dichters Sinn war wohl nur: Denkst du im stillen Gebete reumüthig deiner Sünden und bittest um Vergebung derselben, so schließe auch mich in dieses reuige Gebet ein, daß auch mir der Segen dieses Gebets (oder vielleicht specieller aufgefaßt: der Segen des Meßopfers) zu Theil werde. In Str. 18, V. 5 ift von dem Glockenstrang" ein sehr müßiger Zusak zu „hellschlagend", und würde noch unschicklicher sein, wenn man ihn zu „tönt“ bezöge. Die leider eingedrungene Form „ladet" (V. 8) für lädt ist ebensowenig zu billigen, als das häufig vorkommende Imperfect ladete für Iud; Jean Paul hatte Recht, wenn er besonders den Dichtern darüber zu wachen empfahl, daß kein Zeitwort dem Bereich der starken Conjugation entzogen werde. Zum Sakramente," der H. Messe, die nicht bloß für den das Abendmahl genießenden Priester, sondern auch mittelbar für den geistig daran participirenden Hörer ein Sakrament genannt werden kann. In Str. 19 bezeichnet der Dichter noch bestimmter, als es in der Quelle gefchieht, die Ernte als die Zeit der Handlung, um die Abwesenheit aller Chorgehülfen schärfer zu motiviren und die

[ocr errors]

1

[ocr errors]

thätige Rolle des Messedieners an Fridolin übertragen zu können. So wünschenswerth hier ein retardirendes Moment war, so mißlich würde es gewesen sein, wenn durch die Schilderung der Messe Fridolin etwas in den Hintergrund getreten wäre. Nun aber bleibt er recht an der Spiße der Handlung, und wir werden es bei der Anmuthigkeit der Beschreibung kaum gewahr, daß wir so lange hingehalten werden. Beim Ankleiden des Priesters in Str. 20 hebt Schiller unter den Bekleidungsstücken nur die Stola, ein schmales Stück Seide, Goldstoff oder dgl., das der Priester über die Schultern hängt, und das Cingulum, den Gürtel, hervor, gewöhnlich eine weiße Schnur, womit der Priester das weite Untergewand, die Albe, aufgürtet, läßt aber die beiden Hauptstücke, die Albe selbst und die Kasel (das Oberkleid) unerwähnt. Der Ausdruck hängt dienend um" paßt nicht gut beim Cingulum. In Str. 22 befremdet V. 7 Und Alles kniet u. s. w.", da Str. 19 uns die Leere der Kirche geschildert hat, wie sie in der Erntezeit herkömmlich ist. Das Reinigen des Heiligthums in Str. 24 erscheint als eine zu weit getriebene Zögerung, wenn man darunter das Reinigen der Kirche versteht; Schiller hatte dabei wohl nur die Sakristei im Sinne. Die arglose Heiterkeit, womit Fridolin dann (V. 5 f.) den Eisenhütten zueilt, bildet einen ergreifenden Contrast zu dem schrecklichen Schicksal, das der Leser ihm noch bevorstehend denkt. Die Zahl zu füllen" (V. 7) läßt vorausseßen, daß er sich gleich Anfangs eine bestimmte Zahl Vaterunser für die Gräfin aufgegeben habe, zu welcher er in der Messe bei den Sakristangeschäften nicht hinreichende Zeit fand, es stimmen dazu nicht gut die vier Rosenkränze in Str. 27. In Str. 29, V. 7 f. sehen wir den Grafen von Fridolin's Unschuld vollkommen überzeugt; er fordert nicht etwa noch nähere Aufklärung wegen der Verse. Der Dichter hat wohlgethan, darüber wegzuspringen, da besonders gegen das Ende eines

Gedichtes das poetische Licht sich wie in einem Brennpunkt sammeln muß.

An Varianten bietet der Musenalmanach :

Str. 3, V. 8.

Str. 13, V. 1.

Str. 18, V. 4.

Str. 29, V. 1 ff.

Hing an den anmuthsvollen Zügen.

Und zwoen Knechten winket er,

Erreicht in schnellem (statt im schnellen) Lauf,
„Und Robert?" fällt der Graf ihm ein,

Wird glühend und wird blaß,

Sollt' er dir nicht begegnet sein?

Ich fandt' ihn doch die Straß'."

Schließlich folge noch Körner's, und gelegentlich auch Göthe's und Humboldt's Urtheil über unser Gedicht. Körner zählte es zu seinen Lieblingsstücken. Schiller sprach darüber in einem Briefe an ihn (vom 20. Oktober 1797) seine Freude aus und fügte hinzu: „Der Gang nach dem Eisenhammer ist für mich ein neues Genre gewesen, an das ich mich nicht ohne Furcht wagte; ich bin nun neugierig, was die zwei andern aus meinem kritischen Kleeblatt, Göthe und Humboldt, dazu meinen werden." Göthe urtheilte nicht minder günstig als Körner. „Den Almanach," schrieb er den 30. Oktober aus Lübingen, „haben wir erst hier erhalten und uns besonders über den Eisenhammer gefreut. Sie haben kaum etwas mit so glücklichem Humor gemacht, und die retardirende Messe ist von dem besten Effect." Humbolbt dagegen konnte, wie aus einem Briefe von Körner erhellt, „Fridolin's nordischer Frömmigkeit keinen Geschmack abgewinnen." Körner ließ sich aber dadurch nicht irren, und gab in einer ausführlichen Kritik des Almanachs folgendes Urtheil ab: „Der Gang nach dem Eisenhammer hat für mich einen besondern Reiz durch den Ton der christlich-katholisch-alt= deutschen Frömmigkeit, der mit allen seinen Eigenthümlichkeiten durch das Ganze der Erzählung gehalten ist. Von dieser Seite ist es ein treffliches Gegenstück zu Göthes indischer Legende.

Die Idee einer besondern göttlichen Vorsehung, die nur leise angedeutet ist, gibt diesem Gedichte etwas Herzliches, dem auch die hartnäckigste Starkgeisterei nur mit Mühe widersteht. Eine der schwersten Aufgaben war die Beschreibung der kirchlichen Gebräuche, wo das Ausmalen charakteristischer Züge so leicht dem Spott Blößen geben konnte. Und gleichwohl hast du nach meinem Urtheil Alles geleistet, was man fordern kann. Ich habe das Gedicht mehrmals vorgelesen wobei ich immer auch den leisesten Mißton am leichtesten wahrnehme und nie bin ich auf eine Zeile gestoßen, die mich aus der Stimmung gebracht hätte. Es bleibt mir immer eins der liebsten Produkte."

64. Der Graf von Habsburg.

[ocr errors]

1803.

Dieses Gedicht, unter Schiller's Balladen im engern Sinne die lezte, entstand in der ersten Hälfte des Jahrs 1803 und gehörte zu den poetischen Fabrikaten," die Schiller einem Briefe vom 24. Mai 1803 an Göthe beifügte. Sie ging aus den Vorstudien zum Tell hervor, wie der Kampf mit dem Drachen aus den Vorstudien für die Malteser entsprungen war. Als seine Quelle bezeichnet Schiller selbst in einer Anmerkung den Historiker Tschudi, der in seinem Chronicon Helveticum unter dem J. 1266 erzählt, wie Graf Rudolph von Habsburg mit dem Abt Berchtold von St. Gallen um Lehngüter in Streit war, und dann so fortfährt:

„Dero Zeit reit Graf Rudolf von Habsburg (harnach Künig) mit sinen Dienern uffs Weid-Werck gen Beißen und Jagen, und wie er in ein Ouw kam allein mit seinem Pferdt, hört er ein Schellen klingeln: Er reitet dem Geton nach durch

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »