ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub
[graphic]

Einleitung.

er tiefste unterscheidende Charakter der alten und der neuen Zeit liegt in der Auffassung von Gott und Welt. Denn das Wesentliche, Innerste des Einzelnen, des Volkes wie der Menschheit offenbart sich in dem lezten Ziele des Strevens, des Willens also der Liebe; es offenbart sich (um es kurz zu sagen) in der Frage nach dem höchsten Gute: nach Gott.

Das Gemeinsame der alten (vorchristlichen) Zeit erkennen wir darin, daß sie ihren Gott in der Welt allein suchte, daß die Welt ihr Gott wurde; bald als die schöpferische Natur, die Alles umschließende Kraft, das ewig sich erneuernde Leben des Weltalls; bald als die vollendete Form, als sinnliche Schönheit und Ebenmaß oder als Genuß der geistigen Schönheit: der Vernunft, des klaren in sich fertigen Gedankens, oder endlich als die Gemeinschaft des Rechts und der That im Staate.

In der Mitte der alten und neuen Zeit steht ein Volk, das seinen Gott nicht nur in der Welt, sondern über ihr weiß als Gesezgeber und Herrn in Strafe und Verheißung; dadurch wird es ein Vorbote der neuen Zeit. Zugleich aber gehört es von einer andern Seite noch der alten Zeit an, denn sein Wünschen und Hoffen wurzelt bei der Mehrzahl überwiegend in der Sichtbarkeit, im Vergänglichen der Welt, so daß sein Gott meist als äußere Sazung, noch nicht als Inbegriff aller Liebe erscheint. Die höchsten geistigen Vertreter, die Propheten und Dichter, und die gesammte Geschichte dieses Volkes — beide in innigem Zusammenhange weisen jedoch gerade um so dringender auf ein göttlich Großes und Neues der Zukunft hin. Nur wenn die alte Zeit sich völlig auslebte, wenn sie alle in ihr schlafenden Triebe bald sinnbildlich bald thatkräftig in die Wirklichkeit treten ließ nur dann konnte die große, unvergängliche Bedeutung aller dieser Richtungen, wie die im legten Grunde ungenügende und verführende Seite derselben in das helle Licht der Geschichte treten. Es mußte offenbar werden, daß alle Kraft und Fülle des sinnlichen Daseins, alle endliche Schönheit und Vernunft, alle politische Thatkraft und sittliche Geseßlichkeit für sich allein den un

-

[ocr errors]

vergänglichen Keim des Lebens noch nicht in sich tragen, daß sie auf die leßten und entscheidendsten Fragen die Antwort schuldig bleiben.

Der Wendepunkt alter und neuer Zeit trat ein, als der Mensch seinen Gott nicht mehr in der Welt, wohl aber seine Welt in Gott fand, und durch ihn; da ihm das Göttliche nicht mehr blos als Natur und Geist und Gesez erschien, sondern als Urquelle und Offenbarung der heiligsten Liebe, als das „,kündlich große Geheimniß" des in der Menschheit persönlich sich offenbarenden göttlichen Lebens.

Diese Offenbarung trat auf mit der Ankündigung: das Himmelreich ist nahe gefommen" ein neues Leben wollte sich der Menschheit erschließen, auf anderen Wegen sollte sie ihrem höchsten Ziele entgegengeführt werden. Dieser Weg wie jenes Ziel war Mensch, war Versönlichkeit und Geschichte geworden, göttliches Wort und göttliche That: der Heiland der Welt. Indem die ewige Liebe sich in menschlicher Beschränkung rettend zur Welt herabließ, erhob sie durch das größte und freieste Opfer die Menschheit wieder zu ihrer göttlichen Bestimmung.

Fassen wir den Ursprung des Christenthums vorzugsweise als Wort und That göttlicher Liebe, als die alle Zukunft umfassende Rettung und Erneuerung der Menschheit so sehen wir auch den wesentlichen Inhalt der gesammten neuen Geschichte in jenem großartigen Kampfe, welchen der christliche Geist gegen den selbstischen Sinn der Welt durchzukämpfen hat: in der Entwickelung des neuen in die Welt eingetretenen Lebens, das alle Kreise und Formen des Daseins umzuwandeln, zu durchdringen und zu beseelen strebt.

Der umgestaltende Geist der neuen Zeit trat anfangs in ungetheilter Kraft als überschwängliche Fülle höheren Lichtes und Lebens in die Geschichte ein: das war jener große und einzige Moment des Pfingstfestes, in welchem Vergangenheit und Zukunft sich verklärt durchdrangen. Eins in seiner Tiefe, mannigfaltig in seiner Offenbarung und Aneignung, erschien das neue göttliche Leben dem Gewissen als Versöhnung des heiligen Schöpfers mit dem fündigen Geschlechte, dem Herzen als Erlösung von der Zerrissenheit und Verunstaltung des Daseins, dem schlichten Kindessinne wie dem beschaulichen Tiefsinne als das Mysterium erbarmender, allgegenwärtiger Liebe. Wie es der Meister verheißen hatte: Es war der Weg gefunden, die Wahrheit und das Leben.

Das Leben mußte, der damaligen Weltgestaltung gegenüber, bei seinem ersten Auftreten sich in sich selber abschließen, als ein gesonderter Kreis, als von der Welt getrennte Gemeine; die ganze Kraft und Tiefe seiner Innerlichkeit sollte erst entfaltet werden, ehe es in die Mannigfaltigkeit der Zeitbewegungen eingehen durfte.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »