ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Inhaltes und durch die Wichtigkeit ihrer Folgen immer von neuem die Betrachtung auf sich ziehen.

Neben diesem universellen Gesichtspunkte tritt auch ein nationaler in den Vordergrund: Luther ist wie Wenige der Mann des deutschen Volkes geworden; in seinen Vorzügen wie in seinen Fehlern, in seinen großen Eigenschaften wie in den unerfreulichen spiegeln sich tiefwurzelnde Charakterzüge des deutschen Wesens; und vielleicht ist er in fast gleichem Maße als Träger wie als Schöpfer der geistigen und sittlichen Eigenthümlichkeit unsrer Nation in den vier lezten Jahrhunderten zu betrachten. In seiner Glaubenskraft, seiner Innigkeit und Gemüthstiefe, in der Kraft volksmäßiger Rede, in seinem Familiensinne, seiner seelenvollen Liebe zur Poesie, Musik und Natur in alle dem erkennt der deutsche Sinn sein innerstes Wesen in idealem Ausdrucke wieder. Luther ist daher ein Eigenthum seiner Nation; so wie er hat kein anderer Reformator sich mit dem Volksgemüthe verschmelzen können.

[ocr errors]

Denken wir unter den sonstigen großen Namen der deutschen Geschichte an die Reformatoren Melanchthon und Zwingli, an die sächsischen Kurfürsten Friedrich den weisen und Johann den beständigen, an Gustav Adolf und Friedrich den großen, unter den geistigen Größen an Klopstock und Lessing, an Hamann und Herder, an Göthe und Schiller; oder wenden wir uns zu den großen religiösen und reformatorischen Persönlichkeiten des vorigen Jahrhunderts: zu den Spener, Franke, Zinzendorf, Bengel und Lavater bei diesen Allen werden wir manchen Zug der Verwandtschaft mit Luther, wohl auch manchen Vorzug vor ihm entdecken; Keiner aber stellt uns den ganzen Luther dar. Den Einen fehlt der dichterische Schwung, der Reichthum und die Vielseitigkeit seiner Natur, Andern die Tiefe seines religiösen Lebens und seine Willens- und Charakter - Stärke; noch Andern fehlt die Macht seines Wortes oder die Empfänglichkeit der Zeitgenossen. Denn ohne diese drei Grundzüge seines Wesens wäre Luther nicht Luther gewesen: ohne seine Glaubenskraft, seine Geistes - Macht im Worte und seine Willens- und Thatkraft. Er verband und das eben ist das Außerordentliche in ihm mit dem großen innern Reichthume seines Geistes und Gemüthes und mit der seltenen Gabe der Mittheilung dieses geistigen Schages noch die unüberwindliche Macht ursprünglicher und schöpferischer Gesinnung sowohl in der Bekämpfung wie in der Gestaltung der äußeren Welt.

[ocr errors]

Endlich weist uns außer dem allgemein menschlichen und dem nationalen Gesichtspunkte ganz besonders das religiöse Interesse auf Luther und seine Zeit hin. Ein wahres Verständniß des Protestantismus, also auch ein Verständniß der Gegenwart (die ja großentheils durch jenen bedingt ist) halten wir geradezu für unmöglich ohne eindringende Erkenntniß des Mannes und der Zeit, aus denen der Protestantismus hervorgegangen. Wir müssen zu der Quelle zurückgehen, wenn wir bis auf den Grund des dort entsprungenen Stromes hinabblicken wollen. Was der Protestantismus ursprünglich war und sein wollte, das können wir nur dort erfahren; was er später geworden, das mag die Geschichte der neuern Zeit nachweisen und deuten.

Die Meisten denken, wenn sie Luther nennen, zuerst an seine religiöse Bedeutung; und allerdings ist diese eine unermeßliche. Er war das providentielle Organ einer neuen Epoche der irdischen Verwirklichung des Christenthums. Erst durch ihn griffen die reformatorischen Kräfte (zur Wiedergeburt der christlichen Welt in Erkenntniß und Leben) unüberwindlich in das innerste Schicksal Europas, in den unauflöslichen Zusammenhang der Geschichte ein. Als Stifter einer neuen religiösen Gemeinschaft, als das geistige Haupt einer besondern Confession ist Luther noch immer nicht in seiner höch ften bleibenden Bedeutung gefaßt er ist vielmehr der Reformator der christlichen Kirche (in allen ihren Confessionen) als der menschliche Begründer des Lutherthums. Es ist ein providentieller Zug in seinem Auftreten, daß ihn niemals die Ueberzeugung verließ: auf dem Grunde der wahren allgemeinen christlichen Kirche stehend, reiße er den Faden der organischen geschichtlichen Entwickelung nicht ab, nehme ihn vielmehr erst wieder auf, durch Aufgrabung der verschütteten lebendigen Quellen der Religion Chrifti. Indem er ihr edles ursprüngliches Bild von hierarchischer und naturalistischer Entstellung und Verhüllung zu reinigen suchte, arbeitete er im Dienste aller Confessionen und Parteien des Christenthums, im Dienste Aller, welche die Hoffnung nicht sinken lassen, daß nur die Wahrheit uns befreien, nur der überirdische Sinn des Gekreuzigten uns auf die Dauer vereinigen werde, während die menschlichen Parteiungen, die willkürlichen Schöpfungen des Stolzes und der Selbstsucht, in den Flammen göttlicher Weltgerichte, die nur der Blinde nicht sicht, untergehen.

Jene außerordentliche Einwirkung auf die religiöse Welt konnte Luther hervorbringen, weil in seinem Innern die ernsteste heißeste Arbeit vorausgegangen, weil (mit Einem Worte) seine innere Geschichte den Sieg des geistigen (Paulinischen) Christenthums über die veräußerlichte Sagung (den Judaismus) darstellt. Eben diese seine innere allmälige Befreiung wurde daher für unzählige Gemüther das Vorbild der eigenen religiösen Bildung; denn durch ihn erst lernten sie in den bedeutungsvollen Vorgängen seiner Entwickelung die schmerzensvolle Geburt und die stufenweise Entfaltung des freien christlichen Bewußtseins kennen.

Diesen Luther haben wir, in gedrängter Zusammenfassung dessen, was ihm in den Augen der Nachwelt eine unvergängliche Bedeutung geben muß, hier zu schildern gesucht: eine stets von neuem nothwendige und von neuem lohnende Arbeit, so oft und so einläßlich sie auch schon unternommen worden. Immer wird die deutsche evangelische Kirche, bei' jeder neuen Wendung ihres äußeren Geschickes und ihrer innern Entwickelung am liebsten wieder auf ihren ersten und größten Führer zurückblicken.

In der Gegenwart fehlt es nicht an Aufforderungen, uns wieder einmal recht lebendig in die Mitte jenes großen Zeitalters zu versezen, um dort an der Seite einer der tiefsten und gewaltigsten Persönlichkeiten aller Zeiten eine freie Höhe der Betrachtung zu gewinnen,

von wo aus die öden Steppen und die grünen Auen der Gegenwart sich leichter und ruhiger überschauen lassen. Denn in dem Einen Punkte wenigstens berührt sich unsere Zeit mit derjenigen Luthers auf das innigste: daß damals, wie jezt, die höchsten Fragen im Gebiete der Religion und der Gesellschaft zur Entscheidung vorlagen; daß damals, wie jezt, um die heiligsten Anliegen der Einzelnen wie der Nationen gekämpft, und daß im sechzehnten wie im neunzehnten Jahrhunderte das Loos über die Zukunft geworfen wurde.

Eben darum schien es ein im vollsten Sinne des Wortes zeitgemäßes Unternehmen: in der unruhigsten Gährung der Gegensätze dieses Jahrhunderts ein lebendiges Wort der Ueberzeugung zu sprechen, für diejenigen namentlich, denen es ein tiesinnerliches Bedürfniß ist, über die Fluthen der Zeit das Haupt frei zu erheben mit der Klarheit überschauender Gedanken, mit der Beseligung unerschütterlicher Ueberzeugungen. Sucht ja sonst auch je

des ernstere Gemüth in den Stunden, wo die Gegenwart erschüttert und die Zukunft dunkel umschleiert erscheint, die nöthige Klarheit in der stillen Einkehr in's Innere und im Rückblicke auf die bisherigen Führungen seines Lebens. Warum sollten wir für die Aufgabe und die Zukunft unsers Volkes und unsrer Kirche nicht an derselben Quelle Klarheit schöpfen wollen?

Vorwort.

Bildliche Darstellungen.

[blocks in formation]

Hauptbild: Luther schlägt die 95 Theses an.

Rechts: Die Wittenberger Studenten verbrennen Tezels Gegensäße.

17. Luther vor Cajetan. Luther verläßt Augsburg.

18. Die Leipziger Disputation Luthers mit Eck.

19. Luther verbrennt die päpstliche Bannbulle.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »