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Das Wort des Historikers will mit dem Bilde des Künstlers allerdings übereinstimmen; doch so, daß beide Darstellungen auch für sich allein ein selbständiges, durchaus verständliches Ganzes bilden. Demzufolge mußte meine Arbeit sich ausschließlich auf das Gebiet der Geschichtschreibung, nicht auf dasjenige der Geschichtsforschung im engeren Sinne, stellen

obwohl die gründliche Durchforschung der reichen vorhandenen Quellen sich von selbst verstand. An das Herz unserer Nation, ja eines jeden Gebildeten in der evangelischen Kirche aller Länder wünscht diese Schrift zu sprechen, wenn sie die großartige Gestalt des Reformators den beiden schroffsten Rückfällen unserer Zeit entgegenstellt: den hierarchischen und atheistischen Reactionen, sowie den schwächlichen Halbheiten zwischen inne. Keinem vorübergehenden Zwecke des Tages dienstbar, aus der Tiefe der Ueberzeugung, aus dem ruhigen Ernste umfassender Prüfung hervorgegangen, wendet sich dies Wort auch nur an offene, unbestochene Gemüther, an freie und unbefangene Ueberzeugungen. Im Vereine mit dem begabten Künstler, dessen Arbeiten hier vorliegen (wie einst dieselbe Kunst auch in Wittenberg durch Lucas Kranach bereitwillig in den Bund mit der neuen Kirche trat), schwebte mir die Aufgabe vor: in die Hände des evangelischen deutschen Volkes ein Buch zu legen, das in frischen Umrissen das Bild eines seiner größten geistigen Helden erein Buch, das der Familienvater im Kreise der Seinen lesen, das der studirende Jüngling auf die Hochschule mitnehmen, der Geistliche in der Stille seines heimischen Pfarrdorfes oder in den Colonien jenseit des Oceans durchdenken könnte, um auch in der Ferne an das Land seiner Väter und an die geschichtliche Heimath seines geistigen Lebens und Glaubens erinnert zu werden.

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Eine solche Hoffnung erschien mir groß und schön genug, um über die Ansicht derer ruhig hinwegzusehen, die dafür halten: es zieme dem Universitätslehrer ausschließlich nur eine mit allem Prunke der Gelehrsamkeit auftretende Arbeit. Mir genügt die Gewißheit, daß manche an Geist und

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Wissen hoch hervorragende Zeitgenossen meine Ueberzeugung theilen, es sei, wenn irgend etwas, doch wohl auch der Mühe werth: schlicht und anspruchslos für den ernsten gebildeten Theil unsrer Nation über die größten Tage der Geschichte, über die höchsten Anliegen der Menschheit zu schreiben. Eher hätte gerade diese Wichtigkeit der Aufgabe Zweifel und Bedenken in mir erwecken können: ob ich nicht zu weit hinter meinem Ziele zurück bleiben werde?

Es braucht kaum erwähnt zu werden, daß keineswegs beabsichtigt wird: hier wieder einen neuen Gößendienst aufzurichten, sei es nun mit dem Worte, dem Werke oder der Persönlichkeit Luthers. Die Zeit ist vorüber und wird wohl nicht wiederkehren, wo man ihn als den,,Engel mit dem Evangelium in der Apocalypse" glaubte preisen zu müssen, oder als einen zweiten Abraham, Moses, Samuel, Elias, Johannes und Paulus,“ ,,als einen Heiligen und Wunderthäter, als Sonne, Stern und Lichtträger."

Glücklicher Weise bleibt er noch groß genug, auch wenn man keinen seiner Fehler, keine seiner Schwächen verschweigt oder vertuscht; und wahr= lich, es stände den Freunden evangelischer Wahrheit und Freiheit schlecht an, den Helden des großartigsten Ueberzeugungsmuthes nicht ganz so sehen zu wollen, wie er war, in seiner Größe und in seiner Schwäche, in seiner unvergänglichen wie in seiner blos zeitlichen und beschränkten Bedeutung. Er wird uns bei einer solchen Betrachtungsweise wohl menschlich näher treten (eben weil wir Geschichte und nicht Romane schreiben wollen), aber ge= rade darum wird das wahrhaft Große in ihm und das Göttliche in seiner Führung nur um so unbefangener und freier erkannt werden. Auch der Tüchtigste unter den Zeitgenossen muß noch heute -wenn er sich strenge prüft an die größten Momente in Luthers Leben mit Ehrfurcht emporblicken; desto bereitwilliger mögen sich unreise, moderne Nachäffer mit ihm vergleichen, ja über ihn erheben lassen, deren ärmliche Gestalt dem Helden von Worms nicht an die Kniee reicht.

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denen

Unsern Brüdern in der katholischen Kirche gegenüber nämlich, die zuerst Christen und dann Katholiken sein wollen bin ich mir bewußt: jedes absichtlich kränkende Wort vermieden zu haben wie Gift. Mir graut vor Denen (in allen Confessionen) die durch zelotische Härte, durch Bitterkeit, Schmähung und Verdächtigung die Innigkeit ihrer Ueberzeugung von der Religion des Gefreuzigten bewähren wollen. Wenn Friedrich Schlegel seinen Glaubensgenossen den Rath gab, jeden ernsten Protestanten im Umgange als einen künftigen Katholiken anzusehen — so werden auch wir unserer Seits wohl daran thun, in jedem redlichen Ka= tholiken einen evangelischen Christen der Zukunft zu lieben und zu glauben. Dann würde von innen und ohne Zwang eine wahrhafte Union vorberei= tet, wie sie weder neuere noch ältere Vereinigungsversuche anzubahnen im Stande waren.

Schließlich bedarf es wohl keiner ausdrücklichen Versicherung, daß ich die neueren Arbeiten über Luther und die Reformation von Ranke, K. A. Menzel, Hagenbach, Marheinecke, Pfizer, Schenkel, Jürgens und vielen Anderen dankbar benutzt habe, jetzt aber für meine Auffassung und Darstellung im Ganzen überall zu den Quellen selbst zurückgehen mußte.

Berlin, 18. Februar 1847.

Heinrich Gelzer.

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Luthers Geburt. Nachts 11 Uhr, 10. November 1483.

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Her Künstler führt uns in Luthers Kinderjahre zurück, und zwar hier

in die erste Stunde derselben zu Eisleben. Das Kindlein ist ge= boren, und sein Vater bringt es im Gebete seinem Herrn und Schöpfer dar. Selbst wenn die Nachricht Conrad Schlüsselburgs: „Luthers Vater habe oft laut und inbrünstig vor dem Bette des Kindes gebetet, daß Gott der Herr diesem seinem Kinde die Gnade verleihen wolle, daß er auch sei= nes Namens (,,Luther" d. h. lauter, rein) eingedenk die Fortpflanzung der reinen Lehre befördern möchte" selbst wenn diese Nachricht (die dem Künstler wohl bei seiner Arbeit vorschwebte) unverbürgt und ungegründet sein sollte: so bürgt doch Alles, was wir von dem Vater wissen, da= für: seine erste Regung bei der Geburt des Sohnes sei keine andere gewesen, als die hier auf dem Bilde dargestellte.

Rechts an der Wand erblicken wir das Bild des heiligen Martin, welcher dem am St. Martinstage geborenen Knäblein den Namen gab; ,,welchen Laufnamen (sagt Johann Mathesius) er auch als ein wackerer ,,Streiter und Ritter des Herrn Christi sein Leben lang mit christlichen Eh,,ren behalten und geführet hat."

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