us der Klosterzelle tritt der fünfundzwanzigjährige Luther als Lehrer in den Hörsaal; die schwerste Zeit der Seelennoth ist überwunden; das innere Wort der Befreiung ringt nach seinem ersten stam= melnden Ausdrucke. An die neue Wittenberger Universität berufen (1508), hält er hier zuerst philosophische Vorlesungen (über Aristoteles), dann theologische (über die Psalmen und den Römerbrief). ,,Allda legt sich unser Bruder Martin auf die heilige Schrift, und fängt an in der Hohen-Schule zu disputiren wider die Sophisterei, so dieser Zeit allenthalben im Schwange ging." Unter den Zuhörern in der ersten Reihe erblicken wir den ersten Rector der Universität Dr. Pollich von Melrichstadt, Leibarzt des Kurfürsten Friedrich und bald auch Doctor der Theologie, von welchem Mathesius meldet: Doctor Mellerstadt, welcher dazumal ein lux mundi (Licht der ,,Welt), d. h. ein Doctor in der Arzenei, Juristerei und klösterlichen „Sophisterei war, konnte des Mönchs Beweise und Schlüsse auch über sei,,nem Tische nicht vergessen. Der Mönch sagte er oft, wie ich aus ,,seines Bruders Herrn Valten's Munde oftmals gehört habe der Mönch ,,wird alle Doctoren irre machen, und eine neue Lehre aufbringen und die ,,ganze römische Kirche reformiren. Denn er legt sich auf der Propheten ,,und Apostel Schriften und stehet auf Jesu Christi Wort; das kann Kei,,ner weder mit der Philosophie noch Sophisterei umstoßen und niederfech,,ten.“ Aus Pollichs Munde führt Luther selbst das Wort an: „Laß die Doctores Doctores sein; man muß nicht darauf hören, was die heilige Kirche sagt, sondern was die Schrift sagt.“ Zur Rechten Pollichs sizt Johann Staupiß, General - Vicar des Augustiner - Ordens, als solcher Luthers Vorgesezter, der ihn nach Wittenberg verpflanzt hatte. Ihm gab Luther viele Jahre später (1523) noch das Zeugniß:,,Durch Dich ist mir zuerst das Licht des Evangeliums aus der Dunkelheit in meinem Herzen aufgegangen.“ |