ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

eine Fülle von Gedanken anregend gewirkt und das Streben vom Standpunkt Schleiermacher's aus dem Schrift- und Kirchenglauben sich zu nähern, verdient Anerkennung, wenn es auch auf einem breiten Unionsstandpunkt stehen blieb. Gereifter sind Twesten's Vorlesungen, in denen ein starkes Verstandselement hervortritt, namentlich im zweiten Theile, der viel auf die altkirchliche Dogmatik zurückgeht.

§ 8.

Die Dogmatik der Gegenwart.

Ist Rückkehr zum positiven Christenthum in Sinn und Geist der Reformation der der dogmatischen Arbeit der Gegenwart gemeinsame Charakter, so liegt in der Natur eines sochen Strebens ein doppelter Standpunkt. Während die eine Richtung (vermittelnde Theologie) dogmatisch vertreten von Hase, Lange, Ebrard, Schenkel, den Kirchenglauben mit den Resultaten der modernen Wissenschaft vereinbaren will, will die andere (konfessionelle Theologie), dogmatisch vertreten von Martensen, Philippi, Thomasius, Theologie und Kirche auf das Bekenntniß der lutherischen Reformation gründen. Die praktische Scheidewand zwischen beiden Richtungen ist die Union, deren elastisches Kirchthum der vermittelnden Richtung große Rechte einräumt, ohne ihr viel Schranken anzulegen. Wenn Martensen den Uebergang zwischen beiden Richtungen vertritt, so hat Hofmann in seinem Schriftbeweise, welcher die Uebereinstimmung der Schrift mit einem aus dem Begriffe der Wiedergeburt entwickelten Lehrsystem darthun will, den biblischen Standpunkt der Bengel-Crufiusschen Richtung erneuert.

1.

Man wird die dogmatischen Werke der Gegenwart in keinen andern Gesammtbegriff zusammenfassen können als in den der Rückkehr vom Rationalen zum Positiven. Und auch auf dem Gebiete der bibli schen, geschichtlichen und praktischen Theologie wird sich dieser Charakter als durchschlagend ausweisen. Die Rückkehr aber der protestantischen Theologen vom Rationalen zum Positiven geht Hand in Hand mit der Erneuerung des religiösen Lebens in Deutschland, die wieder mit dem Umschwung des nationalen, sittlichen, wissenschaftlichen Lebens in

Kahnis, Dogmatil. I.

Deutschland zusammenhängt (Der innere Gang S. 172 ff.). Diese in Deutschland wenigstens gesund und organisch sich vollziehende Restauration fand ihren nächsten Ausdruck in einer vermittelnden Richtung, die neben dem Positiven das Rationale, neben dem Traditionellen das Zeitgemäße, neben der Schriftauktorität das Recht kritischer, philologischer, historischer Auslegung, neben dem Bekenntnisse die formalen und materialen Ergebnisse der neuern Wissenschaftlichkeit u.s.w. gewahrt wissen will und nach diesem vermittelnden Streben in dem Kirchthum der Union den entsprechendsten und zugleich dankbarsten Boden fand (Stahl, die lutherische Kirche und die Union S. 363 ff.). Auf dem Gebiete der Dogmatik legte sich einer Generation, auf die, um es persönlich auszudrücken, Schleiermacher und Hegel zugleich gewirkt hatten, eine Kombination beider Faktoren im Dienste einer tiefern Begründung des positiven Christenthums nahe. Diese vermittelnde Dogmatik berührt sich daher vielfach mit der über Hegel hinausgegangenen positiven Philosophie der Gegenwart (Fichte, Fischer, Weiße, Ulrici u.s.w.). In Rothe, dem zwar nicht glücklichsten, aber formal bedeutendsten Denker dieser Richtung, ist das, was er Theosophie nennt, nur eine Verbindung des religiösen Bewußtseins, wie es Schleiermacher lehrte, und einer ermäßigten Spekulation im Sinne Hegel's. In dem Wesen einer solchen mittleren Richtung liegt eine große Mannigfaltigkeit von Standpunkten, je nachdem das Rationale oder das Positive, das unmittelbare Bewußtsein oder die philosophische Vermittlung, das subjek tive, das biblische oder das kirchliche Element mehr hervortritt.

Dem Rationalismus am nächsten steht die Evangelische Dogma. tik von Hase (1826. 5. A. 1860.), deren Juhalt für einen weitern Kreis Desselben Gnosis (3 Bb. 1829.) darstellt. Von der Grundansicht aus, daß das Leben der Menschheit seiner Idee nach das Streben der Freiheit vom Endlichen zum Unendlichen sei, ein Streben, das mit dem Widerspruche behaftet sei, einen unfreien Anfangspunkt und ein unerreichbar Ziel zu haben, wird die Religion als Liebe des endlichen Menschen zu dem Unendlichen auf Grund jenes Strebens gedacht. Die Erfahrung aber zeigt, daß alle Menschen mit dem Gegentheil der Gottesliebe, mit der Selbstliebe, dem Quell aller Sünde, behaftet sind. Von der Frage nun, wie der sündhafte Mensch mit Gott in Einheit treten könne, hängt die Entscheidung über Supernaturalismus und Ra

tionalismus ab. Während der Supernaturalist lehrt, daß die Sünde den Menschen von Gott trennt, läßt der Rationalist diese Trennung in dem Grade verschwinden, als das göttliche Leben im Menschen über die Sünde siegt; während der Supernaturalist aus dem nicht endenden Zustand der Sündhaftigkeit, die vor uns selbst nicht vergeben werden könne, die Nothwendigkeit einer übernatürlichen Gnadenmittheilung ableitet, lehrt der Rationalist, daß Reue und Besserung den Menschen mit Gott versöhnen können; während der Supernaturalist alle natürliche Religion in die Sehnsucht nach Versöhnung ausgehen läßt, gibt sich der Rationalist im Glauben an die Alles überwindende Kraft der Freiheit dem Glauben an die Barmherzigkeit Gottes hin. Die Entscheidung fällt auf die Seite des Rationalismus. Der Antheil, den der Supernaturalismus an der Wahrheit hat, liegt in dem tiefen Gefühl von der Unnatur und Furchtbarkeit der Sünde und in der Verzichtleistung auf alles eigene Berdienst. „Aber er beruht auf der willkürlichen Annahme eines abgeschlossenen Zustandes der Sündhaftigkeit und der Lossagung von Gott, da vielmehr Sünde und Frömmigkeit im einzelnen Leben und in der Weltgeschichte mit einander streiten, so daß in einigen die Selbstsucht, in andern die Selbstliebe siegt und dem Leben ihr Gesez aufdrückt, und keine von beiden hienieden gänzlich unberührt von ihrem Gegentheil ist“ (S. 57 ff.). Vermag der Mensch durch das Streben seiner Freiheit in Liebe zu Gott zwar nicht die Sünden ungeschehen zu machen und den Keim des Bösen ganz in sich zu vertilgen, wohl aber sich der göttlichen Barmherzigkeit immer würdiger zu machen, so bleibt freilich für einen Sünderheiland so wenig Raum als für übernatürliche Gnadenwirkungen. Christus ist in höchster Potenz was alle Menschen annähernd werden sollen und sein Reich die Gemeinschaft aller in seinem Sinne nach Einheit mit Gott Strebenden auf breitester Grundlage. Muß diesem Theologen das Verdienst zuerkannt werden, mit gesundem historischen Sinn, maßvoller Kritik, fleißiger Ausbeutung der Forschungen Anderer und einem edlen Zug zum Idealen die Wissenschaft des Lebens Jesu den Händen des gemeinen Rationalismus entzogen und in ein höheres Gebiet übergepflanzt zu haben, so hat sich freilich in den Verhandlungen mit Baur gezeigt, wie wenig dieser positive Rationalismus in Wissenschaft und Leben Bürgschaft bietet, wo die Geschichte ein durchgreifendes Ja oder Nein fordert. Fassen wir zunächst die philo

sophische Basis der Dogmatik in's Auge, so hat Hase den von uns (Sächs. Kirchen- und Schulblatt 1859 S. 287) erhobenen Einspruch, daß das Princip der relativen Freiheit gesezt, nicht bewiesen sei, selbst nicht in Abrede stellen wollen (Prot. K.-Zeit. 1860. S. 396). Wollte man aber auch diesem Dogmatiker zugestehen was allerdings die meisten Systematiker sich erlaubt haben, so hätte jedenfalls das Wesen der Freiheit schärfer bestimmt, aus der Natur des menschlichen Geistes entwickelt und vor Allem als der nothwendige Grund eines unendlichen Strebens dargethan werden müssen. Denn wie mit der relativen Freiheit das Streben nach dem Unendlichen zusammenhängt, ist nirgends nachgewiesen. Bei näherer Betrachtung hat aber dieß Streben nach dem Unendlichen selbst etwas. Nebuloses. Seßt man aber für das Unendliche den Unendlichen, so ist doch ein unendliches Streben nach einem Unendlichen, welcher als Grund und Ziel seiner selbst in unerreichbarer Ferne steht, etwas Zielloses und eben deshalb Zweckloses. Die Kluft zwischen dem endlichen Menschen und dem unendlichen Gott soll die Liebe ausfüllen. Allein ehe der Mensch Gott lieben kann, muß er doch von ihm wissen. Die Konsequenz eines Systems, welches den Begriff Gottes dadurch gewinnt, daß es Grund und Ziel der relativen Freiheit als in Gott gegeben sezt, fordert auf Grund jenes unendlichen Strebens ein Bewußtsein von Gott, welches Hase unbedenklich Glaube nennen könnte, als Mittelglied zwischen jenem Streben und der Liebe zu Gott. Giebt nun Hase auch zu, daß die Sünde in allen Menschen das Verhältniß zu Gott gestört hat, so bedarf der Mensch doch keines Mittlers zwischen sich und Gott. Unser Verhältniß zu Christo ist also eigentlich ein nur historisches. Woher läßt sich vom Standpunkt dieses Systems aus beweisen, daß das Ideal des religiösen Lebens Wirklichkeit geworden sei? Christus ist der ideale Mensch, der ohne Sünde dem göttlichen Ziel der Menschheit in einem unerreichbaren Grade sich näherte: der göttliche Mensch. Wenn man aber die Allgemeinheit der Sünde nur als eine Thatsache der Erfahrung hinstellt, ohne den Grund in einer Trübung der menschlichen Natur zu finden, ist nicht abzusehen, warum nicht mehr als ein sündloser Mensch sollte auftreten können. Ist diese Möglichkeit nicht in Abrede zu stellen, so ist, da im Streben nach dem Unendlichen es ein Absolutes nicht giebt, auch denkbar, daß ein sündloser Mensch mit noch höhern Kräften als Christus auch ein höheres Ziel erreichte als dieser. Ein System aber, welches die

[ocr errors]

Kluft zwischen Unendlichem und Endlichem nur mit dem unendlichen d. h. endlosen Progreß der Freiheit ausfüllen kann, bringt es natürlich zu keinem Gottmenschen, zu dem der Mensch anbetend sagen könnte: Mein Herr und Gott (S. Luthardt's Schreiben an Dr. Hase in der Prot. K.-Zeit. 1860. S.611).

2.

In viel bestimmterer Beziehung zum Mittelpunkte des Christenthums steht P. Lange's in drei Werke zerfällte Dogmatik. Unter Dogma versteht Lange ein, geistiges Socialprincip“, unter den ächten Dogmen,,die idealen Lebensbilder des Menschen, in denen er Gottheit und Menschheit, Natur und Geist, Himmel und Erde, das Reich der Idee und der menschlichen Gesellschaft in Eins faßt“, so daß die „dogma tische Thätigkeit im Grunde die höchste, allgemeinste Thätigkeit, schlechthin das menschliche Thun par excellence ist“ (§ 2), ja „die ganze Weltgeschichte unter dem Gesichtspunkte einer einzigen großen Arbeit der Menschheit in ihrer dogmatischen Selbstbestimmung“ (§6) erscheint. Ist Dogma ein geistiges Socialprincip, dessen Zweck ist „das menschliche Leben als einen socialen Organismus darzustellen“ (§ 3), so ist es die Einheit in zwei polaren Momenten, einem idealen, sofern das Dogma Princip ist, und einem socialen, sofern das Dogma eben das sociale Leben regeln will (§4). Das christliche Dogma ist die ideale Zusammenfassung der alttestamentlichen und der klassischen Lebensentwidelung, dieser Entstehung gemäß in zwei Linien, das kirchliche und das politische Leben, sich besondernd, um sie beide zu durchdringen, so daß „die Idealität des Dogma ganz zum Lebensgefeß der Societät, dieses Lebensgesez ganz zur Idealität wird (§ 7). Das christliche Dogma ist demnach einmal das ideale Princip der Kirche, dann die ideal-sociale Lebensbestimmung des christlichen Staates (§ 9). Die Dogmatik beschäftigt sich indeß ausschließlich mit dem Dogma im erstern Sinne, d. h. „der christlichen Idee in ihrer kirchlichen Bestimmtheit, wie sie als solche Geltung hat in der christlichen Gemeinde oder wie sie zum Socialprincipe derselben geworden ist“ (§ 10). Die Wissenschaft nun vom christlichen Dogma, die Dogmatik, kann dieser Bestimmung gemäß drei Lebenstriebe haben: einen idealen, nach welchem sie in die Idee des Dogma sich versenkt, einen socialen, nach welchem sie das dogmatische Gesellschafts

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »