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wußtsein (Wiffen mit Ueberzeugung) von Gott auf Grund des Gefühls mit sittlicher Hingabe verbunden. Schon daraus, daß im Glauben Wissen, Wollen, Fühlen zusammenwirken, folgt, daß derselbe in keiner dieser Kräfte ausschließlich seinen Siß habe. Vielmehr ist der Glaube das mit dem Selbstbewußtsein unmittelbar gegebene Gottesbewußtsein. Wie das Selbstbewußtsein aus Thesis, Antithesis, Synthesis besteht und doch Einheit ist, so besteht auch der Glaube aus drei Momenten und ist doch unmittelbar einheitliches Bewußtsein. In jedem Menschen ist mit dem Selbstbewußtsein das Bewußtsein des Sittengesezes im Gewissen, das Bewußtsein von Gott im Glauben gegeben. Der Glaube also ist die Lebenswurzel, die Urgestalt aller Religion.

4.

Wie alles Geistesleben vom Selbstbewußtsein ausgeht, dieses aber ohne die Geistesfunktionen ein Grund ohne Haus, ein Centrum ohne Peripherie ist, so ist der Glaube wohl die Wurzel, aber nicht der ganze Baum der Religion. Der Glaube, welcher seinem dritten Momente nach Hingabe an Gott ist um Gott zu ergreifen (fiducia), ist nicht bloß der Grund aller Religion, sondern auch das Organ, mit welchem der Religiöse Gott ergreift. Ein Glaube, welcher es beim Ueberzeugtsein bewenden läßt ohne mit Gott in Verbindung treten zu wollen, gleicht einem Erben, welcher sich mit dem Testamente beruhigt, ohne das Erbe selbst zu nehmen. Das ist der bloße Wissensglaube, von dem Jakobus sagt, daß ihn auch die Dämonen haben und zittern (2, 19). Alles Glaubens Zweck ist die Gemeinschaft mit Gott. Das aber ist das Zweite in der Religion. Wie sich nun diese Gemeinschaft des Menschen mit Gott gestaltet, ergiebt sich aus dem Verhältnisse des menschlichen Geistes zu Gott. Der menschliche Geist ist endlich und fühlt, denkt, will endlich, aber er ist für ein unendlich Seliges, Wahres, Gutes, welches in Gott Realität ist. Soll nun der endliche Mensch in Gemeinschaft mit Gott treten, so kann wenn Gott das unendliche Leben ist dieß gar nicht anders geschehen, denn daß der Mensch sein endlich Leben verliert um das unendliche Leben in Gott zu gewinnen, sein endlich Leben opfert um in Gott die Fülle wahren Lebens zu finden. Alle Religion, welche Leben ist, ist wesentlich ein Bund des Menschen mit Gott, in welchem der Mensch Gott sein Leben hingiebt, um von Gott das wahre

Leben zu empfangen. Was dem Inder der Zustand der Auflösung in das Unendliche ist, dem Perser die Gemeinschaft mit dem Lichte, dem Griechen die schöne Darstellung der menschlichen Sittlichkeit (xaλoxayadía), dem Platoniker die korybantische Begeisterung, dem Neuplatoniker die Einswerdung mit Gott (ünλwors), das ist dem Christen der Geist Gottes, der, ein Geist der Wahrheit, des Guten, der Seligkeit, alle Kräfte der Menschen durchdringt und zum Höchsten erschließt. Wie die Gemeinschaft mit Gott das Ziel ist, auf welches alle Kräfte hinstreben, so muß sie auch in allen Kräften Gestalt gewinnen. In das Herz ziehen die Gefühle der Ehrfurcht, Liebe, Ergebung, um alle anderen Gefühle sich dienstbar zu machen. Die Erkenntniß des Frommen ergreift nicht nur Alles, was Gott offenbart hat, sondern strebt auch, da Gott die Wahrheit, Alles in Gott zu erkennen. Der Wille aber findet in Gott Anfang, Mitte und Ziel aller Sittlichkeit. Mit dem Bewußtsein aber der Einheit des Menschen mit Gott ist zugleich das Bewußtsein der Unsterblichkeit der Seele gegeben. Allenthalben verbindet sich mit dem Glauben der Völker an Gott die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tode, den Frommen zum Lohn, den Gottlosen zur Strafe, und selbst der Aberglaube, welcher unter allen Völkern das Grab umgiebt, ist nur ein Schatten, den das Licht dieser Hoffnung wirft. Psychologisch aber hängt mit dem Glauben an Gott die Hoffnung auf Fortleben nach dem Tode so zusammen, daß der Fromme das ewige Leben, welches ihm hienieden in der Gemeinschaft mit Gott wird, für die Weihe seiner Person zur ewigen Fortdauer in der Gemeinschaft mit Gott ansieht.

5.

Es giebt Lebensgestalten, wie Familie, Staat, Verkehrsbildung, die zwar in jedem Einzelnen einen Lebensgrund haben, ihrem Wesen nach aber nur in der Gemeinschaft zur Erscheinung kommen, während andere, wie Sittlichkeit, zwar nicht bestehen ohne Gemeinschaft, ihre tiefsten Wurzeln und ihre höchste Blüthe aber im Einzelnen haben. Die Religion ist nicht bloß Sache des Einzelnen, sondern auch der Gemeinschaft. Wo wahre Religion im Einzelnen ist, hat sie nach zwei Seiten eine innere Nöthigung zur Gemeinschaft. Einmal nämlich ist die Religion zwar in der Natur des Menschen begründet, bedarf aber der Erziehung, Bildung, Pflege. Wer in der Religion das Höchste seines Lebens gefun

den hat, den treibt ein priesterlicher Beruf das Seine zu thun, daß auch Andere zu diesem Heil gelangen. Das aber mag nicht sein ohne eine Stiftung, welche Ausbreitung dieses Glaubens, Unterweisung der künftigen Geschlechter, Pflege der Empfänglichen sich zur Aufgabe macht. Dann aber hat wer im lebendigen Glauben steht ein unabweisbar Bedürfniß seinen Glauben in der Gemeinschaft mit Andern zu bekennen um Andere zu stärken, Anderer Bekenntniß zu vernehmen um selbst gestärkt zu werden, in solcher Gemeinschaft aber wechselseitigen Gebens und Nehmens sich anbetend mit Gott zusammenzuschließen. Aus diesem zweifachen Bedürfnisse des Einzelnen erwächst das religiöse Gemeinleben. Dieses hat also zwei Ziele: einmal ist es Erziehungsanstalt zur Religion, zweitens der Ausdruck der religiösen Gemeinschaft. Soll es diese Ziele erreichen, so bedarf es wie jede Gemeinschaft, die Zwecke hat, der Organisation. Jede Religionsgemeinschaft muß Eintritt und Austritt, Rechte und Pflichten ihrer Glieder, das Verhältniß der Leitenden und Geleiteten, die die Zwecke der Gemeinschaft vollziehenden Funktionen (Aemter) geseglich regeln d. h. eine Verfassung haben. Was aber solch einen Organismus gründet, hält und trägt, ist ein gemeinsames religiöses Bewußtsein, ein gemeinsames Glaubensbekenntniß, eine gemeinsame Lehre von Gott und seinem Verhältnisse zur Menschheit. Keine Religionsgemeinschaft ohne Glaubensbetenntniß und Glaubenslehre. Wo aber diese ist, wird sie in Denen, welche die Gabe der Erkenntniß haben, zur Religionswissenschaft, zur Theologie werden. Ist das religiöse Bewußtsein des Einzelnen theils Weg, theils Frucht der Gemeinschaft mit Gott, so hat auch das Gemeindebewußtsein im Zusammenschluß der Gemeinde mit Gott, worin aller Kultus besteht, sowohl den Ausdruck wie den Quell des Lebens. Wenn die Gemeinschaft des Einzelnen mit Gott im Wissen, Wollen, Fühlen Gestalt gewinnt, so erzeugt auch die Gemeinschaft der Ge meinde mit Gott das Gemeindewissen d. h. Lehre, das geseßlich geordnete Gemeindewollen d. h. Verfassung und den das Gefühl zur Seligkeit erhebenden Zusammenschluß der Gemeinde mit Gott im Kultus.

Wie es Religionen, religiöse Richtungen und religiöse Entwickelungsphasen giebt, in denen das religiöse Gemeinleben so mächtig ist, daß es den Einzelnen nicht zur Selbständigkeit seiner persönlichen Religion kommen läßt, so giebt es wieder Religionen, religiöse Richtun

Rahnis, Dogmatit. I

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gen, religiöse Entwickelungsphasen, in denen die individuelle Religiöfität so mächtig ist, daß das Gemeinleben als ein kraftloses Außenwerk dasteht. So ist der Katholicismus dem Principe nach ein religiöses Gemeinleben, welches den Einzelnen nicht zu seinem religiösen Rechte kommen läßt, der Protestantismus dagegen so wesentlich individuelle Religiösität, daß er es schwer zu festen Gesellschaftsformen bringt. War es troßdem im 17. Jahrhundert dem Protestantismus gelungen ein starkes Kirchenthum zu erzeugen, so entzog sich seit den Zeiten des Pietismus durch das ganze 18. Jahrhundert die persönliche Religiösität in so steigendem Grade dem protestantischen Gemeinleben, daß dasselbe nothwendig mehr und mehr den Charakter einer Welt kraft- und geistloser Formen erhielt, die man, weil die Religion nun einmal eine objektive Seite habe, fortschleppen müsse. Wir haben oben gesehen (S. 52) wie Semler's Theologie sich um den Gegensaß von Privatreligion und öffentlicher Religion bewegte. Hat sich seitdem die persönliche Religion mehr und mehr den Ueberlieferungen der Kirche angeschlossen, so hat sich diese Restauration doch mehr in den höheren Kreisen des Geisteslebens vollzogen, während in den mittlern und niederen die absolute Freiheit der persönlichen Religion, worunter man notorisch oft Freiheit von der Religion versteht, noch immer das Schlagwort ist. Die unendliche Subjektivität der modernen Religiösität ist das Zerr bild der Wahrheit, daß die Religionsgemeinschaft hienieden wesent lich Erziehungsanstalt des Einzelnen ist, von einem den Einzelnen ganz hinnehmenden Reiche der vollendeten Gottesgemeinschaft aber nur ein Schattenbild.

§ 10.

Die Wahrheit der Religion.

Die organische Entwickelung des Wesens der Religion als einer Lebenserscheinung ist kein Beweis der Wahrheit derselben. Die Entscheidung hierüber fällt der Vernunft zu d. h. dem auf die Wahrheit gerichteten Erkenntnißvermögen. Auf dem Gebiete der Wissenschaft kann die Sache der Vernunft nur die Philosophie vertreten. Diese, die Wissenschaft des Seins, zerfällt in zwei Theile: Formalphilosophie und Materialphilosophie. Die Formalphilosophie (Metaphyfit, Logit, Wiss

senschaftslehre) erhebt sich im ontologischen Beweise zur Forderung einer der Kategorie des Absoluten entsprechenden absoluten Eristenz. Die Materialphilosophie (Naturphilosophie, Geistesphilosophie, philosophische Theologie) schließt im kosmologischen Beweise von der Welt, welche nicht Grund ihrer selbst ist, auf das Dasein eines absolnten Grundes der Welt. Die Welt zerfällt in Natur und Geist. Aus der Zweckmäßigkeit der Natur fordert der physikotheologische Beweis das Dasein eines unendlichen Verstandes, welcher die Welt zweckmäßig gebildet hat. Der subjektive Geist aber des Menschen weist auf einen absoluten Geist als sein Ziel (psychologisches Argument). Znsammengefaßt bieten also diese aus den einzelnen Sphären der Philosophie erwachsenen Beweise für das Dasein Gottes den Begriff eines absoluten Geistes, welcher Grund und Ziel der Welt ist. Somit beweist sich der Gegenstand des unmittelbaren Glaubens als Inhalt der Wahrheit.

Die Vernunft, welche aus ihrem Mittel die Idee von Gott als Grund und Ziel der Welt aufstellt, fordert unbhängig von ihr ein Verhältniß des Menschen zu Gott als Thatsache des Lebens. Das aber ist die Religion. Die Wirklichkeit der Religion bedarf der Vernunft um ihrer Wahrheit inne zu werden, die Wahrheit der Vernunft bedarf der Religion um Wirklichkeit zu sein. Glaube und Wissen fordern sich also ge= genseitig. Die Frage kann nur sein, ob die Religion die der Vernunft entsprechende Wirklichkeit des Verhältnisses des Menschen zu Gott ist. Das erste Moment der Religion, der Glaube, ist die allein mögliche Form, in der das Wissen von Gott als Leben bestehen kann. Das Wissen des Glaubens hat sein Ziel in der Lebensgemeinschaft des Einzelnen mit Gott, dem zweiten Moment der Religion. Besteht, wie die Vernunft fordert, eine Lebensgemeinschaft des Menschen mit Gott, so kann sie nach dem Begriffe des Verhältnisses des endlichen Geistes zum Unendlichen nicht anders sich vollziehen, denn daß der Mensch sein endliches Leben verlierend das unendliche, für welches er ist, in Golt findet. Endlich aber entspringt aus der Betrachtung der Sphären des objektiven Geistes, welche der leiblich-seelischen Individualität (Familie, Staat) und den Kräften des subjektiven Geistes (Wissenschaft, Recht, Kunst) entsprechen, die Forderung einer die Menschheit umschließenden Religionsgemeinschaft, welche in dem dritten Mo

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