ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

mente der Religion ihre Wirklichkeit hat. Sonach ist die Religion die dem Vernunftwissen entsprechende Wirklichkeit des Verhältnisses des Menschen zu Gott.

Die als unmittelbares Bewußtsein im Menschen gegebene, mit der Religion allenthalben verbundene Hoffnung der Unsterblichkeit hat historisch betrachtet das Zeugniß sowohl der positiven Religionen als der Natur- und Vernunftreligion für sich, im Wesen der menschlichen Persönlichkeit (pneumatologischer B.), in der von dieser Welt nicht erschöpften Entwickelungsfähigkeit der Geisteskräfte (teleologischer B.) und der hienieden nicht zur Erscheinung kommenden Harmonie von Tugend und Glück (moralischer B.) begründete anthropologische Prämissen und in den drei Momenten der Religion die Lebenspunkte, in die sie mit Nothwendigkeit einsett.

Ergiebt sich aus dem Dargelegten, daß Glaube und Wissen sich auf dem Gebiete der allgemeinen Religion gegenseitig fordern und berechtigen, so leuchtet unschwer ein, daß der Anspruch des Wissens den Glauben aus sich zu bestreiten auf einer Verwechselung des Glaubensinhaltes mit dem Glauben als der Lebenswurzel aller Religion beruht, während ein das Vernunftwissen ausschließendes Zurückgehen der Reflexion auf den unmittelbaren Glauben den Zusammenhang verkennt, in welchem der Glanbensinhalt mit dem wissenden Geiste steht.

1.

Wir haben gesehen, daß die neuere Philosophie und Theologie zwei Wege einschlug das Wesen der Religion zu bestimmen. Die Ge müthstheologie ging von der Religion aus, wie sie als Thatsache des Lebens in der Menschheit besteht. Dagegen wollte die von Kant ausgegangene neuere deutsche Philosophie und die ihr folgenden Theolo gen aus dem Begriffe Wesen und Wahrheit der Religion bestimmen. Gemäß dem Grundsage genetischer Darlegung sind wir im vorigen § von der Thatsache des religiösen Lebens ausgegangen. Es galt die Religion wie sie in der Menschheit lebt auf ihre Lebensgrundlage zurückzuführen. Wir fanden im Glauben die Wurzel, in der Gemeinschaft mit Gott den Stamm, in der Religionsgemeinschaft die in eine andere Welt hinüberragende Krone der Religion. Was sich nun als ein mit dem Wesen der Menschheit innig zusammenhängendes Leben ausgewiesen

hat, das hat ein starkes Zeichen der Wahrheit für sich. Allein die psychologische Erklärung einer Lebenserscheinung ist noch kein Beweis ihrer Wahrheit. Gar Vieles in der Menschheit läßt sich erklären, was sich nicht rechtfertigen läßt. Man wird ziemlich unter allen Völkern Glauben an Todtenerscheinungen, Magie u. s. w. finden. Es ist nicht schwer solchen Glauben psychologisch auf eine Wurzel der menschlichen Natur zurückzuführen. Ist solche psychologische Begründung ihre Rechtfertigung? Jedenfalls ist Religion das Verhältniß des Menschen zu Gott. Von diesem Gott weiß der Religiöse in Form des Glaubens. Daß aber ein intensiv sehr starker Glaube sich einen falschen Inhalt geben kann (Aberglaube), ist eine unbestreitbare Thatsache. Glaube ist eben ein Wissen aus subjektivem Grunde. Liegt also im Glauben als solchem nicht die Bürgschaft der Wahrheit, so ist der für die Wahrheit gemachte Mensch an das Organ der Wahrheit, die Vernunft, gewiesen. Hatte doch, wie wir sahen (S. 110), das Haupt der Gemüthstheologie, Schleiermacher, neben seinem theologischen Wissen von Gott ein philosophisches, von dem wir uns überzeugten, daß es von entscheidendem Einflusse gewesen ist. Und so war denn jene vermittelnde Richtung, welche mit dem unmittelbaren Bewußtsein das Recht philosophischer Begründung verbinden wollte (S. 114), wenigstens formal im Rechte.

Was Vernunft sei, darüber haben die Theologen welche nach der Vernunft sich benannten sehr unsicher geurtheilt (Hase, Streitschr. III. S.69 ff.). Bald versteht man unter Vernunft die Erkenntnißkraft überhaupt, bald das objektiv Gültige sowohl nach Inhalt als nach Form in allem menschlichen Denken (Logos), bald den Natursinn für Wahrheit, welcher sich an die herrschenden Ueberzeugungen eines Zeitalters hält, bald endlich das wissenschaftliche Vermögen Ideen zu erzeugen. Keine dieser Bestimmungen trifft das, was der Sprachgebrauch aller Zeiten unter Vernunft verstanden hat. Sie ist die Richtung des Erkenntnißvermögens auf das Wahre, oder das auf die Wahr. heit gerichtete Erkenntnißvermögen. Wenn eine Anzahl Phi. losophen die Vernunft das Vermögen des Absoluten oder der Principien und Ideen nannte, so war dieß eine dem Sprachgebrauch fremde Beschränkung. Man schreibt Vernunft den Männern des Lebens nicht min der zu als den Männern des Wissens. Ist die Vernunft bei jenen eine Mischung von natürlichem Wahrheitsssinn und einer Summe von Wahr.

heiten, die ihnen Bildung und Nachdenken zugeführt hat, so ist sie bei diesen die alle wissenschaftliche Erkenntniß leitende Richtung auf die Wahrheit. Man möchte sagen, daß die Vernunft das Gewissen des Erkennens, das Gewissen die Vernunft des Wollens sei. Ist die Vernunftregel alles Erkennens: Erkenne als allgemeines Jch, so die Gewissens, regel alles Wollens: Wolle als allgemeines Jch. Was nun insonderheit das Verhältniß der Vernunft zur Religion anbetrifft, so ist es eine Art geschichtlicher Nothwendigkeit, daß unter Bildungsvölkern von po sitiver Religion von Zeit zu Zeit ein Streben entsteht, zum Nichtmaße des positiven Glaubens die Summe von Wahrheiten zu machen, in welche ein Zeitalter seine Vernunft seßt. Zur Zeit des peloponesischen Krieges war der Rationalismus eines Sokrates, zur Zeit wo in Rom die Auguren sich einander lächelnd ansahen der Deismus eines Cicero im geschichtlichen Rechte, und wie die Sache der Wahrheit so der Wis senschaft. Innerhalb der christlichen Kirche hat der Christum für einen bloßen Menschen erklärende Unitarismus, der Arianismus, der Huma, nismus Ausgangs des Mittelalters, der Socinianismus, der englische, französische und deutsche Deismus den Charakter des Rationalismus. Der deutsche Rationalismus ist, wie wir sahen (S. 61), zu einer Zeit entstanden, wo das christliche Leben seine Macht über die Völker, die protestantische Kirchenlehre ihre Energie verloren hatte, und hat nicht ein dem Christenthum feindliches Lager aufgerichtet, sondern der Kirche sich angeschlossen. Wenn nun der deutsche Rationalismus der Vernunft das oberste Recht in Sachen des Glaubens zuschrieb, so verstand er unter Vernunft jenen Natursinn für Wahrheit, der nach dem Grundsage daß Klarheit der Maßstab der Wahrheit alle Lebensgestalten auf die Naturgrundlagen zurückführen wollte, in der That auf Verstandesabstraktionen zurückführte (Der innere Gang S.37 ff.). Da die Möglich. keit, daß der Glaube sich einen falschen Inhalt geben kann, eine so machtige Wirklichkeit in der Menschheit gefunden hat, Leben also und Auftorität in der Religion als solche keine Bürgschaft der Wahrheit sind— denn diese leisten alle positiven Religionen-so kann sich auch die christliche Religion dem Anspruch der Prüfung nicht entziehen, am wenigsten `innerhalb des auf Prüfung ruhenden Protestantismus in einer Zeit, die alle Lebensverhältnisse nach ihrer Vernunftlegitimation fragt. Allein wenn Niemand leugnen kann, daß die Vernunft den allgemeinen

Inhalt des Glaubens (Gottes Dasein, Wesen, Vorsehung, die Pflicht Gott durch Gehorsam zu verehren und die Hoffnung auf Unsterblichkeit) begründen kann und Wahrheiten in sich hegt, die keine Offenbarung aufheben kann, so folgt daraus so wenig das Recht der Vernunft die Religion aus sich zu bestimmen, als aus der Fähigkeit der Vernunft die Idee des Rechtes, des Staates, der Kunst aufzustellen die Herrschaft des Naturrechtes, der politische Doktrinalismus und die Kunstproduktion aus Reflexion gerechtfertigt werden kann. Wenn die Vernunft nun auch weiß, daß und was Gott ist, und wie der Mensch seiner Idee nach zu Gott sich verhalten soll, so kann doch wie der Mensch sich in Wirklichkeit zu Gott verhält, und was Gott diesem Verhalten gemäß thut, nicht die Vernunft, sondern nur die Erfahrung, nur die Geschichte wissen. Statt aber den Wegen Gottes in der Geschichte nachzugehen, hielt sich der Rationalismus gleich dem Manne im Evangelium, der sein Pfund vergrub, an die abstrakten Grundwahrheiten der Religion, welche er für das unveräußerliche Inventarium der Vernunft ansah. Aber die Vernunft, die Richtung unsers Erkenntnißvermögens auf die Wahrheit, hat, wie ja die Geschichte des menschlichen Geistes, insonderheit der Philosophie evident beweist, keinen Schaz fest ausgeprägter Wahr. heiten in ihrem Mittel. Wohl hat sich der Rationalismus nicht geirrt, wenn er den Glauben an einen persönlichen Gott, die Nothwendigkeit sittlicher Hingabe an ihn und die Hoffnung eines ewigen Lebens nach dem Tode für vernunftgemäß hielt. Aber die abnormen Resultate der neueren Philosophie seit Fichte, der mächtige Zug der Zeit zu Pantheismus, Materialismus, Nihilismus, dem der Rationalismus in seinem Ausläufer, dem Lichtfreundthum, selbst nicht widerstehen konnte, mußten ihm doch deutlich sagen, eine wie zerbrechliche Grundlage für die unwandelbaren religiösen Bedürfnisse der Menschheit die wandelbare Erkenntniß der Menschheit sei. In der Verwechselung des Bewußtseins des Aufklärungszeitalters mit der Vernunft liegt die Unwahrheit wie Unwissenschaftlichkeit des deutschen Rationalismus zugleich.

Es ist in abstracto möglich, wie wir oben zugestanden, daß der Nationalismus im Verhältnisse zu einer positiven Religion die Sache der Wahrheit und Wissenschaft ist. Aber den Beweis dafür leistet nicht das Princip des Rationalismus d. h. die Erhebung des Vernunftbewußtseins eines Zeitalters zur obersten Instanz der Wahrheit in Sachen

des Glaubens. Der Rationalismus, welcher das Normalprincip des Protestantismus, die Schrift, der Vernunftkritik unterwarf, mußte das was er Vernunft nannte selbst rechtfertigen. Das aber konnte doch nur dadurch geschehen, daß er aus dem Wesen der menschlichen Erkenntniß, kraft die religiösen Ideen mit Nothwendigkeit entwickelte und bewies. Die Resultate, welche in Kant's Kritik wissenschaftliches Recht hatten, standen in Wegscheider's Dogmatik unwissenschaftlich da, weil ohne philosophische Begründung (Hase, Streitschr. I. S. 37 ff.). Und so fand denn in Deutschland der gemeine Rationalismus auf dem Gebiete der Theologie in dem philosophischen Rationalismus den überlegenen Gegner, dem er weichen mußte.

2.

Das Bewußtsein der Menschheit von Wesen und Wahrheit des Seins vollzieht sich in einem auf alle Sphären des Daseins sich beziehenden Kreise von Sonderwissenschaften. Jede dieser Sonderwissen. schaften hat nur dadurch Anspruch auf den Namen Wissenschaft, daß sie einmal ihr Objekt nach den Gesezen wissenschaftlichen Verfahrens behandelt, zweitens den Punkt kennt, welchen ihr Objekt in dem System des Ganzen einnimmt. Somit fordern die Sonderwissenschaften eine allgemeine Wissenschaft, welche einmal die Geseze wissenschaftlichen Verfahrens entwickelt, zweitens systematische Darstellung der organischen Einheit alles Seins ist. Diese Wissenschaft der Wissenschaften ist die Philosophie, die wir einfach die Wissenschaft des Seins nennen. In dieser Bestimmung liegt zugleich ihre Gliederung in Formalphilosophie und Materialphilosophie: jene hat das Wissen, diese das Sein zum Objekt. Die Formalphilosophie zerfällt in Logik, Metaphysik und Wissenschaftslehre. Der innere Zusammenhang dieser Disciplinen ist dieser. Die Aufgabe der Formalphilosophie ist das for. male Wissen nach seinem Wesen und nach seinen Geseßen darzustellen. Wissen ist, wie wir sahen (S. 136), die Aufnahme des Seins in das denkende Bewußtsein. Somit hat die Formalphilosophie das formale Den. fen und die formale Aufnahme des Seins in dasselbe zu betrachten. Das formale Denken, welches wir als das Verfahren in Begriffen bezeichnet haben (S. 136), ist Gegenstand der Logik und Metaphysik. Die Logik ist die Wissenschaft von den Gesezen der Begriffsverbindung, die Meta

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »