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ein praktisches Bedürfniß: (Ego mihi conscius sum, non aliam ob causam unquam Tɛɛohoyŋzéva, nisi ut vitam emendarem: Corpus Ref. I. p. 722) im Bunde mit dem Streben seine Gabe der Auslegung in den Dienst der heiligen Schrift zu stellen. Melanchthon legte 1520 den Römerbrief aus, zu dem er von je einen besondern Zug gehabt hatte, im Bewußtsein, daß er der Kanon im Kanon sei. Epistola ad Romanos, quam ego puto universae scripturae velut indicem quendam xaì xavóva (Loci ed. Augusti p. 70). Dieser vorzugsweise lehrhafte Brief legte Melanchthon die Verpflichtung auf zum Verständnissse desselben seinen Zuhörern einen Umriß seiner Grundgedanken mitzutheilen. Anno superiore Paulinam epistolam, quae Romanis inscripta est, enarraturi communissimos rerum theologicarum locos adeoque illius epistolae farraginem ceu methodica ratione digessimus. Quae lucubratiuncula, cum in hoc tantum esset parata, ut Paulinae disputationis argumentum zai heyyov quam pinguissime iis indicaret, quos privatim docebamus: tamen nescio a quibus vulgari cepit, quorum mihi, quicunque tandem publicaverunt, studium magis quam judicium probatur, nempe quod ita scripsissem, ut sine Pauli epistola non satis intelligi posset, quid in toto opere secutus essem. Nunc quia mihi non est in manu, libellum, propemodum publici juris factum, premere: visum est recognoscere ac sub incudem revocare. So erzählt Melanchthon in der Vorrede zur ersten Ausgabe seiner Loci die Entstehung derselben. Diese von Melanchthon lucubratiuncula genannte Ausführung bot Kohl 1752 aus einer Handschrift Melanchthon's, nach ihm Strobel und Friedemann. Allein was diese geben ist gewiß nicht die in Rede stehende lucubratiuncula. Diese hat Bindseil Corpus Reform. t. XXI. p. 13-50 aus dem Hefte eines Zuhörers, welches die Gothaische Bibliothek bewahrt, zuerst herausgegeben. Aus dieser Skizze ging in dem Jahre, in welchem Luther vor Kaiser und Reich sein großes Bekenntniß ablegte, dieß Schriftbekenntniß hervor unter dem Titel: Loci communes rerum theologicarum seu hypotyposes theologicae. Auctore Philippo Melanchthone. Wittembergae. An. M. D. XXI. Der Name Loci communes, aus dem Sprachgebrauche der Alten entlehnt, besagt, daß hier die sicheren allgemeinen Grundwahrheiten der Theologie gegeben werden, im Gegensage zu den künstlichen Lehrgebäuden der Scholastiker

voll Menschenweisheit (Heppe, Dogmatik des deutschen Protestantismus im 16. Jahrh. I. S. 6 ff.). Es ist diese Schrift wesentlich ein Bekenntniß, wie sie Melanchthon auch in einem Briefe an Spalatin ausdrücklich nennt (C.R. I. p. 453). Es war ja in aller Ordnung, daß zu einer Zeit, wo die Reformation es zu einem Bekenntnisse noch nicht gebracht hatte, die Theologie zuerst den Bekenntnißgrund legen mußte. Und so ist denn auch die Darstellung fern von aller schulmäßigen Sprache, einfach, praktisch, kräftig, nicht selten kühn. Während das Bekenntniß der alten Kirche, an das Taufsymbol angeschlossen, die Lehre von der Dreieinig. keit und Menschwerdung Gottes in den Mittelpunkt stellt, ruht das reformatorische Bekenntniß auf der Ueberzeugung, daß der Schwerpunkt des Christenthums in der Aneignung des Heilswerkes Christi liege, im praktischen Christenthume. Proinde non est, cur multum operae ponamus in locis illis supremis de deo, de unitate, de trinitate dei, de mysterio creationis, de modo incarnationis Siquidem hoc

est Christum cognoscere, beneficia ejus cognoscere: non quod isti docent, ejus naturas, modos incarnationis contueri (p. 8 sq.). Melanchthon zählt zwar unter den rerum theologicarum capita auch die Lehren von Gott, Einheit Gottes, Dreieinigkeit, Schöpfung auf, führt aber diese Artikel nicht weiter aus. Nach dem Vorbilde des Römerbriefes geht er von dem Zustande des Verderbens im natürlichen Menschen aus, zeigt dann das Unvermögen des Geseßes die Sünde zu heben, um dem Evangelium den Weg zu bahnen, dessen Kern (p. 113. 149) der Glaube ist, welcher den Menschen gerecht macht ohne die Werke des Gesezes, sich aber thätig erzeigt in der Liebe und der Hoffnung in dem Maße als der neue Mensch im heiligen Geiste den alten überwindet. Auf dem Standpunkte des neutestamentlichen Glaubens ist das Gesez aufgehoben, die Sakramente aber, Zeichen der göttlichen Gnade, haben nur Kraft durch den Glauben. S. Gaß, Geschichte der protestantischen Dogmatik I. 25 ff., und Schwarz in den Stud. u. Kr.. 1855. H. 1. S. 75 ff.

Die erste Ausgabe ist eine große Seltenheit. Von der Hardt ließ sie in seiner Historia litt. ref. IV. p. 28 sq. wörtlich (selbst mit den Druckfehlern) abdrucken, aus welchem Abdruck Augusti's Jubelausgabe entstanden ist (1821), mit historisch-literarischen Abhandlungen auf Grund der überaus sorgfältigen Forschungen Strobel's (Versuch

einer Litterar-Geschichte von Ph. Mel. Locis theologicis, als dem ersten evangelischen Lehrbuche. Altorf u. Nürnb. 1776). Bindseil hat die erste Ausgabe selbst benugt (C. R. XXI. p. 62). Die Entwickelung nun, welche die erste Dogmatik unserer Kirche unter Melanchthon's Händen erfahren hat, zerfällt in drei Zeitalter: die Ausgaben auf Grund der Urgestalt von 1521, deren 17 sind, die Ausgaben auf Grund des Textes von 1535, deren 14 find, endlich die Ausgaben auf Grund des Textes von 1543, deren 34 find, abgesehen von den Sammlungen, in denen die Loci abgedruckt sind, und den Ueberseßungen. Bind seil giebt C. R. t. XXI. diesen dreifachen Text, t. XXII. die Uebersegungen, mit schäßenswerthen literarischen Einleitungen. Näheres b. Schwarz, Mel. Loci nach ihrer weitern Entwickelung (Stud. u. Kr. 1857. H. 2. S. 297 ff.).

2.

Die Kraft und die Schwäche der ersten Gestalt dieser Dogmatik liegt darin, daß sie Konfession ist. Nachdem es die deutsche Reformation zu einer Konfession gebracht, deren Redaktor und Apologet Melanchthon selbst war, durfte sich die Dogmatik nicht begnügen eine etwas eingeführtere Konfession zu sein. Sie mußte sich sagen, daß sie eine theologische Aufgabe zu lösen habe. Auf die Bedeutung aber einer strengeren theologischen Fassung der Glaubenslehren hatte das kirchliche Leben selbst hingewiesen. Die Kühnheit, mit welcher Melanchthon in den ersten Ausgaben nicht bloß über die Scholastiker, sondern auch über die Kirchenväter aburtheilt, erklärt sich einerseits aus der Kraft des Lebens, welche die Reformatoren aus dem Borne des Evangeliums tranken, andrerseits aber auch aus dem unentwickelten Zustande des reformatorischen Principes. Als die Reformation mit den Schwarmgeistern, den Humanisten und den Schweizern schwere Kämpfe zu bestehen hatte, da ergab sich, daß Dogmen, die nicht im unmittelbaren Zusammenhange - mit der Rechtfertigung aus dem Glauben standen, wie die Lehren vom Abendmahl und der Person Christi, doch bedeutend genug waren und daß zur Aufrechthaltung der evangelischen Lehre dialektische Vermittelung und geschichtliche Studien nöthig seien. Nachdem die Theologie dem Leben geleistet was es erheischte, behielt sie zwar das Bewußtsein, daß sie nur im Zusammenhange mit dem kirchlichen Leben gedeihe, erfannte aber auch, daß sie unabhängig von dem, was die Praxis for

derte, eine Aufgabe zu lösen habe. Und als dieß zum Bewußtsein gekommen war, fing man an nicht nur über die Väter und Scholastiker, sondern auch über die alte Philosophie anders zu urtheilen. Was die Ausgaben von 1535 an charakterisirt ist, abgesehen von den veränderten Lehren, die sie enthalten-worüber noch immer Galle, Vers. einer Charakteristik Mel. als Theologen (1841) das Gründlichste bietet die Aufnahme jener objektiven Dogmen nach der synthetischen Methode, eine geformtere Darstellung und geschichtliche Anbahnung. Man vergleiche die Zueignungsworte der ersten Ausgabe an Plettner mit denen der Ausgabe von 1535 an Heinrich VIII. (ed. Aug. 177). `

Nachdem Melanchthon die Glaubenslehre von den Anfängen einer bekenntnißmäßigen Darlegung der evangelischen Heilsgrundwahrheiten auf den Weg einer theologischen Entwickelung der von der Kirche bekannten Glaubenslehren fortgeleitet hatte, hatte er seine Aufgabe gelöst. Bei allem Reichthum seines Wissens und aller Feinheit seines Geistes war er den Lehrkämpfen, die in den leßten Theil seines Lebens fielen, nicht gewachsen, und mußte die Aufgabe dialektischer Durcharbeitung der Glaubenslehren und geschichtlicher Auseinanderseßung mit den Vätern und Scholastikern einem jüngeren, in seiner Schule gebildeten Geschlechte überlassen. An Melanchthon's Lehreigenthümlichkeit nach materieller und formeller Seite schließen sich die Vorlesungen Viktorin Strigel's über Jenes Loci, welche der Philippist Pezel herausgab (Loci theologici Strigelii —— labore et opere Chr. Pezelii. Neap. Nem. 1582–85. 4 voll.), eng an. Aber auch Denen, welche die philippistische Doktrin nicht theilten, war Melanchthon der Meister der Dogmatik, in dessen Fußtapfen sie wandelten. In höchster Pietät für Melanchthon sind die von einem Gehilfen Selnecker's aus dessen Schriften zusammengetragenen Institutiones christianae religionis p. I-III. Auctore N. Selneccer. Francof. ad M. 1563, worin zuerst Prolegomena auftreten, geschrieben.

Der größte Theologe der zweiten Generation des Reformationszeitalters, von Gott berufen in Melanchthons Schule zu lernen was Melanchthon selbst nicht mehr leisten konnte, der durch die Thür Melanchthon's gegangene Theologe der Concordienformel, ist Martin Chemniz. Als sein wissenschaftlicher Drang nach harten Kämpfen mit dem Leben durch Melanchthon's Vermittelung und er suchte in

Melanchthon damals weniger den Theologen als den Mann der Wissenschaft— auf der Königsberger Schloßbibliothek, die er verwaltete, in den verschiedenartigsten Wissensgebieten Weide gefunden (dem Herzog war Chemnig als Astrolog werth), da ward ihm die Theologie mehr und mehr die Wissenschaft der Wissenschaften und er las mit der ihm eigenen Gründlichkeit und Ausdauer die heiligen Schriften mit den tüchtigsten Erklärern, die Kirchenväter, die Schriften der Reformatoren. Als gründ licher Theologe kehrte er nach Wittenberg zurück (1553), wo er unter der Gunst Melanchthon's über dessen Loci las. Diese Vorlesungen seßte er in Braunschweig fort, wo er in's geistliche Amt getreten war. Diese Vorlesungen gab 1591 Polykarpus Leyser heraus unter dem Titel: Loci theologici rev. et cll. v. D. M. Chemnitii, quibus et loci comm. D. Ph. Melanchthonis perspicue explicantur et quasi chr. doctr. corpus eccl. dei sincere proponitur, editi nom. haeredum op. et stud. Polyc. Lyseri D., successoris ipsius. Francof. ad M. 1591 (1599. 1604. 1605. 1623. 1690). In diesen Vorlesungen fand der theologische Geist, in dem seit 1535 Melanchthon die Loci behandelt hatte, seinen bedeutendsten Ausdruck. Noch spricht sich das Bewußtsein, daß die Theologie Hand in Hand mit dem Leben gehen müsse, kraftvoll aus. Semper cogitandum est, filium dei non eam ob causam prodiisse ex arcana sede patris et revelasse doctrinam coelestem, ut seminaria spargeret disputationum, quibus ostentandi ingenit causa luderetur: sed potius ut homines de vera dei agnitione et omnibus iis, quae ad aeternam salutem consequendam necessaria sunt, erudirentur. Ideoque praecipua cura esse debet in singulis locis: quomodo et qua ratione doctrina tradita accomodanda et referenda sit ad usum in seriis exercitiis poenitentiae, fidei, obedientiae et invocationis. Vere enim dictum est theologiam magis consistere in affectu, quam in cognitione. Auf diese Worte verweisen wir die, welche in den Lehrkämpfen jener Zeit nur Wissensglauben und Leidenschaft walten sehen. Was diesen Vorlesungen — bei denen nicht zu vergessen ist, daß sie Vorlesungen sind, nicht vollendet, und aus dem ersten theologischen Stadium von Chemnitz - Bedeutung giebt, ist das klare Bewußtsein der wissenschaftlichen Aufgabe, welche die Dogmatik zu lösen hat. Die Dogmatik hat die Glaubenslehre in objektiv gültige Begriffe zu bringen und die so geformten

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