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des Geistes Gottes ist. Das aber leuchtet ein, daß wenn Gott in Allen, die mit ihm in lebendiger Gemeinschaft stehen, durch seinen Geist neue Erkenntniß wirkt, in diesem allgemeinen Verhältnisse die Möglichkeit gegeben ist, daß Gott Einzelnen in unmittelbarster Weise seinen Willen offenbart. Aber, wendet der Rationalismus ein, dann entstände ja unabhängig von der Vernunft noch ein Quell religiöser Erkenntniß. Nun haben wir gesehen, daß die Vernunft aus ihrem Mittel wohl ein Verhältniß des Menschen zu Gott fordern, nicht aber wissen kann, wie dieß Verhältniß sich im Leben gestaltet. In Dingen aber, welche die Vernunft nicht wissen kann, die Erfahrung zur Führerin, wählen ist nicht unvernünftig, sondern vernünftig. Die Erfahrung bietet tausend Erscheinungen, welche die Vernunft nicht versteht. Die Thatsache, daß der Mensch von Natur nicht in Gott, sondern im Ich sein Centrum hat, hört darum nicht auf Thatsache zu sein, weil sich die von dem Begriffe ausgehende Vernunft in dieselbe nicht findet. Kann die Vernunft diese rationale Thatsache nicht umstoßen, so hat sie auch kein Recht die dieser Thatsache correspondirende Offenbarung Gottes umzustoßen, wenn sie nur Thatsache ist. Eine Vernunft, welche in Dingen, die sie nicht aus sich wissen und bestimmen kann, lehren und nicht lernen will, ist in der That Unvernunft.

Die Nothwendigkeit der Offenbarung behaupten heißt ihre Realität aus dem Begriffe des religiösen Verhältnisses fordern. Dieses zerfiel uns in drei Momente: Glaube, Gemeinschaft mit Gott, Gemeinleben. Betrachten wir nun das erste, so kann der Glaube nur von Gott wissen, weil Gott es ihm offenbart hat (Röm. 1, 19). Nur weil es uns Gott eingepflanzt hat, haben wir ein unmittelbares Bewußtsein von ihm. Dieß unmittelbare Wissen von Gott reicht aber nicht aus zur religiösen Erkenntniß. Es bedarf der Vernunft, um über Gott, sein Weltverhältniß, Unsterblichkeit u. s. w. feste Erkenntniß zu haben, wie es Paulus in der angeführten Stelle auch ausführt. Wie es aber mit der Menschheit einmal bestellt ist, ist nur ein sehr kleiner Theil derselben im Stande seine Vernunft selbständig zu brauchen. Und wie abweichend die Resultate derer sind, welche über Gott und göttliche Dinge geforscht haben, beweist die Geschichte des menschlichen Geistes, insonderheit der Philosophie. Aber auch Viele, welche wahre und feste Gedanken über Gott haben, hat das Bedürfniß einer höhern Auktorität wenn nicht zur Of

fenbarung, doch zu einer Ahnung derselben gebracht. Wir finden bei den edelsten Weisen Griechenlands, bei Pythagoras, Sokrates, Plato, den Stoikern, besonders aber bei den Neuplatonikern einen Zug zur Offenbarung. Selbst ein Lucian wirft in jenem vernichtenden Gespräche über Philosophie den Gedanken hin, daß zur Entscheidung, was in den auseinander gehenden Systemen wahr sei, ein Schiedsmann ohne Fehl nöthig sei (Hermot. Opp. ed. Lehm. IV. p.92). Als Herbert von Cherbury seine Schrift über die Wahrheit im Unterschiede von der Offenbarung vollendet hatte, begehrte er von Gott zur Bestätigung derselben ein außerordentliches Zeichen, also doch eine Offenbarung, und glaubte sie in einem Donnerschlage bei heitrem Himmel empfangen zu haben (Der innere Gang S. 15 ff.). Und seitdem eine Philosophie, die keiner Offenbarung bedurfte, zur Herrschaft gekommen ist, haben wir mehr als einmal gesehen, daß die Jünger ihre Meister mit einem geheimnißvollen Nimbus umgeben haben, als wären sie die untrüglichen Mittler der Wahrheit. Gesezt auch, daß der religiöse Glaube keines anderen Inhaltes bedürfte als welche die Vernunft aus Natur und Menschheit ziehen könnte, so würde doch in der Unfähigkeit der Masse der Menschheit zu selbständigem Vernunftgebrauch, in der Zerbrechlichkeit des menschlichen Vernunftwissens, in dem Bedürfnisse endlich einer höhern Auktorität für das höchste Bewußtsein, welches auch der Denker auf den Jrrpfaden des Lebens und der Wissenschaft empfindet, die Nothwendigkeit einer besonderen, außerordentlichen, unmittelbaren Offenbarung lie gen. Dieß ist der Gesichtspunkt des formalen Supranaturalismus, welchen Locke (The reasonableness of christianity), Lessing (Die Erziehung des Menschengeschlechts), die rationalen Supranatura, listen (S. 76 ff.) geltend machten. Was aber der Glaube bedarf, kann nicht entschieden werden ohne auf das zu achten, was der Glaube ver mitteln soll, das Verhältniß zu Gott, in welches wir das zweite Moment der Religion sezten. Was die Vernunft aus ihrem Mittel wissen kann ist, wie dieß Verhältniß sein soll; wie es aber ist, kann nur die Erfahrung sagen. Diese nun sagt, daß alle Menschen, wie sie sind, nicht bloß Sünder find, was zufällig sein könnte, sondern von Natur einen Zug zur Sünde haben, dem sich Niemand zu entziehen vermag. Da nun alle Gemeinschaft mit Gott durch Hingabe des Menschen an den Willen Gottes bedingt ist (S. 177), so kann der Mensch, welcher nicht ist

wie er vor Gott sein soll, nicht aus der Vernunft wissen, wie sich Gott zu ihm verhalten will. Reinhard sagt in seinen Geständnissen: „Ich bedarf bei dem Verhältnisse, in welchem ich mit Gott stehe, eines Heilandes und Mittlers, und zwar eines solchen, dergleichen Christus ist. Bei der immerwährenden Aufmerksamkeit auf mein Herz und den wahren Zustand desselben habe ich nämlich nie begreifen können, wie man verwegen genug sein kann auf seine Tugend vor Gott zu trogen, oder nur kühn genug, sich, ohne eine ausdrückliche Versicherung von ihm selbst darüber zu haben, die Gnade Gottes und die Vergebung seiner Vergehungen zu versprechen. Mir ist der natürliche Zustand des menschlichen Herzens von Jugend auf so traurig und zerrüttet vorgekommen, ich habe das was man menschliche Tugend nennt bei mir und Anderen so äußerst mangelhaft, so tief unter Allem gefunden, was Gott von seinen vernünftigen Geschöpfen fordern kann und muß, daß ich keine Möglichkeit absehen konnte und noch immer keine absehen kann, wie der Sünder sich selbst und ohne eine besondere Veranstaltung und Hilfe Gottes in ein besseres Verhältniß mit Gott seßen und der Gnade Gottes würdig und gewiß werden kann. — — Bei dieser Beschaffenheit und Stimmung meines sittlichen Gefühls ist es zu meiner Beruhigung schlechterdings nöthig, eine eigene Erklärung Gottes zu haben, daß er den Sünder begnadigen könne und wolle, und eine Anstalt zu wissen, durch welche dieß auf eine Art geschieht, die Gottes vollkommen würdig und der moralischen Natur des Menschen angemessen ist.“ Nicht in dem Bedürfnisse nach außerordentlicher Belehrung über göttliche Dinge, die jenseits der menschlichen Vernunft liegen, sondern in der Sehnsucht des von Sünden gedrückten Gemüthes nach Versöhnung mit Gott liegt die materiale Nothwendigkeit, daß Gott uns einen Willen verkündigt, den keine Vernunft vorausseßen kann. Endlich erheischt das religiöse Gemeinleben, das dritte Moment der Religion, eine außerordentliche Offenbarung. Bis jezt hat die Vernunft sich unvermögend gezeigt ein religiöses Gemeinleben zu gründen, aus dem einfachen Grunde, weil sie keine festen Resultate hat, auf die sich die Lehren, die Verfassung, der Kultus einer religiösen Gemeinde gründen lassen. Alle positiven Religionen berufen sich auf Offenbarung. In dieser Thatsache liegt jedenfalls die Wahrheit, daß in der Natur einer positiven Religion ein Bedürfniß nach Of

fenbarung liegt. Der innere Grund dafür liegt nicht fern. Auf dem Boden der Religion ist Gegenstand des Glaubens (779) was wahr ist (rz), wahr aber was fest ist (128), fest aber was Gott offenbart hat, das Wort Gottes, welches bleibt wenn Himmel und Erde ver gehen (Jes. 40, 6.7. 1 Petr. 1, 24. 26. Mt. 24, 35). Kann keine positive Religion bestehen ohne Auktoritäten, sind aber auf dem Gebiete der Religion alle Auktoritäten nur Lehnsauktoritäten der absoluten Aukto rität Gottes, so folgt mit psychologischer Nothwendigkeit, daß alle positiven Religionen ihre Auktorität in göttlicher Offenbarung begründen. Daraus nun, daß alle Religionen sich auf Offenbarung berufen, folgert der Deismus, daß keine Religion Offenbarung habe. In der That gehören die Offenbarungen, auf welche sich die heidnischen Religionen berufen, entweder der Dichtung, oder der Schwärmerei, oder dem Betruge an. Aber die ungeheure Macht des Heidenthums in der Menschheit ist überhaupt das stärkste Zeugniß gegen das rationalistische Verstandesphantom von der Unverderbtheit der menschlichen Natur und der Allgemeinherrschaft der Vernunft. Der Rationalismus hat sich daher immer geflissentlich auf die drei monotheistischen Religionen: Judenthum, Christenthum, Muhamedanismus zurückgezogen. In Lessing's Nathan reichen sich ein Jude, ein Christ und ein Muha. medaner, unter denen der Christ offenbar der unreifste und bedenklichste Charakter ist, die Hand im gemeinsamen Unglauben an Offenbarung, im gemeinsamen Glauben an die Natur- und Vernunftreligion des Aufklärungszeitalters. Solche Juden und solche Christen mochten sich freilich so leicht verstehen wie Moses Mendelssohn und Lessing im Leben. Der wirkliche Muhamedaner aber bestreitet nicht, daß der Jude und der Christ Offenbarung hat. Der wirkliche Christ erkennt die Of fenbarung des Juden an. Der wirkliche Jude aber kann nicht anders als für göttlich wahr halten was der Christ und Muhamedaner mit ihm theilt. Alle drei Religionen fordern den Begriff der Offenbarung. Ob und wiefern nun diesen Religionen in Wahrheit Offenba rung zukommt, kann nicht ein abstraktes Raisonnement, sondern nur eine in's Wesen dieser Religionen eindringende Prüfung entscheiden. Was eine wahrhaft vernünftige Betrachtung von dieser Prüfung erwartet ist, daß das im Wesen der Religion begründete Bedürfniß nach einer unmittelbaren Offenbarung seine Erfüllung werde gefunden ha

ben. Daß nun das Christenthum die geoffenbarte Religion der Wahrheit sei, haben die Apologeten aller Jahrhunderte zu erweisen gesucht. Betrachten wir zunächst übersichtlich diese Vertheidigungsversuche.

2.

Man kann den vorkonstantinschen Zeitraum einfach den apologetischen nennen. In einer Zeit wo das Christenthum einen Kampf auf Leben und Tod zu bestehen hatte, mußte nothwendig die schriftstellerische Thätigkeit sich zur Aufgabe machen, Angriffe oder doch falsche Vorstellungen abzuweisen, den eigentlichen Charakter des Christenthums darzulegen, seine Wahrheit zu begründen, sein Recht im römischen Weltreiche zu beweisen. Die Vertheidigung des Christenthums war Sache der Noth. Die Schußschriften welche Aristides und Quadratus dem Kaifer Hadrianus (Eus. IV. 3.), Melito von Sardes (Eus. IV. 26.), Apollinaris von Hierapolis (Eus. IV. 27.), Justinus der Märtyrer und Athenagoras dem Kaiser Markus Aurelius übergaben, die Vertheidigungsschriften welche Tertullianus an römische Statthalter richtete (Apologeticus, Ad Scapulam) sind Nothschriften, welche auf die Gesinnung der römischen Gewalthaber einwirken wollen. Sie gehen daher zunächst defensiv zu Werke, widerlegen die stehenden Vorwürfe des Atheismus, der Unsittlichkeit, Staatsgefährlichkeit u. s. w., können aber nicht umhin zur Offensive überzugehen, indem sie die Nichtigkeit des heidnischen Glaubens und die Unhaltbarkeit der heidnischen Philosophie darthun. Wo es aber auch die Dringlichkeit des Momentes nicht gebot, war das Christenthum doch seiner Bedeutung als Religion göttlicher Offenbarung schuldig, den Schein der Wahrheit, mit dem sich seine Gegner umgaben, zu zerstören. Das größte apologetische Werk dieses Zeitraums, die acht Bücher des Origenes gegen Celsus, widerlegt den schriftlichen Angriff eines scharfsinnigen Platonikers (Aóyos áλydýc) aus dem Zeitalter Mark Aurel's, der zuerst vom Standpunkte eines Juden die Messianität Christi und dann vom Standpunkt seiner Philosophie die messianische Idee bestritten, also die beiden feindlichen Streitkräfte in sich vereint hatte. Ein Angriff, welcher mit der ganzen Macht heidnischen Menschenverstandes, weltmännischer Frivolität, philosophischer Anmaßung in das Centrum des christlichen Glaubens drang, nöthigte auch den alexandrinischen Kirchenlehrer aus seiner theologischen Sonderthümlichkeit herauszugehen, so gut und so weit er es vermochte, und

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