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wenn dem Einzelnen die Beschneidung die Weihe zum Eintritt in die Bundesfamilie ist, das Pascha die Weihe der Familien zum Volke ist - denn in anderer Form entstand und bestand das Volk nicht als in der Einheit von Familien - so verstehen wir, wie auch die heiligen Formen dieses Volksgeburtsfestes nur im Keime den späteren Volksfultus enthalten. Noch ist das Haus der Tempel, der Familienvater der Priester, die Thür der Altar, das Opfer sowohl Sühnopfer als Frie densopfer und Opfermahl, die Rettung ein Fest und das Fest eine Rettung. Wie aber der Einzelne alljährlich den Tag seiner Geburt festlich begehet, so soll auch in künftigen Zeiten das Volk alljährlich Pascha feiern zum Gedächtniß der Noth aus der es gerettet ward und zu immer erneuerter Zueignung der Rettungsthat Gottes in Opfer und Opfermahl. Dann fiel von selbst das Bestreichen der Thüren weg, die Lämmer wurden im Tempel geschlachtet und das Blut durch die Priester auf dem Altare Gott dargebracht. Das ungebrochene, ganz gebratene, ganz ver zehrte Paschalamm bedeutet wohl nicht die Einheit des Volkes (Bähr, Symbolik des mos. Kultus I. S. 635)-denn jede einzelne Familie hat ein besonderes Lamm- sondern soll ausdrücken, daß man dieß Lamm essen soll nicht um zu essen, sondern um anzueignen was Gott in demselben giebt. Es ist ein sakramentales Essen. Den Ernst dieses Essens sollen auch das ungesäuerte (von der Fäulniß egyptischen Genusses nicht berührte, reine und zugleich arme) Brot, die bittern Kräuter und die Reisehaltung ausdrücken.

Von diesem Anfang des Volkes bis zu seinem Eintritt in das Land der Verheißung geht ein ernster Weg durch die Wüste, in dem wir drei Stadien unterscheiden: Von Egypten bis zum Sinai, der Sinai, vom Sinai bis zu den Grenzen des gelobten Landes.

Von Egypten bis zum rothen Meere stand das neugeborne Volks leben noch im Bereiche der feindlichen Welt, aus der es sich losgerissen hatte. Aber sein Gott war mit ihm in der Wolke des Tages, in der Feuersäule des Nachts. Als daher Pharao mit seinem Heere dem Volke, welches zwischen Wüste und Meer nach menschlichem Auge hoffnungslos stand, nacheilte, ward durch ein gewaltiges Wunder das Meer für Jsrael der Weg der Rettung, für Pharao des Todes. Da sang Moses sein erhabenes Siegeslied (2 Mos. 15). Der sein Volk also gerettet hatte, konnte es auf dem Wege nach Sinai nicht dem Hunger und Durste, nicht den

feindlichen Völkern der Wüste preisgeben. Es war aber dieser Boden der Wüste eine heilsame Zuchtstätte für dieses Volk. Jedes natürliche Volk hat in seiner Natur seinem Lande, seinem Volksgciste, seiner Geschichte den Boden seiner Kraft. Dieses Volk aber sollte dadurch Volk Gottes werden, daß es von, in und zu Gott lebte. So mußte es denn in den Zucht- und Wanderjahren der Wüste erst Gottes werden, ehe ihm zufiel was andere Völker zu Völkern macht. Wenn den natürlichen Völkern die Natur zur Ruhestätte wird, in der sie so oft Gottes vergessen, ja zum Gott wird, so bot der Naturboden der Wüste keine Ruhestätte, sondern warf mit seinem Mangel und seinen Gefahren das Bolf immer wieder auf Gott hin, damit es lerne daß der Mensch nicht vom Brote allein lebt, sondern vom Worte Gottes. Israel lebte in der Wüste von Wundern. Vom Himmel fiel das Manna, den Felsen öffnete Mosis Stab, seine gottbewegten Hände lenkten die Schlacht. Nun war, wie Jethro Mosis Schwiegervater mit menschlichen Augen sah (18,19. 20.), die Zeit gekommen, da das Volk des Gesezes bedurfte.

In drei Handlungen vollzog sich der Bundesschluß auf Sinai. Zuerst (K.19) verkündigt Gott Mosen, daß er was er an dem Volke seit seinem Auszuge aus Egypten gethan vollenden wolle, indem er es mache zu seinem Eigenthum unter den Völkern, zu einem Königreiche von Priestern, zu einem heiligen Volke, wenn es seiner Stimme gehorchen und seinen Bund halten wolle. Durch die Aeltesten gelobt das Volk Annahme des Bundes in Gehorsam. Das Volk bereitet sich durch äußere und innere Reinigung auf das feierliche Herniederfahren Gottes auf Sinai vor. Ein Gehege scheidet das Volk vom Berge, dem Heiligthume Gottes. Und nun hebt am dritten Tage die zweite Handlung an, die Haupthandlung (K. 20). Jehova steigt unter Donner und Blig, mit starkem Posaunenton, in einer Wolke nieder auf den Berg, der wie ein Altar raucht und von der Majestät Gottes dröhnt. Dann verkündet Jehova das Grundgesez des Bundes, die zehn Gebote. Das Volk aber fürchtete sich vor Jehova und blieb ferne, während Moses, der Mittler zwischen Gott und Volk, dem Dunkel Gottes auf dem Berge sich nahte. Nachdem das Volk zur Verheißung des gnädigen, zur Forderung des heiligen Gottes sich bekannt hat, Beides durch Moses, erfolgt der Abschluß des Bundes (K. 24) — und das ist der dritte Aft — in Gestalt eines Bundesopfers. Am Fuße des Berges erbaute Moses ei

nen Altar, umstellt von zwölf Säulen. Nachdem Jünglinge Brand- und Dankopfer geschlachtet, sprengte Moses die eine Hälfte des Blutes an den Altar zum Zeichen der Hingabe an Gott, las das Gefeßbuch vor und nahm des Volkes Versprechen: Alles was Jehova geredet hat wolIn wir thun und gehorchen, entgegen, um dann die andere Hälfte des Blutes mit den Worten: Das ist das Blut des Bundes, welchen Jehova schließet mit euch über alle diese Gefeße, unter das Volk zu sprengen. Das Blut des Opfers, der Ausdruck des Gott und Volk vermittelnden reinen Lebens, sezt Gott und Volk in Bundesgemeinschaft. Und dieser Gemeinschaft Folge ist, daß die priesterlichen Repräsentanten des Volks, Moses, Aaron und dessen Söhne Nadab und Abihu und siebenzig Aelteste Gott schauten ohne zu sterben und vor ihm aßen und tranken. Moses aber, der Mittler vorzugsweise, steigt mit seinem Diener Josua auf den Berg, dort die Tafeln des Gesezes zu empfangen, während Aaron und Hur an seiner Statt das Volk leiten. Zwischen dem Bundesschlusse auf Sinai und dem Abfall des Volkes steht höchst bedeutsam die Geseßgebung über den Bau der Stiftshütte, das Priesterthum, die Feier des Sabbaths (25—31). Es war ja die Gefeßgebung auf Sinai selbst ein Kultusakt (3, 12. Pf. 68, 18.) und wie die Bundeslade im Allerheiligsten es ausspricht, sollte aller künftige Kultus sich auf der Grundlage des Gesezes bewegen. Und wenn aller Kultus auf Versöhnung des Menschen mit Gott hingeht, so trat gerade in dieser Zeit die Nothwendigkeit der Sühne in stärkster Weise hervor. Gegen das Grundgebot des sinaitischen Bundes ließ sich das Volk von Aaron ein goldnes Kalb machen, angeblich ein Bild Jehova's, welches es in heidnischer Ausgelassenheit verehrte. Zwischen Gott, der mit der Vernichtung des Volkes droht, und dem tiefgefallenen Volke tritt nun Moses als Mittler ein, von Gott Gnade erflehend, unter dem Volk aber mit den Leviten, deren einst unlautrer Eifer (1 Mos. 34.) jezt zum Eifer für Gott sich verklärte, mit dem Schwerte die Gerechtigkeit Gottes vertretend, bis er erreicht, daß Gott seine unmittelbare Gegenwart dem Volke ferner verheißt, dem Mittler aber seine Herrlichkeit unter Worten, die seine Gnade verkünden, offenbart.

4.

Der patriarchalische Bund war ein Bund mit Einzelnen, freilich sofern sie die Stammväter eines Volkes waren. Der Bund auf Sinai

ist der Bund Gottes mit einem Volfe. Gott will dieß Volk, das er wunderbar sich bereitet hat, zu seinem, zu einem priesterlichen, zu einem hei ligen Volke machen. Dieß ist ein Akt der Gnade, aber bedingt durch die Annahme, durch den Gehorsam des Volkes. Gott kann aus diesem Volk nur ein Volk Gottes machen, wenn es durch Annahme der Bedingunz d.h. des Gesezes sich dazu machen läßt. Die von Gott auf Sinai selbst dem Volke verkündeten, zweimal auf steinerne Tafeln geschriebenen, im Geseze zweimal aufgezeichneten (2 Mos. 20. 5 Mos. 5.) im Allerheiligsten bewahrten Zehn Gebote sind das Grundgeseß. Wie diese Gebote, von denen wir nur wissen, daß ihrer zehn waren (2 Mos. 34, 28. 5 Mos. 4, 13. 10,4.), entsprechend der Bedeutung dieser Zahl (Vollständigkeit), auf beide Tafeln vertheilt waren, ist eine alte Streitfrage. In keinem Falle sind, wie das spätere Judenthum es ansieht, neuerdings Knobel (Ex. S. 195 ff.) wieder aufstellt, die Worte: Ich bin Jehova, dein Gott, der dich aus Egypten geführt hat, als ein Gebot anzusehen. Diese Worte sprechen den Grundgedanken der Zehn Gebote aus: Weil ich, der allein wahre Gott, mich zu euch als meinem Volke verhalte, sollt ihr euch auch zu mir als dem allein wahren Gotte verhalten. Das gesezmäßige Verhalten zu Gott aber bezieht sich theils auf Gott selbst, theils auf die Glieder des Reiches Gottes. Daß nun die eine Tafel die Pflichten gegen Gott, die andere die Pflichten gegen den Nächsten enthalten habe, legt sich zu nahe als daß man es hätte verkennen können. Während Philo, Josephus, namhafte Väter wie Jrenäus, Ori. genes und Hieronymus, die griechische und die reformirte Kirche, die Socinianer, neuerdings Geffken (Ueber die verschiedene Eintheilung des Dekalogs 1838), Bertheau (Die sieben Gruppen mos. Ges. 1840), Züllig (Stud. u. Kr. 1847. S. 47 ff.), Schulz (Rudelb.-Guer. Ztschr. 1858.1. H. Deuteronom. S. 250 ff.) auf jede von beiden Tafeln fünf Gebote sezen: Keine andern Götter-fein Bild noch Gleichnißkeinen Mißbrauch des Namens Gottes - Heiligung des Sabbaths Ehrerbietung gegen die Eltern (als Repräsentanten Gottes) auf die erste; Verbot des Tödtens — Ehebruchs- Stehlens- falschen Zeugnisses- Begehrens des Hauses, Weibes, Knechtes u. s. w. des Nächsten auf die zweite: nimmt die durch August in in's Abendland gekommene, neuerdings durch Sonntag (Stud. u. Kr. 1837. S. 253 ff.) und Kurß (G.d. A. B. II. S. 283 ff. und Kliefoth - Mejer Ztschr. 1858. IV. V. u. VI.)

vertretene Ansicht auf der ersten Tafel drei Gebote (indem sie das Verbot anderer Götter und der Bilder in ein Gebot zusammenzieht), auf der zweiten sieben (indem sie das Begehren des Hauses und des Weibes 2. in zwei Gebote zerlegt) an. Wir können uns nur der legteren Meinung anschließen. Wird man von vornherein nicht leugnen können, daß dem Verhalten gegen Gott die Dreizahl der Gebote am besten entspricht, als die Zahl Gottes, so wird man bei näherer Betrachtung sich sagen müssen, daß die das Verbot anderer Götter und der Bilder zusammenfassenden Worte: Du sollst sie nicht anbeten u. s. w. für die Einheit beider Verbote sprechen (Knobel S. 204), während die Aufnahme des Gebotes von den Eltern in die Tafel der Pflichten gegen Gott auf ei ner künstlichen und nicht im Geiste des alten Bundes gemachten Verknüpfung ruht. Auf den Einspruch, daß das Begehren des fremden Hauses von dem Begehren des fremden Weibes sich sachlich schwer trennen lasse, unterstüßt durch die umgekehrte Ordnung beider Verbote im Deuteronomium, ist zu antworten, daß der Nachdruck, der auf dem Begehren liegt, ein zweifaches Verbot eben so sehr rechtfertigt als eine Umstellung des Objektes erklärt. Die Summe beider Tafeln hat Christus in die getrennten Worte des Geseßes: Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüthe (5 Mos.6,5. 10, 12.) und deinen Nächsten als dich selbst (3 Mos. 19,18.34.), zusammengefaßt (Mth. 22, 34 ff.). Da aber der Mensch an sich wie am Nächsten nur das lieben soll was Gottes ist, so ist, wie auch dort gesagt ist, die Liebe zu Gott als der Grundgedanke dieses Grundgeseßes anzusehen. Ausgehend von dem falschen Sinn aus welchem Abgötterei hervorgeht, geht der Dekalog zu Wort und That fort, beginnt auf der andern Tafel wieder mit Gesinnung, wendet sich zur That, um über das Wort zur Gesinnung zurückzukehren. Auf Gesinnung, Wort und That bezieht sich also der Dekalog und zwar des Einzelnen. Das Du, welches er anredet, ist nicht das Volk, sondern der Einzelne im Volke. Somit ist das Geseß seinem Grunde nach Moralgeseß. Aber nur dann konnte dieses Grundgeseß das Volk Israel zu einem Volke Gottes machen, wenn es die ganze Volksgesezgebung beherrschte, also zum bürgerlichen Geseze (Policeigeseß, wie die Alten sagten) sich erweiterte. Diesen Schritt macht schon das Buch des Bundes, 2 Mos. 21-23, welches sich offenbar auf der Grundlage des Dekalogs bewegt. Steht nun

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