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Daß Moses die vier ersten Bücher geschrieben hat, ist in denselben nirgends gesagt. Aus den Stellen, in denen wir lesen, daß Moses Geschichtliches (2 Mos. 17, 14. 4 Mos. 34, 3. 4.) und Geseßliches (2 Mof. 24,3

,3.4.) niedergeschrieben hat, geht nur mit Wahrscheinlichkeit hervor, daß diese Aufzeichnungen in unseren vier Büchern benußt worden sind. Diese Bücher aber, wie sie uns vorliegen, sind nicht von Einer Hand. Als vor hundert Jahren (Astruc, 1753) zuerst die Ansicht auftrat, daß der Pentateuch aus zwei Urkunden, einer Elohim- und einer Jehovaurkunde zusammengesezt sei, ward diese Ansicht von dem Aufklärungszeitalter so entschieden in seinem Interesse ausgebeutet, daß der Heerführer der Restauration auf dem Gebiete der alttestamentlichen Theologie, Hengstenberg, dieselbe als einen Ausfluß profaner Schriftbetrachtung mit allen Mitteln scharfsinniger Apologetik bekämpfen zu müssen glaubte. Aber zu dieser Ansicht haben sich seitdem Männer bekannt, denen man neben gründlicher Sachkenntniß strenges Festhalten an dem göttlichen Inhalt des Pentateuchs (Delißsch, Kurß) zuerkennen muß. Es hat diese Aufstellung verschiedene Stadien durchschritten. Nahm man früher ein atomistisches Nebeneinander von Fragmenten an, so gewann später (Bleek, Stähelin, bes. Tuch) die s. g. Ergänzungshypothese, nach welcher der Jehovist die Grundschrift des Elohisten überarbeitet hat, Eingang, bis man in neuerer Zeit mit dieser Ansicht noch die Annahme anderer Quellen (Ewald, Hupfeld, Vaihinger) verband. Da man bei den Büchern Samuel's, der Könige und der Chronik jedenfalls zugestehen muß, daß die Verfasser nach Art orientalischer Historiographen mehr oder weniger mechanisch ihre Quellen benugt haben, so haben diejenigen, welche dieser Ansicht von vornherein ein entschiedenes Veto entgegenseßen, keinesweges den historischen Geist der Schrift für sich und diejenigen, welche aus der Unhaltbarkeit einzelner Hypothesen über die Art und Weise der Zusammensegung auf die Nichtigkeit der ganzen Annahme schließen, nicht den Geist gerechter Beurtheilung. Etwas Anderes ist das allgemeine Resultat: Diese Schrift ist aus verschiedenen Bestandtheilen zusammen. gesezt, etwas Anderes der Versuch diese Bestandtheile rein herauszuschälen. Schon die beiden ersten Kapitel der Genesis, welche, wie wir oben sahen (S. 240), zwei nicht zu vereinigende Schöpfungsberichte enthalten, lassen sich nur aus der Zusammenseßung der Genefis aus

verschiedenen Bestandtheilen erklären. Die Geschichte der Sintfluth (1 Mos. 6-9) liegt uns abermals in zwei offenbar abweichenden (6,19.20. und 7, 2.3.) Berichten vor, welche nicht nur der Stil (besonders der Lieblingsausdruck „nach seiner Art“ v¬? 1,11.21.24.25. und 6,20. 7, 14), sondern auch die unterschiedene Bezeichnung Gottes als Elohim und Jehova den Verfassern der beiden Schöpfungsberichte zuweisen. Vertheilen sich uns nun durchweg Berichte, die schwer zusammengehen (die Völkertafel K. 10. und die Geschichte von der Sprachverwirrung K. 11., die doppelte Vertreibung der Hagar K. 16 und K. 21., Pharao's [K.12.] und Abimelech's [K. 26.] Anschläge auf Sara, der leztere offenbar gegen den Zusammenhang, nach welchem Sara bereits hochbetagt war u. A.) an dieselben specifisch unterschiedenen Darstellungsweisen, bis der stehende Gebrauch von Elohim in der einen Darstellung sich authentisch rechtfertigt (2 Mos. 6,3 ff.), so wird man nicht anders können als sich zur Unterscheidung eines Elohisten und Jehovisten zu bekennen. Schwerlich wird es der constructiven Kritik je gelingen das Verhältniß beider Verfasser in's Reine zu bringen. Aber daß Viele diese Zweiheit nicht sehen können oder wollen, beweist nichts gegen ihr Vorhandensein. Abgesehen von dieser Mehrheit der Verfasser sprechen eine Reihe Angaben (zusammengefaßt von Vaihinger in Herzog's R.-E. XI. S. 305 ff. und Bleek, Einl. in's A.T. S. 201 ff.) gegen die Abfassung des Pentateuchs von Moses oder doch in Moses Zeitalter. Aber die Citate aus dem Pentateuche bei den unbestritten ältesten Schriftstellern wie Joel, Amos, Hosea (Hengstenberg, Authentie des Pent. I. S. 48 ff.), wenn sie sich auch nur auf das reduciren sollten was de Wette (Einl. in's A. T. 7. A. S. 201) stehen läßt, beweisen vollkommen das hohe Alter wenigstens der Hauptbestandtheile der vier ersten Bücher, was ohnehin die ganze alterthümliche Anlage bezeugt.

Wenn Moses der Verfasser des Pentateuchs wäre, so würde er den Inhalt des ersten Buches doch nur aus der Ueberlieferung' haben nehmen können. Zugegeben nun, daß diese Ueberlieferung über die patriarchalische Zeit so treu wie irgend denkbar war, so darf man doch nicht vergessen, daß der Boden der Ueberlieferung ein menschlicher und eben darum nicht ganz sicherer ist. „Es ließe sich denken“, giebt selbst Hengstenberg (Authentie d. Pent. II. S. 347) zu, „daß Moses in der Ge

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schichte der alten Zeit Widersprüche vorfand und ohne sie zu tilgen, die Tradition wiedergab, wie er sie empfangen." Für die Wahrheit der patriarchalischen Geschichte in allem Wesentlichen bürgt der enge Zusammenhang derselben mit der heiligen Erinnerung dieses Volkes und die innerliche Anlage derselben. Wie hätte ein Volk von so wenig Bildung wie Israel eine solche mit psychologischer Nothwendigkeit sich abstu. fende Entwickelung wie die von Abraham bis Joseph ist erfinden können. Daß aber im Einzelnen die Ueberlieferung Thatsachen nicht nach der Geschichte, sondern nach dem Glauben des Volkes berichtet, das wird man offen halten müssen. Denen aber, die hiegegen einhalten, daß dann die heilige Geschichte auf Sand ruhe, antworten wir, daß Gott sie eben deshalb nicht mit seiner eigenen Hand auf steinerne Tafeln geschrieben hat, damit sie Sache des Glaubens bleibe. Es gehört zu den traurigen Folgen des kritischen Vandalismus unserer Zeit, daß man heilige Sagen nur auf den Trümmern der Geschichte glaubt aufpflanzen zu können. In Wahrheit steht und fällt die Thatsache des Falles des ersten Menschenpaares nicht mit der Hülle der Bäume der Erkenntniß und des Lebens, der Schlange und der Cherubim mit flammendem Schwerte, die selbst auffordert sich an die Gedanken zu halten, die sie verkörpert (S. 245). Was aber den Inhalt der drei folgenden Bücher betrifft, so würde es freilich keinen besseren Zeugen für denselben geben als Moses. Da ausgemacht ist (besonders durch Hengstenberg's Nachweis Authentie 1. S.415 ff.), daß Moses schreiben konnte, einem Gesezgeber die Aufzeichnung seiner Geseße überaus nahe liegt, überdem aber mehr als einmal gesagt ist, daß Moses geschrieben hat (S. 278), so war es in der Ordnung, daß eine besonnene Kritik (Bleek, Stud. u. Kr. 1831. H.3. S. 491 ff. Einl. S. 181 ff.) wieder zur Annahme von mosaischen Bestandtheilen des Pentateuchs sich entschloß, womit der neuste Kritiker, Vaihinger a. a. D. S. 304, anerkennenswerthen Ernst macht. Aber wie sie uns vorliegen sind die mittleren Bücher des Pentateuchs nicht von Moses. Wer nun das Volk Israel Theokratie nennt, nicht (wie es freilich bei Vielen lauten will) in dem Sinne, daß dieß Volk sich einbildete ein Volk Gottes zu sein, sondern daß es objek tiv Gottes Volk war, der wird sich sagen müssen, daß die das ganze politische, sittliche, kultische, schriftstellerische Leben des Volkes beherrschende Erinnerung seiner Geburt, Weihe, Erziehung zum Volke Gottes un

möglich im Wesentlichen irren konnte. Man muß mit dem alten Testament brechen, wenn man in Abrede stellen will, daß Gott durch Wunder sein Volk sich bereitet hat. Nur wer dieses Glaubens ist, hat ein Recht im Einzelnen kritischen Analysen Raum zu geben, wozu die Naturbasis bei den egyptischen Strafwundern und der Mehrzahl der Wunder der Wüste auffordert. Hat doch auch Hengstenberg das zum Blut gewordene Wasser sich als Wasser wie Blut gedacht und das Gespräch Bileam's mit seiner Eselin als Vision gefaßt, wozu der Text kaum berechtigt. Für den wunderbaren Durchgang durch's rothe Meer steht Mofis Lied, für Bileam's Wundersegen dessen Weissagungen ein: Dokumente, welche durchaus den Charakter der Ursprünglichkeit haben. Die Einheit des Gedankens aber, der durch die Gesezgebung Mosis geht, - und wir beziehen uns nur auf die obigen Andeutungen (S. 265 ff.) fordert unwidersprechlich die Entstehung derselben aus dem Geiste Eines Mannes, der kein anderer als Moses sein konnte (Bleek, Einl. S. 182 ff.).

§ 13.
Das Bundesvolk.

Die Geschichte des Bundesvolkes von Josua bis auf das babylonische Exil haben berufene Männer im Geiste prophetischer Weltbetrachtung dargestellt. An diese s. g. älteren Propheten schließen sich Geschichtschreiber, welche entweder das Ganze in einem andern Geiste (Chronik) oder einzelne Gestalten der alttestamentlichen Entwickelung, namentlich der nacherilischen Zeit (Esra, Nehemia, Esther), behandeln. Nicht mit Kritik, aber mit trener, gebundener Benußung der vorhandenen Quellen, nicht mit historischer Kunst, aber mit Anschaulichkeit, nicht mit pragmatischer Betrachtung der menschlichen Zusammenhänge, aber vom Standpunkte des Reiches Gottes aus haben die heiligen Geschichtschreiber uns ein in allem Wesentlichen richtiges und erschöpfendes Bild der Entwickelung des Volkes Gottes gegeben.

Das heilige Land, auf der Heerstraße der Weltgeschichte überaus günstig für seine Weltmission gelegen, und doch ausgesondert, reich und mannigfaltig und doch zur Arbeit auffordernd und gegen eruste Heimsuchungen nicht gesichert, war das Ziel der langen Wüstenpilger

schaft des Volkes Gottes, welches von Anfang bis Ende ein Volk der Zukunft war. Die Eroberung und Vertheilung Kanaan's unter Josua ließ viele Reste kananitischer Völker stehen, die einem fleischlichen Volke mit einem geoffenbarten Glauben immer von Neuem eine Versuchung zum Abfall wurden, der mit innerer Nothwendigkeit Israel in Abhängigkeit von diesen Völkern brachte, bis Jehova dem gezüchtigten Volke zum Unterpfande seiner Gnade wieder Richter gab, welche im Kriege und Frieden Gottes Sache persönlich vertraten. Als dieß außerordentliche Amt einer Uebergangszeit sich in dem Zeitalter des schwachen Eli überlebt hatte, bahnte Gott durch Samuel, der Prophet, Priester und Richter zugleich war, geordnetere Zustände an, für die das Volk nur im Königthume die Bürgschaft sah. Die beiden Seiten des Königthums, die menschliche und die göttliche, traten geschichtlich in Saul, dem Könige nach dem Herzen des Volkes, und David, dem Könige nach dem Herzen Gottes, nach einander auf. Unter David, dessen Regierung einen mehr grundlegenden, und Salomo, dessen Regierung einen mehr ausbauenden Charakter hatte, erreichte das Volksthum Israel's seine höchste Blüthe. Die Poesie, nach Charakter und Sendung dieses Volkes lyrisch, fand in David den Meister des Liedes (7), in Salomo den Meister sinniger Reflexion (342). Beide Gestalten aber der heiligen Dichtung waren im Munde ihrer Meister zugleich der Ausdruck einer verinnerten und vertieften Persönlichkeit. Aus dem königlichen Gemüthe David's, in dem das Reich Gottes lebte, erklangen die Psalmentöne tieferer Sündenerkenntniß und innigerer Sehnsucht nach Gemeinschaft mit Gott, sich steigernd zur Anschauung eines zukünftigen Königs, in dem erfüllt sein werde was im empirischen Königthum nur vorbildlich gegeben war, in das Volk, um die Erinnerung des priesterlichen und königlichen Berufes der Einzelnen im Reiche Gottes zu wecken. Salomo aber, der weise König eines Friedensreiches, gab sich der Betrachtung des Natur- und Menschenlebens hin, in dessen Erscheinungen er die Gedanken der göttlichen Weisheit, der Mittlerin zwischen Gott und Welt, walten sah. Wenn in den Sprüchen Salomo's die Reflerion die Regelu einer Lebensweisheit aufstellt, welche das persönliche Leben in den menschlichen Verhältnissen des Reiches Gottes im Sinne desselben gestalten will, so bietet das Buch Hiob den Standpunkt einer bereits mit dem Zweifel

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