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sagt und dem was der Verklärte dem Jünger seiner Liebe im Geiste offenbart hatte die Reden Jesu frei reproducirt hat. Daher das johanneische Kolorit derselben, daher das Ineinander von Worten Jesu und von johanneischen Reflexionen 3, 16 ff. 31 ff. 12, 14 ff. Einer zur Anschauung geneigten Natur wie Johannes war ideale Darstellung natürlich und der ideelle Zweck seines Evangeliums schloß sie ein. Diejenigen Philosophen, welche in der Weltgeschichte die reale Idee finden, wissen in der That nicht was sie wollen, wenn sie alles was im Leben Jesu ideal ist als Solches für unhistorisch erklären (Hase, Sendschreiben an Baur S.33 ff.).

Die Substanz der evangelischen Geschichte ruht felsenfest auf dem apostolischen Zeugnisse, welches die Grundlage der drei ersten Evangelien ist, in dem vierten Evangelium einen Augenzeugen, einen Apostel, und zwar den Apostel, welchen der Herr liebte, zum Vertreter hat, in den apostolischen Briefen aber, deren Aechtheit noch keine Kritik hat antasten können, einen wenigstens die Hauptthatsachen verbürgenden Ausdruck. Wer diese Ueberzeugung ausspricht kann kein Interesse haben auf Schwierigkeiten und Widersprüche im Einzelnen zu fahnden. Aber einzugehen auf die Einsprüche, welche die dermalige Theologie an Jeden, der die heilige Geschichte wissenschaftlich betrachten will, heranbringt, ist nicht bloß das Recht, sondern auch die Pflicht eines Theologen. Eine wahrheitsliebende Erwägung dieser Einsprüche bringt das Ergebniß, daß zwar, wie eben ausgesprochen, die Substanz der evangelischen Geschichte so gedeckt ist wie überhaupt ein geschichtliches Faktum gedeckt sein kann, die Vorausseßung aber, daß die Evangelien frei von allen Unrichtigkeiten und Widersprüchen sind, mit den ewigen Gesezen der Wahrheit, welche der Schöpfer in den erkennenden Geist gelegt hat, unvereinbar. Zu dem, was schon gesagt worden ist, nur noch ein Beleg im Einzelnen. Wenn wir über die beiden Schächer am Kreuze nur die Angabe des Matthäus 27,44. hätten: Desgleichen lästerten ihn auch die mit ihm gekreuzigten Mörδer (τό δ ̓ αὐτό καὶ οἱ λῃσταὶ οἱ συσταυρωθέντες αὐτῷ ὠνείδιζον αὐτὸν), so wären wir gezwungen anzunehmen, daß beide Schächer ihn geschmähet hätten. Bekanntlich erzählt aber Lucas, daß von den beiden Mördern der eine ihn gelästert, der andere an ihn geglaubt habe (23, 39 ff.). Dieß als richtig angenommen, ist die Angabe des Matthäus

nur zur Hälfte wahr. Wären mit Christo drei Mörder gekreuzigt wor den, so würde, falls zwei derselben ihn gelästert hätten, die Aussage des Matthäus zwar immer ungenau sein, aber nach dem Grundsage: A potiori fit denominatio zur Noth sich vertheidigen lassen. Bei zwei Mördern aber ist sie nicht bloß ungenau, sondern genau so berechtigt oder vielmehr unberechtigt als die gegentheilige: Es glaubten die beiden Mörder an ihn. So gewiß eine Offenbarung ohne Inhalt der über menschliches Wissen geht keine Offenbarung ist, so gewiß ist es ein Mißbrauch des Gehorsams, welchen göttliche Geheimnisse fordern, in Dingen dieser Art, über welche die Vernunft entscheiden kann, durch rabulistische Apologetik das Postulat: Die Evangelien können keine Widersprüche enthalten, durchzuführen. Wenn es anmaßlich ist in Dingen dieser Art den Menschenverstand zu fragen, so ist es auch anmaßlich sie mit Gründen des Menschenverstandes zu vertheidigen. Und diese Vertheidigungen - wir nennen beispielshalber nur Ebrard's Wissenschaftliche Kritik der ev. Geschichte (2. A. 1850) — sind nicht selten ein wunderbares Gemisch von einer alles Wahrheitsfinnes baaren, an jesuitische Wissenschaftlichkeit erinnernden Geistesbeweglichkeit im Dienste einer misverstandenen Kirchlichkeit und einer auf Wissenshochmuth ruhenden Aufklärerei, die den niedern Standpunkt der negativen Kritik von dem höhern einer positiven belächeln zu können glaubt. Diese Apologeten verfahren oft so, als wenn jeder Einspruch das raffinirte Produkt ausgesuchten Unglaubens oder einer zwischen Glauben und Unglauben ringenden Halbtheologie wäre, da doch in der That nur die Einsprüche Berücksichtigung verdienen, die sich Jedem bieten, der mit dem unserer Zeit zur Natur gewordenen kritischen Sinne liest. Die Forderung der Aechtheit und Irrthumslosigkeit aller Evangelien urtheilt aber so ungeschichtlich als die das Gegentheil vorausseßende Kritik. Ein wahrhaft positiver Standpunkt nimmt die Evangelien wie sie liegen. Bieten sie nun wie sie liegen die Schwierigkeiten, die wir nachgewiesen haben, dann ist die Frage berechtigt, warum Gott für einen über Leben und Tod entscheidenden Inhalt solche zerbrechliche Gefäße gewählt hat. Ei nem Christen, welcher die Knechtsgestalt der Kirche Jesu Christi kennt, wird die Antwort nicht schwer werden. Auch die Schrift hat Knechtsgestalt. Auch die Schrift will mit Augen eines Glaubens betrachtet sein, der sich nicht an die menschliche Erscheinung hält, sondern an

das göttliche Wesen. Auch die Schrift ist für den jüdischen Buchstabensinn ein Aergerniß, für den heidnischen Unglauben eine Thorheit. Auch der Fels, in den Gott das Zeugniß von seinem Sohne gesenkt hat, soll dem natürlichen Menschen ein Stein des Anstoßes sein. Und für die Theologen ist es heilsam, daß Gott seine Offenbarung nicht auf mathematische Gewißheit gestellt hat, damit sie nicht Fleisch zu ihrem Arme machen und mit beredten Gründen menschlicher Weisheit das Evangelium, welches eine Kraft Gottes ist, stüßen zu können meinen.

2.

Gemäß der Verheißung (S. 294) forderte der Glaube des Zeitalters (Mt. 22, 43 ff. u. Parall.) die davidische Abkunft des Messias. Nach dem Zeugnisse der Apostel (AG. 2,25ff. Röm. 1,3. Apoc. 5,5.22,16.) und dem Urtheile der Zeitgenossen, wie es sich negativ darin, daß nirgends auch Joh. 7, 41 ff. nicht, wo man an Jesu Herkunft aus Nazareth Anstoß nahm — die davidische Abstammung an Christo vermißt wird, positiv in Stellen wie Mt. 9, 27. 12, 23. 15, 22. 21,9. u. a. ausspricht, war Jesus aus David's Stamm. Die Stammbäume, welche Matthäus 1,1 ff. und Lucas 3,23 ff. geben, beweisen nur die davidische Abstammung des Pflegevaters Christi, also die legale Herkunft Christi von David, nicht die leibliche. Ohnehin widersprechen sie sich, indem der Stammbaum des Matthäus von David über Salomo, der des Lucas von David über Nathan herabgeht, jener Jakob, dieser Eli als Vater Joseph's bezeichnet. Alle Ausgleichungsversuche (Levirat, Adoption, Schwiegersohnschaft) bieten Möglichkeiten, die bei näherer Betrachtung Unwahrscheinlichkeiten sind. Wenn Matthäus (1,16.) Joseph den Mann Maria's nennt und Lucas (3,23.) Jesum als Sohn Joseph's bezeichnet mit: ŵs éroμíšero, so liegt in diesen Zusäßen, sofern sie eben Zusäße sind, daß beide Evangelisten, wenn hier ein besonderes Verhältniß (wie Levirat, Adoption, Schwiegersohnschaft) gewaltet hätte, es ausgesprochen hätten, in dem Inhalte derselben aber, daß sie Joseph's Stammbaum im Bewußtsein bieten, daß er Christi leibliche Abstammung von David nicht beweise. Daß Maria Davidin war, wird nirgends ausdrücklich gesagt, von den Aposteln aber und Evangelisten, welche Maria's Sohn für David's Sohn nach dem Fleische hielten (Röm. 1,3.), vorausgeseßt. Merkwürdig ist, daß die Weissagung nie von dem Vater, wohl aber

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zweimal, direkt bei Micha (S.338), indirekt bei Jesaia (7,14.), von der Mutter des Messias spricht, die in beiden Stellen als Repräsentantin des Volkes Israel gefaßt wird (S.346). Schon hierin liegt ein Hinweis, daß aus der Familie Davids, welche als die ideale Familie Israel's dafteht (S.337 ff.359), sich Gott in unmittelbarer Weise den Verheißenen bereiten werde. Zwar ist die Jungfrau bei Jesaia zunächst ein concreter Ausdruck für das Volk Israel, im weiteren Sinne aber repräsentirt sie das heilige Jfrael, aus welchem das Israel, mit welchem Gott ist, d. h. der Messias hervorgehen werde (S.346). Und so hat denn mit Recht Matthäus in der Jungfrau, welche Immanuel gebiert, eine Weissagung, daß Christus von einer Jungfrau werde geboren werden, erkannt (1,22 ff.). Die Jungfrau nun, welche bestimmt war den Messias zu gebären, war Maria, die Verlobte des Zimmermanns Joseph aus Nazareth. Wie die Weissagungen Micha's (S. 337), Jesaia's (S. 350) und Sacharia's (S.355) es zuvor bestimmt, theilt die davidische Familie, aus welcher der Verheißene hervorgehen sollte, den Fall ihres Volkes. Sie gehört zwar nicht dem untersten Theile, wohl aber dem an Armuth gren, zenden Mittelstande (Lc. 2, 24.: Opfer der Armen) des Volkes an. Aber es lebt in der herabgekommenen Davidsfamilie der gute Geist des Ahnherrn noch fort. Joseph ist ein gerechter und edler Mann (Mt. 1, 19.), der mit Gehorsam gegen Gott (Mt. 1,24. 2,13 ff.) und entsagender Liebe zu seiner Gattin (Mt. 1, 25.) auf das Geheimniß eingegangen ist, zu dessen Hüter ihn Gott bestellt hatte. Maria hatte in der Schule der Armuth Demuth (Lc.1,38.) und sinnige Stille (Luc. 2,19.) gelernt, und war doch in der Freudigkeit, mit welcher sie ohne nach der menschlichen Kehrseite zu fragen die göttliche Ehre die gesegnete unter den Frauen zu sein ergreift, und nicht ihres mütterlichen Glückes, sondern vor Allem des Heiles fich freut das Gott ihrem Volke bereitet, die königliche Tochter David's, dessen Saitenspiel in ihrem Lobgesang wieder aufflingt (Lc.1,46ff.).

Ein überaus schlagender Beweis, daß die heilige Geschichte sich auf dem Boden der Wirklichkeit bewegt, sind die menschlichen Idealen so wenig entsprechenden Züge, welche das Evangelium sonst noch über die heilige Familie mittheilt. Die auserwählte Frau, welche den Hei ligen Gottes empfangen, geboren, gezogen hat, konnte nicht anders denn eine wahre Israelitin sein. Die aber, so urtheilt eine von vorge faßten Meinungen bestimmte Theologie, konnte nachdem sie den Sohn

Gottes geboren, dem Joseph keine Kinder geben. Wenn es aber in der Stelle Mt. 1, 25. heißt, daß Joseph Maria nicht erkannt habe bis sie ihren ersten Sohn geboren hatte, so fordert der Wortsinn für die Folgezeit ehelichen Umgang und andere Kinder. Begegnen uns nun späterhin Brüder und Schwestern Jesu und zwar immer in Verbindung mit Maria (vgl. Mt. 12,46 ff. 13,54 ff. Mc. 3,32 ff. Joh.2, 12. AG.1,14.), - und man nehme nur Mt. 13, 54 ff., wo das Volk seinen Vater, seine Mutter, seine Brüder und Schwestern zu kennen versichert, verbunden mit Mt. 12,49.: Wer Gottes Wort thut ist mein Bruder und Schwester und Mutter, wo der uneigentliche Gebrauch das eigentliche Verhältniß vorausseßt so kann man um so weniger daran zweifeln, daß hier eigentliche Geschwister gemeint sind, als die Hypothese von den Bettern Jesu alles Grundes entbehrt 1). Nachdem Jesus sein Amt an

1) Nie heißt sonst im N. T. ¿deλpós Vetter. Wären die Apostel Jokobus und Judas die ¿ðɛ¿oí Christi, dann hätte ja Johannes nimmermehr in dieser Unbedingtheit sagen können, daß die ¿ðeλpoí Jesu nicht an ihn glaubten (Joh. 7,3.5.10.). Auch die Apostelgeschichte (1,13.14.) unterscheidet auf das Bestimmteste die Brüder Jesu von den Aposteln. Was insonderheit Jakobus betrifft, welcher stehend der Bruder des Herrn heißt, so wird derselbe allerdings Gal. 1, 19. 1 Kor. 15, 7. ein Apostel genannt, aber in der leztern Stelle werden ja die Apostel klärlich von den Zwölfen unterschieden, zu denen doch wohl der Apostel Paulus selbst nicht gehörte. Möglicher Weise kann man zwar so auslegen, daß Jesus nachdem er den Zwölfen, unter ihnen dem Jakobus, erschienen war, dem Leßtern noch einmal besonders erschien. Allein dieß ist nicht die einfachste Auslegung. Man hat vielmehr anzunehmen, daß der Auferstandene, wie er dem Petrus und dem Paulus, nachdem sie ihn zuvor noch nicht gesehen, allein erschien, so auch dem Jakobus. Petrus bildet den Uebergang zu den Zwölfen, Jakobus den Uebergang zu den Aposteln, deren Schluß zu bilden (V.9ff.) Paulus bekennt. Die ganze Vorausseßung aber, daß die Apostel Jakobus und Judas Vettern Christi waren, steht auf höchst schwachen Füßen. Nach Markus stehen unter dem Kreuze: Maria Magdalene, Maria, die Mutter des Jakobus und Joses, und Salome (15,40.); nach Matthaus: Maria Magdalene, Maria, die Mutter des Jakobus und Joses, und die Mutter der Zebedäiden (27,56.); nach Johannes: Die Mutter Jesu und die Schwester seiner Mutter, Maria, die des Klopas, und Maria Magdalene. Stellen wir die beiden ersten Evangelisten auf die eine und Johannes auf die andere Seite, so wissen jene nichts von der Mutter Jesu und ihrer Schwester, dieser nichts von Salome, der Mutter der Zebedäiden, was er, ein Zebedäide, doch wohl hätte wissen können. Gemeinsam ist beiden Theilen Maria Magdalene. Fraglich ist, ob Maria die Mutter des Jakobus und Joses bei Matthäus und Marcus identisch ist mit der Maria des Klopas bei Johannes. Dieß ist aber sehr unwahrscheinlich. Magía † rov Kλw¬à kann heißen die Gattin, kann aber auch heißen die Mutter des Klopas. Die Identität aber von Kλwnãs und "A2palos ist eine bloße Vermuthung. Viel näher liegt die Zusammenstellung von Kλwnйs und Kλɛónas (Lc. 24, 18.): Maria, die Mutter des bekannten Jüngers Klopas oder

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