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erfreuten und auf der Annahme derselben ruht keineswegs das Ansehn der Schrift. Zwischen Inspiration und Offenbarung muß man wohl unterscheiden. Die Schrift enthält Offenbarung. Der Zweck aber der Offenbarung Gottes in Jesu Christo ging dahin die Menschen zur Heiligung zu bringen. „Daß Gott mit dem Erlösungswerke keine andere Absicht hat als die Menschen durch die Heiligung der Begnadigung empfänglich zu machen, habe ich umständlich in meinem Buche Der thätige Gehorsam Jesu Christi (1768) gezeigt. Ich habe gezeigt, daß die genuine Theorie von der Bestimmung desselben zu einer Genugthuung an die göttliche Gerechtigkeit keinen biblischen Grund hat, und daß, wenn es bloß darauf abgesehen wäre die Menschen zu begnadigen, solches von Gott ohne einige Genugthuung für die Sünde der Menschheit geschehen könnte. Aber die Unterweisungen der Schrift über die Bestimmung des Erlösungswerkes zu einem Heiligungsmittel sind so zahlreich, daß ich aus den davon handelnden Schriftstellern mehrere Klassen errichten mußte“ (Verm. Auff. II. 2. S. 224 ff.). Wie alle Religion hat es die christliche vor Allem auf die Tugend abgesehen. Nur sofern er ein Mittel zur christlichen Tugend ist hat der Glaube an Jesum Christum Bedeutung, und was man die rechtfertigende Kraft desselben nennt ruht wesentlich auf dem Grundbegriffe der christlichen Heiligung (a. a. D. S. 270 ff.). Daß bei solchen Resultaten Töllner der Philosophie ein bedeutendes Recht einräumte, versteht sich. Er hatte sich an Wolff gebildet und sein System der dogmatischen Theologie (2 Bb. 4. 1775) ist mit viel Methode geschrieben. Aber die Exceffe des Wolff 'schen Formalismus hatten ihn frühe zu einem gemäßigten Gebrauche dieser Philosophie gebracht (Gedanken von der wahren Lehrart in der dogmatischen Theologie 1759). Und was er Philosophie nannte kam der Popularphilosophie, die sich an Wolff anschloß, sehr nahe (Was ist Philosophie über die Glaubenswahrheiten? Theol. Untersuch. I. S. 264 ff.). Noch freier von der Wolff= schen Form, in Mosheim's Art elegant, klar, gelehrt, gebundener aber in den Resultaten sind die Kompendien der beiden Göttinger Theologen Heilmann (Compendium theolog. dogm. 1761. 1774. 1780) und J. P. Miller (Institutiones theol. dogm. 1767). Seiler's Theologia dogmatico-polemica (1774. 1780. 1789) giebt ohne philosophische Begründung eine wohlgeformte, geschichtlich ausgeführte, auf die Praxis gerichtete Darstellung der Kirchenlehre. Aber bei all diesen Dogmatikern

steht der geheimnißvolle, übernatürliche Inhalt des Kirchenglaubens so schwach gestüßt auf dem Boden einer verständigen, rein menschlichen Sinnesweise, daß in der That die größere wissenschaftliche Kraft bei Denen ist, die in Töllner's Weise durchbrachen. Hart an der Grenze des Rationalismus steht Gruner in s. Institutionum theol. dogm. libri tres (1777). Mit einer an Ernesti geschulten Eregese, einer an Semler stark erinnernden Geschichtsbetrachtung und einer aus der Wolffschen Schule (namentlich Reusch) destillirten eklektischen Formalphilosophie bringt Gruner von der Vorausseßung aus, daß nur was schriftgemäß orthodox sei, das ursprüngliche Christenthum aber durch schlechte Eregese, Einfluß des Platonismus, hierarchische Umtriebe 2c. früh verunstaltet, dogmatische Resultate, die durchweg den Kirchenglauben rationalistisch abschwächen. Die drei Personen in der einen Gottheit werden in drei innergöttliche Akte (p. 118, nach Reusch's Vorgang), die Gottmenschheit Christi in ein unbestimmtes Einwohnen der Majestät und Herrlichkeit Gottes in Christo dem Messias (p. 399), das Verdienst Christi in die Summe dessen, was er durch Lehre, Wandel, Leiden zur Wiederherstellung des göttlichen Ebenbildes dem Menschen gethan hat (p. 406), der heilige Geist in die moralische Gesinnung eines Gerechtfertigten d. h. rechtschaffener Gewordenen (p. 506) umgeseßt.

§ 5.

Die rationalistische und die supranaturalistische Dogmatik.

Im Zeitalter der Aufklärung, welches nach dem populär gewordenen Formalprincipe der neuern Philosophie an die Stelle des Positiven auf allen Gebieten des Lebens das Rationale seßte, machte der Rationalismus die gebildete Vernunft des Zeitalters zur Norm aller religiösen Wahrheit. Was diese Richtung zur Herrschaft brachte, waren nicht die Nachwirkungen einzelner versprengter Vorläufer (Knuzen, Dippel, Edelmann), weniger der unmittelbare Einfluß des englischen und französischen Deismus und die Macht einzelner Erscheinungen im Sinne der englischen (der Wolfenbüttler Fragmentist) oder französischen (Bahrdt) Freidenkerei, sondern der aufgelöfte Zustand der Theologie und der Geist der Zeit, der seinen philosophischen Ausdruck in der Popularphilosophie eines Mendelssohn, Garve, Platner u. A. fand. An

die Stelle der Schrift trat als Formalprincip die Auktorität der Vernuuft, deren religiöses Materialprincip die Tugend ist, welche den Glauben an Gott und Unsterblichkeit fordert und stüßt. Im Unterschiede aber von dem Naturalismus schließt sich der Rationalismus an den positiven Protestantismus an, indem er in Christo den göttlichsten Menschen sicht, dessen Kirche, ein Reich der Wahrheit und Tugend, der Forderung der Vernunft entspricht, und dessen Lehre, wie sie in der Schrift vorliegt, in ihrem Wesen vernunftgemäß ist. Diese Richtung, welche seit 1780 in der protestantischen Kirche die herrschende ward, empfing in Teller, Heute, Edermann und Wegscheider ihre dogmatischen Repräsentanten. Als sich Röhr zum Symboliker derselben aufwarf, war ihre Kraft schon gebrochen. Der Rationalismus, welcher die Vernunft der Aufklärungsperiode zur obersten Instanz der Wahrheit gemacht hatte, mußte der fortschreitenden Entwickelung, welche eine tiefere Wissenschaft, eine lebensvollere Religiöfität und einen positiven Sinn forderte, weichen.

Nachdem sich die freieren Elemente der Uebergangstheologie in den Rationalismus abgelagert hatten, faßten sich ihm gegenüber die pofitiven von der Ueberzeugung aus, daß die Naturreligion zum Heil nicht ausreichend sei, in die Richtung des Supranaturalismus zusammen, dessen Hauptdogmatiker Döderlein, Morus, Storr, Stendel und Hahn sind. Diese Richtung, von der altkirchlichen durch eine bedeutende Uebergangsperiode getrennt, nahm auf dem Boden einer Zeit, welche ohne Zweifel der Theologie des Gegners ihre Gunst zuwandte, zur Kirchenlehre eine vorzugsweise apologetische Stellung ein, indem fie was der Verstand zerstören wollte mit Verstand zu erhalten suchte. Aus dieser Stellung erklärt sich das einseitige Verstandeselement und die mehr oder weniger große Zahl von Zugeständnissen bei den Dogmatikern dieses Kreises.

Da der Supranaturalismus mehr im Princip als faktisch dem Rationalismus feindlich gegenüber stand, schien eine Vermittelung zwischen beiden Lagern, der rationale Supranaturalismus, der im Christenthum zwar eine außerordentliche Offenbarung, aber von durchaus vernunftgemäßem Jnhalt, sah, berechtigt. Indeß war der Supranaturalismus von Dogmatikern wie Ammon, Schott, Tzschirner, Bretschneider in der That nur modificirter Rationalismus.

1.

Das Produkt der weltgeschichtlichen Bewegung auf allen Lebensgebieten war im 18. Jahrhundert die Aufklärung. Der Hauptfaktor derselben war die Philosophie. Das Formalprincip derselben seit Cartesius: Klarheit ist der Maßstab der Wahrheit, war zum Lebensprincip des Zeitalters geworden. In allen Lebensformen: Religion, Sittlichkeit, Recht, Staat, Erziehung, Literatur sollte alles Positive und Traditionelle dem Rationalen weichen. Nur das gilt, was der Vernunft entspricht. Vernunftgemäß ist was klar ist. Klar aber ist das Naturgemäße: die Naturwurzel aller positiven Gestalten des Lebens. Dieses Zurückgehen zur Natur knüpft sich wesentlich an Rousseau's Einfluß, welcher alle positiven Religionen in Naturreligion auflöste, alle künstliche Erziehung in naturgemäße Entwickelung der im Grunde guten Natur des Menschen umsezte, die positiven Verfassungen des Staats auf den Urvertrag zurückführte und die geselligen Verhältnisse von der natürlichen Sittlichkeit aus neu beleben wollte. In der That war was man Natur nannte Verstandesabstraktion. Der Rationalismus des Zeitalters bestand also darin, daß der Verstand, der seine Ueberzeugungen für das unveräußerliche Eigenthum der Vernunft ansah, das Positive im Leben auflöste, um an seine Stelle Abstraktionen zu seßen. In England hatte vor, während und nach der Revolution des 17. Jahrhunderts die Aufklärung die Gestalt der Freidenkerei angenommen, welche die positiven Religionen auf eine moralische Vernunftreligion zurückführte (Deismus, Naturalismus), zum Christenthum bald freundlich, bald gleichgiltig, bald feindlich gestellt: eine Richtung, der man bei allen Excessen im Einzelnen im Ganzen einen gewissen Ernst des Strebens nach Wahrheit und des sittlichen Leben nicht absprechen kann. In Frankreich sezte sich was in England gedankenmäßiges Forschen war (freethinker) in wißiges Raisonnement um (esprits forts), welches die Bildungswelt um so unwiderstehlicher mit sich fortriß, je größer im Zeitalter Ludwigs XV. der Verfall in Kirche, Staat und geselligem Leben war. Die beiden Koryphäen der Aufklärung, Voltaire und Rousseau, jener Katholik, dieser Protestant, jener mehr Verstand und Wiß, dieser mehr Geist und Gemüth, jener nur stark im Zerstören, dieser in der Zerstörung auf Erbauen bedacht, wollten beide den Deismus im englischen Sinne des Wortes, aber jener auf den Trümmern des Christenthums, dieser unter begeister

ter Anerkennung der Herrlichkeit des Evangeliums.. Während der englische Deismus mehr auf gelehrtem, kam die französische Freigeisterei mehr auf socialem Wege nach Deutschland, fanden aber daselbst zu viel wissenschaftliche Gründlichkeit, historischen Sinn und Anhänglichkeit an das Christenthum vor, um entscheidend einzuwirken. Der Streit, welchen die von Lessing herausgegebenens. g. Wolfenbüttler Fragmente aus der „Schußschrift für die vernünftigen Verehrer Gottes“ von S.H. Reimarus im Sinne des zerstörenden englischen Deismus hervorriefen einerseits, der Eindruck, den die französische Leichtfertigkeit eines Bahrdt andrerseits machte, bewiesen, daß auf dem Wege der bloßen Verneinung und des frivolen Raisonnirens die Aufklärung in Deutschland nicht Wurzel fassen werde. Von großem Einfluß aber war die aus der Wolffschen Schule erwachsene s. g. Popularphilosophie, die in durchsichtiger Form und gefälliger Darstellung den Deismus lehrte (Mendelssohn, Garve, Eberhard, Platner, Feder, Nicolai, Abbt u. A.). Wir haben gesehen, wie sehr die deutsche Theologie auf dem Gebiete der Schriftauslegung (Ernesti), Geschichtsforschung (Semler) und philosophischen Dogmatik (Töllner, Grüner) zur Aufnahme solcher Resultate vorbereitet war. Und so vollzog sich denn der Bund der deistischen Vernunftreligion mit dem positiven Protestantismus im deutschen Rationalismus. Was diesen von dem englischen und französischen Deismus unterscheidet, ist also der Anschluß an den protestantischen Kirchenglauben (vgl. das erste Buch des Innern Ganges u. s. w.).

2.

Als With. Abraham Teller 1764 in seinem Lehrbuche des christlichen Glaubens den Gedanken durchführte, daß Christus der neue Adam sei, so daß der ersten Schöpfung die neue, dem ersten Adam der zweite, der Nachkommenschaft des ersten Adams durch die leibliche Geburt die Nachkommenschaft des zweiten durch die Wiedergeburt, der Sünde jener das neue Leben dieser, der Verstoßung jener in eine elende Welt die Einführung dieser in eine neue Welt entgegensteht, fanden die Neuerungen dieser etwas flüchtig hingeworfenen Schrift nach Inhalt und Form zwar nachdrücklichen Widerspruch (namentlich von Ernesti: Neue theol. Bibl. V. S. 113 ff. 223 ff.), waren aber nicht so durchgreifend, daß der Verf. nicht einen Plaß hätte einnehmen dürfen in der Reihe so

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