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vieler andern Theologen, die auf dem Standpunkte einer modificirten Kirchlichkeit standen. Ganz wie Bahrdt ward Teller von den Konsequenzen seiner freieren Stellung weitergeführt. Nachdem er in seinem Wörterbuch des N. T. die biblischen Begriffe in die Terminologie der Aufklärung umgesezt hatte, führte er im Anschlusse an die Resultate dieser Schrift in seiner Religion der Mündigen aus, wie jezt der alte Kirchenglaube der Natur- oder Vernunftreligion, die man am besten Religion der Mündigen nenne, zu weichen habe. Auf das Kindheitsalter des Glaubens folge das Mannesalter der Vernunft, auf dieses aber das Greisenalter der Reinheit. Die Reinheit besteht aber in der Zurückführung einer positiven Religion auf die einfachsten Grundbegriffe. Diese aber sind Verehrung Gottes durch tugendhaften Wandel. Da Jesus, und aller Wahrscheinlichkeit nach auch die Apostel (2. A. S. 69) den Standpunkt der Reinheit vorausgesehen, so hat sich die Religion der Mündigen nicht feindlich zu stellen zu dem positiven Christenthum. Nur sollte man freilich sich endlich sagen, daß es in einer schon christlichen Nation keine Rechtfertigung aus dem Glauben mehr giebt, „keine Ankündigung eines feierlichen Generalpardons," die beim Uebertritt eines ganzen Volks zum Christenthum sich denken läßt (S. 11 ff.). Jn Henke's Lineamenta institutionum fidei christianae historico-criticarum (1793. 1795) reiht sich an das allgemeine Wesen der Religion, welches Streben nach Gottähnlichkeit ist, das Wesen des Christenthums, sofern Christus der vollkommenste Lehrer und Führer auf dem Wege zu Gott ist (§ 22). Es war von diesem charaktervollen Theologen zu erwarten, daß er kühn in die Kirchenlehre, gewaltsam in die Exegese greifen werde. In der That tritt in diesem Lehrbuch der Vernunftglaube in möglichster Unabhängigkeit von dem positiven Protestantismus auf. Es ist Zeit, daß der Glaube an Jesus endlich dem Glauben Jesu weiche und die Theologie sich von Christolatrie, Bibliolatrie und Onomatolatrie freimache. Wenn Henke von einer deistischen Grundansicht aus gewaltsam sich das Positive zurechtlegt, so finden wir dagegen in Eckermann's (durch ein Compendium theol. christ, theoret. bibl.hist. 1791. vorbereitetem) Handbuch für das systematische Studium der christl. Glaubenslehre (1801-1803 4 Bb.) einen mit Milde, Umsicht und Gründlichkeit ausgeführten Versuch, die christliche Offenbarung durch exegetische, historische und popularphilosophische Vermittelungen

in einen christlichen Vernunftglauben umzuseßen, der zwar in allen entscheidenden Punkten von der Kirchenlehre abweicht, aber nach Möglichkeit an das Gegebene anknüpft. Die klare Fassung der im systematischen Charakter der Dogmatik liegenden Aufgaben, die fleißige Auseinandersegung mit Exegese, Dogmengeschichte und zeitalterlicher Literatur hät ten mehr Anerkennung verdient als diese Schrift gefunden zu haben scheint. Aber der Fortschritt der Theologie war Vermittelungen dieser Art nicht günstig. Das Wort in Reinhard's Geständnissen: „Strenger systematischer Zusammenhang, Einheit der Principien und folgerechtes Denken in der Religion findet nur statt, wenn man sich entweder ganz an die Vernunft oder an die Schrift hält: konsequent ist nur der Ratio= nalist und der Supranaturalist“, veranlaßte einen Principienstreit, in dem der Rationalismus zu einer bestimmten Abgrenzung seiner Lehre sich hingedrängt sah. Röhr's Briefe über Rationalismus (1813) fassen im Gegensaße zu den Versuchen zwischen Rationalismus und Supranaturalismus zu vermitteln das Wesen des Rationalismus in folgende Säße zusammen: „Wenn der Supranaturalist in Sachen der Religion eine unmittelbare und übernatürliche Offenbarung annimmt, so betrachtet der Rationalist diese Annahme als unzulässig und grundlos. Wenn jener die heilige Schrift als eine unter Gottes unmittelbarer Leitung durch übernatürlich begeisterte Männer entstandenes Werk verehrt, so sieht sie dieser für nichts weiter an als für ein evangelisches Buch, in welchem Edle und Weise die Resultate ihres Denkens und Forschens über Religionswahrheiten niedergelegt haben. Wenn jener religiöse Grundsäge schon darum für wahr hält, weil sie in jener heiligen Schrift enthalten sind, und selbst die, die seine sich selbst überlassene Vernunft weder erkennen noch beweisen kann, gläubig annimmt, weil sie sich auf eine unmittelbare Auktorität Gottes gründen, so schenkt dieser ihren Lehren und Sägen nur dann und darum seinen Beifall, wenn und weil sie mit seiner eigenen Einsicht übereinstimmen, als Resultate eigenen vernünftigen Nachdenkens genommen werden können, und wirft alle die als unannehmbar von sich, die nicht den Charakter der Allgemeingültigfeit und strenger Angemessenheit zu sittlichen Zwecken an sich tragen. Wenn jener namentlich in dem Mittler des Christenthums eine in unmittelbarer Verbindung mit der Gottheit stehende Person erkennt und ihn, mit einem Ausdrucke der Schrift, in einem unbegreiflichen Sinne

einen Sohn Gottes nennt, so verehrt dieser in ihm nur einen im gewöhnlichen Verstande von Gott gesandten Lehrer der Wahrheit, in dessen Leben und Schicksale sich die Vorsehung vorzüglich verherrlichte. Wenn jener den Aposteln als von Gott übernatürlich unterstüßten Verbreitern christlich-religiöser Wahrheit über allen gewöhnlichen Weisen der Erde ihren Rang anweist, so erkennt dieser in ihnen nur Männer, die unter der Leitung der Vorsehung sich durch treue Abwartung ihres Berufes unendliche Verdienste um die Aufklärung der Welt erwarben, aber nicht für untrügliche Prediger der Wahrheit gelten wollten. Wenn jener die Religionsanstalt, die durch sie gegründet wurde, für ein nur durch Gottes übernatürliche Dazwischenkunft entstandenes Werk erklärt, so erkennt dieser ihr Dasein allerdings für einen deutlichen Beweis der Providenz und legt ihr vor allen andern menschlichen Anstalten und religiösen Instituten den höchsten universalhistorischen Werth bei, findet aber ihr Entstehen nur in dem gewöhnlichen Causalnexus unter Gottes Aufsicht gegründet. Wenn jener den historischen Theil des Christenthums und die Thatsachen, worauf es sich stüßt, zur wunderbarsten Episode in der Weltgeschichte macht, so prüft dieser die geschichtlichen Urkunden, in denen sie aufbewahrt sind, wie jede andere historische Nachricht der Vorwelt und läßt was er sich in derselben nicht genügend erklären kann auf sich selbst beruhen, ohne die Ansichten, in welchen sie gegeben sind, mit frivolem Leichtsinn zu behandeln. Kurz, wenn sich jener nach Maßgabe dieser Urkunden und in der Vorausseßung, daß sie in allen ihren Theilen und Säßen ein unmittelbarer Unterricht Gottes an die Menschen sind, ein System von Religionswahrheiten bildet, dem er sich kraft seiner Göttlichkeit mit unbedingtem Glauben hingiebt, wenn es auch hier und da seiner vernünftigen Einsicht widersprechen sollte oder doch Lehren aufstellt, die er nicht mit Hilfe eigenen Nachdenkens beweisen kann, so folgt dieser bei Gründung seines Glaubenssystems seiner eigenen Einsicht und denjenigen Wahrheiten, die in Bezug auf das Verhältniß des Menschen zu Gott der Scharfsinn vernünftiger Geschöpfe bereits aufgefunden hat, benugt bei diesem Geschäfte die Urkunden des Christenthums mit dankbarem Herzen, läßt jedoch alles was ihm nicht allgemeingiltige Lehre derselben zu sein scheint und was nicht in unmittelbarer Verbindung mit dem höchsten Zweck der Sittlichkeit steht als zeit- und ortgemäß auf sich selbst ruhen oder ganz fahren“ (S. 15 ff.).

Kahnis, Dogmatik. I.

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Erst nachdem sich der Rationalismus seiner Stellung zum positiven Protestantismus völlig klar geworden war, konnte das dogmatische Hauptwerk des Rationalismus, Wegscheider's Institutiones theologiae christianae dogmaticae (1815. 8. A. 1844) erscheinen. Der Verfasser vereinigte alle Eigenschaften, um der Normaldogmatiker seiner Richtung zu werden: Klarheit mit Beschränktheit, Gelehrsamkeit ohne Gewandtheit, Tiefe und Umfang des Geistes, redliches Streben aber ohne Verständniß dessen was jenseits des engen Lagers der eigenen Richtung lag, ein offenes, geradliniges, maßvolles aber auch durch und durch mittelmäßiges, auf bürgerlicher Heerstraße sich haltendes Wesen. Die Religion, welche ihren Ursprung in der vernünftigen Natur des Menschen hat, kann keine andere Norm haben als die, welche man in andern Gebieten des Geistes und Lebens anerkennt, nämlich die Vernunft, die oberste Geisteskraft des Menschen. Diese, das Vermögen der Ideen (p. 53), hat bei richtigem Gebrauch zu allen Zeiten übereinstimmende Resultate über Gott und göttliche Dinge gehabt. Sie fordert im Gewissen, dessen unbedingte Herrschaft jeder Mensch anerkennen muß, tugendhaften Wandel, auf Grund desselben den Glauben an einen höchsten Geist (p. 247), der in die Welt, welche er erschaffen hat, erhält und regiert, nicht unmittelbar eingreift und daher dem Menschen sich nicht durch Offenbarung und Wunder, sondern nur mittelbar bezeugt (p. 53), und zur Ausgleichung der Mißverhältnisse zwischen Würdigkeit und Glück ein vergeltendes Leben nach dem Tode (p. 701). Der Rationalismus verhält sich keinesweges ausschließend zur positiven Religion (p. 48), sondern nur zu der unmittelbaren Offenbarung, auf die sich alle positiven Religionen berufen. Schon die Thatsache, daß alle Religionen auf Offenbarung sich berufen, lehrt, daß man sich der Offenbarung einer positiven Religion nicht ohne Weiteres hingeben darf, sondern der Vernunft die Entscheidung über religiöse Wahrheit anheimstellen muß (p. 50). Der Rationalismus schließt sich an das Christenthum an. In examinando religionis alicujus positivae velut christianae argumento distinguunter quidem sententiae, quae in ea continentur, universales, velut idea virtutis Jesu Chr. dictis et exemplis commendatae, dei, animi immortalitatis, verae per se ipsae, a verborum, quibus olim comprehensae sunt, vestitu aetatis consuetudini accomodato et a symbolis, quae ad eas quasi oculis sub

jiciendas adhibita sunt: minime tamen eo tollitur omnis positiva, etiamisi haec quidem sensim emendetur, religionis tradendae forma, servatis historica ejus expositione et symbolis, quibus veras religionis ideas haud inepte adumbrat (p.48). Christlicher Rationalismus ist also die theologische Richtung, welche im Christenthume, zu dem sie sich bekennt, nur das anerkennt, was vernunftgemäß ist, das Vernunftgemäße aber von seiner positiven Grundlage nicht trennt. Darnach geht Wegscheider von der Schriftlehre aus, deren Beweisstellen mit Vollständigkeit und Objektivität zusammengestellt sind, giebt die Kirchenlehre in ihren entscheidenden Entwickelungspunkten und ihrem orthodoxen Abschluß summarisch und trocken, aber treu, und endet dann mit einer epicrisis, die ohne tiefere Vermittelung, aber klar und bestimmt ihr Endurtheil ausdrückt. In den Noten findet sich ein reiches literarisches Material sorgsam und sauber zusammengetragen. Aber die dort gefällten Urtheile beweisen, daß Wegscheider den Umschwung der Theologie seit Anfang dieses Jahrhunderts, namentlich die philosophische und die von Schleiermacher ausgegangene Theologie, zwar fleißig beobachtet, aber nicht verstanden hat.

Als zur Zeit der dreihundertjährigen Jubelfeier der Augsburgischen Konfession die Bekenntnißfrage mehrfach zur Sprache kam, hielt es Röhr, in Uebereinstimmung mit der von Schulz und Cöln ausgesprochenen Forderung eines bekenntnißmäßigen Ausdrucks der die protestantische Kirche dermalen einenden Glaubensüberzeugung, an der Zeit, den Rationalismus, welcher identisch sei mit dem Protestantismus, symbolisch in seinen Grund- und Glaubenssäßen (2. A. 1834) zu formuliren. Der constitutive Grundsaß des Protestantismus in Sachen der Lehre ist: Das Wort Gottes oder das Evangelium ist die einzige, sichere und ausreichende Richtschnur des christlichen Glaubens und Lebens, aber so, daß dem Einzelnen freie Auslegung und freie Lehre zusteht. Was insonderheit die Auslegung anbetrifft, so kann über das, was evange lisch ist, nur die mit den Forderungen und Bedürfnissen unserer Vernunft und unseres Gewissens zusammengehaltene Lehre Jesu Christi entscheiden (S. 54). Die regulativen Grundsäge des Protestantismus liegen in der Person und in der Lehre Jesu. Jesus Christus war ein Mann von höchster geistiger und sittlicher Vollkommenheit, der erhabenste und untrüglichste Lehrer und in der genauesten und innigsten

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